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Der kauzige Indianer Tonto (Johnny Depp) erzählt seine ganz eigene Version der sagenhaften Geschichte des maskierten Lone Rangers: Die berühmten Texas-Ranger sorgen für Recht und Ordnung. Meistens jedenfalls. Als die gefürchtete Cavendish-Gang in einem spektakulären Gewaltakt einen Zug überfällt, um ihren Anführer Butch (William Fichtner) aus den Händen der Ranger zu befreien, nimmt die Sache ein böses Ende und John Reid (Armie Hammer) bleibt dem Tode geweiht in der Wüste zurück, bis Tonto ihn findet und ihm das Leben rettet. Beide sinnen, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen, auf…mehr

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Produktbeschreibung
Der kauzige Indianer Tonto (Johnny Depp) erzählt seine ganz eigene Version der sagenhaften Geschichte des maskierten Lone Rangers: Die berühmten Texas-Ranger sorgen für Recht und Ordnung. Meistens jedenfalls. Als die gefürchtete Cavendish-Gang in einem spektakulären Gewaltakt einen Zug überfällt, um ihren Anführer Butch (William Fichtner) aus den Händen der Ranger zu befreien, nimmt die Sache ein böses Ende und John Reid (Armie Hammer) bleibt dem Tode geweiht in der Wüste zurück, bis Tonto ihn findet und ihm das Leben rettet. Beide sinnen, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen, auf Rache – leider so ziemlich ihre einzige Gemeinsamkeit. Allen Gegensätzen zum Trotz tun sie sich aber zusammen und der totgeglaubte John gibt sich mit Hilfe einer dunklen Maske nun als Lone Ranger die Ehre. Ab jetzt wird nur noch nach den eigenen Regeln gespielt und im wildesten aller Western mal so richtig aufgeräumt...

Das erfolgreichste und kreativste Dreiergespann der Kinogeschichte sorgt für das einzig wahre Kino-Event des Jahres! Für LONE RANGER haben sich erneut Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski, die Schöpfer der „Pirates of the Caribbean“-Abenteuer, zusammen­getan und ein neues, einzigartiges Leinwandabenteuer geschaffen – mit Johnny Depp als indianischem Geisteskrieger und Armie Hammer („The Social Network“, „J. Edgar“) in der Rolle der Titelfigur. Ihnen zur Seite steht ein außergewöhnliches internationales Cast: der zweifach Oscar®-nominierte Tom Wilkinson („Michael Clayton“), William Fichtner („Armaged­don“, „Pearl Harbor“), Emmy®-Ge­winner Barry Pepper („True Grit“), James Badge Dale („The Grey“), Ruth Wilson („Jane Eyre“) sowie die zweifach Oscar®-nominierte und sechsfach Golden Globe®-nominierte Helena Bonham Carter („The King’s Speech“, „Alice im Wunderland“). Zudem ist für die Filmmusik der großartige Jack White verantwortlich.

LONE RANGER entdeckt das Genre neu und schickt den Zuschauer auf eine tollkühne Achterbahnfahrt der Gefühle voller abgefahrener Überraschungen, spektakulärer Bilder und witziger Reibereien zwischen zwei absolut ungleichen Helden. Ein Kino-Erlebnis, wie es sein soll. Yee-haw!

Bonusmaterial

- Entfallene Szene - Outtakes
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2013

Wie der Westen verloren wurde
Zugfahrt des Verderbens: Der fabelhafte Johnny Depp in Gore Verbinskis Blockbuster-Western "Lone Ranger"

Die Geschichte der Eisenbahnreise lässt sich in zwei Zeitalter unterteilen. Das erstere zeichnete sich dadurch aus, dass frische Luft im Spiel war. Die Fenster waren zu öffnen, zwischen den Wagen gab es einen kleinen Abstand, man konnte also ins Freie treten und sich ein wenig durchschütteln lassen. Im neueren Zeitalter der Eisenbahnreise ist all das nicht mehr möglich. Wer zwischen Zugteilen hin und her wechseln möchte, muss eigens nach Hamm in Westfalen fahren, wo die Deutsche Bahn mit ihren ICEs ein wenig an die alten Zeiten erinnert: Dort werden Züge gekoppelt, und man kann von einem Zugteil in den anderen wechseln, immer in der Hoffnung, dass einem die Tür nicht vor der Nase geschlossen wird.

Seit Menschengedenken, und damit wären wir beim Thema, ist außer Tom Cruise niemand mehr auf einem Überlandzug herumgeturnt. Dabei war das doch so etwas wie der zentrale Stunt des ersten Zeitalters der Eisenbahnreise. Im Wagen fuhren die Damen, die Barone und die Feiglinge. Auf dem Dach kämpften die Banditen und die Helden, und häufig merkten die normalen Passagiere gar nicht, was über ihnen vor sich ging.

Es steht also in bester Tradition, dass "Lone Ranger", Gore Verbinskis Blockbuster-Western, mit einer Gleichgewichtsübung auf einem fahrenden Zug beginnt. Es ist keine beliebige Strecke, auf der der Zug unterwegs ist. Es ist eigentlich die Strecke aller Strecken: die Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, die in Nordamerika im 19. Jahrhundert in einem großen Wettlauf gebaut wurde. Manche versuchten sich dabei Vorteile zu verschaffen, sie bauten nicht genehmigte Routen, beuteten Chinesen aus und eliminierten indigene Völker.

In dem Zug, mit dem "Lone Ranger" beginnt, sitzt ein junger Idealist. John Reid vertritt das Gesetz, in jeder Hinsicht ist er ein Nachfahre der Figuren, die James Stewart immer wieder gespielt hat (von "Destry Rides Again" bis "The Man Who Shot Liberty Valance"). Den Kampf gegen das Böse kann Reid allein und schon gar mit bloßer Berufung auf Gesetzesmacht nicht bestehen. Er wird Hilfe brauchen, und er wird sich den Gegebenheiten anpassen müssen. Am Ende wird er der Held sein, von dem der Film ausgeht: der "Lone Ranger", für Amerikaner eine der vertrautesten Western-Figuren, bekanntgeworden zuerst im Radio, später in Serien für Film und Fernsehen. Der einsame Ranger ist einer, der das Gesetz durchsetzt, während es noch nicht etabliert ist. Er ist ein Pionier der Rechtmäßigkeit, allerdings sind seine Heldentaten im strengen Sinne nicht legal, legitim aber allemal. Um den Unterschied zu markieren, trägt er eine Maske. "Civilized societies do not need masked heroes", sagt er an einer Stelle. Zivilisierte Gesellschaften brauchen aber Geschichten über die Gefahren, aus denen sie hervorgegangen sind. Der "Lone Ranger" wäre wohl niemals so populär geworden, wäre da nicht noch sein Partner, ein typischer "sidekick", zugleich aber eine hochkomplexe Figur: der Komantsche Tonto, ein Grenzgänger zwischen den Völkern, ein Trickster, den Gore Verbinski und sein Autorenteam mit einer klugen, melancholischen Rahmenhandlung bedenken. Es ist das Jahr 1933, in dem ein kleiner Junge in einer Ausstellung über den zu diesem Zeitpunkt schon längst folkloristisch verklärten Wilden Westen auf eine Figur in einem Diorama trifft, die unvermutet zum Leben erwacht. Der "edle Wilde", als der er ausgewiesen ist, hat eine Geschichte auf Lager. Es ist die Geschichte des "Lone Ranger", die hier also von einem Indianer erzählt und auch ein wenig dahergeflunkert wird.

Im Vorbeigehen bekommen wir in diesem Prolog noch eine zeitgenössische Sensation zu sehen: Die Golden Gate Bridge erhebt sich im Hintergrund majestätisch vor dem Pazifischen Ozean. In der Mitte fehlt ein riesiger Teil. Für einen Augenblick sieht es so aus, als hätte jemand sie in die Luft gesprengt, doch dann kommt es einem in den Sinn: Die Brücke befand sich damals ja erst im Bau. Die Zweideutigkeit des Bildes kann Verbinski nicht entgangen sein, es wirkt geradezu wie ein Motto für seinen "Lone Ranger".

Es verweist darauf, dass man auch die Geschichte des Kinos grob gesprochen in zwei Zeitalter unterteilen kann. Das erste war eines der einfachen Unmittelbarkeit. Das Medium war stark genug, um einen Augenaufschlag von Marlene Dietrich, einen Faustschlag von John Wayne oder einen Sturz von Buster Keaton zu einem Ereignis werden zu lassen. Das neuere Zeitalter zeichnet sich dadurch aus, dass technische Effekte das Erlebnis stark überformen. Das geht nur, indem das Kino zu einer versiegelten Kammer jenseits der frischen Luft der äußeren Wirklichkeit wird, zu einer Art ICE im Imaginären.

Mit der enorm erfolgreichen Reihe "Der Fluch der Karibik" hat Gore Verbinski in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Jerry Bruckheimer in den vergangenen Jahren mehrfach versucht, das klassische Kino im technokratischen lebendig zu erhalten. Der Schauspieler Johnny Depp hat dazu wesentlich beigetragen. Er schafft es, um sich herum eine Aura des Altmodischen zu verbreiten; dem Narzissmus der neueren Zeit, für den Tom Cruise und Brad Pitt prototypisch stehen, setzt er das probate Mittel der Selbstironie entgegen, mit der er allerdings ein wenig sparsamer sein könnte. In "Lone Ranger" ist er gerade deswegen die Hauptattraktion, weil er die tragende Nebenrolle spielen kann: Wie so häufig ist der nominelle (weiße) Held ein wenig plan (Armie Hammer ist dafür eine gute Wahl), während Tonto zerrissener nicht sein könnte. Dass Johnny Depp ihn spielt, in ornamentaler Kriegsbemalung, ist politisch sicher nicht korrekt. Doch wäre es angemessener gewesen, jemanden wie Wes Studi mit der Rolle zu betrauen? Dann wäre dem Projekt ein wesentliches Motiv abhandengekommen, denn es geht hier ja, anders als beim rassistischen "blackfacing", eher darum, an einer "edlen Rasse" teilhaben zu lassen. Der Revisionismus, der Verbinski und Depp dabei angelegen ist, ist schon im Prolog klar erkennbar: Sie wollen einen Komantschen in einem Diorama zum Leben erwecken, aber sie wollen keineswegs das Diorama verlassen.

Angesichts dieser Grundsatzentscheidung, sind dann viele Details in "Lone Ranger" gut (und auch politisch gut, was ja nur heißen kann: erinnerungspolitisch gut) gelöst. Die klassische Slapstick-Tugend des "deadpan", mit der Johnny Depp zumeist arbeitet, wird nicht einfach simpel ethnisiert, sondern bekommt in einer anspruchsvoll konzipierten Geschichte mehrere Motive. Tonto wird so zu einem tauglichen Repräsentanten der Opfer der genozidalen Landnahme, die einem Schurken namens Latham (Tom Wilkinson) allerdings doch deutlich zu individualisiert in die Schuhe geschoben wird. Gleichwohl: "Lone Ranger" geht aufs Ganze, will ein neuer "How the West Was Won" sein, allerdings mit den Mitteln und dem Wissen von heute, und das bedeutet natürlich immer auch: Wie der Westen verloren wurde.

Bei der obligaten großen Nummer gegen Ende (zu Rossinis "Wilhelm Tell"-Ouvertüre) greift Verbinski tief in die Trickkiste des frühen Kinos: Es ist ein Fest der Bewegung, der Rettung in letzter Minute. Das ist Slapstick im Blockbuster-Format. Und dann kommt noch einmal eine Brücke. Sie führt über einen Canyon, jenseits liegt irgendwo der Pazifik. Es ist eine Brücke, die sich auch über die Opfer hinwegschwingt, die die Landnahme mit sich brachte. Keine Frage, die Brücke muss gesprengt werden. Und während sie in die Luft fliegt, begreifen wir, dass die zwei Zeitalter des Kinos gar nicht voneinander abgekoppelt sind. Man kann zwischen ihnen hin- und hergehen, es könnte allenfalls sein, dass man dabei ein wenig durchgeschüttelt wird.

BERT REBHANDL

Ab Donnerstag im Kino

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