Charlotte Roche
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Feuchtgebiete (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 335 Min.
Sprecher: Roche, Charlotte
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Nach einer missglückten Intimrasur liegt Helen (18) im Krankenhaus. Sie wartet auf ihre geschiedenen Eltern. Unterdessen nimmt sie Bereiche ihres Körpers unter die Lupe, die gewöhnlich als unmädchenhaft gelten. Mutig und radikal rebelliert Roches Roman gegen den standardisierten Umgang mit dem weiblichen Körper – und erzählt dabei die wunderbar wilde Geschichte einer ebenso genusssüchtigen wie verletzlichen Heldin.
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Charlotte Roche wurde 1978 in England geboren und wuchs in Deutschland auf. Für ihre Arbeit als Fernsehmoderatorin, u.a. für Viva, ARTE und das ZDF, wurde sie mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

© Sandra Stein
Produktdetails
- Verlag: Random House Audio
- Erscheinungstermin: 5. März 2008
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783837175059
- Artikelnr.: 33595381
"... ein zwar ausgesprochen derbes, aber unterhaltsames Hörerlebnis."
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Lothar Müller gibt sich Mühe zu verstehen, was Charlotte Roches Buch "Feuchtgebiete" so erfolgreich macht, dass es selbst im internationalen Buchhandel Spitzenplätze belegt, und zwar in der deutschen Version. Um es gleich zu verraten: Einleuchten wird ihm das Ganze nicht, dafür wiegen die Minus-Punkte zu schwer: die abgedroschene Geschichte vom Scheidungspunkt, das seine Eltern wieder zusammenbringen will, die schlichte Prosa, das immergleiche Geplappere, das seinen Witz aus der vermeintlichen Nüchternheit bezieht, mit der hier die Intimbereiche, Ausscheidungen und Flüssigkeiten des weiblichen Körpers erkundet werden. Immerhin muss Müller zugeben gelacht zu haben, halb aus "peinlicher Berührtheit", halb aus "Genuss an der polemischen Energie", mit der Roche hier dem schmutzigen Körper zu einem großem, wenn auch "überkandidelten Comedy-Auftritt" verhilft. Denn wenn er dem Buch und seiner "Propaganda für das Ungewaschensein" etwas positiv anrechnet, dann seine Opposition gegen die Heidi-Klum-Welt der "reinen, schönen Körperoberfläche".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Sexualität ist Wahrheit
Mehr als 400 000 verkaufte Bücher in vier Wochen: Was bedeutet der Erfolg von Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete"?
Mit ihrem ersten Roman hat die Fernsehmoderatorin Charlotte Roche dem Fräuleinwunder in der deutschen Zeitgeistliteratur abrupt ein Ende gemacht. Ob ihm die "Schlacht der Krawall-Uschis" folgt, wie die Berliner "BZ" ihre Besprechung von "Feuchtgebiete" übertitelte, ist zu bezweifeln. Bei seinem Erscheinen vor sechs Wochen wurde das Buch in den Medien kurz und heftig abgefeiert und dann vergessen. Die meisten Rezensenten urteilten reflexhaft und ließen sich von der schwer einzuordnenden Art der Obszönität, mit der die Autorin spielt, zu polemischen Tönen hinreißen. Erst bei der
Mehr als 400 000 verkaufte Bücher in vier Wochen: Was bedeutet der Erfolg von Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete"?
Mit ihrem ersten Roman hat die Fernsehmoderatorin Charlotte Roche dem Fräuleinwunder in der deutschen Zeitgeistliteratur abrupt ein Ende gemacht. Ob ihm die "Schlacht der Krawall-Uschis" folgt, wie die Berliner "BZ" ihre Besprechung von "Feuchtgebiete" übertitelte, ist zu bezweifeln. Bei seinem Erscheinen vor sechs Wochen wurde das Buch in den Medien kurz und heftig abgefeiert und dann vergessen. Die meisten Rezensenten urteilten reflexhaft und ließen sich von der schwer einzuordnenden Art der Obszönität, mit der die Autorin spielt, zu polemischen Tönen hinreißen. Erst bei der
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Beurteilung griff man auf literarische Kriterien zurück: Das geradezu romantische Happy End des Romans schien seine Radikalität zu entschärfen und lieferte einen Vorwand, der Autorin eine effekthascherische Konstruktion vorzuwerfen, die am Ende nicht aufgeht. Die sensationellen Verkaufszahlen belegen jedoch, dass Charlotte Roche einen Nerv getroffen hat, der sich so schnell nicht wieder beruhigen lässt. Denn ihr Roman über eine junge Frau namens Helen, die eine Hämorrhoidenoperation ins Krankenhaus führt, bleibt gerade durch seine Widersprüchlichkeit eine Irritation, die in ihren moralischen Implikationen weit über den Schock der systematischen Tabuverletzung hinausgeht. Ungefragt werden wir von Roche in die Position des Klinikpersonals versetzt, dem nichts Menschliches fremd ist, und hören alarmiert einer Patientin zu, die sich weigert, mit ihrer Intimsphäre auch ihr Selbstbewusstsein aufzugeben. Während Helen uns mit einer Direktheit, die Matthias Grünewald und Lucian Freud erröten lassen würde, über ihre gequälten Körperregionen informiert und dabei ganz unklinisch von "wolkenförmigen Hautlappen", "Muschiflora", "Hahnenkämmen" und ihrem "Perlenrüssel" spricht, ertrotzt sie sich eine Würde, die sonst denen vorbehalten bleibt, die das Pech nicht bäuchlings, ohne Decke und mit offenem OP-Hemd in ein viel frequentiertes Krankenhauszimmer verschlägt. Um Würde müssen plötzlich die Zuschauer kämpfen, die der sprachlichen Verarbeitung dessen, was sie täglich sehen, nicht gewachsen sind.
Weil sie die Operation nicht defätistisch hinnimmt, sondern wie ein um den Schleier der Natur unbesorgter Naturwissenschaftler allen Aspekten ihrer Erkrankung auf den Grund geht, löst es kaum noch Überraschung aus, dass sie von der Rosettenzone ihrer Hämorrhoiden umstandslos zu den weiblichen Geschlechtsorganen übergeht, die nun einmal in der Nähe liegen. Trotzdem ist diese Gratwanderung eine Sensation, denn sie springt von den Bereichen des Schmerzes zu denen der Lust, als wäre das in höherem Sinne alles eins.
So erfahren wir, dass Helen auch im Sexleben die Forscherbrille aufhat, den individuellen Vorlieben und Perversionen ihrer Partner nachgeht und mit den eigenen experimentiert. Damit hat Charlotte Roche sich das Etikett des Pornographischen eingehandelt. Dabei ist die Lust gar nicht der Nenner, auf den sich Helens Neugier reduzieren lässt. Vielmehr bewegt sie sich sicher jenseits jenes Lustprinzips, das Sigmund Freud nach dem Ersten Weltkrieg revidieren musste. Die Angstträume von Kriegsheimkehrern hatten seine Erkenntnisse über den Traum als verhüllter Wunscherfüllung ins Wanken gebracht. Freud zog sich aus der Affäre, indem er es als Lusterlebnis deutete, von Ereignissen zu träumen, die den Träumer im Schützengraben traumatisch überfallen hatten. In der nachträglichen Simulation konnte er jene Angst vor dem Entsetzlichen aufbauen, zu der es ihm ursprünglich keine Zeit ließ. Denn nur ein vorhergesehenes Übel, so Freud, erlaubt es dem Individuum, sich innerlich dafür zu rüsten. Ohne solche Abwehrkräfte geht der Schock an die Substanz.
Für Helen war die Trennung ihrer Eltern so ein traumatisches Erlebnis. Sie quittiert es mit der bitteren Bemerkung: "Nur zu bleiben, solange die Liebe noch da ist, reicht nicht, wenn man Kinder hat." Dass Helen sich sterilisieren ließ, wie wir beiläufig erfahren, geht mit diesem Satz eine Heisenbergsche Unschärferelation ein, die nur zwei einander ausschließende Deutungen zulässt. Entweder Roches Heldin ist naturnahe Erotomanin, die alles den Körper Betreffende wie ein großes Abenteuer angeht und die Sabotagen der Hygieneindustrie verachtet, aber bei der Sterilisation eine Ausnahme macht, weil sie bei ihren Eskapaden durch keine Schwangerschaft ins Stolpern kommen will. Oder sie ist ein gebranntes Scheidungskind, das im Dschungel zeitgenössischer Sexbesessenheit nach Liebe und einer Treue sucht, der sie den Härtetest der Familiengründung nicht mehr zutraut. Furcht vor den Strapazen einer Geburt wird kaum der Grund für die Sterilisation sein. Denn in der Hoffnung, ihre Eltern durch einen verlängerten Klinikaufenthalt doch noch zusammenzuführen, fügt Helen sich bedenkenlos eine schreckliche Verletzung zu. Das Thema Geburt lässt andere Warnlichter aufleuchten: In der Kindheit wurde sie heimliche Zeugin eines Gesprächs, in dem ihr Vater einem Freund davon berichtete, "wie schlimm es für ihn war, bei meiner Geburt zugucken zu müssen". So wie Helen bei der Begutachtung ihrer OP-Wunde malt auch ihr Vater alle Details der ihn überfordernden Szene inbrünstig aus. Der Freund flüchtet sich in Gelächter: Denn "über das, wovor man am meisten Angst hat", so Helen, "lacht man immer am lautesten". Es bleibt in der Schwebe, ob Helen die eigene Geburt für die Trennung der Eltern verantwortlich macht. Klar ist auf alle Fälle, dass Charlotte Roche das Lachen für eine noch bessere Traumaprophylaxe hält als den Albtraum. Ihr satirischer Roman setzt sich beherzt dafür ein, dass die Beziehungen zwischen Mann und Frau nicht noch einmal an unzureichender Aufklärung scheitern. So macht sich ihre Heldin systematisch mit allen Eventualitäten des Liebeslebens vertraut. Ihr Verhalten ist ein einziges Antiprogramm zum Treuephantasma, ein Abwehrzauber und eine Flucht nach vorn, die jeder möglichen neuen Verletzung zuvorkommen möchte. "Eine Art sexuelle Überforderung von sich selber", nannte Roche das in einem Interview: "Die will sich stählen für irgendwelche Ernstfälle."
Zur Errichtung dieses Frühwarnsystems macht sich Helen systematisch mit der Grauzone des männlichen Sexuallebens vertraut. Sie besucht Bordelle, wo sie Prostituierte auswählt und mit ihnen ins Bett geht, phantasiert von pubertären Spermaorgien auf Pizzadienstlieferungen und beschäftigt sich ausführlich mit dem Onanieren. Doch so wie die überdrehten und aufs Technische abhebenden Onanieszenen ohne stimulierende Phantasmen, Bildvorlagen und ideale Partner auskommen, bleiben auch die Bordellszenen schemenhaft und konstruiert. Im "Playboy" äußerte sich die Autorin positiv zur Pornographie. Doch im "Spiegel"-Gespräch gestand sie: "Das Pin-up, das ich auf einem C&A-Plakat sehe, wenn ich mein Kind zum Kindergarten fahre, das stört mich auch." Roche begründet ihre Aversion damit, dass der in der Öffentlichkeit ad nauseam propagierte Sex "langweiliger, flacher, spießiger und unaufregender" sei als die Wirklichkeit: "Ich bin für mehr Sex - mehr Schweinereien, keine Tabus. Ich glaube, dass es vom echten Sex, dem Sex, der riecht und schmeckt und schmutzige Geräusche macht, nie genug geben kann." Die Differenz, die Charlotte Roche mit dem C&A-Plakat aufmacht, ist keine zwischen Sex und Sex, sondern eine zwischen Sex und idealisierten Sexobjekten, die unaufgeregt im Sinne des von Freud definierten weiblichen Narzissmus und "flach" im Sinne des geschlossenen, wenn auch weitgehend nackten Körpers sind. Sie sind Charlotte Roche ein Dorn im Auge, während sie das pornographische Spektakel aufgelöster Leiber begrüßt. Insofern ist "Feuchtgebiete" auch ein Pamphlet gegen die Pin-up-Kultur der lückenlos Attraktiven und die Zumutung, die sie für wirkliche Frauen bedeutet. "Was diese Frauen aber nicht wissen", so Helen über die Blondierungs-, Maniküre-, Peeling- und Intimwaschkünstlerinnen, die eine solche Kultur hervorbringt: "Je mehr sie sich um all diese kleinen Stellen kümmern, desto unbeweglicher werden sie. Ihre Haltung wird steif und unsexy, weil sie sich ihre ganze Arbeit nicht kaputtmachen wollen."
Vielleicht, um nicht in unerwünschte Nachbarschaft zu geraten, spart die Helen in den Mund gelegte Hygieneliste die Martyrien aus, denen sich all die unterwerfen, die kein klassischen Proportionen gehorchendes Gesicht und einen achtzehnjährigen Modelkörper besitzen. Schönheitsoperationen, teure Spa-Aufenthalte und Hungerkuren haben hier bekanntlich ein weites Feld. Dabei weiß Charlotte Roche, dass "Feuchtgebiete" gerade auch diese Bastion in Angriff nimmt und mit der proklamierten Rückkehr zu den fünf Sinnen in der öffentlichen Sexverhandlung an der Diktatur der Optik rüttelt. Der Eros, den sie beschwört, sendet nicht nur Gerüche aus, erlaubt sich Tuchfühlung und durchdringende Blicke, er macht auch den Mund auf. Helens schamlose Reden wirken auf ihren Pfleger Robin anziehend.
"Feuchtgebiete" ist auch ein Crash-Kurs in Sachen Verführung, und das macht den Roman vielleicht am deutlichsten zum Hybrid des Feminismus. Eckhard Fuhr wies in der "Welt" darauf hin, dass Charlotte Roche einen Faden aufnimmt, den der Feminismus vor dreißig Jahren fallen ließ. Vielleicht sollte man eher von einer aufgefischten Fahrradkette sprechen, denn Helen steht auf die Schmerzlust der Piercings. Wo aber Punk und Emanze sich treffen, da geht es um die Verachtung der aufgebrezelten Frau: "Was ihre physische Erscheinung betrifft, leiden Frauen unter Gehirnwäsche", schrieb Germaine Greer 1971: "Ihre Haltung dem eigenen Körper gegenüber ist oft apologetisch, denn sie vergleichen ihn mit dem plastischen Objekt des Begehrens, das durch die Medien verbreitet wird." Greers Diagnose löste unter politisch denkenden Frauen eine Welle demonstrativer Entspannung aus. Ohne Rücksicht auf Attraktivitätswerte warfen sie ihr Make-up in den Abfall, zogen bequeme Gummisohlenschuhe, Beutelhosen und lagenreiche Kleider an und wurden prompt als "Möchtegern-Kräuterhexen" abgestempelt. Bis heute leidet die weibliche Emanzipationsbewegung am Image, das damals geboren wurde, einem Frauenbild, das islamischen Verhüllungsgepflogenheiten in mancher Hinsicht näher ist als der Barbiewelt von Mattel. Der Frauenkörper löste sich unter Stoffschichten auf und verquoll auf schweren Schritten mit der Umwelt. Damit aktivierte er eine archaische Furcht vor den ausufernden Dimensionen mütterlicher Weiblichkeit und jenem Verschlungenwerden, das Freud als Angstvision dem Ödipuskomplex zugrunde legte. Wenn Charlotte Roche die Hämorrhoiden ihrer Protagonistin mit den "Fangarmen einer Seeanemone" vergleicht, greift sie genüsslich auf dieses phantasmagorische Horrorkabinett zurück.
Das mit dem Tod auf Du und Du lebende Mittelalter nahm körperliche Monstrositäten gelassener hin. Für den Christen war jeder Leib grotesk und ein stets gegenwärtiges Mal der Sünde. Deshalb störte sich niemand daran, dass das Intimleben auf der Straße stattfand, Kranke und Verrückte nicht weggeschlossen wurden und peinliche Strafen der Volksbelustigung dienten. Der groteske Leib, schrieb Michail M. Bachtin in seinem Rabelaisbuch, "ist ein werdender Leib. Er ist niemals fertig, niemals abgeschlossen. Er schlingt die Welt in sich hinein und wird selber von der Welt verschlungen. Die wesentliche Rolle im grotesken Leib spielen deshalb jene Teile, jene Stellen, wo er über sich hinauswächst." Was Bachtin nun aufzählt, ist ein Katalog der rocheschen Lieblingsthemen: "Ausscheidungen (Kot, Urin, Schweiß, Nasenschleim, Mundschleim), Begattung, Schwangerschaft, Niederkunft, Körperwuchs, Altern, Krankheiten, Tod, Zerfetzung, Zerteilung". Mit dem Schwinden der christlichen Glaubensgewissheit ist dieses Schauspiel des reproduktiven Körpers, über dem kein beruhigender Jenseitsvorhang mehr fällt, immer unerträglicher geworden. 1766 führt Lessing den modernen Leibeskanon ein, der alle Sekretbereiche des Körpers als nicht abbildbar unterdrückt. An der antiken Figurengruppe des mit zwei Schlangen ringenden Laokoon erläutert er die Grenzen der klassischen Figurendarstellung: Der Schmerz des Trojaners ist nur an den gespannten Muskeln abzulesen, er "äußert sich dennoch mit keiner Wut in dem Gesichte und in der ganzen Stellung. Er erhebt kein schreckliches Geschrei; die Öffnung des Mundes gestattet es nicht." Der Bildhauer gönnte dem Gequälten nur ein leises Stöhnen. Warum? Weil der aufgerissene Mund "das Gesicht auf eine ekelhafte Weise verstellet". Das Mitleid, das Laokoon verdient, wäre durch die in Stein gehauene Verewigung seines Schreis auf der Strecke geblieben. Von der Hässlichkeit des undressierten Leibs wendet Lessings Betrachter sich mit "Unlust" ab.
An diese Einsicht haben sich die medialen Erben der klassischen Ästhetik bis heute gehalten. Sowie es Lust zu erzeugen gilt, und das ist der Zweck des kommerziellen Spektakels, wird das groteske Eigenleben des Körpers unter Verschluss gehalten. Alles, was als Pornographisierung des öffentlichen Raums diskutiert wird und was Charlotte Roche mit dem C&A-Pin-up herbeizitiert, fällt unter den klassischen Kanon. Die meist weibliche Blöße, mit der uns der Werbemarkt bombardiert, entspricht dem, was Brad Easton Ellis in "American Psycho" als "hardbody" bezeichnet und was Bachtin die "massive und taube Fassade" des Körpers nennt: "Alles, was herausragt und absteht, alle scharf ausgeprägten Extremitäten, Auswüchse und Knospungen, wird entfernt, weggelassen, zugedeckt." Von Bachtins Mittelalter aus müssen die makellosen Ikonen, mit denen die Konsumwelt das Bewusstsein flutet, als postreligiöse Versicherung gegen den grotesken Leib verstanden werden. Trotzdem wird die schöne, der Zeit trotzende Nacktheit seit den Sechzigern mit Wahrheit, Natur und Aufklärung gleichgesetzt. Dabei ist sie die Lebenslüge eines Kapitalismus, der die klassische Gestalt des Menschen längst in ihre zahllosen, vermarktbaren Teile zerlegt hat und aus der Genomanalyse eine Aktiengesellschaft macht: nur weil der Konsument seine beschämende Unvollkommenheit durch stets neue Warenfetische zu kaschieren sucht, kann das biotechnologische Zeitalter zur Hochform auflaufen.
"Feuchtgebiete" deshalb als Plädoyer für die Rückkehr zur Natur zu lesen, übersieht, wie jüngst Winfried Menninghaus in seinem Darwin-Buch zeigte, dass nichts so raffiniert ist wie die Natur. Auch bei Charlotte Roches Interesse am grotesken Körper handelt es sich um keinen grünen Werbefeldzug zur sexuellen Artenerhaltung, sondern um ein Experiment. Indem Helen den Körper mit seinen polymorph-perversen Trieben fest ins Auge fasst, legt sie einen sprachlichen Boden, wo in der euphemistischen Gesellschaft der stumme Schrecken vor der je eigenen Monstrosität gelauert hat. Wie schon die Schwulenbewegung zeigte, wird das Peinliche ins Selbstbewusstsein aufgenommen, sobald es formuliert ist. Was einen Ort in der Sprache hat, wird nicht länger verdrängt und muss nicht provozierend demonstriert werden. In diesem Sinne schafft Roches Roman die Grundlage für ein weibliches Selbstbild, in das die Differenz zwischen intimer Wirklichkeit und öffentlicher Inszenierung ganz selbstverständlich eingespeist ist und souverän verwaltet werden kann.
Autoren wie Lessing und Richard Sennett haben plausible Gründe dafür geliefert, warum man die Promenade nicht als Abort benutzen, im Restaurant rülpsen, im Zug in der Nase, den Zähnen oder Zehen bohren, Sex in den Supermarkt verlegen oder auf andere Weise allzu deutlich seine Triebe spazieren führen sollte. Die Lust des einen erzeugt im anderen Unlust, wie Lessing bemerkte, schon weil sie den sich Gehenlassenden physisch entstellt. In einer Gesellschaft, die jeden laufend mit zahllosen Fremden konfrontiert, hängt das Funktionieren von einer gewissen Geschäftsmäßigkeit der Beziehungen und der Möglichkeit ab, von der Kreatürlichkeit der anderen abstrahieren zu dürfen. Trüge jeder seinen mittelalterlichen Leib zu Markte, wären wir unablässig in den Strudel seiner biologischen Funktionen hineingezogen. Die Unlust, die im Widerstand gegen solche Zumutung entsteht, würde das allgemeine Aggressionspotential unnötig steigern.
Deshalb ist der historische Referenzpunkt für "Feuchtgebiete" nicht das Mittelalter, sondern die Kultur des achtzehnten Jahrhunderts. Eine Epoche, in der, wie Richard Sennett nicht genügend loben kann, jeder öffentlich Theater spielte und das auch vom anderen wusste. Seinen Zeitgenossen wirft der Soziologe vor, dass sie sich mit ihren Rollen identifizieren und von ihren öffentlichen Repräsentanten weniger eine solide Politik als ein Privatleben erwarten, das moralischen Idealen lückenlos entspricht. Roches Roman spricht es aus, dass heute vor allem Frauen der Verwechslung von Rolle und Realität zum Opfer fallen. Dabei könnten sie mit den Idealen, die sich nicht erreichen lassen, spielerisch umgehen. Denn in der Sexualität geht es immer um die Wirklichkeit hinter der Fassade. Erotisch ist, wer seine Schwächen kennt und sie nicht nur in Kauf nimmt, sondern seine Erscheinung gelegentlich für intime Signale durchsichtig macht. Ist die Andeutung des eigenen grotesken Leibs doch die vielleicht galanteste Form der Höflichkeit, weil sie auch andere vom Perfektionsanspruch entlastet. Genau hier fängt die Verführung an. Es ist das Skandalon des Romans, dass Robin von Helens schamloser Leiblichkeit nicht abgestoßen wird, im Gegenteil, er nimmt sie mit nach Haus. Gehört die Verwechslung von blendender Schönheit und Verführungskraft doch zu den notorischen Zeitgeistirrtümern. So wurde die große Verführerin Anne Boleyn in "Die Schwester der Königin" von Justin Chadwick jüngst mit Natalie Portman besetzt - die auf den ersten Blick so attraktiv ist, dass Verführungskünste völlig überflüssig scheinen. Stephen Frears wusste noch, dass der Verführer nicht schön sein darf, und wählte bei der Verfilmung der "Gefährlichen Liebschaften" vor zwanzig Jahren John Malkovich für die Rolle des Valmont.
"Solche Frauen", sagt Helen von den Rasierten und Gekämmten, "traut sich doch keiner durchzuwuscheln und zu ficken." Damit fordert sie das Klischee heraus, die Wahl des Sexualobjekts laufe bis heute evolutionistisch ab und werde von Fortpflanzungskriterien dominiert, die biometrischer Perfektion, männlichen Muskelpaketen und weiblicher Jungfrauenanmut den Vorzug geben. In der von Georg Franck beschriebenen Aufmerksamkeitsökonomie ist dieses Ideologem zur self-fulfilling prophecy geworden. Wie Helen predigt, kann aber nur der fehlerhafte, unfertige und ergänzungsbedürftige Leib eine Anziehungskraft entfalten, die der Sexualität gewachsen ist. "Knochiges leeres Gesicht", beschrieb Franz Kafka nach der ersten Begegnung Felice Bauer, "fast zerbrochene Nase", "reizloses Haar, starkes Kinn".
Und doch entwickelte er für sie eine Passion wie kaum für eine andere Frau. Verführbarkeit und Verführung haben mit der Freiheit zu tun, vom großen Marschweg abzuweichen. Wenn man den ersten Anzeichen bei Autoren wie Charlotte Roche, Iris Hanika und Clemens Meyer trauen darf, nimmt die Literatur von den Hardbodies Abschied, die auch bei Michel Houellebecq die Romanhandlung diktieren. Selbst der Autor der "Wohlgesinnten" Jonathan Littell bekannte jüngst, dass ihn an seinem SS-Stoff weniger die schneidige Gestalt des perfekten Soldaten als das Phantasma der Orgie interessierte. Schneidigkeit und Orgie sind die beiden Pole von Gesellschaften, in denen es keine Verführung gibt. Sie ist eine Begleiterscheinung wirklich aufgeklärter, erwachsener Kulturen, deren Mitglieder im Bewusstsein der Krise leben, statt sich in soziale Idyllen zu träumen. Zu diesen Idyllen zählt die Münzautomatenökonomie der männlichen Triebabfuhr genauso wie der weibliche Traum von der ewigen Liebe. Nur wer weiß, dass das Glück "gebrechlich" ist, wie Kleist am Ende der "Marquise" schreibt, wird von Wechselfällen nicht entmutigt und nimmt den Kampf auch in der Liebe mit Widerständen auf. Insofern ist die Wall Street wirklich, wie Brad Easton Ellis meinte, die Hieroglyphe unserer Gegenwart. Dort wechseln ständig Glück und Pech, und alle machen weiter und trinken darauf. Dabei hängen die viel beneideten Boni der Finanzjongleure unmittelbar mit der Risikoscheu des Rests zusammen. Im Geschäftsleben beginnt sich das Wissen um die Bedeutung von Spiel und Verführung durchzusetzen. Nur im Privatleben gilt Diplomatie weiterhin als genauso überflüssig wie spielerische Unberechenbarkeit. Dort herrschen zwei fundamentalistische Sätze: Biologie ist Schicksal, und Sublimation ist verlogen. Zu dieser Tyrannei der Intimität ist Charlotte Roches Buch nur auf den ersten Blick zu zählen. Denn die Intimität, die Richard Sennett beklagte, verlangt vom anderen weniger Transparenz als Kunstlosigkeit. Für die frustrierten Idyllen in unseren Köpfen ist Helen ein gefährliches Monstrum, das uns daran erinnert, dass wir nicht sind, wie wir uns geben. Charlotte Roche ist sprachlich etwas fast Unmögliches gelungen. Sie versöhnt uns mit dem Beschämenden, bei dem alle Verführung anfängt. Indem ihr kaltblütiger Seiltanz den grotesken Leib begnadigt, erlöst er die Erotik aus der Verfallenheit ans vollkommene Bild. "Feuchtgebiete" ermächtigt zum Spiel mit der individuellen Versehrtheit und ermutigt den kunstlosen Sexus, endlich erwachsen zu werden.
INGEBORG HARMS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Weil sie die Operation nicht defätistisch hinnimmt, sondern wie ein um den Schleier der Natur unbesorgter Naturwissenschaftler allen Aspekten ihrer Erkrankung auf den Grund geht, löst es kaum noch Überraschung aus, dass sie von der Rosettenzone ihrer Hämorrhoiden umstandslos zu den weiblichen Geschlechtsorganen übergeht, die nun einmal in der Nähe liegen. Trotzdem ist diese Gratwanderung eine Sensation, denn sie springt von den Bereichen des Schmerzes zu denen der Lust, als wäre das in höherem Sinne alles eins.
So erfahren wir, dass Helen auch im Sexleben die Forscherbrille aufhat, den individuellen Vorlieben und Perversionen ihrer Partner nachgeht und mit den eigenen experimentiert. Damit hat Charlotte Roche sich das Etikett des Pornographischen eingehandelt. Dabei ist die Lust gar nicht der Nenner, auf den sich Helens Neugier reduzieren lässt. Vielmehr bewegt sie sich sicher jenseits jenes Lustprinzips, das Sigmund Freud nach dem Ersten Weltkrieg revidieren musste. Die Angstträume von Kriegsheimkehrern hatten seine Erkenntnisse über den Traum als verhüllter Wunscherfüllung ins Wanken gebracht. Freud zog sich aus der Affäre, indem er es als Lusterlebnis deutete, von Ereignissen zu träumen, die den Träumer im Schützengraben traumatisch überfallen hatten. In der nachträglichen Simulation konnte er jene Angst vor dem Entsetzlichen aufbauen, zu der es ihm ursprünglich keine Zeit ließ. Denn nur ein vorhergesehenes Übel, so Freud, erlaubt es dem Individuum, sich innerlich dafür zu rüsten. Ohne solche Abwehrkräfte geht der Schock an die Substanz.
Für Helen war die Trennung ihrer Eltern so ein traumatisches Erlebnis. Sie quittiert es mit der bitteren Bemerkung: "Nur zu bleiben, solange die Liebe noch da ist, reicht nicht, wenn man Kinder hat." Dass Helen sich sterilisieren ließ, wie wir beiläufig erfahren, geht mit diesem Satz eine Heisenbergsche Unschärferelation ein, die nur zwei einander ausschließende Deutungen zulässt. Entweder Roches Heldin ist naturnahe Erotomanin, die alles den Körper Betreffende wie ein großes Abenteuer angeht und die Sabotagen der Hygieneindustrie verachtet, aber bei der Sterilisation eine Ausnahme macht, weil sie bei ihren Eskapaden durch keine Schwangerschaft ins Stolpern kommen will. Oder sie ist ein gebranntes Scheidungskind, das im Dschungel zeitgenössischer Sexbesessenheit nach Liebe und einer Treue sucht, der sie den Härtetest der Familiengründung nicht mehr zutraut. Furcht vor den Strapazen einer Geburt wird kaum der Grund für die Sterilisation sein. Denn in der Hoffnung, ihre Eltern durch einen verlängerten Klinikaufenthalt doch noch zusammenzuführen, fügt Helen sich bedenkenlos eine schreckliche Verletzung zu. Das Thema Geburt lässt andere Warnlichter aufleuchten: In der Kindheit wurde sie heimliche Zeugin eines Gesprächs, in dem ihr Vater einem Freund davon berichtete, "wie schlimm es für ihn war, bei meiner Geburt zugucken zu müssen". So wie Helen bei der Begutachtung ihrer OP-Wunde malt auch ihr Vater alle Details der ihn überfordernden Szene inbrünstig aus. Der Freund flüchtet sich in Gelächter: Denn "über das, wovor man am meisten Angst hat", so Helen, "lacht man immer am lautesten". Es bleibt in der Schwebe, ob Helen die eigene Geburt für die Trennung der Eltern verantwortlich macht. Klar ist auf alle Fälle, dass Charlotte Roche das Lachen für eine noch bessere Traumaprophylaxe hält als den Albtraum. Ihr satirischer Roman setzt sich beherzt dafür ein, dass die Beziehungen zwischen Mann und Frau nicht noch einmal an unzureichender Aufklärung scheitern. So macht sich ihre Heldin systematisch mit allen Eventualitäten des Liebeslebens vertraut. Ihr Verhalten ist ein einziges Antiprogramm zum Treuephantasma, ein Abwehrzauber und eine Flucht nach vorn, die jeder möglichen neuen Verletzung zuvorkommen möchte. "Eine Art sexuelle Überforderung von sich selber", nannte Roche das in einem Interview: "Die will sich stählen für irgendwelche Ernstfälle."
Zur Errichtung dieses Frühwarnsystems macht sich Helen systematisch mit der Grauzone des männlichen Sexuallebens vertraut. Sie besucht Bordelle, wo sie Prostituierte auswählt und mit ihnen ins Bett geht, phantasiert von pubertären Spermaorgien auf Pizzadienstlieferungen und beschäftigt sich ausführlich mit dem Onanieren. Doch so wie die überdrehten und aufs Technische abhebenden Onanieszenen ohne stimulierende Phantasmen, Bildvorlagen und ideale Partner auskommen, bleiben auch die Bordellszenen schemenhaft und konstruiert. Im "Playboy" äußerte sich die Autorin positiv zur Pornographie. Doch im "Spiegel"-Gespräch gestand sie: "Das Pin-up, das ich auf einem C&A-Plakat sehe, wenn ich mein Kind zum Kindergarten fahre, das stört mich auch." Roche begründet ihre Aversion damit, dass der in der Öffentlichkeit ad nauseam propagierte Sex "langweiliger, flacher, spießiger und unaufregender" sei als die Wirklichkeit: "Ich bin für mehr Sex - mehr Schweinereien, keine Tabus. Ich glaube, dass es vom echten Sex, dem Sex, der riecht und schmeckt und schmutzige Geräusche macht, nie genug geben kann." Die Differenz, die Charlotte Roche mit dem C&A-Plakat aufmacht, ist keine zwischen Sex und Sex, sondern eine zwischen Sex und idealisierten Sexobjekten, die unaufgeregt im Sinne des von Freud definierten weiblichen Narzissmus und "flach" im Sinne des geschlossenen, wenn auch weitgehend nackten Körpers sind. Sie sind Charlotte Roche ein Dorn im Auge, während sie das pornographische Spektakel aufgelöster Leiber begrüßt. Insofern ist "Feuchtgebiete" auch ein Pamphlet gegen die Pin-up-Kultur der lückenlos Attraktiven und die Zumutung, die sie für wirkliche Frauen bedeutet. "Was diese Frauen aber nicht wissen", so Helen über die Blondierungs-, Maniküre-, Peeling- und Intimwaschkünstlerinnen, die eine solche Kultur hervorbringt: "Je mehr sie sich um all diese kleinen Stellen kümmern, desto unbeweglicher werden sie. Ihre Haltung wird steif und unsexy, weil sie sich ihre ganze Arbeit nicht kaputtmachen wollen."
Vielleicht, um nicht in unerwünschte Nachbarschaft zu geraten, spart die Helen in den Mund gelegte Hygieneliste die Martyrien aus, denen sich all die unterwerfen, die kein klassischen Proportionen gehorchendes Gesicht und einen achtzehnjährigen Modelkörper besitzen. Schönheitsoperationen, teure Spa-Aufenthalte und Hungerkuren haben hier bekanntlich ein weites Feld. Dabei weiß Charlotte Roche, dass "Feuchtgebiete" gerade auch diese Bastion in Angriff nimmt und mit der proklamierten Rückkehr zu den fünf Sinnen in der öffentlichen Sexverhandlung an der Diktatur der Optik rüttelt. Der Eros, den sie beschwört, sendet nicht nur Gerüche aus, erlaubt sich Tuchfühlung und durchdringende Blicke, er macht auch den Mund auf. Helens schamlose Reden wirken auf ihren Pfleger Robin anziehend.
"Feuchtgebiete" ist auch ein Crash-Kurs in Sachen Verführung, und das macht den Roman vielleicht am deutlichsten zum Hybrid des Feminismus. Eckhard Fuhr wies in der "Welt" darauf hin, dass Charlotte Roche einen Faden aufnimmt, den der Feminismus vor dreißig Jahren fallen ließ. Vielleicht sollte man eher von einer aufgefischten Fahrradkette sprechen, denn Helen steht auf die Schmerzlust der Piercings. Wo aber Punk und Emanze sich treffen, da geht es um die Verachtung der aufgebrezelten Frau: "Was ihre physische Erscheinung betrifft, leiden Frauen unter Gehirnwäsche", schrieb Germaine Greer 1971: "Ihre Haltung dem eigenen Körper gegenüber ist oft apologetisch, denn sie vergleichen ihn mit dem plastischen Objekt des Begehrens, das durch die Medien verbreitet wird." Greers Diagnose löste unter politisch denkenden Frauen eine Welle demonstrativer Entspannung aus. Ohne Rücksicht auf Attraktivitätswerte warfen sie ihr Make-up in den Abfall, zogen bequeme Gummisohlenschuhe, Beutelhosen und lagenreiche Kleider an und wurden prompt als "Möchtegern-Kräuterhexen" abgestempelt. Bis heute leidet die weibliche Emanzipationsbewegung am Image, das damals geboren wurde, einem Frauenbild, das islamischen Verhüllungsgepflogenheiten in mancher Hinsicht näher ist als der Barbiewelt von Mattel. Der Frauenkörper löste sich unter Stoffschichten auf und verquoll auf schweren Schritten mit der Umwelt. Damit aktivierte er eine archaische Furcht vor den ausufernden Dimensionen mütterlicher Weiblichkeit und jenem Verschlungenwerden, das Freud als Angstvision dem Ödipuskomplex zugrunde legte. Wenn Charlotte Roche die Hämorrhoiden ihrer Protagonistin mit den "Fangarmen einer Seeanemone" vergleicht, greift sie genüsslich auf dieses phantasmagorische Horrorkabinett zurück.
Das mit dem Tod auf Du und Du lebende Mittelalter nahm körperliche Monstrositäten gelassener hin. Für den Christen war jeder Leib grotesk und ein stets gegenwärtiges Mal der Sünde. Deshalb störte sich niemand daran, dass das Intimleben auf der Straße stattfand, Kranke und Verrückte nicht weggeschlossen wurden und peinliche Strafen der Volksbelustigung dienten. Der groteske Leib, schrieb Michail M. Bachtin in seinem Rabelaisbuch, "ist ein werdender Leib. Er ist niemals fertig, niemals abgeschlossen. Er schlingt die Welt in sich hinein und wird selber von der Welt verschlungen. Die wesentliche Rolle im grotesken Leib spielen deshalb jene Teile, jene Stellen, wo er über sich hinauswächst." Was Bachtin nun aufzählt, ist ein Katalog der rocheschen Lieblingsthemen: "Ausscheidungen (Kot, Urin, Schweiß, Nasenschleim, Mundschleim), Begattung, Schwangerschaft, Niederkunft, Körperwuchs, Altern, Krankheiten, Tod, Zerfetzung, Zerteilung". Mit dem Schwinden der christlichen Glaubensgewissheit ist dieses Schauspiel des reproduktiven Körpers, über dem kein beruhigender Jenseitsvorhang mehr fällt, immer unerträglicher geworden. 1766 führt Lessing den modernen Leibeskanon ein, der alle Sekretbereiche des Körpers als nicht abbildbar unterdrückt. An der antiken Figurengruppe des mit zwei Schlangen ringenden Laokoon erläutert er die Grenzen der klassischen Figurendarstellung: Der Schmerz des Trojaners ist nur an den gespannten Muskeln abzulesen, er "äußert sich dennoch mit keiner Wut in dem Gesichte und in der ganzen Stellung. Er erhebt kein schreckliches Geschrei; die Öffnung des Mundes gestattet es nicht." Der Bildhauer gönnte dem Gequälten nur ein leises Stöhnen. Warum? Weil der aufgerissene Mund "das Gesicht auf eine ekelhafte Weise verstellet". Das Mitleid, das Laokoon verdient, wäre durch die in Stein gehauene Verewigung seines Schreis auf der Strecke geblieben. Von der Hässlichkeit des undressierten Leibs wendet Lessings Betrachter sich mit "Unlust" ab.
An diese Einsicht haben sich die medialen Erben der klassischen Ästhetik bis heute gehalten. Sowie es Lust zu erzeugen gilt, und das ist der Zweck des kommerziellen Spektakels, wird das groteske Eigenleben des Körpers unter Verschluss gehalten. Alles, was als Pornographisierung des öffentlichen Raums diskutiert wird und was Charlotte Roche mit dem C&A-Pin-up herbeizitiert, fällt unter den klassischen Kanon. Die meist weibliche Blöße, mit der uns der Werbemarkt bombardiert, entspricht dem, was Brad Easton Ellis in "American Psycho" als "hardbody" bezeichnet und was Bachtin die "massive und taube Fassade" des Körpers nennt: "Alles, was herausragt und absteht, alle scharf ausgeprägten Extremitäten, Auswüchse und Knospungen, wird entfernt, weggelassen, zugedeckt." Von Bachtins Mittelalter aus müssen die makellosen Ikonen, mit denen die Konsumwelt das Bewusstsein flutet, als postreligiöse Versicherung gegen den grotesken Leib verstanden werden. Trotzdem wird die schöne, der Zeit trotzende Nacktheit seit den Sechzigern mit Wahrheit, Natur und Aufklärung gleichgesetzt. Dabei ist sie die Lebenslüge eines Kapitalismus, der die klassische Gestalt des Menschen längst in ihre zahllosen, vermarktbaren Teile zerlegt hat und aus der Genomanalyse eine Aktiengesellschaft macht: nur weil der Konsument seine beschämende Unvollkommenheit durch stets neue Warenfetische zu kaschieren sucht, kann das biotechnologische Zeitalter zur Hochform auflaufen.
"Feuchtgebiete" deshalb als Plädoyer für die Rückkehr zur Natur zu lesen, übersieht, wie jüngst Winfried Menninghaus in seinem Darwin-Buch zeigte, dass nichts so raffiniert ist wie die Natur. Auch bei Charlotte Roches Interesse am grotesken Körper handelt es sich um keinen grünen Werbefeldzug zur sexuellen Artenerhaltung, sondern um ein Experiment. Indem Helen den Körper mit seinen polymorph-perversen Trieben fest ins Auge fasst, legt sie einen sprachlichen Boden, wo in der euphemistischen Gesellschaft der stumme Schrecken vor der je eigenen Monstrosität gelauert hat. Wie schon die Schwulenbewegung zeigte, wird das Peinliche ins Selbstbewusstsein aufgenommen, sobald es formuliert ist. Was einen Ort in der Sprache hat, wird nicht länger verdrängt und muss nicht provozierend demonstriert werden. In diesem Sinne schafft Roches Roman die Grundlage für ein weibliches Selbstbild, in das die Differenz zwischen intimer Wirklichkeit und öffentlicher Inszenierung ganz selbstverständlich eingespeist ist und souverän verwaltet werden kann.
Autoren wie Lessing und Richard Sennett haben plausible Gründe dafür geliefert, warum man die Promenade nicht als Abort benutzen, im Restaurant rülpsen, im Zug in der Nase, den Zähnen oder Zehen bohren, Sex in den Supermarkt verlegen oder auf andere Weise allzu deutlich seine Triebe spazieren führen sollte. Die Lust des einen erzeugt im anderen Unlust, wie Lessing bemerkte, schon weil sie den sich Gehenlassenden physisch entstellt. In einer Gesellschaft, die jeden laufend mit zahllosen Fremden konfrontiert, hängt das Funktionieren von einer gewissen Geschäftsmäßigkeit der Beziehungen und der Möglichkeit ab, von der Kreatürlichkeit der anderen abstrahieren zu dürfen. Trüge jeder seinen mittelalterlichen Leib zu Markte, wären wir unablässig in den Strudel seiner biologischen Funktionen hineingezogen. Die Unlust, die im Widerstand gegen solche Zumutung entsteht, würde das allgemeine Aggressionspotential unnötig steigern.
Deshalb ist der historische Referenzpunkt für "Feuchtgebiete" nicht das Mittelalter, sondern die Kultur des achtzehnten Jahrhunderts. Eine Epoche, in der, wie Richard Sennett nicht genügend loben kann, jeder öffentlich Theater spielte und das auch vom anderen wusste. Seinen Zeitgenossen wirft der Soziologe vor, dass sie sich mit ihren Rollen identifizieren und von ihren öffentlichen Repräsentanten weniger eine solide Politik als ein Privatleben erwarten, das moralischen Idealen lückenlos entspricht. Roches Roman spricht es aus, dass heute vor allem Frauen der Verwechslung von Rolle und Realität zum Opfer fallen. Dabei könnten sie mit den Idealen, die sich nicht erreichen lassen, spielerisch umgehen. Denn in der Sexualität geht es immer um die Wirklichkeit hinter der Fassade. Erotisch ist, wer seine Schwächen kennt und sie nicht nur in Kauf nimmt, sondern seine Erscheinung gelegentlich für intime Signale durchsichtig macht. Ist die Andeutung des eigenen grotesken Leibs doch die vielleicht galanteste Form der Höflichkeit, weil sie auch andere vom Perfektionsanspruch entlastet. Genau hier fängt die Verführung an. Es ist das Skandalon des Romans, dass Robin von Helens schamloser Leiblichkeit nicht abgestoßen wird, im Gegenteil, er nimmt sie mit nach Haus. Gehört die Verwechslung von blendender Schönheit und Verführungskraft doch zu den notorischen Zeitgeistirrtümern. So wurde die große Verführerin Anne Boleyn in "Die Schwester der Königin" von Justin Chadwick jüngst mit Natalie Portman besetzt - die auf den ersten Blick so attraktiv ist, dass Verführungskünste völlig überflüssig scheinen. Stephen Frears wusste noch, dass der Verführer nicht schön sein darf, und wählte bei der Verfilmung der "Gefährlichen Liebschaften" vor zwanzig Jahren John Malkovich für die Rolle des Valmont.
"Solche Frauen", sagt Helen von den Rasierten und Gekämmten, "traut sich doch keiner durchzuwuscheln und zu ficken." Damit fordert sie das Klischee heraus, die Wahl des Sexualobjekts laufe bis heute evolutionistisch ab und werde von Fortpflanzungskriterien dominiert, die biometrischer Perfektion, männlichen Muskelpaketen und weiblicher Jungfrauenanmut den Vorzug geben. In der von Georg Franck beschriebenen Aufmerksamkeitsökonomie ist dieses Ideologem zur self-fulfilling prophecy geworden. Wie Helen predigt, kann aber nur der fehlerhafte, unfertige und ergänzungsbedürftige Leib eine Anziehungskraft entfalten, die der Sexualität gewachsen ist. "Knochiges leeres Gesicht", beschrieb Franz Kafka nach der ersten Begegnung Felice Bauer, "fast zerbrochene Nase", "reizloses Haar, starkes Kinn".
Und doch entwickelte er für sie eine Passion wie kaum für eine andere Frau. Verführbarkeit und Verführung haben mit der Freiheit zu tun, vom großen Marschweg abzuweichen. Wenn man den ersten Anzeichen bei Autoren wie Charlotte Roche, Iris Hanika und Clemens Meyer trauen darf, nimmt die Literatur von den Hardbodies Abschied, die auch bei Michel Houellebecq die Romanhandlung diktieren. Selbst der Autor der "Wohlgesinnten" Jonathan Littell bekannte jüngst, dass ihn an seinem SS-Stoff weniger die schneidige Gestalt des perfekten Soldaten als das Phantasma der Orgie interessierte. Schneidigkeit und Orgie sind die beiden Pole von Gesellschaften, in denen es keine Verführung gibt. Sie ist eine Begleiterscheinung wirklich aufgeklärter, erwachsener Kulturen, deren Mitglieder im Bewusstsein der Krise leben, statt sich in soziale Idyllen zu träumen. Zu diesen Idyllen zählt die Münzautomatenökonomie der männlichen Triebabfuhr genauso wie der weibliche Traum von der ewigen Liebe. Nur wer weiß, dass das Glück "gebrechlich" ist, wie Kleist am Ende der "Marquise" schreibt, wird von Wechselfällen nicht entmutigt und nimmt den Kampf auch in der Liebe mit Widerständen auf. Insofern ist die Wall Street wirklich, wie Brad Easton Ellis meinte, die Hieroglyphe unserer Gegenwart. Dort wechseln ständig Glück und Pech, und alle machen weiter und trinken darauf. Dabei hängen die viel beneideten Boni der Finanzjongleure unmittelbar mit der Risikoscheu des Rests zusammen. Im Geschäftsleben beginnt sich das Wissen um die Bedeutung von Spiel und Verführung durchzusetzen. Nur im Privatleben gilt Diplomatie weiterhin als genauso überflüssig wie spielerische Unberechenbarkeit. Dort herrschen zwei fundamentalistische Sätze: Biologie ist Schicksal, und Sublimation ist verlogen. Zu dieser Tyrannei der Intimität ist Charlotte Roches Buch nur auf den ersten Blick zu zählen. Denn die Intimität, die Richard Sennett beklagte, verlangt vom anderen weniger Transparenz als Kunstlosigkeit. Für die frustrierten Idyllen in unseren Köpfen ist Helen ein gefährliches Monstrum, das uns daran erinnert, dass wir nicht sind, wie wir uns geben. Charlotte Roche ist sprachlich etwas fast Unmögliches gelungen. Sie versöhnt uns mit dem Beschämenden, bei dem alle Verführung anfängt. Indem ihr kaltblütiger Seiltanz den grotesken Leib begnadigt, erlöst er die Erotik aus der Verfallenheit ans vollkommene Bild. "Feuchtgebiete" ermächtigt zum Spiel mit der individuellen Versehrtheit und ermutigt den kunstlosen Sexus, endlich erwachsen zu werden.
INGEBORG HARMS
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Schade, ein verschenktes Thema! Die im Trivialstil erzählte Geschichte einer aufgrund traumatischer Erlebnisse gestörten Persönlichkeit kratzt nur an der Oberfläche. Immer wenn es interessant werden könnte, hört Charlotte Roche auf, sondern ergeht sich lediglich in der …
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Schade, ein verschenktes Thema! Die im Trivialstil erzählte Geschichte einer aufgrund traumatischer Erlebnisse gestörten Persönlichkeit kratzt nur an der Oberfläche. Immer wenn es interessant werden könnte, hört Charlotte Roche auf, sondern ergeht sich lediglich in der drastischen Schilderung der Schwierigkeiten ihrer Protagonistin mit ihrem eigenen Körper und der Hygiene. Das wird auch durch ständige Wiederholungen nicht besser. Mit diesen Ausführungen erhellt sie allerdings nicht die Hintergründe und Ursachen oder etwa die Persönlichkeitsstruktur der Hauptfigur, sondern bedient lediglich den Voyeurismus einer aufgegeilten Leserschaft. Nur darauf ist offensichtlich der Verkaufserfolg dieses Erstlingswerkes zurückzuführen. Roches geschicktes, darauf abzielendes Marketing hat leider Erfolg gehabt. Doppelt schade, denn die Autorin rückt in ihrem Roman vielseitige Sexualpraktiken in die Nähe von psychotischen Handlungen! Das ist nichts weiter als kleinbürgerlicher Mief in Reinkultur unter dem Deckmantel angeblich provokativer Schreibe. Der literarische "Kunstgriff" Roches besteht lediglich darin, eine Lore-Roman-Heile-Welt einfach durch das Gegenteil, nämlich die Sichtweise einer zutiefst verstörten Persönlichkeit zu ersetzen. Auch der unsägliche Trivialstil der Autorin entspricht dem, ebenso der äußerst dürre Handlungsstrang. Vollkommen unverständlich sind daher die Lobpreisungen einiger Rezensenten. Charlotte Roche bleibt als Autorin das, was sie schon als Fernsehmoderatorin abgegeben hat: Eine mehr oder weniger nervige Plaudertasche.
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Antworten 32 von 39 finden diese Rezension hilfreich
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Dass es bei "Feuchtgebiete" um Tabubruch geht, darauf wurde und wird überall ausreichend hingewiesen. Insofern darf man sich als Leser nicht wundern, wenn die Grenze des sog. guten Geschmacks weit überschritten wird. Charlotte Roche mutet uns mit ihrer schamlosen Heldin viel zu: …
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Dass es bei "Feuchtgebiete" um Tabubruch geht, darauf wurde und wird überall ausreichend hingewiesen. Insofern darf man sich als Leser nicht wundern, wenn die Grenze des sog. guten Geschmacks weit überschritten wird. Charlotte Roche mutet uns mit ihrer schamlosen Heldin viel zu: Helen trinkt schon mal Kotze. Helen tauscht mit einer Freundin benutzte Tampons. Helen kauft sich Sex. Helen wünscht sich, dass das gesamte Pizzaservice-Personal auf ihre Pizza wichst, um möglichst viel Sperma auf einmal zu sich zu nehmen. Wen sowas abschreckt, der sollte trotz des großen Medienrummels die Finger von diesem Buch lassen. Wer sich nicht abschrecken lässt, dem erzählt Charlotte Roche noch einiges mehr. Sehr drastisch. Wahrscheinlich ist soviel Schamlosigkeit heutzutage notwendig, um überhaupt Gehör zu finden. Aber ob Charlotte Roche damit wirklich zum Nachdenken über übertriebenen Körper- und Hygienekult anregt, wage ich zu bezweifeln.
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Antworten 32 von 41 finden diese Rezension hilfreich
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Broschiertes Buch Es ist schon erstaunlich, was sich für langweiliger und unprofessioneller Schund auf dem Büchermarkt tummeln darf. Ich habe das Buch dem Kaminfeuer übergeben. Schade um das Geld.
Antworten 27 von 33 finden diese Rezension hilfreich
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Broschiertes Buch ein widerliches Buch, schlecht geschrieben und sehr geschmacklos !!!!!! Warum ist es bloß solange auf der Bestsellerliste ????
Antworten 23 von 27 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 23 von 27 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch Das ist ein Buch, das man echt nicht braucht - die Lesezeit sollte man sinnvoller nutzen. Man erfährt Dinge, die man nicht wissen will. Man wartet auf eine sinnvolle Handlung, die nicht kommen wird. Und das Ende ist völlig an den Haaren herbei gezogen. Kann ich wirklich nicht empfehlen.
Antworten 22 von 30 finden diese Rezension hilfreich
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Dieses Buch ist alles in allem vermutlich nicht lesenswert. Charlotte
Roche ist sehr wohl in der Lage einen Roman zu schreiben. Das Buch ist
in Teilen ausserordentlich unterhaltsam und stellt auch mit seinen
Referenzen an die getretene Seele der 18 jährigen Helen einen Anspruch
dar, der den …
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Dieses Buch ist alles in allem vermutlich nicht lesenswert. Charlotte
Roche ist sehr wohl in der Lage einen Roman zu schreiben. Das Buch ist
in Teilen ausserordentlich unterhaltsam und stellt auch mit seinen
Referenzen an die getretene Seele der 18 jährigen Helen einen Anspruch
dar, der den Leser zum Nachdenken bringen kann. Leider sind diese
Stellen jedoch eindeutig in der Minderzahl.
Der Roman erzählt von jungen Frau, deren einzige Freude im Leben neben
der Auslebung ihrer Sexualität und dem Züchten von Avokado-Bäumen, was
sie ebenfalls mit ihrer Sexualität kombiniert, offenbar darin besteht
Menschen grundlos zu provozieren und ihre Körperflüssigkeiten
unappetitlich an allen möglichen und unmöglichen Stellen ihrer
Umgebung zu verteilen. Dass sie mit Ihren Ausscheidungen aller Art
keine Probleme hat, demonstriert sie anhand von blumigen
Beschreibungen, in denen sie diese genussvoll verzehrt.
Frau Roches Beweggründe für dieses Machwerk, das der frühkindlich
analen Phase ebensowenig entwachsen ist, wie einer dumpf
proletarischen Postpubertät (Passanten die Brillen von den Nasen
reissen, diese zerstören und sich an derer entrüsteten Mimik ergözen),
sind mir nicht wirklich klar. Eine Provokotation ohne Ziel entspricht
weder dem Bildungssstand von Frau Roche, noch Ihrer zweifellos
existierenden Intelligenz, die an einigen, sehr schönen Stellen im
Buch auch wirklich zum Tragen kommen.
Der Rest des Buches beschreibt jedoch leider eine zwar traumatisierte
und dahingehend auch psychisch angeschlagene, jedoch gleichwohl
provokante Hygiene-Sau auf 200 Seiten.
Die Scheindiskussion um die angebliche Auflehnung gegen eine
überzogene Hygiene halte ich für ein reines Schattengefecht. Es ging
Frau Roche wohl doch in erster Linie darum, mit dem, was sie als
Tabu-Bruch zu begreifen scheint, was jedoch niemals ein Tabu war,
sondern einfach nur durch menschlichen Ekel bedingt keine zur
Gesellschaftsdiskussion auslöste, Geld zu verdienen.
Wer also ein minimales Handlungsgerüste mit ermüdenden und öden Seiten
lesen möchte, in denen nichts anderes geschieht, als dass die Authorin
ihr getrocknetes Vaginalsekret verspeist, oder die auslaufenden
überbleibsel ihres letzten Geschlechtskontaktes, für den ist dieses
Buch sicherlich richtig.
Ansonsten ist es sinnvoller das Geld anderweitig anzulegen.
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Antworten 17 von 20 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 17 von 20 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch Ich war sehr gespannt, weshalb so ein riesen Wirbel um dieses Buch gemacht worden ist, deshalb habe ich es mir ausgeliehen und ich muss sagen, es ist wirklich schrecklich. Das ist einfach nur Zeitvergoldung und bringt zu nichts.
Antworten 18 von 23 finden diese Rezension hilfreich
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Das ekelhafteste was ich je gelesen habe.... ich habe ja schon einiges erwartet aber so was.... es Interessiert glaub ich niemanden wie sie sich Eier in Ihre...schiebt sie Ihre .... auf öffentlichen Toiletten erstmal quer überm Klobrill reibt, oder wie sie ihre Mitesser und ihren Schlaf …
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Das ekelhafteste was ich je gelesen habe.... ich habe ja schon einiges erwartet aber so was.... es Interessiert glaub ich niemanden wie sie sich Eier in Ihre...schiebt sie Ihre .... auf öffentlichen Toiletten erstmal quer überm Klobrill reibt, oder wie sie ihre Mitesser und ihren Schlaf isst. Allgemein sollte dieses Buch eine Altersbegrenzung haben, denn Jugendliche sollten sowas vieleicht noch nicht lesen, wie sie ihr Sexualleben führt und welche perversitäten sie hat. Im übrigen sollte schon in der Buchbeschreibung stehen, um was es sich hier handelt, und in welchem Maße, damit man sich schon vorher das Geld sparen kann.
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Antworten 14 von 17 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 14 von 17 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch Pubertäres Fäkalgeplapper. Wer´s mag??
Literatur ist das jedenfalls nicht!
Anscheinend viele - sonst würde es sich nicht so lange in den Bestsellerlisten halten.
In dem Buch "Feuchtgebiete", von Charlotte Roche, geht es um die Schülerin Helen. Ihre Eltern sind geschieden und ihr größter Traum ist es, dass die beiden wieder zusammen kommen.
Helen hat außerdem Hämorrhoiden, dadurch hat sie sich beim rasieren einen Riss …
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In dem Buch "Feuchtgebiete", von Charlotte Roche, geht es um die Schülerin Helen. Ihre Eltern sind geschieden und ihr größter Traum ist es, dass die beiden wieder zusammen kommen.
Helen hat außerdem Hämorrhoiden, dadurch hat sie sich beim rasieren einen Riss zugezogen der sich entzündet hat.
Als sie im Krankenhaus liegt, lernt sie einen netten Pfleger kennen, seine Name ist Robin.
Nachdem ihr die Entzündung und die Hämorrhoiden operativ entfernt wurden, bittet sie Robin davon Fotos zumachen, da sie es selber nicht sehen kann.
Sie telefoniert mit ihrer Mutter, welche vorbeikommt. Helen veruscht, dass ihre Mutter und ihr Vater, der ebenfalls vorbeikommt, zur selben Zeit erscheinen. Doch ihre Mutter verspätet sich und ist erst da, als ihr Vater schon wieder weg ist.
Da Helen Stuhlgang hatte, dürfte sie eigntlich schon wieder nach Hause, doch sie sagt niemanden bescheid. Stattdessen verletzt sie sich selber an ihrem Bett um noch länger im Krankenhaus bleiben zu dürfen. Sie muss Notoperiert werden, trotzdem kommt keiner ihrer Elternteile vorbei.
Schließlich ruft sie ihren Bruder an, der sie dann besucht.
Sie erzählt ihm, dass ihre Mutter sich früher mal umbringen wollte und ihn mit. Nur sie war nicht zu Hause sondern in der Schule. Die ganzen Familienprobleme haben Helen sehr belastet und sie bittet Pfleger Robin, der mittlerweile sehr viel über sie und ihr Leben weiß, ob sie nicht zu ihm ziehen kann. Da sie volljährig ist, darf sie entscheiden wo sie sich aufhält.
Der Arzt sagt ihr, dass sie nach Hause gehen soll und es da in Ruhe mit dem Stuhlgang veruschen soll.
Sie ruft noch mal ihre Eltern an und sagt, dass sie entlassen ist.
Robin hat die meisten ihrer Sachen bereits, doch Helen legt mit ein paar Kleidungsstücken ein BIld davon wie sie ihre Mutter und ihren Bruder damals vorgefunden hat. Die Haare reißt sie sich selber aus.<br />Ich fand das Buch interessant, da es eigentlich ziemlich lustig beschrieben ist, wie sie sich im Krankenhaus verhält und wie sie ihr Leben lebt. Auch wenn da ein paar nicht ganz so saubere Details dabei sind. Doch dieses Buch besitzt eigentlich einen sehr ernsten Hintergrund, den man nur erkennen kann, wenn man hinter diese lustige Fassade schaut und deshalb sieht warum sie all diese Dinge tut.
Sie möchte in einer zerstörten Familie Ausmerksamkeit. Sie versucht sich irgendwie in ihrem Leben zurecht zu finden, doch sie kann diese Sachen nicht vergessen, deshalb nimmt sie Drogen und tut diese anderen Sachen um sich abzulenken und vielleicht um für einen kurzen Moment vergessen zu können, dass ihre Mutter und ihr Vater sich beide nicht für sie interessieren.
Wenn man sich für sowas interessiert, dann kann man das Buch lesen.
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Antworten 15 von 19 finden diese Rezension hilfreich
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