Zu "Dichter in Handschellen" passt am besten der Untertitel: "Ein Schelmenroman".
Felix Ascher, ein Sonntagskind, will mit 45 Jahren ein besserer Autor (ich diagnostiziere: vor allem ein berühmterer) werden. Da er mit Geld reichlich gesegnet ist, kann er seinen Brotberuf (Universitätsprofessor, wie
der Autor Albrecht Schau) an den Nagel hängen. Er beschließt eine Verbrecherkarriere zu verfolgen…mehrZu "Dichter in Handschellen" passt am besten der Untertitel: "Ein Schelmenroman".
Felix Ascher, ein Sonntagskind, will mit 45 Jahren ein besserer Autor (ich diagnostiziere: vor allem ein berühmterer) werden. Da er mit Geld reichlich gesegnet ist, kann er seinen Brotberuf (Universitätsprofessor, wie der Autor Albrecht Schau) an den Nagel hängen. Er beschließt eine Verbrecherkarriere zu verfolgen um somit authentisch schreiben zu können. Da ich jedoch aus dem Text mehr das Ruhmmotiv heraus las, sehe ich als das eigentliche Ziel von Felix den Medienrummel um seine Person an.
Der Ich-Erzähler Felix geht seine Verbrecherkarriere systematisch an. Sie verläuft von Beleidigung über Sachbeschädigung zu Mord. Felix wird geschnappt und der Grossteil des Romans geht um seine Vorbereitung der angemessenen Verteidigung vor Gericht.
Das beschreibt der Romanautor Schau überzeugend und pfiffig, wenn auch etwas zu gelehrig und manchmal zu geschwätzig.
Man sollte "Dichter in Handschellen" sportlich und mit einem zwinkernden Auge lesen. Felix (und Albrecht) bezieht immer wieder den Leser ein. Darin liegt ein Reiz des Romans. Ein anderer mag darin liegen, dass Felix die Doppelmoral der Gesellschaft blosslegt. Dabei benennt er aktuelle Fälle, insbesondere im zentralen Dialog mit dem Staatsanwalt.
Leider behandelt der Autor aber einige seiner Romanfiguren recht klischeehaft. Alle Frauen, inklusive der evangelischen Gefängnisgeistlichen legen es auf Sex mit dem Untersuchungshäftling Felix an. Der lebt, aufgrund seines Reichtums, im Gefängnis ohne etwas zu vermissen. Die Juristen haben durchweg Dreck am Stecken: Bordellbesuche, Sex mit Minderjährigen, hohe Schulden usw.
Wenn man sich alle paar Seiten den Untertitel "Ein Schelmenroman" ins Gedächtnis ruft, liest man diese Studie eines gewollten Verbrechers und gleichzeitige Analyse der zeitgenössischen Gesellschaft mit Vergnügen.