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Etwa auf halber Treppe ihres Lebens haben sich die befreundeten Paare Düring und Kukowski festgefahren. Chris und Katrin Düring haben sich in Alttag und Bett nicht mehr viel zu sagen, während Uwe Kukowski rund um die Uhr in seiner Imbissbude schuftet und darüber seine Frau Ellen und die Kinder vergisst. Kein Wunder, dass sich die vereinsamte Ellen und der nach Abwechslung drängende Chris näher kommen. Doch das Verhältnis fliegt auf - plötzlich werden alle Karten neu gemischt, Bewegung kommt in den Alltag, und jetzt zeigt sich, dass auch noch einmal kleine Wunder möglich sind…mehr

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Produktbeschreibung
Etwa auf halber Treppe ihres Lebens haben sich die befreundeten Paare Düring und Kukowski festgefahren. Chris und Katrin Düring haben sich in Alttag und Bett nicht mehr viel zu sagen, während Uwe Kukowski rund um die Uhr in seiner Imbissbude schuftet und darüber seine Frau Ellen und die Kinder vergisst. Kein Wunder, dass sich die vereinsamte Ellen und der nach Abwechslung drängende Chris näher kommen. Doch das Verhältnis fliegt auf - plötzlich werden alle Karten neu gemischt, Bewegung kommt in den Alltag, und jetzt zeigt sich, dass auch noch einmal kleine Wunder möglich sind ...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Audiodeskription für Blinde - Audio-Kommentar von Andreas Dresen
Autorenporträt
Andreas Dresen wurde am 16. August 1963 in Gera geboren. Aufgewachsen in Schwerin, drehte er seit Ende der 70er Jahre eigene Amateurfilme. Seit 1992 arbeitet er als freier Autor und Regisseur.
Für seine Kino- und Fernsehfilme erhielt Andreas Dresen zahlreiche Preise. Sein Spielfilmdebüt "Stilles Land" (1992) brachte ihm bereits den Hessischen Filmpreis und den Deutschen Kritikerpreis ein. Mit seinem Episodenfilm "Nachtgestalten" erlebte Dresen auf der Berlinale 1999 seinen Durchbruch; der Film wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis in Silber und dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.

Dresen ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, der Europäischen Filmakademie und Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie. Er lebt in Potsdam.

Axel Prahl, 1960 geboren, stand schon im GRIPS-Theater für Kinder auf der Bühne. Erwachsene kennen und lieben ihn als Hauptkommissar Thiel im ARD- Tatort aus Münster, aus Kinofilmen wie Halbe Treppe, Willenbrock und Du bist nicht allein, für den Prahl auch den Titelsong sang. Axel Prahl hat drei Töchter und einen Sohn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2002

Dialekt und Dialektik
Wie das Land, so der Film: Andreas Dresens "Halbe Treppe" spielt in Frankfurt/Oder

Als Jean-Luc Godard einmal einen schlechten Tag hatte, im Frühjahr 1959, schrieb er zwei Absätze über Roberto Rossellini und beschloß dann, daß er kein Recht habe, sich weiter über dessen Film "Indien, Mutter Erde" zu äußern. Statt dessen ließ er Rossellini selbst sprechen. Und Rossellini sprach: "Zunächst muß man die Menschen kennen, wie sie sind. Und das Kino ist dazu da, sie unter allen Breiten zu finden, in allen Abenteuern, unter allen Winkeln, den guten und schlechten. Nicht umsonst heißen die Objektive der Kamera so. Man muß versuchen, sich den Menschen mit Objektivität und Respekt zu nähern . . . Ich erlaube mir nie ein Urteil über meine Personen." Und so fort.

Seither haben wir alle möglichen Spielarten jenes Kinos gesehen, das bei Rossellini einmal "Neorealismus" hieß: das Cinéma direct, das Cinéma-vérité, das Independent Cinema und zuletzt die Schrillheiten der "Dogma"-Schüler. In all diesen Kinobewegungen hat es gute und schlechte Filme gegeben, und die schlechten waren meistens die, die sich am engsten an das vorgegebene Schema hielten, während die guten den Maximen folgten, die Rossellini im Gespräch mit Godard formuliert hatte: Objektivität, Respekt, Entdeckerfreude . . . und vor allem kein Urteil. In keinem Fall. Urteile, Konzepte, in Filmfiguren geknetet, ergeben bestenfalls einen Genrefilm. Wirkliche Menschen, Personen, vorurteilslos betrachtet, ergeben einen Realitätsfilm.

Der Regisseur Andreas Dresen, geboren 1963 in Gera, hat von Anfang an Realitätsfilme gedreht. Dresen fing an, als die DDR gerade aufhörte, und so konnte er gleich in seinem ersten Spielfilm davon erzählen, wie es sich anfühlte, ein Stück der eigenen Biographie zu verlieren. "Stilles Land" (1992) spielte in einem Provinztheater nahe der polnischen Grenze, weit weg vom Zentrum der Ereignisse, aber gerade deshalb registrierte der Film die kleinen Gefühlsbeben, die der historische Wandel auslöste, genauer als die meisten anderen Kino-Beiträge zur Wiedervereinigung. Danach arbeitete Dresen sechs Jahre lang mit wechselndem Erfolg fürs Fernsehen, ehe er mit "Nachtgestalten" (1999) zu seinem zentralen Thema zurückkehrte: Geschichten von der Peripherie der Geschichte. "Nachtgestalten" ist ein Porträt von Berlin, gesehen durch die Augen von drei Paaren, die sich für eine Nacht zusammenfinden, zusammen verirren, zusammen verlieren - so wie "Die Polizistin" (2000), Dresens nächster Film, ein Fahndungsbild der Stadt Rostock war und zugleich das Paßbild einer jungen Beamtin, Anne, die in dieser Stadt an die Grenze ihrer Möglichkeiten gerät.

Mit "Nachtgestalten" und der "Polizistin" hat Dresen sein Formprinzip gefunden, das vor allem ein Prinzip der Verminderung ist - kleine Teams, kleine Budgets, Geschichten ohne Spezialeffekte. Es darf nicht zuviel passieren in diesen Filmen, gerade weil es darin um alles geht: das Leben, die Liebe, die Zukunft, die Identität. So kann man auch die Handlung von Dresens neuem Film "Halbe Treppe" in einem Satz zusammenfassen: Eine Frau betrügt ihren Mann mit seinem besten Freund. Aber sowenig Dresen, der mit "Dogma"-Mitteln dreht, ein "Dogma"-Regisseur ist, so wenig geht die Geschichte in dem Klischee auf, das dieser Satz beschwört.

Mit einem Dia-Abend, auf dem Urlaubsbilder gezeigt werden, stellt der Film seine Protagonisten vor: den Imbißbesitzer Uwe (Axel Prahl), die Parfümerieangestellte Ellen (Steffi Kühnert), den Radiomoderator Christian (Thorsten Merten) und Katrin (Gabriela Maria Schmeide), die auf einem Lkw-Parkplatz arbeitet. Christian, der seine Medienmacht auch für persönliche Zwecke nutzt, ist der Agent der Unruhe in diesem Quartett, er reißt Katrin, die Romantikerin, aus einer Ehe heraus, in der sie sich resignierend eingerichtet hatte. "Halbe Treppe" heißt Uwes Imbißzelt in einem Einkaufskomplex, aber der Titel ist auch auf andere Weise emblematisch: Er bezeichnet die Halbheiten, mit denen die Personen sich abgefunden haben, und die Hälfte ihres Lebens, die gerade vorbei ist.

"Halbe Treppe" spielt in Frankfurt/Oder, aber man tut dem Film unrecht, wenn man ihn als Panorama ostdeutscher Befindlichkeiten liest. In Oldenburg oder Offenbach ist der Alltag nicht anders, nur der Dialekt, und die Dialektik zwischen der Realität und ihrer Konstruktion im Kino hat Dresen, der nicht zufällig einen Radiomann vorschickt, wahrscheinlich besser begriffen als seine westdeutschen Kritiker. Durch kurze, frontal gefilmte Interviews mit den Figuren hält er den gleichmäßigen Fluß des Geschehens auf, und in der Stockung, die dabei entsteht, in den Intervallen der Handlung liegt vielleicht die eigentliche Wahrheit dieses Films. Ingo Schulzes "Simple Storys" hatten vor Jahren diesen beiläufigen Zauber, und man wäre froh, wenn auch aus dem Westen mal wieder eine Kinostory à la "Halbe Treppe" käme, so simpel und so kompliziert.

Godard übrigens, in seiner Einführung zu "Indien, Mutter Erde", nannte Rossellinis Film "schön wie die Erschaffung der Welt". So weit muß man bei Dresen nicht gehen: "Halbe Treppe" ist so schön, wie ein deutscher Film heute sein kann. Auf jeden Fall ist es die Art Kino, nach der die deutsche Filmkritik, des Komödienstadls der Herren Buck und Wortmann überdrüssig, zehn Jahre lang gerufen hat, getreu dem Motto: Wie das Land, so die Filme. Und nun haben wir sie.

ANDREAS KILB

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