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Mit bisher unveröffentlichten Fotos und nie gezeigtem Filmmaterial zeichnet der Oscar®-prämierte Regisseur Martin Scorsese das Leben von George Harrison in einem sehr persönlichen Film nach. Dabei greift er auf seltenes Archivmaterial und Interviews mit Harrisons Familie zurück. Zahlreiche Weggefährten und Freunde des Ex-Beatles kommen zu Wort, darunter Eric Clapton, Terry Gilliam, Eric Idle, George Martin, Paul McCartney, Yoko Ono, Tom Petty, Phil Spector, Ringo Starr und Jackie Stewart.
Bonusmaterial
- Musikextras „Dispute and Violence“ und „Here Comes The Sun“ - Interviews mit Paul McCartney, Damon Hill und Jeff Lynne - Wendecover
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Produktbeschreibung
Mit bisher unveröffentlichten Fotos und nie gezeigtem Filmmaterial zeichnet der Oscar®-prämierte Regisseur Martin Scorsese das Leben von George Harrison in einem sehr persönlichen Film nach. Dabei greift er auf seltenes Archivmaterial und Interviews mit Harrisons Familie zurück. Zahlreiche Weggefährten und Freunde des Ex-Beatles kommen zu Wort, darunter Eric Clapton, Terry Gilliam, Eric Idle, George Martin, Paul McCartney, Yoko Ono, Tom Petty, Phil Spector, Ringo Starr und Jackie Stewart.

Bonusmaterial

- Musikextras „Dispute and Violence“ und „Here Comes The Sun“ - Interviews mit Paul McCartney, Damon Hill und Jeff Lynne - Wendecover
Autorenporträt
Martin Scorsese, geboren 1942 als Sohn italienischer Einwanderer, wurde in Little Italy Zeuge von Armut, Verbrechen und Gewalt. Zunächst wollte er Priester werden, wechselte dann aber zu seiner wirklichen Leidenschaft, dem Film. Später sagte er einmal über sich:"Ich bin unter ihnen aufgewachsen, unter Gangstern und Priestern. Und jetzt, als Künstler, bin ich gewissermaßen beides: Gangster und Priester."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2011

Eine offene Tür, eine verschlossene Tür

Was für ein Mensch war der frühere Beatle George Harrison, der vor zehn Jahren starb? Antworten geben ein Film von Scorsese, eine neue Biographie und seine Witwe Olivia.

Der Tag, an dem Dhani Harrison erfuhr, dass er der Sohn eines früheren Beatle war, verlief für die Familie nicht sehr angenehm. Bis dahin hatte der kleine Dhani geglaubt, sein Vater, den er so oft beim Bäumepflanzen sah, sei Gärtner. Die Beatles hielt er für eine Cartoon-Band wegen des Zeichentrickfilms "Yellow Submarine". Dann kam Dhani eines Tages ganz aufgebracht von der Schule zurück: Der Musiklehrer hatte ihnen ein Beatles-Lied vorgespielt, und Dhani "fand es furchtbar", erinnert sich seine Mutter Olivia. Der esoterikbegeisterte Lehrer hatte einen psychedelischen Song gewählt, vermutlich - wie sie glaubt - Georges indisch angehauchtes "Within You, Without You" vom "Sgt. Pepper"-Album, "ein recht abstrakter Song für einen Sechsjährigen". Sie hätten dann zu Dhani gesagt: "Du musst auch die andere Musik hören."

Die Erfahrung, die sein eigener Sohn als Kind machte, ließe sich auf viele andere übertragen: George Harrisons Werk, mehr noch aber sein Wesen waren nicht leicht zu ergründen. Die Etiketten, die man ihm in Beatles-Tagen verpasst hatte - "Der stille Beatle", "Der dritte Mann" im Schatten der Frontschweine Lennon/McCartney -, hafteten nicht grundlos an ihm, verdeckten jedoch eine facettenreiche, widersprüchliche Persönlichkeit. Deren Konturen werden nun, da sich Harrisons Todestag zum zehnten Mal jährt, etwas klarer. Zu verdanken ist dies einem opulenten Bildband mit vielen privaten Aufnahmen, den seine Witwe herausgebracht hat, und einer Dokumentation, die bei uns demnächst als DVD erscheint. Es zeugt von der Wertschätzung, welche die ewige Nummer drei der Beatles längst erfährt, dass kein Geringerer als Martin Scorsese sie gedreht hat, und von der Komplexität ihres Gegenstands, dass sie satte dreieinhalb Stunden dauert - und doch nicht alle Fragen beantwortet.

In Henley-on-Thames, gut fünfzig Kilometer westlich von London, hat Harrison drei Jahrzehnte gelebt; seine Spuren findet man auf den ersten Blick nicht. Dass das erste Restaurant, das man auf dem Weg vom Bahnhof passiert, Speisen aus Indien und Bangladesch anbietet, dass aus dem Pub an der Ecke gerade "Livin' Thing" vom Electric Light Orchestra des Harrison-Buddys Jeff Lynne tönt: Selbst wenn man, inspiriert vom tiefgläubigen Harrison, nach Zeichen sucht, muss man das für Zufall halten. Einzig ein Foto Harrisons im örtlichen Kino, für dessen Erhalt er sich eingesetzt hatte, verweist auf den prominentesten ehemaligen Einwohner des herausgeputzten Themse-Städtchens, das berühmt ist für seine Ruderregatta. Hollywood-on-Thames wird die Gemeinde auch genannt, doch statt flanierender Stars sieht man junge Menschen umherwetzen, die sich aufs nächste Rennen vorbereiten.

Der Weg zum Friar Park führt einen Hügel empor und endet am Tor eines steilen, von Stacheldraht gekrönten Gitterzauns. "Private", verkündet ein Schild. Des Wahnsinns der Beatlemania noch früher müde als seine Mitspieler, hätte Harrison für den Rückzug ins Private keinen besseren Ort finden können als Friar Park: eine von einem exzentrischen Millionär angelegte gigantische Gartenanlage mit neogotischem Herrenhaus. Harrison hatte es 1970 erworben und sich seiner Renovierung und dem verwunschenen Garten gewidmet.

Olivia Harrison hat zum Gespräch in den Salon eines Ruderclubs geladen. Die Sekretärin einer Plattenfirma lernte George kennen, als sie 25 war, und zog aus ihrer kalifornischen Heimat nach Henley. "George hat es mir sehr einfach gemacht, wir führten anfangs ein sehr ruhiges Leben", erzählt sie. "Er hat mich beschützt vor seiner früheren Welt, aus der er sich herausziehen wollte." Natürlich habe er ab und an von den Beatles erzählt, aber eben so, wie man von seinem früheren Leben spricht - "was in seinem Fall eines bei den Beatles war". Engen Kontakt hatten die Bandkollegen nicht mehr, obwohl sie geschäftlich verbunden waren; das führte häufiger zu Streit. Einmal, so Olivia, habe George ihr gesagt: "Wie würdest du dich fühlen, wenn du die Mädchen, mit denen du in der Schule Basketball gespielt hast, bis heute um dich herum hättest? So ist es."

Fünf Jahre hat Olivia an Buch und Film gearbeitet, hat mit Scorsese Georges Archiv gesichtet, Filme, Kassetten, zahllose Notizzettel. Noch kleinste Dinge seien George wichtig genug gewesen, um seine Gedanken darüber aufzuschreiben. "Er hat immer versucht, alles zu begreifen. Er war ein wahrhaft Suchender." Scorseses Film beleuchte keine Karriere, "sondern das Leben eines Mannes, eine komplette Reise. Es fehlt nichts", zeigt Olivia sich überzeugt. Das stimmt insofern, als bestimmte Dinge, wenn schon nicht klar ausgesprochen, so doch angedeutet werden. Paul McCartney etwa sagt, nicht zu viel über den Kumpel verraten zu wollen, aber George sei fraglos ein "heißblütiger Mann" gewesen. "Er hat Frauen geliebt, und Frauen liebten ihn", bestätigt Olivia in ihrer diskreten Art: Das sei "immer eine Herausforderung" gewesen.

Harrison selbst hat sich eine gespaltene Persönlichkeit bescheinigt, in der eine spirituelle wie auch eine wilde Rock'-n-'Roll-Seite Platz fanden. Vermutlich war es seine sanfte Hälfte, die seinem Freund Eric Clapton, wie dieser behauptet, mit den Worten "Nimm sie, sie gehört dir" das Plazet gab, sich an Georges erste Frau Pattie heranzumachen. Als sie bei Clapton blieb, hat er doch schwer gelitten - und dem Freund trotzdem die Treue gehalten. Nicht nur die Frauen nämlich liebte George, sondern auch seine vielen Freunde, die er mit seiner Neugier und Einfühlsamkeit anzog wie ein "großartiger Magnet", so Olivia.

Harrison führte ein intensives Leben, er war, sagt sein Freund Klaus Voormann, "ein extremer Charakter" oder, wie Ringo Starr meint, "immer schwarz und weiß". Ein Mann, der spirituell jene materielle Welt überwinden wollte, in der er es sich recht bequem eingerichtet hatte; dem die meditative Reise ins Innere so wichtig war wie rasante Autorennen. Er verband sarkastischen Witz mit heiligem Ernst. Er war ein Wohltäter, der 1971 für Bangladesch das erste All-Star-Konzert auf die Bühne brachte, und zugleich stets bereit, dem Finanzamt ein Schnippchen zu schlagen. Dann wieder verpfändete er seine Villa, um seinen Freunden von Monty Python "Das Leben des Brian" zu finanzieren, die Satire über den unfreiwilligen Messias. Ob der Hindu Harrison auch eine Komödie über Krishna gemocht hätte? Seine Frau ist sich nicht sicher: "Möglicherweise nicht."

George, hat sich das Python-Mitglied Michael Palin erinnert, sei gar nicht still gewesen, im Gegenteil: "Ich kannte niemanden, der so viel redete." Das sei oft stimulierend, manchmal strapaziös gewesen. Larmoyanz und Predigerton durchzogen Harrisons schwächere Lieder. Und doch hat der oft Unterschätzte unvergängliche Songs hinterlassen - "Something", "If I Needed Someone", "While My Guitar Gently Weeps", "Here Comes the Sun", "This is Love" oder, obwohl erwiesenermaßen ein (unbewusstes) Plagiat, "My Sweet Lord". "Er war eine sehr private Person, es war schwierig, mit ihm über Gefühle zu sprechen. Aber wenn er ein Lied schrieb, kam alles heraus", sagt Olivia. "Ich sagte ihm: Ich weiß nicht, wie du so was schreiben kannst. Er war wie eine offene Tür und wie eine Tür, die verschlossen ist."

Die Beatles und ihre Familien waren am Ende wieder zusammengewachsen. Gerade Yoko Ono, erzählt Olivia, habe sie "auf eine Weise geführt, wie sie es vielleicht gar nicht weiß. ,Du wirst Dinge erleben, die du nicht kennst', hat sie gesagt, und sie hatte recht." Um ein Haar hätte George das tragische Schicksal des ermordeten John Lennon geteilt: 1999 drang ein psychisch Gestörter in sein Anwesen ein, verletzte ihn schwer mit einem Messer und konnte im letzten Moment von den Harrisons überwältigt werden; Olivia schlug den Angreifer mit einer Lampe nieder. Nach der furchtbaren Erfahrung begann George sich mit dem Tod auseinanderzusetzen und machte mit ihm seinen Frieden. Am 29. November 2001 starb er im Kreise seiner Familie an Krebs.

Nach dem Attentat war die Familie eine Zeitlang in die Schweiz gezogen, kehrte aber zurück nach Friar Park: "Es gefällt mir hier", sagt Olivia. Im nahen Pub erinnert man sich an George als einen ruhigen, umgänglichen Gast, der gern Bitter trank und Darts spielte. Sein Sohn Dhani komme, wenn er in der Stadt sei, häufiger vorbei. Olivias Lieblingsfoto im Bildband zeigt die Harrisons mit ihrem Sohn, der dem jungen George wie aus dem Gesicht geschnitten ist und ihm auch sonst verblüffend ähnele: "Es ist die Art und Weise, wie er einen Raum füllt." Mit dem Film und dem Buch sieht George Harrisons Frau und Nachlassverwalterin ihr Lebensprojekt abgeschlossen. Auch wenn noch immer Musik und Material im Archiv begraben seien: "Wenn jemand etwas damit machen will, kann er es gerne tun", sagt Olivia, sie selbst jedoch werde neue Pläne verfolgen. "George würde sagen: Mach etwas anderes."

Martin Scorseses "George Harrison: Living in the Material World" erscheint am 8. Dezember als DVD und Blu-ray bei Studiocanal, eine "Deluxe Edition" ist schon via Amazon erhältlich. Die gleichnamige Bild-Biographie, herausgegeben von Mark Holborn und Olivia Harrison, ist erschienen im Knesebeck-Verlag und kostet 39,95 Euro.

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