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Choreography: Rudolf Nureyev (Paris Opera Ballet) - with Isabelle Guérin, Laurent Hilaire, Élisabeth Platel and Lionel Delanoe. Orchestred by John Lanchbery. Conductor: Michel Quéval
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Produktbeschreibung
Choreography: Rudolf Nureyev (Paris Opera Ballet) - with Isabelle Guérin, Laurent Hilaire, Élisabeth Platel and Lionel Delanoe. Orchestred by John Lanchbery. Conductor: Michel Quéval

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2002

Krawall in Bollywood
Introdans inszeniert Petipas "Bayadère" als Hindu-Film

ARNHEM, Ende Dezember.

Bei Introdans im niederländischen Arnhem bekommen die Ballettklassiker eine neue Gestalt. In der Regel werden sie verschlankt, modernisiert und in die Abstraktion getrieben. Maryse Delentes "Giselle", auf einen Akt zusammengekürzt, kommt dann gänzlich ohne Männer aus, bewahrt aber den ganzen Zauber des romantischen Balletts, und auch Strawinskys "Petruschka", von Jorma Uotinen auf seinen Kern, die Dreiecksgeschichte zwischen Ballerina, Clown und Mohr, konzentriert, hält den Vergleich mit üppigeren Versionen jederzeit aus. Introdans' jüngste Vergegenwärtigung eines Ballettklassikers, Adriaan Luteijns komprimierte Neufassung von Petipas "Bayadère", allerdings ist schrecklich schiefgegangen.

Luteijn, ein ehemaliger Introdans-Tänzer, der seit einiger Zeit als freier Choreograph arbeitet und der Introdans-Leitung im April 2002 mit einer Neufassung der "Giselle" für die Croatian Modern Dance Company in Zagreb auffiel, hat die indische Tempeltänzerin Nikija, die Marius Petipa 1877 auf die Spitze gestellt und im klassischsten Ballettidiom hatte tanzen lassen, gleichsam nach Indien zurückgebracht. Er peppt die alte Geschichte, musikalisch und choreographisch, mit dem Mittel des Hindu-Films auf. Dabei vergröbert er sie ins Handfeste zu einem Krawall in Bollywood und nimmt ihr damit jenen Zauber, der sie die 125 Jahre seit ihrer Entstehung fast unbeschadet hat überstehen lassen. Aus Petipas drei (oder, je nach der Perspektive des Betrachters, vier) ausladenden Akten werden bei Luteijn drei kurze Szenen.

In der ersten stellt er, zu Ohrwurmfetzen der Originalmusik von Ludwig Minkus, die immer wieder aus einer indischen Grundierung aufbranden, die fünf Hauptpersonen vor - den Raja und seine Tochter, den Krieger Solor, die Tänzerin Nikija und den Hohenpriester - und läßt sie auch gleich demonstrieren, was Sache ist: zwei Frauen wollen denselben Mann, im speziellen Fall erstaunlicherweise den mickrigsten des Männertrios (Dario Tortorelli). Das zweite, gänzlich von zeitgenössischer indischer Filmmusik begleitete Bild eröffnet ein zu diesen Musiken passendes Divertissement, aus dem sich die fünf Hauptpersonen herauslösen. Wie Marktweiber, die sich um den besten Stand prügeln, geraten sich Nikija (Femke Feddema) und Gamsatti (Eva Henning) in die Haare: ein Kampf, der damit endet, daß die Zierlichere die vermeintlich Kräftigere erwürgt und einen Schrei des Triumphes ausstößt.

Für den Schattenakt mit seinen sublimierten, entmaterialisierten Liebesszenen gibt es nach dieser Krawallszene nicht mehr den mindesten Anlaß. Gleichwohl läßt Luteijn, wiederum zu Auszügen der Originalmusik, seine Choreographie mit einem dünnen Aufguß des Schattenreiches ausklingen. Da Introdans nicht über Petipas 32 Ballerinen verfügt, teilen sich acht Frauen und acht Männer in jene entfernt an die originale Arabeske erinnernden Balance-Figuren, die auch sie - begleitet von einem Video, dessen Schattenfiguren die Tänzer auf der Bühne verdoppeln und verdreifachen - schier endlos wiederholen müssen, ehe die Choreographie noch einmal das mörderische Dreieck bemüht: zu einem Allerwelts-Pas de deux zunächst und schließlich zu einer Konfrontation der beiden Frauen, während vom Hintergrundprospekt zwei große, isolierte Augen starren und sich aus einem der Augen ein Tränenstrom ergießt. Fast möchte man meinen, daß sich mit dieser Schlußpointe der Bühnenbildner Keso Dekker nicht nur über das Publikum, sondern ein wenig auch über sich selber lustig macht. Denn auch er befindet sich, mit bunten Höschen und Miedern, 45 Minuten lang im falschen Film: weit entfernt von jenen genial einfachen Bühnen und Kostümen, mit denen er Hans van Manens Stücke auszustatten pflegt.

JOCHEN SCHMIDT

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