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Geschichte wird gemacht. Nur für den 21 jährigen Alex (Daniel Brühl) geht nichts voran. Kurz vor dem Fall der Mauer fällt seine Mutter (Katrin Sass), eine überzeugte Bürgerin der DDR, nach einem Herzinfarkt ins Koma - und verschläft den Siegeszug des Kapitalismus. Als sie wie durch ein Wunder nach 8 Monaten die Augen aufschlägt, erwacht sie in einem neuen Land. Erfahren darf sie von alledem nichts: Zu angeschlagen ist ihr schwaches Herz, als dass es die Aufregung überstehen könnte. Um seine Mutter zu retten, muss Alex auf 79 Quadratmeter die DDR wieder auferstehen lassen...

Produktbeschreibung
Geschichte wird gemacht. Nur für den 21 jährigen Alex (Daniel Brühl) geht nichts voran. Kurz vor dem Fall der Mauer fällt seine Mutter (Katrin Sass), eine überzeugte Bürgerin der DDR, nach einem Herzinfarkt ins Koma - und verschläft den Siegeszug des Kapitalismus. Als sie wie durch ein Wunder nach 8 Monaten die Augen aufschlägt, erwacht sie in einem neuen Land. Erfahren darf sie von alledem nichts: Zu angeschlagen ist ihr schwaches Herz, als dass es die Aufregung überstehen könnte. Um seine Mutter zu retten, muss Alex auf 79 Quadratmeter die DDR wieder auferstehen lassen...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.2003

Ein Traum von Deutschland: Wolfgang Beckers "Good bye, Lenin!" im Kino

Die Idee hat etwas Gespenstisches: Eine Frau fällt ins Koma, wacht nach Monaten auf und hat den Untergang der DDR und die deutsche Wiedervereinigung verschlafen. Und damit seine Mutter in ihrer Matratzengruft im Plattenbau nicht gleich abermals vom Schlag gerührt wird, läßt Alex Kerner (Daniel Brühl, unser Bild), der Held der Geschichte, die verlorene Welt des Sozialismus in Mamas Schlafzimmer scheibchenweise auferstehen: die Gurkengläser, den Filterkaffee, die Lieder der Jungen Pioniere und eine hingebungsvoll gefälschte "Aktuelle Kamera", mit der er die Kranke auf dem Fernsehweg allmählich auf die neue Wirklichkeit einstimmen will. Ein toller Plan ist das und eine tolle Drehbuchidee - deutsche Geschichte als Schlafzimmertraum, als Halluzination einer Herzpatientin, die in ihrem Ost-Berliner Dornröschenschloß den "dritten Weg" als greifbare Scheinrealität erlebt. Es gibt sogar eine Szene in Wolfgang Beckers "Good bye, Lenin!", die dem Anspruch dieser Gespensteridee gerecht wird: Da tritt die Mutter (Katrin Saß) in einem unbewachten Moment vor die Tür ihres Hauses und findet sich in einem Paralleluniversum mit West-Autos, Dessouswerbung und Neumietern aus Westfalen wieder. Auf einmal schwebt das Oberteil einer gewaltigen Leninstatue, von einem Hubschrauber getragen, an ihr vorbei - und in diesem Augenblick, der den Anfang aus Fellinis "Dolce Vita" mit der Flußszene aus Angelopoulos' "Der Blick des Odysseus" verknüpft, spürt man, was aus Wolfgang Beckers Film hätte werden können, wenn der Regisseur viel mehr (oder viel weniger!) Geld zur Verfügung gehabt hätte. Aber "Good bye, Lenin!" ist eben nur eine mittlere deutsche Großproduktion mit mittelgroßem Budget, und so bleibt dem Film nichts anderes übrig, als sich mal sarkastisch, mal tragikomisch nach der Decke zu strecken, in die er seine Ambitionen hüllen darf. Daß Bernd Lichtenbergs preisgekröntes Drehbuch durchaus noch nicht perfekt war, sondern mindestens einer weiteren Überarbeitung bedurft hätte, muß auch Becker alsbald aufgegangen sein, sonst hätte er nicht so viele erklärende Sätze über seine Bilder gelegt, Sätze, die zusammenhalten sollen, was in diesem Film sichtbar auseinanderstrebt - die private und die historische Geschichte, die Maueröffnung und Alex' Suche nach dem Vater und anderes mehr. "Good bye, Lenin!" ist trotz seiner Fehler ein schöner Film, eine Komödie, in der man nicht für dumm verkauft, und eine historische Lektion, in der man nicht geschulmeistert wird, aber unter anderen Umständen, in anderen Produktionszusammenhängen wäre es vielleicht ein großer Film geworden. Wie so viele Filme aus Deutschland. Aber das kennen wir ja; es ist das alte Lied des deutschen Kinos, und auch Wolfgang Becker ändert darin nicht einen Ton. Nach seiner Premiere bei den Berliner Filmfestspielen (F.A.Z. vom 10. Februar) läuft der Film ab heute in den deutschen Kinos.

ANDREAS KILB

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