Eine Schuhschachtel voll Erinnerungen
Die Erlebnisse eines Sommers, die Geschichte eines Mädchens erzählt von der Frau, die dieses Mädchen einmal war. Kleine und große Schicksale vor dem Hintergrund walisischer Hügel. Eine stimmungsvolle Lektüre.
Evangeline, kurz Eve, ist sieben Jahre alt, als
ihre Mutter Bronwen in der Badewanne an Herzversagen stirbt. Sie wird von Birmingham zu ihren…mehrEine Schuhschachtel voll Erinnerungen
Die Erlebnisse eines Sommers, die Geschichte eines Mädchens erzählt von der Frau, die dieses Mädchen einmal war. Kleine und große Schicksale vor dem Hintergrund walisischer Hügel. Eine stimmungsvolle Lektüre.
Evangeline, kurz Eve, ist sieben Jahre alt, als ihre Mutter Bronwen in der Badewanne an Herzversagen stirbt. Sie wird von Birmingham zu ihren Großeltern nach Wales gebracht. Eve lebt sich auf deren Farm gut ein. Erst als sie nach der Trauerphase wieder in die Schule soll, hat sie Schwierigkeiten sich einzugewöhnen. Der darauffolgende Sommer wird ihr für immer unvergesslich bleiben. Die ihr verhasste 12jährige Rosie verschwindet von einem Tag auf den anderen. Man vermutet ein Verbrechen, auch wenn die Leiche nicht gefunden wird. Das bleibt auch für Eve nicht ohne Folgen.
Es dauert etwas bis man sich in Susan Fletchers “Eve Green” hineingelesen hat. Dafür wird man auf den letzten 100 Seiten belohnt. Fast so als habe sich die Autorin erst warm schreiben müssen. Die Geschichte beginnt schleppend. Die erwachsene Eve nimmt den Leser als Ich-Erzählerin mit in ihre Vergangenheit. Bis zu der Stelle als Eve zum ersten Mal in ihre neue Schule kommt und sich dort kämpferisch gegen Hänseleien ihrer Mitschüler zur Wehr setzt hat man das Gefühl sich im dichten Nebel zu befinden. Die Erzählung ist zu abstrakt. So wird zum Beispiel der Tod der Mutter erst viel später im Buch als natürlicher Tod nachvollziehbar. Zu Beginn meint man, weil man ja nur die Gedankenwelt des Kindes liest, sie hätte sich umgebracht.
Etwa ab der Mitte des Buches, kennt man alle Personen und, viel wichtiger, kann sie auseinanderhalten und zuordnen. Auch die Geschichte nimmt dann an Fahrt auf. Die frühreife 12jährige Rosie verschwindet. Eves bester Freund, der geistig behinderte Billie, wird verdächtigt. Eve erzählt der Polizei eine folgenschwere Lüge um ihn zu schützen. Parallel zu den Geschehnissen des Sommers wird die Geschichte der verstorbenen Mutter aufgearbeitet. Anhand der Aufzeichnungen aus deren Schuhkarton setzt die erwachsene Eve das Leben bis zu ihrem Tod wie ein Puzzle zusammen.
Sprachlich überzeugt die Prosa der Autorin nicht wirklich, auch wenn sich auf den letzten hundert Seiten jede Menge liebevolle und kluge Weisheiten finden. Mich hat die Tatsache das es sich bei vorliegendem Buch um eine Nominierung für den deutschen Jugendliteraturpreis handelt zum Kauf bewegt. Das war wohl etwas voreilig. Das Buch ist nett aber nicht mehr.