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Vor über einem Jahrzehnt stellten sie mit einem Paukenschlag die deutsche Musikszene auf den Kopf: Die Fantastischen Vier veröffentlichten das erst deutschsprachige Hip-Hop-Album. Seitdem waren sie immer präsent und immer obenauf, mit ihren Hits "Die Da", "Sie ist weg" oder "MfG", mit satten Beats, intelligenten Texten und vor allem mit einer enormen Power auf der Bühne. Regisseur Dieter Zimmerman begleitete Thomas D. Smudo, and Y. und Hausmarke fast zwei Jahre lang mit der Kamera. Was geht - Die Fantastischen Vier zeigt Deutschlands erfolgreichste Hip-Hopper wie man sie noch nie gesehen hat.…mehr

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Produktbeschreibung
Vor über einem Jahrzehnt stellten sie mit einem Paukenschlag die deutsche Musikszene auf den Kopf: Die Fantastischen Vier veröffentlichten das erst deutschsprachige Hip-Hop-Album. Seitdem waren sie immer präsent und immer obenauf, mit ihren Hits "Die Da", "Sie ist weg" oder "MfG", mit satten Beats, intelligenten Texten und vor allem mit einer enormen Power auf der Bühne.
Regisseur Dieter Zimmerman begleitete Thomas D. Smudo, and Y. und Hausmarke fast zwei Jahre lang mit der Kamera. Was geht - Die Fantastischen Vier zeigt Deutschlands erfolgreichste Hip-Hopper wie man sie noch nie gesehen hat. Zum Greifen nah, auf der Bühne, backstage und privat. Was Geht ist eine hinreissende Dokumentation über ein aussergewöhnliches Phänomen deutscher Popkultur!

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Audiokommentare von Smudo und Thomas D. - nicht verwendete Szenen und vieles mehr (Gesamtzeit Bonus über 60 Minuten)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2001

Die Büble vom Laberfach
Ihr Tübinger Stift war das Jugendhaus Heslach: "Was geht", ein Dokumentarfilm über die Fantastischen Vier aus Stuttgart

Der Bilderfundus des Hip-Hop ist für den dokumentarischen Blick keine leichte Beute. Denn Hip-Hop-Kultur hat sich immer schon selbst als Alltagskultur in Szene gesetzt. Videoclips zeigen Rapper, die über Großstadtstraßen laufen, in verbeulten Autos herumkurven oder überfüllte Clubs besuchen - in diesem Sinn ist bereits jedes Musikvideo ein Dokumentarfilm. Langzeitbeobachtungen erscheinen angesichts einer Subkultur, welche den Alltag zur audiovisuellen Endlosschleife stilisiert, beinahe überflüssig.

Dieter Zimmermanns Film "Was geht", der die inzwischen legendäre deutschsprachige Hip-Hop-Formation der Fantastischen Vier portraitiert, ist dennoch weit mehr als ein auf anderthalb Stunden gedehnter Videoclip. Das mag daran liegen, daß die vier Rapper, die in den frühen neunziger Jahren aus den Clubs und Jugendhäusern in und um Stuttgart herauswuchsen, nie in jener korporativen Identität aufgegangen sind, die weite Bereiche der Hip-Hop-Szene prägt.

Eher wird das Quartett von einem letztlich sehr schwäbischen Individualismus beseelt, der Erfindergeist und Dichtungsdrang vereint. Als die Fantastischen Vier im Herbst 1992 mit dem deutschsprachigen Hit "Die da" fast so etwas wie ein Volkslied schufen, belegte der deutsche Hip-Hop noch keine eigenen Musikregale und Sendeplätze. Was auf MTV bereits vertraut war, mußte in der deutschen Versschmiede eine gänzlich neue Gestalt bekommen, um auch die Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Schwingung zu versetzen. Mit ihren Zipfelmützen und knallbunten Kapuzenpullis wirkten die "Fanta 4" damals ein bißchen wie die Vorhut einer Invasion aus dem All. Das weiträumige Schwenken der Arme war noch ein aufregend neuer Verhaltenscode. Wenn die über Nacht zu Medienstars avancierten Deutschrapper bei Thomas Gottschalk sitzen, fragt sich der heutige Betrachter allerdings, wer hier außerirdischer aussieht - die jugendlichen Gäste mit ihren Brillen wie aus dem Chemielabor oder der blondgelockte Moderator in seiner futuristischen Livree.

Doch nicht nur die Pionierstellung in der bundesdeutschen Musiklandschaft verlangte den Fantastischen Vier jene Flexibilität ab, welche schon die gleichnamigen Superhelden aus den Marvel-Comics auszeichnete. Auch als Clique, die in schwäbischen Wohnzimmern mit furnierten Schrankwänden ihren gemeinsamen Fluchtpunkt hat, bündelte das Ensemble von Anfang an sehr gegenläufige Energien. Zimmermanns Film begleitet die Fantastischen Vier in den Jahren 1998 bis 2000 - eine Zeit, in der die furiosen Gründerjahre längst vorüber sind und sich die Band in eine Plattform locker verbundener Soloprojekte verwandelt hat.

Neben Bildern aus der tristen Welt der Backstageräume, Szenen aus dem Studio und kurzen Liveaufnahmen nimmt sich der Film viel Zeit für die Beobachtung der Einzelcharaktere in ihren selbstgewählten neuen Lebensmilieus. Obwohl die Fantastischen Vier noch gelegentlich auftreten, wagt "Was geht" einen lakonischen Rückblick: So sähe es wohl aus, würden die erwachsen gewordenen Detektive von TKKG nun getrennte Wege gehen und sich, in alle vier Winde verstreut, ihrer gemeinsam bestandenen Abenteuer erinnern.

Ohne eine Erzählerstimme zwischen die Bilder zu schalten, nähert sich der Film seinem Gegenstand auf unspektakuläre Weise, oftmals buchstäblich auf Augenhöhe mit den tief in der Couch versunkenen Musikern. Thomas D, der exzentrische Einsiedler unter den Vieren, füttert auf seinem Bauernhof in der Eifel die Schweine. Andy Ypsilon gibt den ruhigen Tüftler im Hintergrund, der mit seiner Frau und seinem Tonstudio glücklich ist. Michi Beck, der aufgeräumte Provokateur, residiert im hochmodernen Atelier über den Dächern von Stuttgart und hält Anschluß an die elektronischen Klangwelten der Gegenwart. Und Smudo, der nervöse Kopf des Quartetts, spricht vor dem verzettelten Chaos seines Hamburger Schreibtischs über alles, was ihm in den Sinn kommt.

Zimmermann läßt den Redefluß, der mal Interessantes und mal Banales mitführt, ungebremst passieren. Aber schließlich ist ein nicht einholbarer Überschuß an Mitteilung ja gerade das, was das lyrische Genre des Hip-Hop ausmacht. Das Erzählen von Geschichten und der Rückschluß vom Erzählten auf das eigene Leben seien Teil der menschlichen Natur, philosophiert Smudo und fügt hinzu, das entspreche ja auch "dem alten Aristoteles-Theater". Das klingt nach dem leicht verwehten Echo eines Deutschkurses im Gymnasium von Gerlingen. Womöglich wurde der deutsche Hip-Hop aus dem Geist eines klassischen Laberfachs geboren.

ANDREAS ROSENFELDER

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