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Auf den Spuren ihrer Großeltern begibt sich Tamara Wyss den Jangtse flussaufwärts, durch die Drei Schluchten bis in die großen Städte Sichuans. Wenige Wochen vor der Fertigstellung des Staudamms treffen wir überall auf Zeichen eines historischen Umbruchs. Alte Städte werden abgerissen, neue gebaut, der Welt größter Staudamm lässt einen Fluss und mit ihm eine einzigartige Kultur unwiederbringlich verschwinden. Auch die Landschaft der Drei Schluchten wird in Kürze nur noch Geschichte sein. Im Gepäck hat Tamara Wyss Fotografien, Tonaufnahmen, Aufzeichnungen und Briefe ihrer Großeltern, die vor…mehr

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Produktbeschreibung
Auf den Spuren ihrer Großeltern begibt sich Tamara Wyss den Jangtse flussaufwärts, durch die Drei Schluchten bis in die großen Städte Sichuans. Wenige Wochen vor der Fertigstellung des Staudamms treffen wir überall auf Zeichen eines historischen Umbruchs. Alte Städte werden abgerissen, neue gebaut, der Welt größter Staudamm lässt einen Fluss und mit ihm eine einzigartige Kultur unwiederbringlich verschwinden. Auch die Landschaft der Drei Schluchten wird in Kürze nur noch Geschichte sein. Im Gepäck hat Tamara Wyss Fotografien, Tonaufnahmen, Aufzeichnungen und Briefe ihrer Großeltern, die vor hundert Jahren als Vertreter des Deutschen Reichs China bereisten. Diese Dinge sind ihr "Reiseführer" durch das Land und zu den Menschen heute. Der Film wird so zu einer Staunen machenden Entdeckungsreise durch ein China zwischen Jahrtausende alter Tradition und atemloser Moderne.
Im Spätsommer 2002 begann für Tamara Wyss eine faszinierende filmische Reise auf dem Jangtse-Fluss: eine Entdeckungsfahrt durch ein China zwischen jahrtausendealter Tradition und atemloser Moderne. Wenige Wochen vor der Flutung der sog. "drei Schluchten"

Bonusmaterial

Beil.: Booklet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2005

Staudamm am Fluß der Zeit
Auf den Spuren der Großeltern über den Jangtse: Ein Dokumentarfilm von Tamara Wyss

Eine Frau sucht die Landschaft zu einem fast hundert Jahre alten Foto, befragt ortsansässige alte Bauern und Flußschiffer. "Wenn es aus der Qing-Dynastie ist, wie kann ich das wissen?" sagt einer. "Der Berg verändert sich doch nicht!" Schließlich findet die Kamera doch eine Einstellung, die derjenigen vom Herbst 1911 entspricht. Der Versuch eines Brückenschlags zwischen den Epochen, der Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart ist das Leitmotiv des Dokumentarfilmes von Tamara Wyss, die auf den Spuren ihrer Großeltern den Jangtse flußaufwärts reist.

Der Großvater der Regisseurin, Fritz Weiss, wurde 1911, kurz vor Ausbruch der chinesischen Revolution, Konsul des deutschen Kaiserreichs in der Provinz Sichuan und machte sich gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Ehefrau von Schanghai aus mit dem Schiff auf den Weg zum Amtssitz in Chengdu - das sie freilich erst erreichten, als der letzte Qing-Kaiser bereits nicht mehr regierte. Das abenteuerlustige und vielfältig ethnographisch und geographisch interessierte Paar dokumentierte seine Reise ausführlich in Tagebüchern und Fotografien; mit einem Edison-Phonographen nehmen sie gar die Gesänge der Jangtse-Treidler auf.

Anhand des umfangreichen Materials folgt Tamara Wyss exakt der Route ihrer Großeltern und konfrontiert deren Bilder und Reisebeschreibungen mit der Gegenwart. Der Film beginnt wie eine übliche Touristenreise am Eingang zu den Drei Schluchten, und tatsächlich fährt das Team auf einem chinesischen Kreuzfahrtschiff. Der Kontrast zu den mühsamen und gefährlichen Reisebedingungen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts liefert anfangs ein dankbares Thema; man erfährt vor allem Wissenswertes über den ausgestorbenen Berufsstand der Treidler, die einst die Boote durch Niedrigwasser und gefährliche Schnellen zogen. Heute betätigen sich arbeitslos gewordene Arbeiter als Laienschauspieler in folkloristischem Klamauk, der den Touristen vorgesetzt wird.

Dem Hauptthema der ersten Hälfte des Films - dem gigantomanen Staudamm-Projekt, das die Umsiedlung von etwa 1,3 Millionen Menschen erfordert - nähert sich Tamara Wyss auf Umwegen. Dramaturgisch recht geschickt werden die einschneidenden Auswirkungen des ungebremsten Machbarkeitsglaubens anhand von Einzelschicksalen und apokalyptischen Bildern abgerissener Städte verdeutlicht. Alteingesessene Bewohner schildern mit irritierendem Fatalismus die Zerstörung ihrer Heimat und die mit der Zwangsumsiedlung verbundenen sozialen Probleme: "Das alles macht mich sehr traurig. Aber was zähle ich, ein einzelner Mensch?"

Das ist zweifellos interessant und mitunter bewegend. Doch nach und nach fragt man sich, was das alles eigentlich miteinander zu tun hat: Das harte Treidlerhandwerk, dem man keine Träne hinterherweinen möchte, fiel schon vor geraumer Zeit der Flußregulierung zum Opfer. Eine engagierte (und konzentrierte) Reportage über die Leidtragenden des Drei-Schluchten-Damms wäre das angemessenere Genre gewesen; doch Fakten und Hintergründe bleiben Mangelware. So erweist sich der dramaturgische Grundeinfall als Fessel - für die notwendige Differenzierung einer wirklich brisanten Thematik fehlt der strikt auf den Spuren ihrer Ahnen Reisenden die formale Rechtfertigung.

Vollends deutlich wird das nach der Ankunft in der boomenden Millionenmetropole Chongqing, wo die Großeltern aus Sicherheitsgründen einen längeren Aufenthalt einlegten und das heute ein Epizentrum des turbokapitalistischen Bebens ist. Der Regisseurin geht es nicht anders als jedem anderen Besucher aus dem Westen: Sie verliert jeden Überblick und der Film damit trotz einiger hübscher Porträts endgültig den roten Faden. Die Rolle der Frau in China gestern und heute, die offenkundigen ideologischen Widersprüche, das irrwitzige Tempo des Städtebaus, der ungebrochene Mao-Kult - zwischen vielen lohnenden Themen kann sich der Film nicht entscheiden, bleibt zwangsläufig bei allen an der Oberfläche und geht so vollkommen aus der Form.

Geradezu absurd wird es dann, wenn Tamara Wyss in der Millionenstadt Chengdu versucht, eine kleine Straße nach einem Foto von 1912 ausfindig zu machen. Auch das titelgebende Motiv der chinesischen Schuhe, eines Souvenirs der Großmutter, steht für nichts anderes als inhaltsleere Nostalgie: Die Zeiten, da den Mädchen die Füße gebunden wurden, sind nun wirklich längst vorbei. So schwankt Tamara Wyss zwischen familiengeschichtlicher Spurensuche, Reisereportage und einer allgemeinen Meditation über die Vergänglichkeit hin und her und verschenkt ihre Themen gleich im Dutzend.

RICHARD KÄMMERLINGS

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