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Fanny und Jean sind das perfekte Ehepaar - beide haben Erfolg im Beruf, leben in einer prächtigen Wohnung in einem exklusiven Viertel von Paris und scheinen noch genauso verliebt zu sein wie am ersten Tag. Doch als Fanny zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain trifft, ist sie hin und weg. Bald darauf sehen sie sich wieder und kommen sich immer näher ...
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Produktbeschreibung
Fanny und Jean sind das perfekte Ehepaar - beide haben Erfolg im Beruf, leben in einer prächtigen Wohnung in einem exklusiven Viertel von Paris und scheinen noch genauso verliebt zu sein wie am ersten Tag. Doch als Fanny zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain trifft, ist sie hin und weg. Bald darauf sehen sie sich wieder und kommen sich immer näher ...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2024

Erkennst du das Chanson?

Mit "Coup de chance" setzt Woody Allen seine Tour durch Europas Hauptstädte fort. Diesmal ist es wieder Paris, und dass der Regisseur kein Französisch kann, sieht man dem Film leider an.

Das Kino begann als Publikumsattraktion auf Jahrmärkten, und etwas von diesem Budenzauber-Charme haftet ihm bis heute an. Das gilt nicht nur für seine industriellen Erzeugnisse. Man bestaunt das digital gezüchtete Tohuwabohu, das in den Produktionen der großen Filmstudios über die Leinwände rauscht; man taucht aber auch immer wieder gern in die Guckkästen ein, in denen weniger marktkonforme Geister ihre Vorstellung von der Welt zur Anschauung bringen. Einer der größten unter ihnen und einer der ältesten, die noch aktiv sind, ist Woody Allen, der im kommenden Jahr neunzig wird und noch immer alljährlich einen Film dreht.

Nur dass Allens Guckkasten im Lauf der Jahre immer kleiner und enger geworden ist - jedenfalls was die Substanz der Gegenstände angeht, die man darin sieht. Die Motive wiederholen sich ebenso wie die Geschichten, zu denen sie verwoben sind, und auch die Inszenierungen haben eine Gleichförmigkeit angenommen, die man je nachdem als verlässlich und beruhigend oder auch als monoton und ermüdend empfinden kann. Es geht um Betrug, Ehebruch, Familiengeheimnisse, die Probleme alternder Männer, ein bisschen Zauberei und manchmal auch um Mord, und wenn nicht ab und zu ein Meisterwerk wie "Blue Jasmine" mit einer Meisterschauspielerin wie Cate Blanchett dazwischenfunken würde, könnte man auf den Gedanken kommen, dass Woody Allen seine Filme weniger für Zuschauer dreht als vielmehr vor allem für sich selbst.

Dabei steht ihre begrenzte Auswahl an Stoffen in einer seltsamen Spannung zur Mannigfaltigkeit ihrer Schauplätze. Seit zwanzig Jahren spielt nur etwa die Hälfte von Allens Filmen in Amerika, die übrigen dreht er in London ("Match Point"), Paris ("Midnight in Paris"), Rom ("To Rome with Love"), Barcelona ("Vicky Cristina Barcelona") und sogar in San Sebastián ("Rifkin's Festival"). Das mag damit zu tun haben, dass Woody Allen in seiner Heimat öffentlich unter Druck steht, seit ihn seine Ex-Ehefrau Mia Farrow 1992 des sexuellen Missbrauchs an seiner Adoptivtochter Dylan bezichtigt hat, ein Vorwurf, der zwar nie gerichtlich verhandelt, aber eben auch nicht zurückgenommen wurde. Noch mehr aber könnte es daran liegen, dass der Autor und Regisseur Allen spürt, wie seine Geschichten stumpf werden, und deshalb nach Möglichkeiten sucht, ihnen wenigstens äußeren Glanz zu verleihen. So exportiert er sie in europäische Hauptstädte, vorzugsweise in solche, in denen sich berühmte Sehenswürdigkeiten ins Bild rücken lassen. Westminster, das Kolosseum, Sacré-Coeur, die Rambla, die Sagrada Família, sie alle hat man bei Woody Allen schon gesehen, und sollte er je ins Auge fassen, einen Film in Indien zu inszenieren, wäre der Tadsch Mahal selbstverständlich mit von der Partie.

"Coup de chance", Allens neuer Film, der je nach Zählweise sein fünfzigster oder auch schon fünfundfünfzigster ist, spielt nun wieder in Paris, aber diesmal hält sich die Kamera von Vittorio Storaro, der seit "Café Society" zu Woody Allens Team gehört, mit dem kinematographischen Sightseeing zurück. Ein Schauplatz der Handlung ist der Jardin du Luxembourg, aber das dazugehörige Palais bleibt ausgeblendet, und auch der Eiffelturm hat in "Ein Glücksfall", wie der Film auf Deutsch heißt, keinen Auftritt. Dennoch merkt man schon in den Anfangsszenen, dass diese Geschichte nicht von einem Franzosen stammt. Ein junger Mann spricht auf der Straße eine Frau an, sie erkennen sich wieder, und dann erzählt er ihr, wie er in seiner Schulzeit in sie verliebt war, jahrelang und hoffnungslos, und wie er nach dem Scheitern seiner Ehe einen Neuanfang als Schriftsteller sucht. Zuletzt wirft er ihr einen Vers aus dem französischsten aller Chansons zu, "Les feuilles mortes" von Jacques Prévert, und sie antwortet mit dem folgenden Vers - wenn es einen Preis für das übelste filmische Frankreich-Klischee des Jahres gäbe, dann hätte ihn Woody Allen hiermit gewonnen.

Doch es kommt noch mehr. Fanny (Lou de Laâge), die Frau auf der Straße, ist mit einem Investmentmanager verheiratet, der sie mit Schmuck überhäuft, Designeranzüge trägt und nach Feierabend mit seiner Modelleisenbahn spielt. Sie selbst, Angestellte in einem Auktionshaus, hat mit ihrem einstigen wilden Leben abgeschlossen, ohne in der glitzernden Hülle einer femme trophée, als Jagdtrophäe ihres Ehemanns, Erfüllung zu finden. Da kommt ihr Alain (Niels Schneider) gerade recht, der Schulfreund, der nicht nur wie ein junger Dichter aussieht, sondern auch so redet und obendrein noch kochen kann.

Bald blüht die verbotene Liebe in der geräumigen Mansarde mit Pariser Dächerblick, die sich der mittellose Bohemien unbegreiflicherweise leisten kann. Aber Jean (Melvil Poupaud), der Geldhai, will sich mit der Affäre seiner Frau, die er mithilfe eines Privatdetektivs entdeckt, nicht abfinden. Deshalb beauftragt er einen Gangster, dessen Dienste er früher schon zu Geschäftszwecken in Anspruch genommen hat, den Lover verschwinden zu lassen. Allerdings hat er nicht mit Fannys Mutter Camille (Valérie Lemercier) gerechnet, die aus New York (!) anreist, um nach ihrer liebeskranken Tochter zu sehen, und dabei auf Spuren eines Verbrechens stößt.

Man spürt förmlich, mit welcher Bastlerfreude Woody Allen die Figuren auf der Spielfläche seines Guckkastens angeordnet hat, und man bewundert die in Jahrzehnten eingeübte Routine, mit der er das Geschehen planmäßig abschnurren lässt. Aber die handwerkliche Perfektion von "Coup de chance" dreht im leeren Raum. Der Regisseur, der kein Französisch kann, habe den Schauspielern die größtmögliche Freiheit bei den Dialogen gelassen, heißt es. Das sieht man, denn sie sprechen ihre Sätze nicht zueinander, sondern vor sich hin, und wenn sie etwas Wichtiges zu sagen haben, blicken sie in den Himmel über der Kamera, als hingen dort die Scheinwerfer eines alten Hollywoodfilms.

Die Ausstattung tut ein Übriges: Sie ist so pariserisch wie ein Dekorationsentwurf für ein Museum, und tatsächlich wurden wichtige Szenen des Films in Räumlichkeiten des Musée Guimet gedreht, des zentralen Pariser Schatzhauses für die Künste Asiens. Vielleicht liegt ja dort, jenseits des europäischen Horizonts, eine neue Heimat für das Kino des Woody Allen. Mit Paris dagegen ist er erst einmal fertig. Wenn man "Coup de chance" sieht, weiß man nicht, ob man das bedauern oder sich darüber freuen soll. ANDREAS KILB

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