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Irrenhaus Hollywood: Superstar Francesca spielt mit einem Jungstar in ihrem neuen Film, in dem sich alles nur um Film dreht. Filmjournalist Carl wird aus seinem Job gefeuert und muss die bittere Pille schlucken, dass seine überkandidelte Frau, eine Hollywood-Managerin, sich von ihm trennen will. Ihre Schwester, die Masseuse Linda, sucht derweil nach dem richtigen Mann fürs Leben. Und schließlich ist da noch der Produzent Gus, der eher auf ausgefallenen Sex steht. In einem regelrechten Fegefeuer der Eitelkeiten treffen all diese Figuren bei einer Geburtstagsparty aufeinander. Und dann gehts…mehr

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Produktbeschreibung
Irrenhaus Hollywood: Superstar Francesca spielt mit einem Jungstar in ihrem neuen Film, in dem sich alles nur um Film dreht. Filmjournalist Carl wird aus seinem Job gefeuert und muss die bittere Pille schlucken, dass seine überkandidelte Frau, eine Hollywood-Managerin, sich von ihm trennen will. Ihre Schwester, die Masseuse Linda, sucht derweil nach dem richtigen Mann fürs Leben. Und schließlich ist da noch der Produzent Gus, der eher auf ausgefallenen Sex steht. In einem regelrechten Fegefeuer der Eitelkeiten treffen all diese Figuren bei einer Geburtstagsparty aufeinander. Und dann gehts drunter und drüber...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Audiokommentare - Hinter den Kulissen mit der versteckten Kamera - Die Regeln - 18 zusätzliche Szenen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2003

Keine Züge in der Nacht
Steven Soderbergh macht einen Film im Film: "Voll frontal"

Wer es wie Steven Soderbergh versteht, Jennifer Lopez so anbetungswürdig ins Licht einer Hotelbar zu setzen, daß sie einen kurzen Moment ernst und cool und fast wie eine wirkliche Schauspielerin erscheint, der könnte sich eigentlich darauf beschränken, dieses Talent zu pflegen und einen Film nach dem anderen in die Welt zu schicken, in dem nicht nur alle sehr gut aussehen, sondern der auch noch spannend und witzig ist: "Ocean's Eleven" war so ein Fall. Soderbergh scheint aber seinem Talent zu mißtrauen, mehr noch, er scheint die schimmernden Oberflächen seiner letzten Filme unbedingt verraten zu wollen, indem er jetzt mit pathetischer Geste klarmacht: alles nur Menschenwerk, schlimmer noch, alles nur mein Werk gewesen.

In "Voll frontal" liefert er eine Studie ab, die einen eher unwillkommenen Einblick in die kalten Mechanismen des Filmemachens gewährt. So etwas wurde schon oft gemacht, und es kamen durchaus gelungene Filme dabei heraus: Wenn Fellini mal nichts zum Verfilmen einfiel oder er für einen richtigen Spielfilm kein Geld bekam, machte er eben kleine Filme über seinen Arbeitsalltag. "Bloc Notes di un Regista" oder "Intervista" hieß das dann, es war was für Fans und Cinephile und immer amüsant. So etwas muß Soderbergh jetzt vorgeschwebt haben, ein irgendwie europäischer, intimer Film mit erhöhtem Kunstverdacht, in dem er persönlich auch mal vor die Kamera gerät, wie in einem verschachtelten "Making of" des "Making ofs". In "Voll frontal" geht es um den Film im Film, die Verheerungen im privaten Hinterland des kommerziellen Glamours, um das Scheitern postmoderner Existenzen in nahezu jeder Hinsicht einschließlich der Haustierhaltung. Die stumme, drückende Nähe der Pornoindustrie zu Hollywood spielt eine Rolle, der obsessive Voyeurismus weißer Mittelklassemänner und das Verhältnis von finanziellem zu erotischem Kapital. Daß all das, in gelbstichiger Privatkameraoptik präsentiert, nie neu erscheint, liegt leider auch daran, daß Soderbergh selbst mit seinem spektakulären Erstling "Sex, Lügen und Video" das Feld bereits vermessen hat. So wird er zum Epigonen seiner selbst.

Überhaupt hat man fast alles schon einmal besser gesehen. Julia Roberts hat in "Notting Hill" mehr über die Dialektik zwischen vergänglichem Starruhm und privatem Zerfall preisgegeben als hier; das Wesen und die Hinterlist von Filmproduzenten wurde in Robert Altmans "Player" schonungsloser und unterhaltsamer dargestellt, trotz der Cameo-Auftritte von Miramax-Boß Harvey Weinstein bei Soderbergh; und das rasante Hinübergleiten von einer Episode zur nächsten im Großraum L.A. gab es eben schon in "Short Cuts". Das gilt auch für die zentrale Problematik des Films: daß moderne Menschen gerne sagen, etwas sei "genau wie im Film", wenn etwas im richtigen Leben komisch oder zufällig oder perfekt war. Was an einer solchen Aussage irreführend oder hoffnungsfroh sein mag, wurde von François Truffaut schon in der "Amerikanischen Nacht" abschließend behandelt: "Das Leben stottert, zögert, kennt Pausen und Unterbrechungen, aber der Film nie, er rollt wie ein Zug in der Nacht."

Doch die melancholische Entschlossenheit Truffauts, private Dramen in immer besseren Filmen zu sublimieren, kann Soderbergh nicht aufbringen. Er geht den umgekehrten Weg: Die Perfektion des Films ist ihm kein Trost, sondern Verrat, so wie das komplexe Berufsleben seiner Protagonisten deren persönliches Elend nicht ausgleicht, sondern erst begründet. Erst in einer Welt ohne Ehebruch, ohne Chatrooms und ohne Mobiltelefone wäre Erlösung zu erwarten, deutet Soderbergh an, und wir ahnen, es wäre auch eine Welt ohne Kino. Offen gestanden machen Filme wie "Voll frontal" den Abschiedsschmerz erträglicher.

NILS MINKMAR

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