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Tom Horn - der Einzelgänger, der zur Legende wurde: Er wuchs in der gewalttätigen und gesetzlosen Zeit des Wilden Westens auf. Er hatte beim Eisenbahnbau gearbeitet, in den Minen nach Silber geschürft und durch die Gefangennahme des berühmten Apachen-Häuptlings Geronimo Schlagzeilen gemacht. Um die Jahrhundertwende tauchte er plötzlich in Wyoming auf, unerbittlich auf der Jagd nach Viehdieben. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Für die Männer, die einst auf seine Hilfe bauten, war er zu einem unbeliebten Vorbild geworden. So versuchten sie, seinen Ruf zu zerstören, ihn vor aller Welt…mehr

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Produktbeschreibung
Tom Horn - der Einzelgänger, der zur Legende wurde: Er wuchs in der gewalttätigen und gesetzlosen Zeit des Wilden Westens auf. Er hatte beim Eisenbahnbau gearbeitet, in den Minen nach Silber geschürft und durch die Gefangennahme des berühmten Apachen-Häuptlings Geronimo Schlagzeilen gemacht. Um die Jahrhundertwende tauchte er plötzlich in Wyoming auf, unerbittlich auf der Jagd nach Viehdieben. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Für die Männer, die einst auf seine Hilfe bauten, war er zu einem unbeliebten Vorbild geworden. So versuchten sie, seinen Ruf zu zerstören, ihn vor aller Welt niederzumachen: Er wurde zum gnadenlosen Einzelkämpfer.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2005

Noch eine Faust im Nacken
Erst einen Selbstmord spielen, dann sterben: Fünf Filme mit dem Anti-Brando Steve McQueen

"Steve McQueen Collection".

Warner Home. 7 Discs. "Getaway", "Bullitt", "Cincinnati Kid" mit Extras. "Ich, Tom Horn", "Flammendes Inferno" und "Wenn das Blut kocht" ohne Extras. Englisch, Deutsch. Untertitel.

Er schlägt auch Frauen. Gleich mehrmals, mit der flachen Hand, trocken ins Gesicht. Und als sich Ali MacGraw dagegen wehrt, als sie schützend ihre Hände hebt, holt er noch einmal blitzschnell aus, ballt die Faust wie ein Boxer, eine Drohgebärde, ein Reflex wie im Ring. Steve McQueen hatte niemandem auf dem Set davon erzählt, daß er Ali MacGraw tatsächlich treffen wollte in dieser Schlüsselszene aus Sam Peckinpahs "Getaway" von 1972. Seine Filmpartnerin hat es ihm verziehen - und ihn kurz darauf geheiratet. Sie hat ihm wohl auch vergeben, weil dieser Gewaltakt im Straßengraben zu den stärksten Szenen in "Getaway" gehört, der ohnehin von Gewalt strotzt. Es ist die reinste Improvisation, was die beiden hier zeigen, so authentisch und lebensnah und verletzend, wie es die Ästhetik des New Hollywood damals von den Schauspielern verlangte.

Für das Publikum allerdings muß es ein Skandal gewesen sein. Immerhin hatte Ali MacGraw kurz zuvor einen Oscar für "Love Story" erhalten, ein weichgezeichnetes Melodram, das am entgegengesetzten Ende des Universums zu spielen scheint, weit weg von der wüsten Ödnis in "Getaway". Warum nur schlug Steve McQueen, eine der Beschützerfiguren des amerikanischen Kinos, die zerbrechliche, puppengleiche Ali MacGraw? Weil sie ihn unter Einsatz ihres Körpers aus dem Gefängnis herausholte, mit einem Gangsterboss ins Bett ging, der anschließend seine Beziehungen spielen ließ, um den Bankräuber McQueen vorzeitig zu befreien - nur, um ihn gleich danach zum nächsten Coup zu zwingen. "Du hast mich doch zu ihm geschickt", sagt Ali MacGraw unter den Schlägen, und natürlich weiß McQueen das, nur will er es eigentlich nicht wahrhaben. Ihn, den Athleten, dabei zu beobachten, wie er sich langsam über diesen Betrug in eigener Sache klar wird, wie er eigentlich mehr mit sich als mit ihr ins reine kommt, ist grandios.

So genau hatte McQueen es mit der Prostitution in einem anderen berühmten Drama, das nun in einer kleinen "Steve McQueen Collection" zusammen mit "Getaway" erschienen ist, nicht genommen: In Nomran Jewisons "Cincinnati Kid" (1965) erzählt ihm seine Geliebte Tuesday Weld die Geschichte einer belagerten Stadt, die nur heil davonkommt, weil die Frauen mit den Besatzern ins Bett gehen, welche deshalb am nächsten Morgen ohne Blutvergießen verschwinden. Ist doch ganz in Ordnung, sagt Cincinnati Kid McQueen der empörten Tuesday Weld, er interessiere sich nämlich nur für Poker. Ein Fehler, der ihn schließlich um das Kartenspiel seines Lebens bringt. Kid ist ein Heißsporn, ein junger Mann ohne Maß und Mitte, der noch zuwenig besitzt, um alles zu riskieren, und das unter Schmerzen lernen muß.

Anfangs habe Steve McQueen nicht gewußt, ob er Marlon Brando oder James Dean sein solle, erzählt Neile Adams, seine erste Frau, in der einzigen halbwegs brauchbaren Dokumentation, die in die DVD-Box aufgenommen wurde. Als Cincinnati Kid hat McQueen dann auf seine eigene, blauäugige Art den Gegen-Brando gegeben, jenen "contender", der Brando in "Die Faust im Nacken" nicht sein konnte. Es ist schon merkwürdig, wie in "Cincinnati Kid" die Vorzeichen umgedreht werden: Diesmal ist der jugendliche Held aufrecht und läßt sich nicht korrumpieren, dafür ist Karl Malden nun käuflich, der in "Die Faust im Nacken" noch Ideale hatte. McQueen läßt sich von Malden im Spiel gegen den Poker-King nicht die besseren Karten geben, er will ehrlich spielen, er will der "contender" sein, der Herausforderer also. Doch es ändert nichts - Steve McQueen wie vor ihm Marlon Brando scheitern an den Verhältnissen und an den Interessenmächten, die sie bewegen und ordnen.

Der Körper des Westens

Alle Rollen McQueens sind durch diese Konstellation miteinander verbunden. Er ist der Gerechte, der zwischen die Interessen der Anzugträger gerät. Erst benutzen sie ihn, dann stoßen sie ihn ab, weil er sich nicht fügen will. So geschieht es in "Cincinnati Kid" ebenso wie in "Getaway", in "Bullitt" wie in William Wiards Spätwestern "Ich, Tom Horn", den McQueen kurz vor seinem Tod abdrehte, gezeichnet von der Krebserkrankung, der er am 7. November 1980 im Alter von fünfzig Jahren erlag. Viel zu früh, denn welche Persönlichkeit das Kino mit Steve McQueen vor der Zeit verloren hat, sieht man in "Ich, Tom Horn", einer wahren Geschichte. Da trägt er den ganzen alten Westen auf seinem Körper, in den Furchen seines Gesichts, im schleppenden Gang: Eine Legende spielt eine Legende.

Tom Horn wurde berühmt, als er den Apachen-Häuptling Geronimo gefangennahm. Jetzt, Jahre später, wird er noch einmal von Farmern engagiert, um Viehdiebe zu vertreiben. Also räumt Horn blutig auf, er kennt es nicht anders. Aber den Farmern wird das Blut bald lästig, und der ehrgeizige Dorfsheriff sieht seine Karriere gefährdet. Der Sheriff hängt Horn einen Mord an und überführt ihn mit einem aufgezeichneten, aber frisierten Geständnis. Es ist der neue Westen, das zwanzigste Jahrhundert mit seinen Verhörtechniken und Gerichtsverfahren, dem Horn am Ende unterliegt. Sperrig verweigert er jede Aussage vor den Geschworenen, flieht ein letztes Mal, wird wieder gefangen, verurteilt und schließlich gehängt. Niemand will den Mechanismus am Galgen betätigen, also machen sie es so, daß Horns eigenes Gewicht die Falltür öffnet. McQueen stirbt eigentlich nie in seinen Filmen, hier aber, kurz vor dem eigenen Tod, muß er den Gehängten spielen. So bitter das auch anzusehen ist - ein Triumph ist es trotzdem.

Das Meisterwerk dieser Collection, in der Filme wie "Gesprengte Ketten" oder "Thomas Crown ist nicht zu fassen" fehlen, ist "Bullitt" von Peter Yates. Es ist der rätselhafteste von McQueens Filmen, nicht nur, weil die Handlung eher wirr ist. Denn Steve McQueen spricht als Frank Bullitt so gut wie gar nicht. Auch nicht mit seiner wunderschönen Freundin Jacqueline Bisset. "Du bist abgestumpft, du kannst nichts mehr empfinden", sagt sie irgendwann zu ihm, wieder in einem Straßengraben, doch diesmal hat McQueen sie nicht geschlagen, sondern ihr eine Leiche gezeigt.

In "Bullitt" von 1968 spielt Robert Vaughn den Anzugträger, einen Politiker, der eine Zeugenaussage gegen die Mafia zum eigenen Aufstieg nutzen will, deshalb Bullitt engagiert, um den Zeugen zu schützen, was aber nur fingiert ist und geplant schiefläuft. Bullitt ist auf sich allein gestellt und löst den Fall zuletzt, ohne daß man seine Lösung wirklich durchschaut. Aber was gibt es schon zu verstehen, wenn es soviel zu bewundern gibt. Nie sah Steve McQueen besser aus als in "Bullitt", in seinen italienischen Stiefeln und dem blauen Rollkragenpullover unter Anzug oder Strickjacke. Es ist nicht die berühmte Verfolgungsjagd im Ford Mustang, die "Bullitt" bis heute so strahlen läßt, es ist die makellose Herrenmode. Kurz zuvor hatte der hemdsärmelige McQueen für die "Thomas Crown Affair" selbst gelernt, einen Anzug zu tragen. Natürlich konnte er es sofort. Und schon für "Bullitt" hatte er daraus ein Statement gemacht. Robert Vaughn, der von Amts wegen im Anzug steckte, verblaßte gegen diese Eleganz: Er trug Maskerade. Sein Part war Politik, nicht Stil.

Auf Vaughn traf McQueen dann noch einmal, in dem albernen, aber oscargekrönten Katastrophenfilm "Flammendes Inferno" von 1974. Da spielt Vaughn schon wieder einen Politiker und Steve McQueen einen Feuerwehrmann. Er hatte freiwillig auf die Hauptrolle verzichtet, um später, aber desto eindrucksvoller in die Handlung eingreifen zu können. Ein Hochhaus brennt, weil beim Bau gepfuscht wurde, um das Budget nicht zu sprengen. Und McQueen löscht. Rettet, was zu retten ist. Ein Held wider alle Interessen: Das war seine Rolle, lebenslang.

TOBIAS RÜTHER

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