Arnon Grünberg
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Blauer Montag (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 599 Min.
Sprecher: Schmidt, Alexander Maria / Übersetzer: Kersten, Rainer
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Die Geschichte eines jungen Mannes aus jüdischem Elternhaus, der nicht weiß, wo er hingehört: zur zweiten Generation der Holocaust-Opfer oder zur ›Generation Nix‹. Dessen Schulkarriere ein frühes Ende nimmt, weil er lieber mit Freundin Rosie durch Kneipen und Cafés zieht. Der, als Rosie ihn verlässt, es bald nur noch in der gekauften Nähe von Prostituierten aushält und sich dem Alkohol hingibt.
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Arnon Grünberg, geboren 1971 in Amsterdam, lebt und schreibt in New York. Neben allen großen niederländischen Literaturpreisen erhielt er 2002 den NRW-Literaturpreis für sein Gesamtwerk. Neben seinen literarischen Arbeiten verfasst Arnon Grünberg einen täglichen Blog und ist in den Niederlanden bekannt für seine Kolumnen und Reportagen.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes Verlag
- Erscheinungstermin: 23. August 2023
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783257695359
- Artikelnr.: 68396326
Und ewig lockt der Tischfußball
Arnon Grünberg feiert einen blauen Montag nach dem anderen
Manche Romane verdanken ihren Wert vor allem dem Umstand, daß in ihnen eine Stimmung zum Ausdruck kommt, die sie zu einem Dokument macht, das gegenwärtige und auch spätere Leser als typisch für eine bestimmte Zeit empfinden. So zeichnet Arnon Grünbergs romanhafte Autobiographie "Blauer Montag", vielleicht ohne es zu wollen, das Bild einer Generation, die "schon lange keine großen Antworten auf große Fragen mehr erwartet" und vor allem vermeiden will, so zu werden wie die Erwachsenen: "Das schworen wir uns sogar recht feierlich, denn damals wußten wir noch nicht, daß all die alten Säcke sich seinerzeit natürlich das gleiche
Arnon Grünberg feiert einen blauen Montag nach dem anderen
Manche Romane verdanken ihren Wert vor allem dem Umstand, daß in ihnen eine Stimmung zum Ausdruck kommt, die sie zu einem Dokument macht, das gegenwärtige und auch spätere Leser als typisch für eine bestimmte Zeit empfinden. So zeichnet Arnon Grünbergs romanhafte Autobiographie "Blauer Montag", vielleicht ohne es zu wollen, das Bild einer Generation, die "schon lange keine großen Antworten auf große Fragen mehr erwartet" und vor allem vermeiden will, so zu werden wie die Erwachsenen: "Das schworen wir uns sogar recht feierlich, denn damals wußten wir noch nicht, daß all die alten Säcke sich seinerzeit natürlich das gleiche
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gesagt hatten." Solche nicht sonderlich tiefschürfenden Erkenntnisse trafen offenbar einen Nerv. Es wurde in den Niederlanden zum Bestseller.
Grünberg, 1971 in Amsterdam geboren, ist Sohn einer jüdischen Familie, die ihre Wurzeln in Deutschland hat. Nicht allein aus Sentimentalität hält der schrullige Vater an seinem wertlosen Reitstall in Berlin fest, liest er immer wieder dieselben Texte von Heinrich Heine. Während die zänkische Mutter, "allergisch gegen die ganze Welt", immer wieder von ihren Kindheitserlebnissen in Mauthausen oder Buchenwald erzählt und die Schwester in Israel wohnt, lehnt Arnon die Berufung auf seine jüdische Identität ab; für ihn ist der Holocaust nur noch ein fernes Wetterleuchten und taugt nicht mehr als Identifikationsmodell. Besonders verächtlich erscheinen dem jungen Mann jene, die die Juden auf die Rolle der leidenden Opfer festlegen wollen. In seinem Haß auf "Möchtegern-Jüdinnen", die zum Judentum übertreten wollen, weil sie sich mit dem Leiden des jüdischen Volkes identifizieren, wird Grünberg drastisch bis zur Geschmacklosigkeit: "Sie sahen alle so aus, als hätte man sie als Babys besser durchs Klo gespült." Und doch kann Arnon seiner jüdischen Identität nicht entkommen. Selbst noch die Prostituierte, die sich an ihm zu schaffen macht, möchte mit ihm gleichzeitig über den Staat Israel diskutieren.
Dabei sind Arnons Nöte nichts weniger als typisch jüdisch. Er ist von Anfang an das, was man im Jargon der Pädagogen wohl einen verhaltensauffälligen Schüler nennt, seine Interessen liegen auf dem Gebiet des Alkoholkonsums, der erotischen Abenteuer und des Schuleschwänzens. Schließlich fliegt er von der Schule, versucht sich teilnahmslos in verschiedenen Jobs, und unversehens gerät ihm sein ganzes Leben zum blauen Montag.
Auch eine unglückliche Liebe gehört zum Inventar dieser Jugendgeschichte, die so etwas ist wie die Schrumpfform dessen, was man einmal als Entwicklungsroman bezeichnet hat. Freilich macht sich der Autor nicht die Mühe, einem fiktiven Helden die kleinen Abenteuer seiner Jugend zuzuschreiben - was Roman ist und was Autobiographie, läßt sich nicht trennen. Doch lange vorbei sind die Zeiten, in denen Hegel - mit Blick auf Wilhelm Meister - von der "Erziehung des Individuums an der vorhandenen Wirklichkeit" sprechen konnte. Die "Prosa der Wirklichkeit" hat Arnon von Anfang an akzeptiert, und ein Subjekt, das sich "die Hörner abläuft", ist hier nicht zu entdecken. Beim Tischfußballspielen sinniert der Held: "Am liebsten hätte ich bis an mein Lebensende so weitergespielt: in dunklen Ecken, wo man die Gesichter der anderen nicht zu sehen braucht und nicht darüber nachdenken muß, was man mit dem Leben anfangen will, und wo einen auch niemand damit vollschwafelt, daß man selbst in der Scheiße noch etwas Positives entdecken kann."
Arnon Grünbergs Erstling ist das streckenweise banale, dann aber doch immer wieder merkwürdig anrührende Porträt des Künstlers als Taugenichts. Im zweiten Teil wird das Buch so formlos wie das Leben Arnons, es zerfällt in eine Reihe von Bettgeschichten. "Die Abstände zwischen den Gesichtern wurden immer kürzer, denn zu welcher ich mich auch legte, jede ließ mich doch nur wieder nach der nächsten verlangen." Am Ende ist Arnon so weit, daß er als Callboy aus seiner Not einen Gelderwerb machen will.
Grünberg ist dann am besten, wenn er das Scheußliche, das Traurige seiner Jugend in einem lakonischen, in der einfühlsamen Übersetzung Rainer Kerstens hin und wieder gar humoristisch eingefärbten Ton erzählt; etwa wenn er von den Alkoholexzessen seiner Mutter oder dem körperlichen Verfall seines Vaters nach einem Schlaganfall berichtet und man zwischen den Zeilen dieses Parlandos unaufdringlich den Schmerz spürt. Daß sich viele Leser, zumal jene unter dreißig, in dieser Lebensgeschichte wiederfinden können, erklärt die unverhältnismäßige Begeisterung, die der Roman, zumindest in den Niederlanden, auslöste. MATTHIAS BISCHOFF
Arnon Grünberg: "Blauer Montag". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Rainer Kersten. Diogenes Verlag, Zürich 1997. 355 S., geb., 39,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Grünberg, 1971 in Amsterdam geboren, ist Sohn einer jüdischen Familie, die ihre Wurzeln in Deutschland hat. Nicht allein aus Sentimentalität hält der schrullige Vater an seinem wertlosen Reitstall in Berlin fest, liest er immer wieder dieselben Texte von Heinrich Heine. Während die zänkische Mutter, "allergisch gegen die ganze Welt", immer wieder von ihren Kindheitserlebnissen in Mauthausen oder Buchenwald erzählt und die Schwester in Israel wohnt, lehnt Arnon die Berufung auf seine jüdische Identität ab; für ihn ist der Holocaust nur noch ein fernes Wetterleuchten und taugt nicht mehr als Identifikationsmodell. Besonders verächtlich erscheinen dem jungen Mann jene, die die Juden auf die Rolle der leidenden Opfer festlegen wollen. In seinem Haß auf "Möchtegern-Jüdinnen", die zum Judentum übertreten wollen, weil sie sich mit dem Leiden des jüdischen Volkes identifizieren, wird Grünberg drastisch bis zur Geschmacklosigkeit: "Sie sahen alle so aus, als hätte man sie als Babys besser durchs Klo gespült." Und doch kann Arnon seiner jüdischen Identität nicht entkommen. Selbst noch die Prostituierte, die sich an ihm zu schaffen macht, möchte mit ihm gleichzeitig über den Staat Israel diskutieren.
Dabei sind Arnons Nöte nichts weniger als typisch jüdisch. Er ist von Anfang an das, was man im Jargon der Pädagogen wohl einen verhaltensauffälligen Schüler nennt, seine Interessen liegen auf dem Gebiet des Alkoholkonsums, der erotischen Abenteuer und des Schuleschwänzens. Schließlich fliegt er von der Schule, versucht sich teilnahmslos in verschiedenen Jobs, und unversehens gerät ihm sein ganzes Leben zum blauen Montag.
Auch eine unglückliche Liebe gehört zum Inventar dieser Jugendgeschichte, die so etwas ist wie die Schrumpfform dessen, was man einmal als Entwicklungsroman bezeichnet hat. Freilich macht sich der Autor nicht die Mühe, einem fiktiven Helden die kleinen Abenteuer seiner Jugend zuzuschreiben - was Roman ist und was Autobiographie, läßt sich nicht trennen. Doch lange vorbei sind die Zeiten, in denen Hegel - mit Blick auf Wilhelm Meister - von der "Erziehung des Individuums an der vorhandenen Wirklichkeit" sprechen konnte. Die "Prosa der Wirklichkeit" hat Arnon von Anfang an akzeptiert, und ein Subjekt, das sich "die Hörner abläuft", ist hier nicht zu entdecken. Beim Tischfußballspielen sinniert der Held: "Am liebsten hätte ich bis an mein Lebensende so weitergespielt: in dunklen Ecken, wo man die Gesichter der anderen nicht zu sehen braucht und nicht darüber nachdenken muß, was man mit dem Leben anfangen will, und wo einen auch niemand damit vollschwafelt, daß man selbst in der Scheiße noch etwas Positives entdecken kann."
Arnon Grünbergs Erstling ist das streckenweise banale, dann aber doch immer wieder merkwürdig anrührende Porträt des Künstlers als Taugenichts. Im zweiten Teil wird das Buch so formlos wie das Leben Arnons, es zerfällt in eine Reihe von Bettgeschichten. "Die Abstände zwischen den Gesichtern wurden immer kürzer, denn zu welcher ich mich auch legte, jede ließ mich doch nur wieder nach der nächsten verlangen." Am Ende ist Arnon so weit, daß er als Callboy aus seiner Not einen Gelderwerb machen will.
Grünberg ist dann am besten, wenn er das Scheußliche, das Traurige seiner Jugend in einem lakonischen, in der einfühlsamen Übersetzung Rainer Kerstens hin und wieder gar humoristisch eingefärbten Ton erzählt; etwa wenn er von den Alkoholexzessen seiner Mutter oder dem körperlichen Verfall seines Vaters nach einem Schlaganfall berichtet und man zwischen den Zeilen dieses Parlandos unaufdringlich den Schmerz spürt. Daß sich viele Leser, zumal jene unter dreißig, in dieser Lebensgeschichte wiederfinden können, erklärt die unverhältnismäßige Begeisterung, die der Roman, zumindest in den Niederlanden, auslöste. MATTHIAS BISCHOFF
Arnon Grünberg: "Blauer Montag". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Rainer Kersten. Diogenes Verlag, Zürich 1997. 355 S., geb., 39,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Broschiertes Buch
Fast jeder kennt sie, die "Schwänke" aus der Jugendzeit. Aber ich glaube behaupten zu dürfen, es gibt nur wenige, die dieselben so lakonisch beschreiben wie Arnon Grünberg. Ich finde die Geschichte absolut nicht traurig. Dieser Witz, den der Held in dem Roman an den Tag …
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Fast jeder kennt sie, die "Schwänke" aus der Jugendzeit. Aber ich glaube behaupten zu dürfen, es gibt nur wenige, die dieselben so lakonisch beschreiben wie Arnon Grünberg. Ich finde die Geschichte absolut nicht traurig. Dieser Witz, den der Held in dem Roman an den Tag legt, man könnte ihn fast als Galgenhumor beschreiben, lässt einen auch noch die größte Tragödie mit mindestens einem lachenden Auge überstehen.
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Broschiertes Buch
Null Bock auf nichts
Wenn ein Autor als Ich-Erzähler auftritt, hat man es in der Epik normalerweise mit einer Autobiografie zu tun. In einem Roman jedoch, und «Blauer Montag» ist explizit als solcher deklariert von Autor und Verlag, wirft diese Konstellation immer wieder die …
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Null Bock auf nichts
Wenn ein Autor als Ich-Erzähler auftritt, hat man es in der Epik normalerweise mit einer Autobiografie zu tun. In einem Roman jedoch, und «Blauer Montag» ist explizit als solcher deklariert von Autor und Verlag, wirft diese Konstellation immer wieder die Frage auf, ob das jeweils Gelesene nun pure Fiktion ist oder doch real Erlebtes. Und das umso mehr, wenn eine ungewöhnlich provokante Geschichte derart sachlich, nüchtern und kaltschnäuzig erzählt wird wie die äußerst chaotisch anmutenden Erlebnisse des in Amsterdam lebenden Holländers Arnon Grünberg. Einer, der der Null-Bock-Generation angehört und seine nihilistische Einstellung zu seiner ganz persönlichen Lebensphilosophie verklärt, der um nichts in der Welt sich den gesellschaftlichen Konventionen anzupassen gedenkt, der einen anderen, besseren Weg zu suchen scheint, ohne recht zu wissen, was das denn wäre, wonach genau er da eigentlich sucht.
Die in fünf Abschnitte gegliederte Geschichte beginnt gleich turbulent mit dem Tod und der Beerdigung des Vaters, der offiziell mit Briefmarken handelte, dessen wahre Geschäfte aber undurchsichtig sind. So gehört denn zum Beispiel eine Reitschule für Behinderte mit zwanzig Pferden zu seinem Nachlass, sehr zur Verblüffung von Ehefrau und Sohn Arnon. Im Stil eines Pennälerromans geht es in einer Rückblende weiter mit dessen Schulnöten und seiner ersten Liebe Rosie, locker und amüsant erzählt, ohne dieser Thematik jedoch neue Seiten abgewinnen zu können. Was das blutjunge Pärchen eint ist ihre ungestüme Art, das Besondere, Aufregende zu suchen und allem Konventionellen zu trotzen, «die ganze Welt ist langweilig», wie Rosie ernüchtert feststellt. Im dritten Abschnitt wird die Phase der Krankheit des nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmten Vaters geschildert. Arnon kümmert sich um ihn, fährt ihn im Rollstuhl in die Kneipe und kommt ihm näher als je zuvor.
Im vierten Abschnitt unter dem Titel «Die Mädchen», der fast die Hälfte des Romans umfasst, wird über die Zeit nach dem Rauswurf aus der Schule berichtet, wo Arnon, inzwischen erwachsen geworden, sich mit verschiedenen Gelegenheitsjobs durchs Leben schlägt. Als Verleger ging er schnell in Konkurs, zur Büroarbeit hatte er ebenfalls bald keine Lust mehr, seine Geldquellen bleiben völlig im Dunkeln, erwähnt wird nur, dass er selbständig als Manuskriptleser für einen Verlag tätig ist. Immer in Geldnöten und oft abgebrannt bis auf den letzten Gulden, hat er für Kneipen, Bars und Restaurants, aber auch für Damen des horizontalen Gewerbes, auf wundersame Weise dann doch immer noch genügend Geld übrig. Seit Rosie ihn verließ, hatte er keine Freundin mehr, Liebe und emotionale Bindungen sind ihm total fremd geworden, es zieht ihn nur noch zu käuflichen Frauen hin.
Die Erlebnisse des trostlosen Helden im Bordellmilieu Amsterdams sind das Langweiligste, was ich seit Langem gelesen habe, da ändern auch einige eingeschobene Puffwitze nichts dran. Über nicht weniger als fünf «Mädchen» wird ausführlich berichtet, aber weder die freudlosen sexuellen Verrichtungen noch die dümmlichen Gespräche zwischen Nutte und Freier sind in irgendeiner Weise interessant oder gar erbaulich. Denn weder die Voyeure noch die Alltagsphilosophen unter den Lesern kommen da wirklich auf ihre Kosten. Letztere seien auf den im Rotlichtmilieu angesiedelten Roman «Im Stein» von Clemens Meyer verwiesen, - wenn’s denn unbedingt sein muss! Über die Ursachen der seelischen Verwahrlosung des Helden darf spekuliert werden, in Frage kommen sowohl das lieblose Elternhaus als auch die gescheiterte Liebesbeziehung zu Rosie, der Text bietet leider kaum Ansatzpunkte für eine fundierte psychologische Analyse. Am Ende schließlich startet der Ich-Erzähler in eine neue Karriere als Callboy, aber was daraus dann wird, das erspart der Autor den geplagten Lesern, wofür ich ihm äußerst dankbar bin.
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