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Weit abgeschieden in den Bergen leben ein Mönch und sein Schüler in einem Tempel-Haus mitten auf dem See. Mit strengen Methoden befreit er den Knaben von seiner kindlichen Grausamkeit und lehrt ihn Achtung vor dem Leben und Respekt vor der Natur. Der Junge wächst zu einem Mann heran, als sich eines Tages eine junge Frau zu Meister und Schüler gesellt, um ihren Geist heilen zu lassen. Als sie in die Stadt zurückkehrt, folgt ihr der junge Mann, von Liebe und Verlangen geblendet. Die Warnungen seines Meisters missachtend, läuft er in sein Verderben...
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Produktbeschreibung
Weit abgeschieden in den Bergen leben ein Mönch und sein Schüler in einem Tempel-Haus mitten auf dem See. Mit strengen Methoden befreit er den Knaben von seiner kindlichen Grausamkeit und lehrt ihn Achtung vor dem Leben und Respekt vor der Natur. Der Junge wächst zu einem Mann heran, als sich eines Tages eine junge Frau zu Meister und Schüler gesellt, um ihren Geist heilen zu lassen. Als sie in die Stadt zurückkehrt, folgt ihr der junge Mann, von Liebe und Verlangen geblendet. Die Warnungen seines Meisters missachtend, läuft er in sein Verderben...

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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - alternatives Ende - Hörfilmfassung für Blinde - Behind the Scenes
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2004

In der Einsiedelei des Lebens
Korea leuchtet: Kim Ki-Duks eindrucksvolle Filmparabel "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling"

Beim ersten Mal hat der Junge vor der Schlange noch Angst. Er zuckt zurück, dann sucht er sich eine andere Stelle zum Kräutersammeln. Am nächsten Tag ist die Schlange dann keine Bedrohung mehr. Der Junge packt sie und hält sie fest, dann bindet er ihr mit einer Schnur einen Stein um den Leib. Genauso macht er es mit einem Frosch und einem kleinen Fisch. Dann läßt er die Tiere frei. Sie winden und quälen sich. Der Junge lacht. Sein Lehrer und Ziehvater, ein buddhistischer Mönch, schaut von weitem der Szene zu.

In der folgenden Nacht bindet der Mönch dem schlafenden Jungen einen schweren Stein auf den Rücken. Als der Junge erwacht, gelingt es ihm nicht, sich auf seine Füße zu stellen, der Stein zieht ihn immer wieder zu Boden. "Ich habe einen Fehler gemacht, Meister", jammert er. Da schickt ihn der Alte in den Wald, damit er nach den Tieren sehe. "Wenn eines von ihnen stirbt, dann wirst du dein Leben lang diesen Stein auf deinem Herzen tragen." Und so geschieht es.

Kim Ki-Duks Film "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" verbindet zwei Motive, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen: Grausamkeit und Meditation. Wer betet, tötet nicht, und umgekehrt. Aber bei Kim entwickelt sich wie selbstverständlich eines aus dem anderen: die Gewalt aus der Einfalt, das Begehren aus der Unschuld und aus dem Begehren der Mord; aus dem Mord dann die Sühne, die Strafe und schließlich die Einkehr und Erlösung. "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" schlägt einen großen Bogen, und daß der Film dabei nicht aus der Kurve getragen wird, spricht für seine Qualität.

Seit sein Spielfilm "Die Insel" (Seom) vor vier Jahren im Wettbewerb des Filmfestivals von Venedig lief, ist der Koreaner Kim Ki-Duk eine feste Adresse auf der Landkarte der Kinematographie. Wenn auch keine vielbesuchte. "Seom" verstörte die Zuschauer mit einer Mischung von Gewalttätigkeit und Ruhe, die man so bis dahin noch nicht gesehen hatte: ein Mann und ein Mädchen, die sich mit Angelhaken den Schlund und das Geschlecht aufschlitzen, langsam, gründlich, mit quälender Geduld; ringsum die Naturschönheit eines Lagunensees, auf dem sich Anglerfreunde oder Liebespärchen in schwimmenden Holzhütten einquartieren, um dem Stadtleben zu entfliehen. Auch "Adresse unbekannt" (Suchwiin bulmyeong), ein Jahr später in Venedig gezeigt, paßte in kein Raster: Geschichten rings um einen amerikanischen Stützpunkt in Südkorea in den siebziger Jahren, manche trostlos, andere skurril, alle mit einem bösen, lauernden Blick erzählt.

Inzwischen hat Kim mit dem Silbernen Bären für "Samaria" auf der diesjährigen Berlinale seinen ersten bedeutenden Festivalpreis gewonnen, auch diesmal nicht zur reinen Freude der Kritiker und des Publikums. Denn die Geschichte zweier Mädchen, die als Gelegenheitsprostituierte und Kupplerin ihr Leben fristen, spielt mehr Themen an, als sie durchzuführen vermag: Freundschaft, Kindheit, Sexualität, christliches Mitleid, Vater- und Tochterliebe, Rache und Scham ... Man könnte von einer ziellosen Überfrachtung der Leinwand reden, einem genialischen Allerlei, wenn Kims Filme nicht andererseits so kalt kalkuliert wären, so rigoros in ihrem Abenteurertum. Es ist, als wollte der koreanische Regisseur beweisen, daß es im Kino keine falschen Töne gibt, nur ungenaue, halbherzige, und daß man mit Bildern jeden Einfall zum Klingen bringen kann.

"Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" paßt auf den ersten Blick nicht recht zu Kims übrigen Filmen. Am Anfang ist es hell und warm, die Vögel zwitschern, ein mit Figuren bemaltes Tor öffnet sich auf eine blühende Idylle. Aber da ist auch wieder der See, das Element des Zweideutigen und Wankelmütigen, und mitten darin schwimmt ein Haus, eine Einsiedelei, die Wohnung des Mönchs und seines Schülers. Die Jahreszeiten geben den Rhythmus dieses Lebens vor, sie sind Realität und Metapher zugleich, so wie alles in diesem Film gleichzeitig real und metaphorisch ist, der See, der nahe Wasserfall, die Berge, die Tiere, die Hütte und das Boot. Es ist eine Welt im kleinen, in der sich die Geschehnisse der großen Welt da draußen spiegeln, aber ins Zeichenhafte gewendet, wie die Wörter in einer Hieroglyphenschrift. Wer hier ankommt, hat die Dinge des Lebens hinter sich und wird sie doch nicht los.

Der Film hält sich an das Versprechen seines Titels. Eines schönen Frühlings wird der sadistische Junge von seinem Meister zur Räson gebracht, doch die Tat ist nicht wiedergutzumachen, zwei der Tiere sind tot. Einige Zeit später, am Beginn eines Sommers, kommt eine Frau mit ihrer Tochter an den See: Das Mädchen ist krank, die Mönche sollen es heilen. Die Schöne gesundet, nicht zuletzt durch die Liebe: Das Mädchen und der junge Mönch werden ein Paar, nacheinander verlassen sie die Einsiedelei. Viele Jahre später, im Herbst, kehrt der Junge, aus Eifersucht zum Mörder geworden und verfolgt von der Polizei, zu seinem Lehrer zurück. Der läßt ihn Schriftzeichen aus einem heiligen Text ins Holz des Hauses schnitzen; die Polizisten, zwei grobe Kerle, schauen zu, helfen schließlich mit. Dann wird es Winter, der Alte ist tot, sein Schüler kommt aus dem Gefängnis nach Hause, nimmt die Klause in Besitz und wird seinerseits zum Ziehvater eines Findelkinds. Nur der Stein, der gemäß der Prophezeiung auf seinem Herzen liegt, bedrückt ihn noch immer, und so schleppt er, ein Zentnergewicht hinter sich herziehend, die Statue des Buddha auf einen Berg hinauf, bis der See wie ein Fischauge tief unter ihm liegt, und findet dort oben endlich Frieden. Und abermals wird es Frühling.

Es ist der Blick des Regisseurs, der diese Geschichte vor dem Kitsch bewahrt, der in ihr steckt. Statt mit den Figuren zu menscheln, betont er den Abstand, der uns von ihrer symbolhaften Wirklichkeit trennt, das Schlafwandlerische, Märchenhafte ihres Tuns. Erst so kommen äußeres und inneres Drama, Landschaft und Geschichte in jenes Gleichgewicht, auf das es Kim Ki-Duk abgesehen hat. Den Mönch, der sich am Ende unter Qualen läutert, spielt er selbst, und vielleicht markiert "Frühling, Sommer, Herbst, Winter . . ." auch für ihn einen Neuanfang. Kino sei ein Mittel, Mißverstehen in Verstehen zu verwandeln, hat Kim erklärt. Wenn man seinen Film sieht, versteht man, was er damit meint.

ANDREAS KILB

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