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Der kleine Gangster Jimmy Kilmartin (David Caruso) wird bei einem Raubüberfall erwischt und zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Obwohl er von einem bürgerlichen Leben mit Frau und Kind träumt, lehnt er das Angebot des Staatsanwaltes ab, gegen Strafminderung den wahren Drahtzieher, Little Junior (Nicolas Cage), ans Messer zu liefern. Doch das ändert sich, als Jimmy erfährt, dass Little Junior seine Frau in den Tod getrieben hat. Er lässt sich in Little Juniors Organisation einschleusen. Ein mörderisches Spiel beginnt, das gnadenlos seine Opfer fordert ...
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Produktbeschreibung
Der kleine Gangster Jimmy Kilmartin (David Caruso) wird bei einem Raubüberfall erwischt und zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Obwohl er von einem bürgerlichen Leben mit Frau und Kind träumt, lehnt er das Angebot des Staatsanwaltes ab, gegen Strafminderung den wahren Drahtzieher, Little Junior (Nicolas Cage), ans Messer zu liefern. Doch das ändert sich, als Jimmy erfährt, dass Little Junior seine Frau in den Tod getrieben hat. Er lässt sich in Little Juniors Organisation einschleusen. Ein mörderisches Spiel beginnt, das gnadenlos seine Opfer fordert ...

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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Interviews - Featurette
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.1995

Der Tod küßt zweimal
"Kiss of Death" von Barbet Schroeder ist weder Remake noch Hommage auf den Filmklassiker

Er sprach asthmatisch, und sein Kichern brach röchelnd aus ihm heraus, unfroh und sehr gefährlich. Bedrohlicher als Richard Widmark war keiner; gleich in seiner ersten Filmrolle, als Tommy Udo in Henry Hathaways film noir "Kiss of Death" tat er etwas Ungeheuerliches: Er stieß eine Frau im Rollstuhl die Treppe hinab. Mit diesem Stoß wurde er berühmt, und damals, 1947, sollen amerikanische Eltern ihre Kinder mit der Warnung diszipliniert haben, daß "Richard Widmark kommt". Er war der erste psychopathologische Gangster des Genres, unberechenbar in seiner Bösartigkeit wie in seiner Sentimentalität.

Kinder von heute kennen und fürchten Widmark nicht. Doch der Typ des in seinem Sadismus ungezügelten und gleichzeitig erbarmungswürdig einsamen Gangsters ist geblieben. In Barbet Schroeders Neuauflage von "Kiss of Death" spielt diese Rolle Nicolas Cage. Er heißt jetzt Little Junior, und statt beim Treppensturz beweist er seine bodenlose Grausamkeit, indem er einen vermeintlichen Verräter aus seiner Bande mit bloßen Fäusten zermalmt, kaltblütig geplant, hemmungslos durchgeführt.

Nicolas Cage grinst nicht diabolisch, wie Widmark es oft tat, und er kichert auch nicht. Dennoch wirkt er weniger hysterisch, eher infantil. Seinen Oberkörper hat er zu beachtlichem Volumen aufgepumpt, gestählt vom Stemmen eiserner Gewichte und zuweilen eines Go-Go-Girls. Sein Blick irrt nicht umher, er lauert, forscht oder buhlt ängstlich um Anerkennung. Herrisch verlangt er nach einem Freund. Und vor allem der Vater soll ihn lieben, wenigstens achten, doch dieser bleibt gleichgültig, herablassend. Der Vater heißt Big Junior; er hat seinem Sohn den hechelnden Atem vererbt, und diese Kurzatmigkeit immerhin hat Cage mit Widmark - und nicht nur mit ihm - gemein. Seit David Lynchs "Blue Velvet" hält die Rolle des berühmtesten und überzeugendsten Bösen mit Atemnot Dennis Hopper. Nicolas Cages angestrengter Versuch, ihm diesen Rang zu nehmen, bleibt erfolglos. Sein Little Junior ist eine platte Karikatur, in jedem Augenblick so durchschaubar, daß sie weder Gegenspieler noch Publikum jemals überrascht.

Ebenso, wie Nicolas Cage von Richard Widmark aus der alten Verfilmung einzig das atemlose Schnarren der Stimme als wesentliches Zeichen alarmierender Bösartigkeit übernommen hat, folgen der Regisseur Barbet Schroeder und sein Drehbuchautor Richard Price der damals von Ben Hecht und Charles Lederer verfaßten Geschichte nur entlang des zentralen Plots um den Kleinkriminellen Jimmy Kilmartin. Jimmy bemüht sich, mit Frau und Tochter ein bürgerliches Leben zu führen, und scheitert. Von seinem Vetter, der für Big und Little Junior arbeitet, läßt er sich zwingen, noch ein letztes Mal in einem Konvoi gestohlener Schwertransporter zum Hafen zu fahren. Die Sache scheint ungefährlich. Doch die Polizei wußte Bescheid, es gibt Tote, Jimmy wird verletzt und gefangengenommen, der Vetter entkommt. Wieder muß Jimmy ins Gefängnis, wo ihn kurz vor seiner Entlassung Polizei und Staatsanwaltschaft als Informanten anheuern, der Little Junior überführen soll.

Für einen Genrefilm ist die Handlung nachgerade komplex, doch ihre Struktur bleibt angemessen simpel. Denn Barbet Schroeder inszeniert die Geschichte so transparent und straff, daß noch die abgelegensten Verästelungen vom Gerüst der Genreregeln getragen werden. Dennoch agieren die Figuren nicht in einer hermetischen Welt kinematographischer Selbstbezüglichkeit, in der das Vorzeigen bekannter Embleme die Motivation der Charaktere ersetzt. Schroeder verknappt zwar den ohnehin reduzierten Code des Gangsterfilms, doch er hat kein modisches Remake im Stil des film noir gedreht, keine Genrereflexion mit filmischen Mitteln, nicht einmal eine originelle Variation. "Kiss of Death" ist einfach ein Thriller um Verbrechen, Korruption und Ausweglosigkeit, in dem zumindest Jimmy und ein Polizist, mit dem er Freundschaft schließt, selbst in standardisierten Situationen individuell aussehen.

Das liegt auch an der Besetzung. David Caruso, der Jimmy spielt, ist endlich einmal kein Schauspieler aus dem Actor's Studio, sondern ein unauffällig, fast natürlich agierender Darsteller, der verletzbar wirkt, intelligent und ziemlich hartgesotten. Ihm zunächst gegenüber, dann zur Seite steht Samuel L. Jackson, der schon in "Pulp Fiction" im Duo mit John Travolta glänzte. Er spielt den Polizisten Calvin, der aus der Schießerei am Hafen mit einem beständig tränenden Auge davonkam. Am überzeugendsten aber ist die Arbeit des Ausstatters Mel Bourne. Er hat in New York, wo vermeintlich jeder Winkel schon einmal von Kamerateams ausgeleuchtet wurde, neue Originalschauplätze entdeckt, zum Beispiel einen modernen Autofriedhof, bei dessen Anblick sich bereits ohne Handlung und ohne Dialog nahezu das gesamte Inventar des Gangstergenres offenbart. VERENA LUEKEN

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