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Bildformat: 1.33:1 (4:3 Vollbild)/1.78:1 (anamorph) Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital Mono/Stereo/5.1) Ländercode: 2 Extras: Edgar Reitz zur DVD-Edition 2006; Dokus; Musikstücke; Interviews; Teamfilme; Fotogalerie u. a.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Dokumentationen: "Edgar Reitz zur DVD-Edition" - Dokumentationen: "Bis zum Augenblick der Wahrheit" - Dokumentationen: "Einer für Schabbach" - Dokumentationen: 6 Konzerte von Hermann und Clarissa - Dokumentationen: Ausschnitte aus Teamfilmen - Dokumentationen: "Ein Denkmal für den Hunsrück" von Christa Tornow…mehr

  • Anzahl: 16 DVDs
Produktbeschreibung
Bildformat: 1.33:1 (4:3 Vollbild)/1.78:1 (anamorph) Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital Mono/Stereo/5.1) Ländercode: 2 Extras: Edgar Reitz zur DVD-Edition 2006; Dokus; Musikstücke; Interviews; Teamfilme; Fotogalerie u. a.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Dokumentationen: "Edgar Reitz zur DVD-Edition" - Dokumentationen: "Bis zum Augenblick der Wahrheit" - Dokumentationen: "Einer für Schabbach" - Dokumentationen: 6 Konzerte von Hermann und Clarissa - Dokumentationen: Ausschnitte aus Teamfilmen - Dokumentationen: "Ein Denkmal für den Hunsrück" von Christa Tornow
Autorenporträt
Edgar Reitz, Jahrgang 1932, gehörte zu den bedeutenden deutschen Filmschaffenden. Mit der 'Geschichte der Familie Simon aus dem Hunsrückdorf Schabbach' verarbeitete er auch seine eigene Lebensgeschichte. Für sein Lebenswerk u. a. ausgezeichnet mit der Carl-Zuckmayer-Medaille.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2004

Aus weiter Ferne, so nah
Das Filmfestival Venedig zeigt die ersten beiden Folgen der dritten "Heimat" von Edgar Reitz und François Ozons "5 × 2"

VENEDIG, 2. September

Womöglich ist es keine so gute Idee, in Venedig auf dem Lido anzukommen und als erstes in einen Film zu gehen, in dem man sich vorkommt, als habe man die Reise überhaupt nie angetreten. Die ersten beiden Folgen des dritten Teils von Edgar Reitz' Fernseh-Epos "Heimat", die ersten dreieinhalb von insgesamt elfeinhalb Stunden, vom Mauerfall bis zum Weltmeisterschaftsgewinn 1990, versprechen eine Überdosis Heimat in der Fremde. Da kann es nicht schaden, vorher wenigstens noch schnell die Pressekonferenz zu besuchen, die Steven Spielberg mit Tom Hanks zu "The Terminal" abhält. Zumal die beiden bester Laune sind. Und als zum Schluß gefragt wird, ob der Regisseur es als seine Aufgabe sehe, in Krisenzeiten im Kino Eskapismus zu bieten, da antwortet Spielberg fröhlich, er sehe tatsächlich keinen Sinn darin, mit seinen Filmen dem Weltgeschehen hinterherzujagen, sondern wolle lieber Ablenkung von den Schlagzeilen bieten. Fast trotzig fügt er hinzu, ja, das Kino als Fluchtmöglichkeit sei eine gute Sache.

Bei Edgar Reitz geht es natürlich schon ums Weltgeschehen. Vor zwanzig Jahren hat er den ersten Teil von "Heimat" in Venedig gezeigt, und auch der zweite Teil lief 1992 hier auf dem Festival. In dem Hunsrückdorf Schwabbach hatte Reitz die Geschichte des Jahrhunderts aufgerollt, die sechziger Jahre wurden in München verhandelt, und der Abschluß seiner Trilogie trägt nun den Untertitel "Chronik einer Zeitenwende". Ist ja auch verdammt viel passiert seit 1989. Und Reitz fühlt sich berufen, das alles aufzuarbeiten, hat immer das große Ganze im Blick, auch wenn er gern so tut, als wollte er es auf Menschenmaß zurückschrauben. In Wahrheit sind alle seine Figuren so besoffen von der eigenen Bedeutsamkeit, daß sie kaum einen geraden Satz herausbringen. Sie kommen fast nicht zum Atmen, weil sie dauernd vom Odem der Historie durchweht werden.

Hermann, der Dirigent, weilt am 9. November in West-Berlin und verspürt nach dem Konzert ein Vibrieren in der Luft, das er sich nicht erklären kann. Als er im Hotel die Menschenmenge vor dem Fernseher sieht, steht neben ihm zufällig seine alte Liebe Clarissa, die er seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Man fällt sich in die Arme und landet gleich im Bett; im Hintergrund Fernsehbilder von der Maueröffnung, im Vordergrund die Spiegelung der Stadt im Hotelfenster. Das wäre kein schlechter Beginn, wenn sich Reitz Zeit nähme, ein Gefühl für die Körper zu entwickeln und für das, was sie darüber hinaus verbindet. Statt dessen erzählt Clarissa gleich von einem Traumhaus, das flugs besichtigt und gemeinsam erworben wird. Mit Blick auf den Rhein und zufällig um die Ecke von Schwabbach. Weil es total verfallen ist, werden zwei Handwerker aus dem Osten angeheuert, die es renovieren. In amerikanischen Filmen wären die beiden für das zuständig, was man als "comic relief" bezeichnet, hierzulande würde man es Humor nennen - wenn es denn lustig wäre.

Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Reitz hat nicht völlig vergessen, was er kann. Es ist nur so, daß die ersten beiden Episoden von "Heimat 3" so heftig zwischen dem Lächerlichen und dem Grandiosen schwanken, daß man nie recht weiß, was wirklich pathetisch und was einfach nur hölzern ist. Es gibt immer noch einen wunderbaren Sinn für Topographie, eine Vernarrtheit in die Landschaft, die ganz selten ist im deutschen Kino, aber in seiner Versessenheit, das Große im Kleinen zu spiegeln, verliert Reitz völlig aus den Augen, daß im Mittelpunkt immer noch Menschen stehen. Natürlich ist es ergreifend, Berlin an Silvester 1989 oder Andy Brehmes Siegtor in eine Fiktion verstrickt zu sehen, aber diese Aufnahmen bewegen auch in einem normalen Jahresrückblick, weil sie mit Erinnerungen angereichert werden. Vor der Aufgabe aber, solche Momente mit Leben anzufüllen, versagen diese ersten beiden Folgen völlig. Es bleibt abzuwarten, wie "Heimat 3" im Fernsehen ankommt - für Venedig ist es ein verlorener Fall.

Und auch wenn Vergleiche nicht unbedingt statthaft sind auf so einem Festival, sieht man schon im ersten Wettbewerbsfilm, was der dritten "Heimat" abgeht: der Wille des Regisseurs, sich auf Menschen tatsächlich einzulassen, und vor allem die Fähigkeit der Schauspieler, diesem Wollen eine Gestalt zu verleihen. Denn François Ozon führt in "5 × 2" wieder einmal vor, daß nichts im Kino aufregender ist als Präsenz. Das Gefühl, daß jemand mit seinem Körper einsteht für eine Geschichte. Selbst dann, wenn sie aus nichts anderem besteht, als fünf Szenen einer Ehe in umgekehrter Reihenfolge zu erzählen, beginnend vor dem Scheidungsrichter, endend mit dem Kennenlernen. Man könnte meinen, daß nach "Memento" und "Irreversible" diese Methode abgegriffen wirkt, aber sie führt in diesem Film dazu, daß die Geschichte nicht von ihrem Ende her gelesen wird, sondern jeder ihrer Momente als gelebtes Leben zu seinem eigenen Recht kommt. Ozon erzählt in "5 × 2" von der erloschenen Liebe so, daß man den Glauben an sie zurückgewinnt. Als würde sie verweigern, sich mit einem Schlußstrich bilanzieren zu lassen.

Was aber hier den Glauben ans Kino und seine Wunder vor allem befördert, ist Valeria Bruni-Tedeschi, die auch ihren Partner Stéphane Freiss in den Schatten stellt. Die Schauspielerin, deren traumverlorenes Spiel auch sonst hinreißend ist, scheint hier auf fast magnetische Art bei sich. Wie ein Lächeln ihre Lippen umspielt, wie sich ihre Augen mit Tränen füllen, das wird zum Ereignis, das die Lücken der Erzählung locker ausfüllt. Ozon sucht im Banalen das Besondere, jene Momente, die sich den einfachen Erklärungsmustern jeder Paartherapie entziehen: die Ohnmacht im falschen Moment, das Glück an unerwarteter Stelle, die Schmerzen im Verborgenen - all das Ungesagte, das nie an die Oberfläche dringt. "5 × 2" ist von einer atemraubenden Hellhörigkeit, und egal, was in Venedig noch passiert, Valeria Bruni-Tedeschi ist schon jetzt unsere Lieblingsschauspielerin des Festivals.

MICHAEL ALTHEN

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