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Polizeirazzia, ein Mann wird angeschossen. Als er nach langer Bewusstlosigkeit erwacht, ist er ein Mann ohne Erinnerung, ohne Sprache. Wer ist dieser Mann? Ist er - wie seine Freunde behaupten - der weltabgewandte, in einem Forschungsinstitut vor sich hin laborierende Biogenetiker Hoffmann, 35, ein "Opfer des Polizeiterrors"? Oder ist er - wie Polizei und Presse erklären - ein gefährlicher "Terrorist" und sein Beruf eine Tarnung?
Ein Mensch in der Mühle zwischen Rufmord und Märtyrertum.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Interviews - Presseheft als PDF - Werkfotos
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Produktbeschreibung
Polizeirazzia, ein Mann wird angeschossen. Als er nach langer Bewusstlosigkeit erwacht, ist er ein Mann ohne Erinnerung, ohne Sprache. Wer ist dieser Mann? Ist er - wie seine Freunde behaupten - der weltabgewandte, in einem Forschungsinstitut vor sich hin laborierende Biogenetiker Hoffmann, 35, ein "Opfer des Polizeiterrors"? Oder ist er - wie Polizei und Presse erklären - ein gefährlicher "Terrorist" und sein Beruf eine Tarnung?

Ein Mensch in der Mühle zwischen Rufmord und Märtyrertum.

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Autorenporträt
Angela Winkler, geboren 1944, ist eine deutsche Schauspielerin und Sängerin. Sie ist in zahlreichen Film- und Theaterproduktionen zu sehen, u.a. als Katharina Blum in Volker Schlöndorffs Film "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", für den sie 1975 mit dem Deutschen Kritikerpreis und 1976 mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet wurde. 1979 erlang sie internationalen Bekanntheitsgrad durch ihre Darstellung im oscarprämierten Film "Die Blechtrommel". Seit 1986 widmete sich Angela Winkler verstärkt dem Theater, vor allem mit Peter Zadek.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2008

Messer im Kopf und Stammheim

Was mag wohl in Reinhard Hauff vorgegangen sein, als er im Januar 1978 die Uraufführung von "Deutschland im Herbst" auf der Berlinale sah? Nur wenige Monate später würde er mit den Dreharbeiten zu seinem Film "Messer im Kopf" beginnen - und jetzt das: ein filmisches Pamphlet, ein Versuch, spontan, ungefiltert, billig, zornig und manchmal voller Selbstmitleid über den Deutschen Herbst. Von allen, die wichtig waren in dieser Zeit. Aber ohne ihn, Reinhard Hauff. War er wütend, erleichtert oder traurig über das, was er da auf der Leinwand sah? Oder sogar froh?

Vor ihm zieht ein 119-minütiger Versuch der "heimatlosen Linken" (F.A.Z. vom 4. April 1978) vorbei, die Ereignisse des vergangenen Deutschen Herbstes zu deuten. Entstanden ist dabei aber nicht ein Episodenfilm, wie "Deutschland im Herbst" zu Unrecht bezeichnet wird, sondern ein Montagefilm, den Kluge und seine Cutterin Mainka-Jellinghaus konstruiert haben. Mit den Mitteln der Musik und einer dokumentarischen Klammer versuchen sie, den auseinanderstrebenden Stilen, Splittern, Assoziationen, Dokumentationen und Spielfilmen eine Struktur, eine Heimat, einen Ton zu geben. Doch diese Gemeinsamkeit bleibt Kluges unerfülltes Begehren.

Zehn Monate nach "Deutschland im Herbst" zeigt Reinhard Hauff in Hof "Messer im Kopf" und fügt dem ungestümen Versuch seiner Vorgänger, die Lage in Deutschland zu erklären, seine Sicht der Dinge hinzu. Wo "Deutschland im Herbst" nur fragt, da antwortet Hauff, und wo die anderen gegen Wände rennen, da öffnet "Messer im Kopf" Türen. Gegen das Brachiale setzt Hauff das Zarte, gegen die Rechthaberei den Zweifel, gegen die Vorurteile das eigene Urteil, gegen Schwarzweißmalerei das Nuancierte, gegen Todesernst verzweifelten Humor und gegen das Popstarhafte der Terroristen und ihrer Gegner die Anonymität von Menschen, die unter ihren eigenen Ideologien leiden und ihnen kaum mehr zu entkommen vermögen. Erst bei "Messer im Kopf" wird einem in einer merkwürdigen Rückbesinnung klar, wozu Bruno Ganz in der Lage war. Ihm zur Seite einige Männer, die allesamt einen Film alleine tragen könnten: der schneidend kalte Hans Brenner als kafkaesker Polizist, Hans-Christian Blech als Vaterfigur, der gertenschlanke Sponti Heinz Hönig und der ganz junge Udo Samel. Als wären das wundervolle Schauspiel und die Führung durch Hauff nicht genug, vervollständigen die Kamera von Frank Brühne, die zeitlose Musik von Irmin Schmidt und schließlich der genialische Rhythmus von Przygoddas Schnitt den Film zu einem Meisterwerk über das junge Deutschland der Siebziger. Ein Land, in dem die Angst den Staat und seine Bürger in ein unheilvolles Misstrauensverhältnis getrieben hat.

Hauff reüssiert, weil er die Beschreibung des Politischen mit dem Privaten verbindet und damit den Kunstgriff schafft, indirekt zu erzählen.

Als Hauff sieben Jahre später die Anonymität seiner Charaktere verlässt und "Stammheim" dreht, opfert er seine Kunst, Kino zu erzählen, konsequent auf dem Altar der Glaubwürdigkeit. Sein Versuch, dem Deutschen Herbst das kinohafte, jedes Pathos, jedes Schicksal, jede Sprengung, Tötung, ja: jeden Pop auszutreiben und durch äußerste Selbstbeschränkung im Stammheim-Prozess zu einer Art objektiver Wahrheit vorzudringen, ist ein Opfergang der besonderen Art. Denn erst durch Hauffs spartanische Herangehensweise schält sich die formelhafte und ritualisierte Frontstellung zwischen Staat und Terroristen heraus, die zur Eskalation geführt hatte: zum Beinahe-Kollaps der jungen Republik und schließlich zum Tod der Terroropfer und der vier Terroristen. Doch Hauff widersteht. Er hält sich eisern an die Fakten, er spekuliert nicht. Reinhard Hauff lässt sich nicht verführen. Ein Regisseur hört, um der Wahrheit willen, mit dem Inszenieren auf. Das macht ihn zu einem ganz Großen. Nicht nur in seinem Fall ist Undank der Welten Lohn.

Hans Steinbichler, Jahrgang 1966, zeigte seinen Film "Die zweite Frau" gerade beim Filmfestival Toronto.

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