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Der Filmtitel "Mifune" bezieht sich auf den japanischen Schauspieler Toshiro Mifune, der in Kurosawas Film "Die sieben Samurai" seine Herkunft aus ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen verschweigt, so wie im vorliegenden Film der Yuppie Kresten, der seiner frisch angetrauten Frau und deren gutsituierten Familie seine wahre Herkunft aus Imagebewußtsein vorenhält.
Eines Tages meldet sich jedoch die Vergangenheit zurück - der Tod seines Vaters ruft Kresten nach Hause. Außer den Formalitäten erwartet ihn noch die Aufgabe, für seinen liebenswerten, zurückgebliebenen Bruder Rud zu sorgen. Die
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Produktbeschreibung
Der Filmtitel "Mifune" bezieht sich auf den japanischen Schauspieler Toshiro Mifune, der in Kurosawas Film "Die sieben Samurai" seine Herkunft aus ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen verschweigt, so wie im vorliegenden Film der Yuppie Kresten, der seiner frisch angetrauten Frau und deren gutsituierten Familie seine wahre Herkunft aus Imagebewußtsein vorenhält.

Eines Tages meldet sich jedoch die Vergangenheit zurück - der Tod seines Vaters ruft Kresten nach Hause. Außer den Formalitäten erwartet ihn noch die Aufgabe, für seinen liebenswerten, zurückgebliebenen Bruder Rud zu sorgen. Die Alternative, ihn in ein Heim zu geben verwirft Kresten wieder, aus Zuneigung zu seinem Bruder, der ein leidenschaftlicher Ufo- und Toshiro Mifune Fan ist. Um lieber gestern als heute wieder in seinen Yuppie-Alltag zurückkehren zu können engagiert Kristen für Rud eine Haushälterin. Liva, kein Kind von Traurigkeit, befindet sich ebenfalls in der Situation, lieber nichts davon zu offenbaren, dass sie bisher als Dirne in einem Kopenhagener Bordell tätig war und nur wegen nervenzerfetzender Drohanrufe Zuflucht in der Abgeschiedenheit der dänischen Tundra sucht.
Eines Abends taucht Krestens ungeduldig wie neugierig gewordene Frau Claire überraschend auf. Schlichtweg entsetzt über das, was sie als "ererbtes Anwesen" vorfindet gibt sie sich mit glanzvollem Hang zum Drama ganz dem Verdacht hin, ihren Mann mit Liva in einer kompromittierenden Situation erwischt zu haben. Wie gewonnen, so zerronnen - Kristen ist im Nu Frau, Limousine, Job und Wohlstand los.
Mit Livas rotzfrechem Bruder Bjarke, der aus dem Internat geflogen ist und für einige Zeit zu seiner Schwester zieht, kommt neues Leben in die Bretterbude und lenkt alle von trüben Gedanken ab. Beim gemeinsamen Hühnerjagen und Spleenpflegen lernen sich die vier kennen und schätzen. Mit wachsendem Vertrauen zueinander lassen alle allmählich ihre Vergangenheit hinter sich, aber freilich erst nachdem sie die Offenlegung ihrer verborgenen Taten sowie ihrer Wünsche durchgestanden haben.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Hintergrundinformationen - Fotogalerie - WEB-Links
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.1999

Die Magie einer Misere
"Mifune" von Søren Kragh-Jacobsen: Der dritte "Dogma"-Film aus Skandinavien

Der Anruf reißt ihn mitten aus der Hochzeitsnacht. Am anderen Ende meldet sich eine Stimme aus Krestens Heimatdorf: Sein Vater ist gestorben, für Kresten weniger schmerzlich als peinlich. Denn der Selfmademan (Anders W. Berthelsen), der gerade seine Karriere in Kopenhagen durch die Heirat mit der stürmischen Tochter seines Firmenchefs krönt, hat bisher erfolgreich verleugnet, überhaupt noch Verwandte zu haben. Jetzt muß er der aufgebrachten Frau an seiner Seite manches gestehen, seine ländliche Herkunft, das Elend des Vaters und eines behinderten Bruders obendrein.

Der dänische Regisseur Søren Kragh-Jacobsen, dessen Arbeiten bevorzugt von Kindern oder juvenilen Delinquenten handeln, stürzt sich gerne Hals über Kopf in akute Zerreißproben, ohne zu wissen, wohin sie ihn führen. Solch realitätsversessener Elan trug dem Film "Mifune" in diesem Jahr in Berlin den Silbernen Bären ein.

Drastische Kontraste stehen am Anfang des Geschehens. Gerade als Kresten seine Zukunft gesichert zu haben meint, holt ihn die verdrängte Vergangenheit ein. Aus eleganter urbaner Zivilisation muß er zurück zur verunkrauteten Natur. Lange nur auf Leistung erpicht, soll er plötzlich Leiden wahrnehmen. Was tun? Organisation ist alles. Zwei Tage in Lolland, und er wird den Nachlaß geregelt, das Haus verkauft, seinen Bruder Rud ins Heim geschafft haben. Sperrige Überraschungen durchkreuzen Krestens Pläne. Eine Umwertung seiner Werte liegt in der Landluft.

Die ersten ländlichen Sequenzen versprechen weit mehr, als der Film im weiteren Verlauf hält. In diesem besten Teil von "Mifune" glückt dem Regisseur eine ganz eigene Atmosphäre aus Misere und Magie. Wenn die Kamera den heruntergekommenen einsamen Bauernhof ins Auge faßt, wenn sie im Inneren des Hauses die schäbigen, unsäglich blumig tapezierten Räume durchmustert, zieht sie mit Kresten illusionslos Bilanz, hält zugleich aber auch mit ihm Ausschau nach dem Blickfang suggestiver Erinnerungen.

Unter dem Tisch, auf dem der tote Vater liegt, findet Kresten den infantilen Rud (Jesper Asholt), der sich überhaupt nach Kinderart gern versteckt, unter Decken oder einer roten Wollmütze Geborgenheit sucht. Rud träumt immer noch wie früher von Ufos oder von Mifune, dem japanischen Schauspieler, dessen Heldentaten in Kurosawas Film "Die sieben Samurai" er weiterhin mit Kresten nachzuspielen liebt. Wenn die ungleichen Brüder durch die Umgebung des Hofs, durch Wäldchen und Kornfelder bis zur Hütte am Wasser streifen, in der Kresten einst seine Jugendliebe küßte, entdeckt dieser manches neu, als wär's ein Stück von ihm. Nach solchen Erfahrungen kann er Rud, der offensichtlich nur auf vertrautem Terrain auflebt, nicht mehr ins Heim abschieben. Eine Haushälterin muß her. So weit, so gut.

Doch sobald Liva, die Kopenhagener Prostituierte, ihres Metiers überdrüssig, als Mädchen für alles auf dem Hof einzieht, Waisenkind auch sie, versackt der Film in Genretypik, nur notdürftig aufgelockert durch versprengte Genrekomik. Nun gibt Kragh-Jacobsen auch die realistischen Verblüffungsmomente und die spröde Unberechenbarkeit auf, die den Film eingangs auszeichnen. Jede Wendung, jeder Winkelzug seines Sozialplanspiels werden vorhersehbar. Alles kommt, wie ein übermächtiges Erzählschema es will. Auf Krestens Entlassung und Scheidung folgt prompt die doppelte Bekehrung: Kresten und Liva mausern sich zum perfekten Paar, sie von Lastern, er von Leistung kuriert. Und um die Symmetrie unter Brüdern zu vervollständigen, bringt sie ihrerseits ein Früchtchen mit in die blühende Landkommune.

Nach Thomas Vinterbergs stichhaltigem Tribunal über einen Jubilar, "Das Fest" (F.A.Z. vom 11. Januar), und Lars von Triers provozierend regressivem Rollenspiel "Idioten" (F.A.Z. vom 22. April) ist "Mifune" die dritte Produktion der Gruppe "Dogma 95": Die selbsternannte Avantgarde kämpft mit Witz und Wucht dafür, daß Neues aus dem Norden das Licht der Leinwand erblickt. Ihr dekalogartiges "Reinheitsgelübde" halten die "Dogmatiker" freilich nur partiell, nach Lust und Laune. "Mifune" zeigt vertrackt die Relativität dieser ästhetischen Gebote: Einschlägige Regeln wie Regelverstöße bringen hier gleichermaßen bald Gewinn, bald Einbußen.

Søren Kragh-Jacobsen als Regisseur profitiert sichtlich von der Einhaltung des Grundgebots der Gruppe, der Verbindlichkeit des zentralen Originalschauplatzes. Paradoxerweise profitiert er um so mehr davon, als er sich dem dritten Gebot, dem Einsatz der wackligen Handkamera, weil "nicht sonderlich revolutionär oder storydienlich", strikt verweigert. So gelingen dem Kameramann Anthony Dod Mantle einerseits arrangierte Nahaufnahmen mit aufschlußreichen Ein- und Durchblicken, andererseits grüngoldene Landschaftstotalen, die Gemälde des dänischen Romantikers Johan Thomas Lundbye glücklich in Filmsequenzen variieren.

Zur Falle wird dem Regisseur jedoch die Spontaneität des Plots, die das Manifest der "Dogmatiker" als "Wahrheit des Augenblicks" feiert. "Zunächst hatte ich keine Ahnung, in welche Richtung ich mit dem Projekt wollte", gesteht Kragh-Jacobsen. So bemüht er aufs neue als Lückenbüßerin die längst überlebte edle Dirne vergangener Jahrhunderte, die er dürftig zu einer Art Sozialtherapeutin aktualisiert, statt die Schauspielerin Iben Hjejle, ein intelligentes Energiebündel, glaubwürdig einzusetzen, etwa als Studentin im Sommerjob. Wie so oft schon fördert auch hier Improvisation keineswegs originelle Einfälle, sondern schiere Einfallslosigkeit zutage, die Rettung im Klischee sucht.

EVA-MARIA LENZ

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