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Viktor träumt von Ruhm, Erfolg und Geld in einer grßen Frankfurter Werbeargentur. Uneingeladen macht er sich auf zum Vorstellungsgespräch bei "Brainstorm" - und gerät mitten in eine wichtige Präsentation für die neue Opel-Kampagne. Der Eindruck, den Viktor dort hinterlässt, ist zwar bleibend, für einen Karrierestart jedoch denkbar ungeeignet. Agentur-Boss Werner Staht und Creative Director Eddi Kaminsky setzen den ungebetenen Gast postwendend vor die Tür. Doch die haben nicht mit der zielstrebigen Opel-Marketing-Direktorin Johannan von Schulenberg gerechnet, die Gefallen an Viktors…mehr

Produktbeschreibung
Viktor träumt von Ruhm, Erfolg und Geld in einer grßen Frankfurter Werbeargentur. Uneingeladen macht er sich auf zum Vorstellungsgespräch bei "Brainstorm" - und gerät mitten in eine wichtige Präsentation für die neue Opel-Kampagne.
Der Eindruck, den Viktor dort hinterlässt, ist zwar bleibend, für einen Karrierestart jedoch denkbar ungeeignet.
Agentur-Boss Werner Staht und Creative Director Eddi Kaminsky setzen den ungebetenen Gast postwendend vor die Tür.
Doch die haben nicht mit der zielstrebigen Opel-Marketing-Direktorin Johannan von Schulenberg gerechnet, die Gefallen an Viktors unkonventioneller Art gefunden hat. Und so kommt ein köstliches Verwirrspiel in Gang...

Lars Kraume erzählt eine ebenso rasante wie humorvolle Geschichte über die wahren Werte des Lebens. Neben Götz George und Shooting-Star Alexander Scheer ("Sonnenallee") glänzen Chulpan Khamatova ("Luna Papa"), Vadim Glowna ("Die Unberührbare"), Maria Schrader ("Aimée und jaguar") u.v.a.m.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Interviews - entfallene Szenen - alternativer Filmanfang - alternatives Filmende - Filmografien
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2001

Wer hat das gefördert, wer hat das bestellt
Von Bullerbü nach Babylon: Neue deutsche Filme von Michael Klier, Dennis Gansel, Thorsten Wettcke und Lars Kraume

Wenn einer in Deutschland nach zehn Jahren Pause wieder einen Film dreht, darf man gespannt sein, was er darin zu erzählen hat. Und wenn dieser Jemand Michael Klier heißt, wird die Spannung noch größer. Denn Klier hat vor zehn Jahren die deutsche Filmbranche in einer Weise vorgeführt, die man erheiternd nennen müßte, wenn es bei diesem Thema etwas zu lachen gäbe. Während die Filmbeauftragten aller Länder noch darüber grübelten, ob sie die Zuschauer lieber weiter mit Otto Waalkes ("Der Außerfriesische") oder Doris Dörrie ("Ich und Er") beglücken sollten, drehte Klier ein Kleines Fernsehspiel, das die großen Kinospiele seiner voll subventionierten Kollegen alt aussehen ließ: "Überall ist es besser, wo wir nicht sind". Kliers Film, ein schwarzweißes Sommermärchen über zwei Polen, die auf dem Weg von Warschau nach New York in Berlin stranden, schlug eine Bresche durch den herrschenden Bildermüll und rettete auf Jahre hinaus die Ehre der deutschen Kinematographie. Als Klier seinem späten Debüt - er ist Jahrgang 1943 - die ebenso radikale und ebenso wie "Überall ist es besser. . ." ohne einen Pfennig aus den deutschen Fördertöpfen entstandene Streunerinnengeschichte "Ostkreuz" hinterherschickte, hielt man sein Regisseursglück für gemacht.

Aber Michael Klier verstummte. Außer einer halbstündigen Dokumentation über schwarze Amerikaner in Berlin ("Out of America") drehte er in den neunziger Jahren keinen Film mehr. Gelegentlich tauchten die Titel von Drehbüchern, die Klier zusammen mit der Schwedin Karin Aström geschrieben hatte, in den Mitteilungen der Filmförderer auf. Doch es wurden keine Produktionen daraus. Der Verdacht, das System habe sich auf diesem Wege an dem, der ihm einst eine Nase drehte, gerächt, geht wohl nicht ganz fehl. Auch war Klier schon zu alt, sich so pflegeleicht zu machen, wie die deutschen Fördergremien ihre filmenden Schäfchen am liebsten haben. Mit jedem Jahr, das verging, schwand die Hoffnung dahin, von Michael Klier noch einmal etwas im Kino zu hören. Jetzt hat Klier, plötzlich und ohne Vorwarnung, wieder einen Film gedreht, dessen Titel das Graue vom Himmel verspricht: "Heidi M."

In einem Interview im Presseheft nennt Klier Cassavetes als Vorbild für ein "Kino mit bescheidenem Gestus" und bezeichnet "Heidi M." als "Schauspielerfilm", der die "Momente menschlicher Erinnerung" in den alten Straßenzügen Ost-Berlins freilege. Heidi, die Heldin, sei "eine Figur des Übergangs". Das alles klingt überzeugend, und zu "Ostkreuz" hätten die meisten dieser Formulierungen auch gepaßt. Für "Heidi M." sind sie dagegen eine Nummer zu groß. Der Film ist, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, eher Fernsehen als Kino. Man sieht eine attraktive Endvierzigerin (Katrin Saß), die ihre Tochter zum Flughafen bringt, ein kleines Gemischtwarengeschäft am Prenzlauer Berg betreibt und heimlich ihrem geschiedenen Ehemann (Kurt Naumann) nachtrauert. Als Franz (Dominique Horwitz) in Heidis Laden und Leben tritt, gewinnt der Film an Dichte, aber nicht an Fahrt. Er hält ein mittleres Tempo und eine mittlere Temperatur, als wäre dies die einzige Möglichkeit, nicht aus der Kurve in den Wald der Klischees getragen zu werden.

In "Ostkreuz" und "Überall ist es besser. . ." war diese Langsamkeit zwingend, in "Heidi M." ist sie nur eine Form des Zauderns. Die schönen Bilder, die Sophie Maintigneux vom nächtlichen Berlin aufgenommen hat, und das wunderbare Spiel von Katrin Saß können die Leere im Zentrum der Geschichte nicht füllen: "Heidi M." hat zwar ein Sujet, aber keine Story. Was vor der Kamera geschieht, wirkt wie mit spitzen Fingern angefaßt, als wären dies nicht die Aufnahmen, sondern erst die Proben für einen Film. Die Szene, in der Heidi und Franz nach Paris fahren wollen, aber an der ersten Autobahnraststätte steckenbleiben, ist eine unfreiwillige Allegorie auf Kliers Rückkehr ins deutsche Kino: Der Stoff, der seine Geschichte antreibt, hat für den ganzen weiten Weg nicht ausgereicht. Man kann Klier nur wünschen, daß er beim nächsten Mal auch den Rest der Strecke schafft.

Dennis Gansel sitzt mit "Mädchen Mädchen" am anderen Ende der Skala, die hierzulande den Spielraum des filmischen Erzählens markiert. Gansel, Jahrgang 1973, hat im Fernsehen angefangen und für seinen Politthriller "Das Phantom" gleich einen Grimme-Preis bekommen. Diese Auszeichnung muß ihn von etwa noch vorhandenen professionellen Skrupeln restlos befreit haben. "Mädchen Mädchen", nach einem Drehbuch von Maggie Peren, ist eine knallharte Spekulation auf das Millionenpublikum der Teenagerkomödie "American Pie", ein Film, dessen einzige erkennbare Perspektive der starre Blick auf die Kinokasse ist. Wo das amerikanische Vorbild noch zu zwei- oder auch eindeutigen Metaphern griff, um die Stöhn-und-Drang-Phase seiner pubertierenden Helden zu beschreiben, wird bei Gansel jetzt Tacheles geredet: Drei Mädchen, Inken, Victoria und Lena, wollen endlich wissen, wie sich ein Orgasmus anfühlt, haben aber auf dem Weg von Bullerbü nach Babylon die Orientierung verloren. Der Film setzt sie aufs Gleis und sich selbst in den Voyeursstuhl daneben.

Daß Sexualität auch etwas mit Sehnsucht und Zärtlichkeit zu tun haben könnte, wird in "Mädchen Mädchen" keinen Moment lang erwogen. Hier regiert die eiskalte neudeutsche Nüchternheit: Wer einen Mann fürs Bett will, gibt eine Kontaktanzeige auf, und wer von Jungs die Schnauze voll hat, geht in den Lesben-Chatroom. Als die blonde Inken auf dem Sattel ihres Rennrads jenen Höhepunkt erreicht, zu dem sie der tumbe Tim nicht bringen konnte, wird der Film endgültig zur Produktwerbung. Aber es ist nicht das Rad, für das er wirbt, sondern die User-Version eines emotional reduzierten Lebens: Lust als Produkt aus Kraft mal Weg. Gegen Gansels Münchner Schulmädchen-Report ist die Welt der "Bravo"-Berater eine altmodische Idylle. Daß der "FilmFernsehFonds" Bayern und die Filmförderungsanstalt Berlin diesen Film bezuschußt haben, muß man erwähnen, damit niemand sage, solche Geschichten seien eben vom Markt gewollt. Wenn das die Resultate jener Filmpolitik sind, die "wirtschaftliche" anstelle "kultureller" Förderungskriterien setzt, dann möchte man die zuständigen Gremien mitsamt ihren Richtlinien sofort an die Luft setzen.

Als vor ein paar Jahren Komödien à la "Stadtgespräch" und "Der bewegte Mann" im Kino brummten, entschlossen sich die hiesigen Tochterfirmen der amerikanischen Studiogesellschaften, auf der Welle mitzureiten und ebenfalls deutsche Filme zu produzieren. Inzwischen ist die Bewegung verebbt, und die Firmen Warner, Columbia, Fox, UIP und Buena Vista stehen mit ihren einheimischen Leidensgenossen am öden Kinostrand. Was sie dort auflesen, ist manchmal, wie im Fall von "Anatomie", eine fette Golddublone, manchmal auch bloß ein rostiger Nagel. Aber ein Unfund wie Thorsten Wettckes "Ein göttlicher Job" (Filmstart 19. April) stellt selbst für deutsche Verhältnisse eine Seltenheit dar.

Wettckes Film, eine Koproduktion der Disney-Tochter Buena Vista mit dem NDR und der Hamburger Firma Wüste Film, ist die Aldi-Variante einer Lubitsch-Idee: "Ein himmlischer Sünder" im postmodernen Schlafrock. Niklas (Oliver Korittke), ein erfolgloser Comiczeichner, ist als "Erdengott" für die nächsten tausend Jahre erkoren worden. Bevor er allerdings die kesse Tess (Tamara Simunovic) in den Himmel mitnehmen kann, der von einem weißen Ballonzelt dargestellt wird, muß er sich gegen eifernde Sektierer, geifernde Mafiosi und die Machenschaften seines göttlichen Vorgängers (Thierry van Werweke) durchsetzen. Das klingt nicht halb so blöd, wie es auf der Leinwand aussieht, aber die deutsche Sprache hat eben gewisse Grenzen, die der deutsche Film freilich mühelos überfliegen kann. Um wirklich einen Vorgeschmack auf "Ein göttlicher Job" zu bekommen, muß man sich vorstellen, irgendein Spot aus der Fernseh-"Wochenshow" ginge einfach neunzig Minuten lang weiter, ohne daß neue Einfälle dazukämen. So läppert sich Wettckes infantiler Scherz über die volle Kinolänge, und Heike Makatsch, Martin Semmelrogge sowie die göttergleich mit ihren Fingern flatternde Andrea Sawatzki machen gute Miene dazu.

Daß dieser Film aus Steuermitteln subventioniert wurde, versteht sich, aber die Liste der beteiligten Institutionen verschlägt dann doch den Atem: Filmförderung Hamburg, Filmförderung Niedersachsen, Filmbüro Nordrhein-Westfalen, Kuratorium junger deutscher Film, Filmförderungsanstalt Berlin. Vielleicht sollten alle diese Anstalten eine sechsmonatige Pause einlegen und ihren Mitarbeitern Gelegenheit zum Kinobesuch geben, damit sie erfahren, was anderswo auf der Welt so gedreht wird. Das ist zwar kein göttlicher, aber ein teuflisch notwendiger Job.

Lars Kraumes erster Spielfilm "Viktor Vogel - Commercial Man" (Filmstart 12. April) hat einen dämlichen Titel, doch das ist das einzige wirklich Dumme an ihm. Auch bei Kraume geht es um die Leitthemen des deutschen Lichtspiels: Liebe, Lust, Älterwerden, Aufstieg, Abstieg, Freundschaft und Geld. Aber im Unterschied zu Gansel, Wettcke und auch Klier hat Kraume sein Sujet im Griff, selbst wenn es manchmal nur ein Würgegriff ist. Der Titelheld (gespielt von Alexander Scheer, dem Hauptdarsteller aus "Sonnenallee") erringt durch einen Bluff eine leitende Stellung in einer Frankfurter Werbeagentur, muß aber von dem alten Kreativhasen Eddie Kaminsky (Götz George) lernen, daß die Macht auch ihren Preis hat. Das ist keine neue Erkenntnis, aber der Film verpackt sie so, daß man ihm eine Weile ganz gern beim Einwickeln zuschaut, nicht zuletzt deshalb, weil Chulpan Khamatova die Freundin von Viktor Vogel, Vadim Glowna den Chef der Werbeagentur und Maria Schrader deren wichtigste Kundin spielen, Gesichter, die man gern wiedersieht im deutschen Kino.

Der eigentliche Höhepunkt von "Viktor Vogel" ist jedoch die Werbekampagne, die unser Held für die neue Sportwagenklasse von Opel entwirft. Sie heißt "Die Jagd", und der Berliner Künstler Christian Jankowski hat sie sich ausgedacht. Man sieht eine Frau, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch einen Supermarkt geht und hier eine Packung Kekse, dort eine Milchtüte oder ein tiefgekühltes Hühnchen durchbohrt. So möchte man einmal ins Kino gehen und sich einen tollen deutschen Spielfilm schießen. Aber meistens träfe man wohl nur ein totes Huhn.

ANDREAS KILB

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