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Ein Film von Quentin Tarantino
Mit Schwarzgeld wird Jackie Brown am Flughafen gestellt. Das FBI wittert die große Chance, durch Jackies Aussage einen Schmuggler-Ring auszuheben. Die Cops sind bereit, Jackie laufen zu lassen, wenn sie den Namen ihres Auftraggebers preisgibt.
Die Entscheidung fällt ihr schwer, denn Ordell Robbie, ihr Boss und Drahtzieher der dubiosen Waffen-Schmuggel-Geschäfte, würde sie umbringen, wenn er Wind von einem Deal mit dem FBI bekäme.
Bevor sie sich entscheiden kann, kommt alles ganz anders: Sie lernt den Kautionsvermittler Max Cherry kennen. Die beiden
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Produktbeschreibung
Ein Film von Quentin Tarantino

Mit Schwarzgeld wird Jackie Brown am Flughafen gestellt. Das FBI wittert die große Chance, durch Jackies Aussage einen Schmuggler-Ring auszuheben. Die Cops sind bereit, Jackie laufen zu lassen, wenn sie den Namen ihres Auftraggebers preisgibt.

Die Entscheidung fällt ihr schwer, denn Ordell Robbie, ihr Boss und Drahtzieher der dubiosen Waffen-Schmuggel-Geschäfte, würde sie umbringen, wenn er Wind von einem Deal mit dem FBI bekäme.

Bevor sie sich entscheiden kann, kommt alles ganz anders: Sie lernt den Kautionsvermittler Max Cherry kennen. Die beiden schmieden einen Plan, und plötzlich hat Jackie die Idee, wie es ihr gelingen könnte, Ordell gegen die Polizei auszuspielen...

Autorenporträt
Über die genaue Anzahl von Elmore Leonards Romanen gibt es uneinheitliche Angaben. Es sind etwa so viele wie Lebensjahre: 75. Einigkeit herrscht allerdings über die Qualität. Leonard war einer der erfolgreichsten amerikanischen Autoren, und die "New York Times" nannte ihn schlicht den "größten lebenden Kriminalautor". Etliche seiner Romane wurden mit Publikums- und Kritikererfolg verfilmt, darunter "Schnappt Shorty (mit John Travolta, Gene Hackman und Danny De Vito), "Zuckerschnute" ("Out of Sight") mit George Clooney und Jennifer Lopez. Quentin Tarantinos "Jackie Brown" basiert auf "Rum Punch". Elmore Leonard war fünffacher Vater und neunfacher Großvater und lebte mit seiner zweiten Frau in Birmingham, Michigan. Im Jahr 2012 wurde er mit der National Book Foundation's Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. Elmore Leonard verstarb 2013 im Alter von 87 Jahren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.1998

Laßt dumme Männer um mich sein
Billiger machst du's wohl nicht: Tarantinos "Jackie Brown" und die Banalität des Banalen

Quentin Tarantino war noch keine dreißig, vom Kino besoffen und mit Jobs in Videotheken und als Telefonverkäufer, Schauspieler und Drehbuchautor künstlerisch nicht sonderlich aufgefallen, als man ihm nach seinem Regiedebüt "Reservoir Dogs" (1991) einen Ruf andichtete wie einst Orson Welles nach "Citizen Kane". Nie zuvor war Gewalt im Film so beiläufig und sinnlos inszeniert worden, nie zuvor waren Kriminelle so gelangweilt und geschwätzig zu Werke gegangen wie die von Harvey Keitel angeführten "Wilden Hunde". Hollywood hatte endlich seinen Bill Gates und sprach ihn heilig.

St. Quentin Tarantino, längst von seinem Genie überzeugt, war auf den Ruhm vorbereitet. Mit "Pulp Fiction" (1994), das zwei bezahlte Killer als Witzfiguren vorführte, Samuel L. Jackson zum Star machte und dem vergessenen John Travolta eine Wandlung vom Discojungen zum angefetteten Charakterdarsteller verschaffte, erhielt der Regisseur endgültig die höchsten Weihen. Er konnte sich nicht nur einer Handschrift und 250 Millionen Dollar Umsatzes rühmen, sondern der Erfindung eines neuen Genres: Tarantino dekonstruierte den klassischen Gangsterfilm, indem er die Helden und ihre zufällige Gefährlichkeit lächerlich machte. Tarantinos Täter sind bedrohlicher als Mafia-Paten und die üblichen Massenmörder, weil sie miese Fernsehshows lieben, von Fast food leben, den lieben langen Tag in einem rohen Kinderjargon, der keine zwei Worte ohne dreimal "fuck" herausbringt, Mist erzählen und sich ihre Opfer dann so engagiert vornehmen wie Drückerkolonnen ihren nächsten Kunden.

Nicht ohne Koketterie beklagt Tarantino, daß heute "jedes dritte Drehbuch als tarantinoesk beschrieben wird" und daß man "Jackie Brown", seinen neuen, eher stillen und kleineren Film, mit "verrückten Hundert-Millionen-Dollar-Erwartungen" belaste. Er denke überhaupt nicht daran, fortan jedes Jahr einen Aufguß von "Pulp Fiction" abzuliefern. Schließlich sei er nicht für zwei Filme in diesem Geschäft, sondern für den Rest seines Lebens.

Es konnte also niemanden überraschen, daß sich Tarantino in "Jackie Brown" dem Erfolgsdiktat seiner eigenen Schule verweigern würde. Staunen, das nach 154 Minuten in dünnen Applaus mündete, erregte jedoch die Mutwilligkeit, der Trotz, die Arroganz - Ahnungslosigkeit kann es nicht sein -, mit der Tarantino die erste dramaturgische Grundregel des Erzählens im Kino und anderswo verletzt: Schaffe Interesse an den Figuren, erwarte es nicht. Der Regisseur setzt seinen Film erst einmal unter Valium. Es ist unvorstellbar, daß ein Meister des Tempowechsels und der Andeutung nicht bemerkt, wie quälend zäh die ersten Minuten mit der Beobachtung einer Titelheldin verstreichen, die den Zuschauer noch nichts angeht und auch noch eine Stunde später weniger berührt als jeder Nebendarsteller. Pam Grier spielt die heruntergekommene Stewardeß, die ihre Einkünfte bei einer mexikanischen Billiglinie mit Geldwäsche für den Waffenschieber Ordell Robbie (Samuel L. Jackson) aufbessert. Als ein Handlanger Ordells sie gegen Straffreiheit bei den Behörden verpfeift, ersinnt Jackie ein kompliziertes Gegengeschäft, das ihr das Gefängnis erspart, Ordells Geld in die Hände spielt und ihn selbst ans Messer liefert.

Was Tarantino an der drallen Pam Grier, nach amerikanischen Quellen eine Ikone der "Blaxploitation" - offenbar ein Protestfilmgenre gegen die Ausbeutung von Schwarzen in den siebziger Jahren -, so sehr berauscht, daß die Zuschauer bald jede ihrer Wimpern kennen, bleibt rätselhaft. Anders als Robert De Niro, der den stumpfsinnig brutalen Gefängniskumpel Ordells, Louis Gara, mit knappen Gesten, Blicken, einem Verziehen der Mundwinkel großartige Präsenz verleiht, fehlt Pam Grier jede Aura. Warum diese Stewardeß, die nach einigen Millionen Flugmeilen in der niedrigsten Klasse des Gewerbes gelandet ist, mühelos sämtliche Gegenspieler mit eindrucksvolleren (kriminellen) Karrieren für dumm verkauft, bleibt ihr einziges Geheimnis.

Ausrechnen ließe sich, wenn man wollte, wie viele Kilometer Tarantino die Kamera vor, neben und hinter seinen Figuren durch Einkaufszentren und Flughäfen gleiten läßt, ohne je den Blick von ihren Gesichtern abzuwenden. Und wenn er sie nicht laufen läßt, setzt er sie ins Auto, schaltet das Radio mit Jackies Lieblingssongs von der Motown-Gruppe "Delphonics" ein und schickt sie durch die Straßen von South Bay in Los Angeles, Tarantinos Kindheitsbezirk. Dieses Zeitspiel wird weiter gedehnt durch langatmiges "tarantinoeskes" Gewäsch über Gewichtszunahme, Haarverpflanzungen, erschlaffende Haut und was sonst noch so anliegt. Der Unterhaltungswert des stilisiert obszönen street talk, der, weit etwa von Cockney-Poesie entfernt, für Männer nur "nigger" oder "black ass" kennt und für Frauen "motherfucking bitch", dürfte sich in der deutschen Synchronisation noch rascher erschöpfen als im Original.

Schließlich hilft gegen die vorherrschende Witzlosigkeit der Dialoge auch nicht Tarantinos Entschlossenheit, die Männer in seinem Film - mit Ausnahme eines netten, müden Kautionsmaklers - abwechselnd von Jackie Brown und dem Gangsterliebchen Melanie (Bridget Fonda) als präpotente Hohlköpfe verhöhnen zu lassen. Inmitten dieser Karikaturen, die nichts im Hirn, aber immer die Hand im Schritt haben, die blöde die Lippen beim Lesen bewegen und ihre Autos nach der Tat nicht wiederfinden, die töten, wenn ihnen keine Erwiderung einfällt, schaffen es nur De Niro und Jackson in einzelnen Szenen, eine gute Figur zu machen.

Ihre Kunst und das große Talent Tarantinos scheint etwa auf, als die beiden sich einen grotesken Werbefilm für Ordells Waffenkundschaft anschauen. "Chicks who love Guns", vom Meister selbst gedreht, zeigt Bikinimädchen, die in der Wüste mit AK-47 herumballern, "die beliebteste Waffe in Amerikas Verbrechenswelt" anpreisen und sich angesichts von 45er Revolvern geil die Lippen lecken. Wie Jackson dem müde Interesse heuchelnden De Niro erklärt, daß die aktuellen Waffen-Charts für Gangster durch die Killer im Film entschieden werden, ist hinreißend, aber ein Einzelfall. Der mit nadelspitz geflochtenem Ziegenbärtchen und Pferdeschwanz prächtig zurechtgemachte Jackson hat viel zu selten einen gleichwertigen Dialogpartner wie hier De Niro oder Travolta in "Pulp Fiction". Jackson allein kann die überlangen mimischen Studien Tarantinos gestalten und auch ohne Waffe lauernden Schrecken verbreiten.

"Hätte ich nicht Filme machen wollen", so Quentin Tarantino in einem Interview, "wäre ein Ordell aus mir geworden." Mit dieser Figur habe er sich während der einjährigen Arbeit am Drehbuch ganz und gar identifiziert. So sehr, daß er Mühe hatte, sie Samuel Jackson zu überlassen. "Sam war Ordell für zehn Wochen, ich war Ordell für 52 Wochen." Vielleicht ist das Tarantinos Problem. Niemand, dem seine Haut teuer ist, wagte zu widersprechen, als der Meister die Banalität des Banalen entdeckte, nur um sich nicht zu wiederholen. UWE SCHMITT

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