Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 4,00 €
  • DVD

Ein Film von Alfred Hitchcock
Ein unbescholtener Werbefachmann (Cary Grant) gerät irrtümlich ins Fadenkreuz eines feindlichen Spionagerings. Gefährliche Profikiller hetzen ihn quer durch die USA. Schließlich kommt es auf dem Präsidenten-Denkmal am Mount Rushmore zu einem spektakulären Showdown.
Der unsichtbare Dritte (Drehbuch: Ernest Lehmann) gilt als einer der großen Geniestreiche Alfred Hitchcocks. Sein rasantes Tempo und der perfekte Spannungsaufbau waren wegweisend für die Entwicklung des modernen Thrillers.
Selten betrieb der Meister des Suspense einen vergleichbaren Aufwand für
…mehr

Produktbeschreibung
Ein Film von Alfred Hitchcock

Ein unbescholtener Werbefachmann (Cary Grant) gerät irrtümlich ins Fadenkreuz eines feindlichen Spionagerings. Gefährliche Profikiller hetzen ihn quer durch die USA. Schließlich kommt es auf dem Präsidenten-Denkmal am Mount Rushmore zu einem spektakulären Showdown.

Der unsichtbare Dritte (Drehbuch: Ernest Lehmann) gilt als einer der großen Geniestreiche Alfred Hitchcocks. Sein rasantes Tempo und der perfekte Spannungsaufbau waren wegweisend für die Entwicklung des modernen Thrillers.

Selten betrieb der Meister des Suspense einen vergleichbaren Aufwand für einzelne Szenen: Im UNO-Gebäude in New York wurde, wegen des allgemeinen Aufnahmeverbots, sogar mit versteckter Kamera gedreht!

Autorenporträt
Alfred Hitchcock - dieser Name ist das Markenzeichen für Spannung. Jeder Krimi ist ein Klassiker für sich, und die Reihe der zu lösenden Fälle wächst mit jedem Jahr.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.08.1999

Ihr Antlitz
So viel Mutter war nie: Nichts anderes heißt "Psycho"

Keiner hat sie bis dahin von Angesicht gesehen. Nur aus der Ferne zetern hören hat sie Marion. Aber Marion ist tot, und in ihrem Todeskampf mag sie den Schemen der anderen wahrgenommen haben. Danach hat Arbogast, der Detektiv, sie droben im Haus am erleuchteten Fenster sitzen sehen. Aber Arbogast ist auch tot, und auch er hat sie nur in seinem Sterben angeblickt. Die Zuschauer haben sie morden sehen: zustechen in der Tat nur die Hand, die aus dem Ärmel des Morgenrocks ragt, das Messer mit der Faust umklammert - in jener Geste, die keiner mehr je vergisst. In der radikalsten Reduktion, der äußersten Partialisierung des Körpers des Mörders, die der Film bis dahin kannte.

Jetzt gerade streckt Lila die Hand nach ihrer Schulter aus, im Rücken der alten Dame mit dem säuberlichen Haarknoten, die da im Obstkeller mucksmäuschenstill sitzt. Gleich, in der nächsten Sekunde, wird Lila in ihr Antlitz blicken. Und diese Szene dann ist es, die ein für alle Mal in den Abgrund eines Unbewussten zerrt, das niemanden auslässt.

Denn - wer kennte es nicht, das Gesicht der Mutter?

Wie viele erwachsene Menschen mag es überhaupt noch geben, die je Filme gesehen haben und dennoch niemals fassungslos in das Angesicht von Norman Bates' Mutter gestarrt haben? Wohl kein anderer Film der Filmgeschichte hat zwei Widerhaken vergleichbarer Wiedererkennbarkeit in das allgemeine Gedächtnis gebohrt wie Alfred Hitchcocks "Psycho": den schwarzes Blut gurgelnden Abfluss einer Dusche und die Schlünde zweier mütterlicher Augenhöhlen, Metonymien ein und desselben Grauens an ihrem gemeinsamen Grund.

Alfred Hitchcocks Filme sind eine einzige monströse Erzählung. Die Unverwechselbarkeit dieser Filme besteht - nur scheinbar paradox - in der Verwechselbarkeit ihrer entscheidenden Sequenzen, Situationen, Konstellationen: Autofahrten, zwei Menschen in der Konfrontation auf engem Raum, ein unsichtbarer mächtiger Dritter. "Psycho" ist chronologisch gesehen der Letzte der ganz großen Hitchcock-Filme und ihre irreversible Klimax zugleich. Dabei ist "Psycho" seltsamer Rückfall in eine überdeterminierte Archaik, gedreht in Schwarzweiß und mit vergleichsweise geringem Aufwand (einem Budget von 800 000 Dollar). Vor allem aber hat "Psycho" die Anmutung einer erschreckend simpel gestrickten Geschichte, einer Keimzelle gewissermaßen, die mit minimalen Informationen ausgestattet ist und gerade deshalb eine Wahrheit produziert, die all den anderen Geschichten unterlegt scheint: Hinter der toten Mutter im Keller ist nur noch die nackte Wand. Kein blondes Weibchen zieht da mehr weiter, heraus, hinab oder hinan.

Alfred Hitchcock hat sich, gewissermaßen als Matrix seiner fatalen Erfindungskraft für die Stellen in seinen Geschichten, an denen er noch weniger als sonst argumentieren mochte, psychoanalytisches Wissen in einer Art anverwandelt, dass einem die Tränen kommen können, vor Weinen oder vor Lachen. (Am hübschesten hat er sich selbst damit ins Bockshorn gejagt bei "Spellbound" 1945, kongenial unterstützt von Salvador Dalí.) Hitchcock hat das getan - wieder ein nur scheinbares Paradox -, weil er selbst nichts psychologisch motiviert, sondern seiner Lust folgt, solches geschehen zu lassen. Einer ausgerechnet ist dabei aber völlig marginalisiert: die Zentralfigur des Freudschen Klippschul-Einmaleins, der Vater. Hitchcock kennt nur die Mutter. (Man kann da noch 1964 an "Marnie" denken.)

Kurios genug durchzieht mit der geballten Kraft einer Fregatte die Mutter des hampelnden Helden das erste Drittel von "North by Northwest" (Der unsichtbare Dritte), jener eminent aufwendigen Produktion - unmittelbar vor "Psycho". Völlig implausibel für die Handlung im Übrigen. Ihr einziger Job besteht darin, dass Roger Thornhill ausgerechnet von seiner Mutter ernst genommen werden will. Ein Vater als Halt- und Angelpunkt kommt im ganzen Film nicht einmal als verstorbener vor. Im Gegenzug betreibt Mutter fröhlich parlierend Rogers Infantilisierung, auch coram publico.

Bedenkt man eben, dass "North by Northwest", gedreht 1958, und "Psycho", 1959, unmittelbar aufeinander folgen, stellt sich eine hübsche Idee ein: Norman Bates ist nur ein anderer Robert Thornhill. Auch Norman für seine Person kennt nur die Dyade mit der Mutter; ein Vater ist schon immer verschieden. Einmal angenommen, sie haben beide ein kleines Problem mit ihren Müttern, dann durfte Roger seines anders lösen als Norman: Thornhill wird ins Erwachsensein gezwungen, weil Kalter Krieg ist, weil es Eva Marie Saint gibt und weil Mutter daheim bleibt und nicht am Mount Rushmore klettert. Der arme Norman aber kann nicht in die Welt, der Highway ist umgeleitet, sein Motel abgeschnitten, und er bleibt Kind und kann deshalb das Reden der Mutter nicht missen: Die ständig plappernde Mutter aus "North by Northwest" wird in "Psycho" zum zwanghaften Plappern wie die Mutter.

Norman hat es wirklich arg schwer: Roger will zwar anerkannt werden von der Mutter, die spöttisch seine Unmündigkeit prolongieren will, aber in der Welt nimmt ihn Eva in ihre Obhut, und sie ist blond, und alles geht. Norman jedoch will das Begehren der Mutter - so sehr, dass er das sogar selbst weiß. "Sei still, oder ich stopf' dich aus!" Diesen so urkomischen wie rabiaten Kinderspruch hätte Roger mit Fug und Recht zu Mutter sprechen können. "Lieb mich, oder ich stopf' dich aus!", hieß Normans bitterernste Alternative. Immerhin eine Möglichkeit.

Das Begehren nach dem Begehren im Auge der Mutter, dieser griffige Merksatz, gerade ein paar Jahre vor "Psycho" erfunden, wird von Hitchcock ganz einfach terroristisch bebildert: Makaber starren die Augenhöhlen der taxidermisch präparierten Mutter blicklos - und erwidern nichts. Es ist, als habe Hitchcock in seinem mageren Filmchen mit dem unerhört programmatischen Titel zum Skelett abgenagt, ausgestopft und haltbar gemacht, was die Welt in den fürchterlichen vier Wänden zusammenhält.

Hitchcock, das ist bekannt, hat in dem berühmten Zwiegespräch mit Truffault gesagt, dass ihn an "Psycho" nur die Duschszene interessiert hat. Es ist der Charme genau dieses Unbewussten, auf das Hitchcock stets so treffsicher zielt, dass er selbst nicht darum weiß, wo es ihn angeht, und dass es ihm eben deshalb gewissermaßen ins Bild fällt. Die Duschszene hat Kinogeschichte gemacht; die Kellerszene nistet für immer in jedem, der sie gesehen hat. "Psycho", hat Hitchcock auch gesagt, sei ein "Kamerafilm". Während die Kamera also den bis heute vielleicht raffiniertesten Frauenmord der Filmgeschichte skrupulös festhält, ist beiläufig - im lächerlich klassischen Moment des nicht ganz wachen Interesses - das grauenhafteste stille Hohnlachen der Welt dem schier omnipotenten Regisseur unterlaufen. Was Wunder, dass Psycho nicht sterben kann. Mutter ist immer.

ROSE-MARIA GROPP

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr