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In Melinda und Melinda ist Woody Allen wieder ganz in seinem Element: Eine Anekdote ist der Ausgangspunkt für eine Geschichte, die aus zwei gegensätzlichen Perspektiven – einer tragischen und einer komischen - elegant verschachtelt erzählt wird. Manhattan und seine urbanen Neurotiker bieten dem hervorragenden Ensemble Chiwetel Ejiofor, Will Ferrell, Jonny Lee Miller, Radha Mitchell, Amanda Peet, Chloë Sevigny und Wallace Shawn größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten. Die meisten der Allen-typischen Themen werden auch hier durchdekliniert – die Zerbrechlichkeit der Liebe, eheliche Untreue,…mehr

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Produktbeschreibung
In Melinda und Melinda ist Woody Allen wieder ganz in seinem Element: Eine Anekdote ist der Ausgangspunkt für eine Geschichte, die aus zwei gegensätzlichen Perspektiven – einer tragischen und einer komischen - elegant verschachtelt erzählt wird. Manhattan und seine urbanen Neurotiker bieten dem hervorragenden Ensemble Chiwetel Ejiofor, Will Ferrell, Jonny Lee Miller, Radha Mitchell, Amanda Peet, Chloë Sevigny und Wallace Shawn größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten. Die meisten der Allen-typischen Themen werden auch hier durchdekliniert – die Zerbrechlichkeit der Liebe, eheliche Untreue, komplizierte Romanzen, die Unfähigkeit zu kommunizieren. Eine Figur im Film bringt es auf den Punkt: „Er ist mutlos, er ist verzweifelt, er ist lebensmüde. Alle komischen Elemente sind vorhanden.“

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Autorenporträt
Woody Allen, geboren 1935 als Allen Stewart Konigsberg in New York, lebt in Manhattan; ist Autor, Regisseur, Schauspieler, Musiker, Intellektueller und gefeierter Film-Komiker unserer Zeit; Hollywood verlieh ihm 4 Oscars.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2005

Schamlos in Manhattan
Fast wie in alten Zeiten: "Melinda und Melinda", der vierunddreißigste Film von Woody Allen

Es gab eine Zeit, da waren Woody-Allen-Filme ein Ereignis, doch diese Zeit ist seit mehr als einem Jahrzehnt vorbei. Seitdem sind Woody-Allen-Filme für Zuschauer, die ihn einst liebten, eine Lust-Angst-Erfahrung. Lust, weil sie die Erinnerung an seine früheren Meisterwerke und die freudige Erwartung, die jedem neuen vorausging, mobilisieren; Angst, weil man fürchtet, wieder einmal enttäuscht zu werden. In letzter Zeit wurde diese Angst immer stärker, so stark, daß sie ihrerseits zur Erwartung wurde, die schließlich umschlug in Indifferenz. Wie war der letzte Woody-Allen-Film? Immer häufiger bekam man auf diese Frage die Antwort: "Ich glaube, den hab' ich nicht gesehen."

"Melinda und Melinda", das ist die gute Nachricht, ist der beste Film, den Woody Allen seit "Sweet and Lowdown" im Jahr 1999 gedreht hat. Man schaut gerne zu, wie die beiden Titelfiguren, gespielt von derselben Schauspielerin, Radha Mitchell, durch sein phantastisches New York stolpern, am Leben verzweifeln, die Nerven ihrer Mitmenschen strapazieren und oft im falschen Augenblick an Orten auftauchen, an denen sie nichts verloren haben. Die weniger gute Nachricht ist, daß Woody Allen viele Möglichkeiten, die in der Anlage seiner Geschichte stecken, nicht entwickelt, gerade so, als hätten ihm Zeit und Lust gefehlt, zwei wirklich unterschiedliche Frauenfiguren - und auch zwei deutlich unterschiedliche Geschichten - zu entwerfen, wie es der Titel verspricht und wie es zu Beginn des Films sein Vorhaben gewesen zu sein schien. Vielleicht ist Woody Allen für das Tempo, mit dem er seit Beginn seiner Karriere produziert, inzwischen zu alt geworden, vielleicht brauchte er heute ein wenig mehr Zeit, um uns von seinen Visionen zu überzeugen. "Melinda und Melinda" ist sein vierunddreißigster Film. Der fünfunddreißigste lief vor wenigen Wochen in Cannes, und der sechsunddreißigste ist schon fast abgedreht.

An einem Tisch im Pastis, einem der begehrtesten Restaurants im Meat Packing District, sitzen ein Komödienschreiber (Wallace Shawn) und ein Autor ernsthafter Tragödien (Larry Pine) mit ihren Frauen und unterhalten sich darüber, ob das Leben komisch oder tragisch sei. Um die Frage zu entscheiden, entwerfen sie die Ausgangssituation einer Geschichte, die sodann eine komische und eine tragische Wendung nehmen soll, je nachdem, ob der Komödiant oder der Tragiker sie erzählt. Melinda, eine junge Frau, die ziemlich durcheinander ist, platzt mitten in eine Dinnerparty hinein, die ein befreundetes Paar für andere Freunde gibt. In der tragischen Version sind das Lee (Jonny Lee Miller), ein erfolgloser Schauspieler, und seine Frau Laurel (Chloe Sevigny), eine "Park-Avenue-Prinzessin" und Teilzeit-Musiklehrerin; in der komischen Hobie (Will Ferrell), auch er ein gescheiterter Schauspieler, und Susan (Amanda Peet), eine Filmemacherin auf der Suche nach Investoren in ihr jüngstes Projekt, "The Castration Sonata". Die Ehe beider Paare übrigens gibt wenig Anlaß, an die Liebe zu glauben, und die Affären, auf die Melinda - die tragische wie die komische - sich einläßt, ebenfalls nicht.

Die Geschichten der zwei Melindas ähneln sich so sehr, daß es eine Weile braucht, bis man mit einiger Sicherheit die komische Version von der tragischen unterscheiden kann. Einerseits ist das natürlich Teil des Konzepts, denn am Ende will Woody Allen uns wohl sagen, daß die Tragödie ohne die Komik nicht auskommt und die Komödie ohne tragische Momente auch nicht viel wert ist. Aber das hatte er ja schon klargemacht in Geschichten, in denen die Hauptrolle nicht im Doppelpack auftrat.

Der Eindruck, daß sich die Geschichten, die von zwei verschiedenen Dramatikern erzählt werden, derart gleichen, mag damit zu tun haben, daß die Innenräume wie die Stadtansichten, die Kostüme wie die Musik so schön sind, daß alles andere dahinter ein wenig zu verschwinden scheint. Woody Allens New York war immer eine Phantasieversion der Stadt, und hier entwirft er fast schamlos in den labyrinthischen Wohnungen an der Upper East Side oder den weitläufigen Lofts in SoHo seine Wunschbilder einer untergegangenen Zeit. Für die Darsteller, die sich darin bewegen, ist das manchmal ein großes Hindernis, vor allem für Radha Mitchell, die viel zu zappelig agiert, unabhängig davon, in welcher Version der Geschichte sie gerade unterwegs ist. Will Ferrell, der den Part des Ersatz-Woody-Allen spielt, weil der Regisseur dieses Mal nicht selbst mitmacht, bekommt zwar die witzigsten Dialogsätze, kann aber wenig mit ihnen anfangen. Für andere, Chloe Sevigny und Amanda Peet etwa, ist Allens antipsychologische Inszenierung ein Segen, und die beiden entwickeln sich zu den witzigsten Figuren des Films. Die beste Szene des Films dreht sich um einen Ehebruch, den der gehörnte Gatte in flagranti entdeckt. Da ist Woody Allen ganz der alte, jener Filmemacher, auf dessen Witz seine Liebhaber bei jedem Film aufs neue warten.

VERENA LUEKEN

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