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Frannie Avery (Meg Ryan), ein bis dahin eher leidenschaftslos lebender New Yorker Single, steigt die Kellertreppe einer Bar hinab, und damit in die Untiefen ihrer eigenen Begierden. Durch Zufall beobachtet sie im Halbdunkel der Bar eine Blowjob-Szene: der Kopf einer Frau in seinem Schritt, ihre Bewegungen, dahinter die Umrisse des Mannes, sein Tattoo auf dem Handrücken. Das Bild geht Frannie nicht mehr aus dem Kopf. Nichts geht mehr seinen gewohnten Gang, als am nächsten Morgen die grausam entstellte Leiche der Frau gefunden wird und der Mann mit dem Tattoo sich Frannie als Detective Malloy…mehr

Produktbeschreibung
Frannie Avery (Meg Ryan), ein bis dahin eher leidenschaftslos lebender New Yorker Single, steigt die Kellertreppe einer Bar hinab, und damit in die Untiefen ihrer eigenen Begierden. Durch Zufall beobachtet sie im Halbdunkel der Bar eine Blowjob-Szene: der Kopf einer Frau in seinem Schritt, ihre Bewegungen, dahinter die Umrisse des Mannes, sein Tattoo auf dem Handrücken. Das Bild geht Frannie nicht mehr aus dem Kopf. Nichts geht mehr seinen gewohnten Gang, als am nächsten Morgen die grausam entstellte Leiche der Frau gefunden wird und der Mann mit dem Tattoo sich Frannie als Detective Malloy (Mark Ruffalo) vorstellt, der in dem Mordfall ermittelt. Der undurchschaubare Macho Malloy fasziniert Frannie und eine verhängnisvolle Beziehung zwischen Zeugin und Detective nimmt ihren Lauf, bis ein weiterer Mord geschieht. Hin- und hergerissen zwischen Misstrauen und Verlangen, zwischen Faszination und Angst, droht Frannie die Kontrolle über ihre sexuellen Begierden zu verlieren und gerät in Lebensgefahr.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2014

Der lange Weg ins Filmmuseum

Fatih Akin hat mit "The Cut" seine Filmtrilogie über "Liebe, Tod und Teufel" abgeschlossen - Der Völkermord an den Armeniern ist das gefährliche Thema.

Den tiefsten Blick wirft der Film in einen Brunnen. Als Nazaret, der Held der Geschichte, durch die nordsyrische Wüste läuft, stößt er auf eine verlassene Wasserstelle. Mit schwindenden Kräften, schon nah am Verdursten, klammert er sich an den steinernen Rand und schaut hinunter. Der Brunnen ist voller Leichen: Männer, Frauen und Kinder, allesamt nackt. Das Bild ist ein Schock. Und zugleich kommt es einem seltsam bekannt vor. Es sieht aus wie ein Bild aus einem Film, den man vor langer Zeit gesehen und vergessen hat. Und mit diesem Gefühl ist im Grunde alles entschieden, egal, wohin die Geschichte ihren Helden noch trägt. Denn "The Cut" ist ein Film des Déjà-vu, der wiederkehrenden Bilder. Er zeigt alles, was er zeigt, genau so, wie es auszusehen hat, wie es ausgesehen hat in den klassischen Western, den großen Epen und Abenteuern der Leinwand, denen er nacheifert. Er erzählt vom Völkermord an den Armeniern mit den Mitteln eines alten, kanonischen Kinos, in Dolby und Cinemascope.

Der Weg Nazarets führt durch die syrische Wüste nach Aleppo und von dort ans Mittelmeer, nach Kuba und zuletzt in die Vereinigten Staaten. Der Weg des Regisseurs Fatih Akin führt in "The Cut" aus der Ambition über die Narration direkt ins Filmmuseum. Schon lange wollte Akin einen Film über das Schicksal der Armenier im zwanzigsten Jahrhundert drehen. Ein Projekt über den ermordeten Journalisten Hrant Dink scheiterte an Castingproblemen, danach rückte der Genozid selbst in den Mittelpunkt. Beim Schreiben des Drehbuchs, sagt Akin, dachte er an John Ford und Elia Kazan. Um den Dialogen den letzten Schliff zu geben, engagierte er den armenischstämmigen Amerikaner Mardik Martin, einen ehemaligen Skriptautor von Scorsese. Und bei der Frage der Filmsprache ließ er sich von Roman Polanski beraten. Jetzt sprechen die Türken in "The Cut" Türkisch, die Araber Arabisch und die Armenier gebrochenes Englisch. Der Film hat fünfzehn Millionen Euro gekostet, er muss sich auf dem internationalen Kinomarkt verkaufen, um sein Budget wieder einzuspielen.

Mardin, eine Stadt in der Südtürkei, im Sommer 1915. Der Schmied Nazaret Manoogian (Tahar Rahim) wird nachts von türkischen Soldaten aus seinem Haus geholt, angeblich zum Kriegseinsatz; seine Frau und seine beiden Töchter bleiben zurück. Nazaret kommt als Kettensträfling zum Straßenbau, wird gequält, gedemütigt, überlebt ein Massaker und verliert dabei seine Stimme, irrt durch die Wüste und gelangt schließlich ins syrische Ras al-Ain, in eines jener Lager, in denen das türkische Militär die Deportierten an Hunger und Durst krepieren lässt. Hier malt der Film sein zweites großes Tableau vom Genozid: eine Ebene, bedeckt mit Siechen und Sterbenden, ausgemergelte Gestalten, entstellte Gesichter, dazwischen die verhüllten Leiber der Toten.

Die Einstellung, aufgenommen mit parallel fahrender Kamera, zieht den vertikalen Blick ins Brunnenloch in die Breite. Und sie ist genauso künstlich wie das Brunnenbild - das Elend wirkt aufgeschminkt, die Masse der Körper allzu säuberlich sortiert. Wenn man den Punkt sucht, an dem "The Cut" scheitert, dann ist es dieser Augenblick, in dem die ästhetische Strategie des Films endgültig in optische Betäubung kippt, weil sie das Unfassbare mit untauglichen Mitteln zu fassen versucht. Eine halbe bis eineinhalb Millionen Menschen starben, je nach Schätzung, bei den Massakern und Todesmärschen der Jahre 1915 und 1916, und es ist das Recht jedes Regisseurs, also auch Akins, diese Zahl im Leidensweg eines Einzelnen oder einer Gruppe zu spiegeln. Aber der Horizont hinter diesen Bildern darf keine Theaterkulisse sein. Denn in ihm steckt das Historische der Geschichte, ihr Anker in der Realität.

Fatih Akins Film ist der dritte ernsthafte Versuch zum Thema, nach Atom Egoyans "Ararat" und dem "Lerchenhaus" der Brüder Taviani. "Ararat", eine komplizierte Geschichtsparabel, in deren Mittelpunkt der armenische Exilmaler Arshile Gorky stand, wirkte beim Kinostart vor zwölf Jahren allzu essayistisch-überdreht, aber beim Vergleich mit den Werken von Akin und den Tavianis muss man Egoyans erzählerische Vorsicht bewundern. Denn während sein Film die Schrecken der Vergangenheit in einer weniger blutigen, dafür innerlich verschatteten Gegenwart bricht, begnügen sich "Das Lerchenhaus" und "The Cut" damit, die Armeniertragödie nach heutigem Geschmack zu rekonstruieren. Nazaret, dem immer zur rechten Zeit ein barmherziger Helfer begegnet, überlebt den Untergang seines Volkes, aber seine Frau ist tot, seine Töchter sind im Strudel der Deportationen verschwunden. In einem Waisenhaus im Libanon erfährt er, sie hätten nach Kuba geheiratet, dort wiederum heißt es, sie seien nach Minneapolis gegangen, und in Minneapolis verliert sich ihre Spur in den Werkshallen der Kleiderfabriken.

Mit dem Völkermord an den Armeniern hat "The Cut" jetzt nichts mehr zu tun, dafür umso mehr mit den Vorbildern, an denen Fatih Akins Blick geschult ist, mit Filmen von Sergio Leone und Scorsese, Clint Eastwood und den Coen-Brüdern. Gegen solche Cinephilie ist wenig zu sagen, außer dass sie sich hier eben am falschen Thema abarbeitet. Viel Geld und Mühe ist in die Konstruktion der Kulissen geflossen, aber dieser Aufwand hat zugleich etwas Ärmliches, weil ihm kein Reichtum in der Erzählung entspricht. "The Cut", das ist der Schnitt in den Hals, der Nazarets Leben verschont, aber ihm die Stimme raubt. Als stummer Betrachter geht er durch die Landschaften des Genozids und später durch die weite Welt. Der französische Schauspieler Tahar Rahim versucht diesen Passagen das Pathos der Zeugenschaft zu verleihen, aber sein mimischer Einsatz wirkt eher unbeholfen, nicht zuletzt, weil Akin ihn bis zum Schluss so jugendfrisch aussehen lässt, wie es die Überlebenden von Zwangsarbeit und Massakern eben nicht tun. Man kann einen Helden auch durch Schönheit demontieren. "The Cut" zeigt, wie es geht.

Dies ist nun das Ende einer Trilogie, die mit "Gegen die Wand" begann und mit "Auf der anderen Seite" weiterging. Eine Amour fou; ein Mosaik aus Unglücksfällen und Versöhnungen; eine Odyssee durch die Zeitgeschichte. Vielleicht war es der Ehrgeiz, sich selbst zu überbieten, der Fatih Akin mit "The Cut" in eine Sackgasse getrieben hat. "Old School" wolle sein Film sein, hat Akin erklärt, aber von den Tugenden der alten Schule ist ihm vielleicht doch die wichtigste entgangen, die Kunst, in einer Glasscherbe die Welt zu spiegeln. Einmal sieht Nazaret in einem Hinterhof in Aleppo unter Tränen eine Vorführung von Charlie Chaplins "The Kid". Ein Mann und ein Junge, das wäre eine Geschichte gewesen. Auch über den Völkermord. Fatih Akin hat sie nicht erzählt.

ANDREAS KILB

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