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Eine Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs: Lalit und Pimmi Vera bereiten die Hochzeit ihrer Tochter Aditi vor. Der genervte Vater kann es kaum erwarten, daß Aditi endlich unter die Haube kommt, aber die trauert noch immer voller Leidenschaft ihrem verheirateten Ex-Liebhaber Vikram nach. Während die neureichen Verwandten aus aller Herren Länder eintreffen, droht die grosse Zeremonie nicht nur in den Wolkenbrüchen des Monsuns, sondern auch in den chaotischen Verstrickungen einer höchst ungewöhnlichen Familie zu versinken ...
Mit der außergewöhnlichen Familienkomödie Monsoon Wedding
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Produktbeschreibung
Eine Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs: Lalit und Pimmi Vera bereiten die Hochzeit ihrer Tochter Aditi vor. Der genervte Vater kann es kaum erwarten, daß Aditi endlich unter die Haube kommt, aber die trauert noch immer voller Leidenschaft ihrem verheirateten Ex-Liebhaber Vikram nach. Während die neureichen Verwandten aus aller Herren Länder eintreffen, droht die grosse Zeremonie nicht nur in den Wolkenbrüchen des Monsuns, sondern auch in den chaotischen Verstrickungen einer höchst ungewöhnlichen Familie zu versinken ...

Mit der außergewöhnlichen Familienkomödie Monsoon Wedding präsentiert die indische Regisseurin Mira Nair ein farbenprächtiges Meisterwerk über die Liebe, die Lust am Leben und die Macht des Schicksals. Ein Fest überwältigender Bilder und großer Gefühle und ein einzigartiger Einblick in ein geheimnisvolles Land zwischen Tradition und Moderne.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Hinter den Kulissen - Produktionsnotizen - Filmographien - "Bollywoodbasics"
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2001

Licht meiner Augen, Glanz meiner Bilder
Du, glückliches Indien, heirate: Kritisch-nostalgische Betrachtungen zum Abschluß des 58. Filmfestivals von Venedig

VENEDIG, 9. September

Lalit Verma, ein Kaufmann im Frühherbst seines Lebens, hat seine über die ganze Welt verstreute Familie nach Neu-Delhi berufen, damit sie mit ihm die Hochzeit seiner Tochter Aditi feiert. Aditi aber denkt nicht an den Bräutigam, sondern an ihren Geliebten, einen Fernsehmoderator. Und auch Lalit selbst denkt weniger an die Hochzeit als an seinen Sohn, der ihm Sorgen macht, weil er sich allzusehr für Tänze und Frauenkleider interessiert. Und Lalits Nichte Ria, die als alte Jungfer verspottet wird, weil sie mit achtundzwanzig immer noch nicht verheiratet ist, denkt an ihren Beschützer, den reichen Tej, der sie als Kind mißbraucht hat und nun auch ihre kleine Kusine mißbrauchen will in schrecklicher Fortsetzung der Familientradition.

Als aber die Musik erklingt, als die bunten Gewänder herausgeholt und die alten Lieder gesungen werden, da übernimmt der kulturelle Kanon wieder das Kommando, und die von mancherlei modernen Schmerzen und Zweifeln zerrissene Großfamilie fügt sich ein ins Brauchtum der Jahrtausende. Nebenan, zwei oder drei Kasten tiefer, wirbt der Partygestalter P.K. Dubei um das Hausmädchen Alice und krönt die von ihm eingerichtete Feier mit seinem privaten Happy-End.

Mira Nairs Film "Monsoon Wedding" (Die Monsun-Hochzeit), der am Samstag abend den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig gewann (siehe unsere Meldung auf dieser Seite), ist eine Geschichte zweier Welten. Da ist einerseits, am Lebensstil und an der Inneneinrichtung des Verma-Hauses leicht erkennbar, die globalisierte englischsprachige Welt der technologischen Moderne. Und da ist andererseits die vielsprachige, konservative, durch das zeitgenössische Gewebe noch überall hindurchschimmernde Welt des alten Indien, seiner Kleider, seiner Lieder, seiner Gebräuche. Der Film versucht diese beiden Welten zu versöhnen, indem er sie vermischt. Wo der Schnitt sonst die Bilder trennt, soll er sie in Mira Nairs Gruppenporträt miteinander verbinden: die Väter mit den Kindern, die Gefühle mit den Ritualen, die Tradition mit ihrer Aufhebung.

In Venedig fanden viele Kritiker, daß der Regisseurin die visuelle Versöhnung nicht gelungen, daß die Textur ihres Films eher fadenscheinig sei. Die Jury unter dem Vorsitz des italienischen Regisseurs Nanni Moretti war anderer Meinung. Sie verlieh "Monsoon Wedding" einen Preis, der neben dem Goldenen Bären von Berlin und der Goldenen Palme von Cannes zu den drei wichtigsten Trophäen des Weltkinos gehört. Ob der venezianische Löwe von dem Glanz, den er auf Mira Nairs Beitrag wirft, noch eine Weile zehren kann, wird sich zeigen.

Die zweite wichtige Auszeichnung des Festivals, der Große Preis der Jury, ging an einen Film, den Nanni Moretti gar nicht gemocht haben soll, den aber die anderen Mitglieder des Gremiums favorisierten: den österreichischen Beitrag "Hundstage" von Ulrich Seidl. Auch "Hundstage" ist ein Gruppenporträt, aber eines der finsteren Art. Spießer, Schläger, Schwätzer, Sadisten und Masochisten geben einander die Klinke in die Hand in diesem Wiener Vorstadt-Inferno, dessen Regisseur sich auf den Voyeurismus seines Publikums verlassen kann. Man muß aber Seidls Film nicht mögen, um über den internationalen Erfolg des österreichischen Kinos gleichwohl ins Staunen zu geraten. Nach Michael Hanekes "Klavierspielerin" hat mit "Hundstage" zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Produktion aus Österreich einen bedeutenden Festivalpreis gewonnen. Diese Entwicklung sollte zumal in Deutschland Nachdenken auslösen.

Wie kann es sein, daß ein Nachbarland, dessen Markt mehr als zehnmal kleiner ist als der deutsche, dessen Filmfördermittel nur einen Bruchteil der deutschen ausmachen, mehr weltweit anerkannte Regisseure und Spielfilme hervorbringt als unser byzantinisches Subventionssystem? Die Antwort ist einfach. Das Geheimnis des österreichischen Erfolgs liegt in der rigorosen Zentralisierung der dortigen Filmbranche. Die deutschen Filmförderer, die derzeit um jedes Komma ihrer föderalen Privilegien kämpfen, sollten sich das österreichische Beispiel gründlich durch den Kopf gehen lassen. Denn für den deutschen Film geht es auf den großen Festivals längst nicht mehr darum, einen Preis zu erringen. Die Frage ist vielmehr, ob er dort überhaupt noch in Erscheinung treten kann. In Venedig präsentierte sich die Filmnation Deutschland, abgesehen von Werner Herzogs Blamage mit "Invincible", vor allem als Finanzierungspartner. Die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die einen ganzen venezianischen Palazzo gemietet hatte, um Kritiker und Redakteure aufs geschmackvollste zu bewirten, konnte auf eine eindrucksvolle Liste von Festivalbeiträgen verweisen, die mit nordrhein-westfälischer Beteiligung entstanden waren. Freilich kann man keine dieser Koproduktionen auch nur von fern als deutschen Film bezeichnen. Die Arbeit der Filmstiftung ist also nichts anderes als die Fortsetzung des Freitischs im europäischen Maßstab: Sie nährt das Kino anderer Nationen mit deutschem Steuergeld.

Venedig war einmal das Schaufenster des europäischen Kinos. Hier trafen sich noch in den achtziger Jahren die Meister der Filmkunst, ein Bergman, Malle, Angelopoulos, Fellini und Godard. Inzwischen gewinnt nur noch alle paar Jahre ein Beitrag aus Europa den Goldenen Löwen. Es sind Filme aus Asien und Lateinamerika, die den Wettbewerb dominieren, Produktionen aus Ländern, in denen die Kinobilder oftmals noch den Charakter einer essentiellen Mitteilung haben, einer schockierenden Wahrheit, eines gebrochenen Tabus.

Das europäische Kino, dessen Publikum täglich von Schock- und Schmockbildern jeder Art im Fernsehen und auf Video überschwemmt wird, versucht dem Dilemma seiner Wirkungslosigkeit zu entkommen, indem es sich auf die Reise macht. Diese Reisen können zu der Fremden nebenan führen, wie Jean-Pierre und Luc Dardennes vor zwei Jahren in Cannes ausgezeichneter Film "Rosetta", oder zu den Fremden vor der Tür, wie André Téchinés diesjähriger venezianischer Wettbewerbsbeitrag "Loin" (Fern). Daß "Loin" in Venedig keinen Preis bekam, ist bedauerlich, so wie es bedauerlich ist, daß Babak Payamis "Raye Makhfi" (Geheime Wahl, F.A.Z. vom 6. September), der schönste Film des Festivals, nur einen Regiepreis empfing. Die Auszeichnungen für die beiden Hauptdarsteller von Giuseppe Piccionis bitterem Rührstück "Luce dei miei occhi" (Licht meiner Augen) sind dagegen ersichtlich jenem Proporz geschuldet, dem sich auch die klügsten Jurys unterwerfen müssen.

Der Vorspann, der auch in diesem Jahr die Festivalbeiträge am Lido ankündigte, ist ein kleines Meisterwerk. Er zeigt eine nackte Frau, die sich ins Meer stürzt, um dort unten in Bildern aus der großen Zeit des Kinos zu baden. Da sind Marilyn Monroe und Anna Magnani, da ist die Duschszene aus "Psycho" und die Schlußeinstellung aus "Sie küßten und sie schlugen ihn", da sind all die kostbaren Momente, die sich der Geschichte des Mediums eingeprägt haben. In diesem kleinen Film ist die Hoffnung des Festivalbesuchers aufgehoben, seine Sehnsucht, zwischen den Bildern ein Zuhause zu finden. Nirgendwo wird diese Sehnsucht bitterer enttäuscht und zugleich zärtlicher genährt als in Venedig. Denn hier trifft sich das Glücksversprechen des Kinos mit der Verheißung einer Stadt, die bis zu ihrem absehbaren Untergang das steinerne Inbild irdischer Schönheit bleiben wird. Wenn das Kino der Welt überhaupt irgendwo zu Hause sein kann, dann in Venedig, und deshalb zieht es uns immer wieder hierher.

ANDREAS KILB

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