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Technische Angaben: Bildformat: 16:9 (1.66:1) Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0) Untertitel: Deutsch Ländercode: 2
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kein Bonusmaterial - Booklet

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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
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Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2000

Von allen Göttern verlassen
Was ist in Kevin Smith gefahren? Sein Film "Dogma" lässt den Herrn des Himmels keinen guten Mann sein

So sieht der alkoholische Gottesbeweis aus: Ein Seraph namens Metatron kommt ins Schlafzimmer und verwandelt es in eine Tequila-Bar. Bethany jedenfalls überzeugt das. Sie ist Katholikin, und Katholiken wissen, dass es im Himmel mehr Spaß geben wird als auf Erden. Deshalb überrascht es sie auch nicht, dass der liebe Gott von Zeit zu Zeit sich selbst einen guten Mann sein lässt und zu ein paar Minigolfpartien auf die Erde kommt. Das sind gefährliche Augenblicke, denn die Wachsamkeit des alten Herrn lässt nach. Und prompt werden von Engeln und Teufeln Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Nutzen aus der Situation zu ziehen.

Der vierte Film von Kevin Smith trägt den Titel "Dogma". Wie die kurze Handlungsschilderung schon zeigen dürfte, könnte er kaum weiter von den Werken der gleichnamigen dänischen Bewegung entfernt sein. Bei Smith gibt es Spezialeffekte, einen Soundtrack und eine ganze Latte prominenter Schauspieler. Das beginnt mit Ben Affleck und Matt Damon, die ein gefallenes Engelpärchen spielen. Damon ist Loki, der Todesengel, der vor Jahr und Tag in seinem Job gut zu tun hatte: Sodom und Gomorrha, Sintflut - wir kennen die Geschichten. Affleck ist Bartleby, ein anderer Himmelsbote, dem die Verweigerung schon in den Namen eingeschrieben ist. Er hat Loki einstmals in einem der auf himmlische Strafaktionen folgenden Saufgelage das Theodizee-Problem nahe gebracht. Plötzlich mochte Loki nicht mehr sengen und morden, was seinen göttlichen Auftraggeber erzürnte. Die beiden Engel wurden nach Minnesota verbannt - offenkundig schon in vorkolumbianischer Zeit nicht eben ein Ort von großem Unterhaltungswert.

Nun trifft es sich, dass die katholische Kirche in Amerika gerade ein Relaunch ihres Glaubens vornimmt. Aus dem gekreuzigten Schmerzensmann wird ein breit grinsender Jesus, dessen Frohbotschaft unter dem Motto "Catholizism - Wow!" dem Volke nahe gebracht werden soll. Hostien werden wie Cornflakes verpackt, und als Krönung der ganzen Werbekampagne beschließt Kardinal Glick zum hundertsten Jahrestag der Weihe von St. Michael in New Jersey einen umfassenden Ablass zu gewähren, wenn man nur das Hauptportal der Kirche durchschreitet.

Durch solch ein gewaltiges Nadelöhr geht jedes Kamel; also erkennen auch Loki und Bartleby ihre Chance, sich wieder für den Himmel zu qualifizieren. Damit aber droht eine Korrektur von Gottes Ratschluss, der die beiden weiterhin gerne in Wisconsin sähe, und ist Gottes Allmacht erst falsifiziert, droht der Zusammenbruch des ganzen himmlischen Systems inklusive der irdischen Dependance. Also dringt Metatron ins Schlafzimmer von Bethany ein, um bei ihr Hilfe zu suchen. Die Angestellte einer Abtreibungsklinik ist die letzte Urgroßnichte von Christus und insofern die geeignete Streiterin wider das Böse. Denn hinter dem Heimatstreben der beiden gefallenen Engel steckt niemand anderer als der Dämon Azrael. Gegen ihn versammelt Metatron eine kleine Truppe, zu der neben Bethany noch die beiden Drogendealer Jay und Silent Bob, der dreizehnte Apostel Rufus und per Zufall die Muse Serendipity gehören.

Hinter Letzterer verbirgt sich die Schauspielerin Selma Hayek, Bethany wird von Linda Fiorentino gespielt, Metatron von Alan Rickman. Damit hat Smith fünf Stars beisammen. Sie ergänzt er um zwei bekannte amerikanische Komödianten (George Carlin als Kardinal und Chris Rock als Rufus) und vor allem um die Stammbesetzung seiner bisherigen Filme seit "Clerks": Jason Mewes als Jay, Jason Lee als Azrael und vor allem Smith selbst als Silent Bob. Das seltsame Dealergespann geistert durch alle Filme von Smith, und auch in "Dogma" stiehlt es dem Rest der Besetzung die Schau - und das will einiges heißen, hat am Ende doch auch Gott selbst einen Auftritt (und er ist weder besonders lieb noch ein alter Mann).

Bis dahin aber ist ein Film zu überstehen, der bisweilen hohen Unterhaltungswert, aber kein Konzept hat, das über die Verspottung des Christentums hinausginge - deshalb wird er wohl zu Ostern gestartet. Leider bieten zweitausend Jahre und ebenso viele Bibelseiten zu viele Anknüpfungspunkte für zwei Stunden Spott, und so überlädt Smith sein Drehbuch mit tausend Gags und Mätzchen, würzt hier einen Dialog mit theologischen Anspielungen, dort eine Szenerie mit christlicher Ikonografie und erzeugt am Ende ein solches Chaos, dass man auch die Danksagung im Abspann an Gott persönlich eher als Zynismus verstehen möchte.

Ist sie aber nicht, und das macht "Dogma" überdies zu einem unangenehmen Film. Smith ist Katholik und also prädestiniert zum Lebemann. Wo im Protestantismus die Unmittelbarkeit der persönlichen Verantwortung gegenüber Gott dem menschlichen Verfehlen Schranken entgegensetzt, hat der Katholizismus eine Instanz geschaffen, die in Gottes Namen verzeihen kann. Und Ablass erbittet auch Smith in seinem Abspann, wenn er gar nicht genug betonen kann, wie gläubig er doch sei. Diese Zeilen klingen nicht mehr komisch. In den Vereinigten Staaten hat "Dogma" bereits katholische Proteste ausgelöst - zu viel Ehre für eine halbherzige Blasphemie.

ANDREAS PLATTHAUS

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