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Der Freund meiner Freundin
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Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, freunden sich die schüchterne Kulturreferentin Blanche und die selbstbewusste Studentin Lea gleich bei ihrer ersten Begegnung an. Eines Tages lernt Blanche Fabien, den Freund ihrer neuen Freundin, kennen. Schnell wird klar, dass die beiden sehr viel gemeinsam haben. Während Lea allein Urlaub macht, kommen sich Blanche und Fabien näher. Als Lea dann auch noch dem schönen Alexandre begegnet, zeichnen sich völlig neue emotionale Konstellationen ab...
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Produktbeschreibung
Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, freunden sich die schüchterne Kulturreferentin Blanche und die selbstbewusste Studentin Lea gleich bei ihrer ersten Begegnung an. Eines Tages lernt Blanche Fabien, den Freund ihrer neuen Freundin, kennen. Schnell wird klar, dass die beiden sehr viel gemeinsam haben. Während Lea allein Urlaub macht, kommen sich Blanche und Fabien näher. Als Lea dann auch noch dem schönen Alexandre begegnet, zeichnen sich völlig neue emotionale Konstellationen ab...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2010

Der Baum, der Briefträger und die Bibliothek
Motive in Eric Rohmers "Komödien und Sprichwörtern"

Eric Rohmer: "Comédies et proverbes".

Avanti. Sechs Filme, Originalfassung ohne Untertitel. Extras: Interviews mit Rohmer, "Les métamorphoses du paysage" (1964).

Die Hauptwerke von Eric Rohmer bilden eine Serie aus drei Zyklen: Moralische Geschichten, Komödien und Sprichwörter, Geschichten der vier Jahreszeiten. Was ist der Witz des zyklischen Erzählprinzips? Man kann aus dem zweiten Zyklus zum Beispiel Folgendes erzählen.

Sabine (Béatrice Romand) in "Die schöne Hochzeit" (1982), Studentin der Kunstgeschichte, die als Verkäuferin in einem Antiquitätengeschäft jobbt, sitzt im Pendlerzug und liest das Buch des deutschen Kunsthistorikers Wilhelm Worringer über "Formprobleme der Gotik". In den Männern, die wie sie im Zug ein Buch in der Hand haben, sieht sie namenlose Meister, die sie mehr bewundert als alle Künstler. Baumeister, Bildhauer und Maler arbeiten mit den Händen. Leser arbeiten, indem sie denken. Der Idealistin Sabine kommt der Gedanke, es genüge der Gedanke an die Ehe, um sie tatsächlich einzugehen. Sie verkündet, sie werde heiraten, obwohl sie gar nicht weiß, wen sie heiraten wird. "Meine Helden", hat Eric Rohmer gesagt, "halten sich für Romanfiguren, ein wenig wie Don Quichotte. Aber vielleicht gibt es keinen Roman."

Lucie (Anne-Laure Meury) in "Die Frau des Fliegers" (1981) sagt, sie liebe das Leben, wenn es einem Roman ähnele. Sie geht noch zur Schule. Mit François (Philippe Marlaud) hat sie im Park ein Paar beobachtet, den ehemaligen Liebhaber (Mathieu Carrière) der von François verehrten Anne und eine Blonde (Haydée Caillot). François behauptet, Leben und Roman hätten nichts miteinander zu tun. Am Abend gesteht er Anne, dass er sich Romane ausgedacht hat über den Piloten und dessen Begleiterin. Lucie war der Amateurdetektiv im Bus aufgefallen. Sie hatte in einem Buch gelesen. Rohmers Helden gehen nicht ins Kino.

Delphine (Marie Rivière) in "Das grüne Leuchten" (1986), die ihren Urlaub nicht ohne den Mann ihrer Träume antreten will, den sie außerhalb ihrer Träume noch nie gesehen hat, verbittet sich alle Ratschläge ihrer Freundinnen. Sie sei anders, niemand kenne sie. Am Ende einer Irrfahrt durch Frankreich lernt sie auf dem Bahnhof von Biarritz einen Mann kennen, der den Roman gelesen zu haben behauptet, den sie gerade liest: Dostojewski, "Der Idiot". In Paris hatte sie einen Mann abgewiesen, der sich neben sie auf die Parkbank setzte und sich zu ihr hinüberbeugte, als interessierte er sich für ihre Lektüre. Der Mann war braungebrannt und trug ein Netzhemd. Er machte ihr sein Angebot ohne Worte. Sie las "Bouvard und Pécuchet", Flauberts Roman über die beiden Amateurwissenschaftler, die eine Enzyklopädie der Gemeinplätze kompilieren.

Nach Roland Barthes besteht die Sprache der Liebe aus Versatzstücken, Formeln, die die Liebenden aus Büchern haben. Sie ist wie ein Bauernkalender, hat Barthes geschrieben, wie "etwas von Bouvard und Pécuchet". Sabine nennt sich, in komischem Kontrast zum Monismus ihrer Passion, eine "bricoleuse", eine Bastlerin. Dass die Konversation in Rohmers Filmen zusammengebastelt ist aus Topoi der französischen Moralistik von Lévi-Strauss bis Montaigne, hat Uta Felten in ihrem vorzüglichen Buch "Figures du désir" (München 2004) dargelegt.

Den Titel "Komödien und Sprichwörter" hat Rohmer aus einer Werkausgabe des Dramatikers Alfred de Musset übernommen. Rohmer hat jeder der Komödien ein Sprichwort, einen Gemeinplatz, als Motto vorangestellt. An der Lichtdesignerin Louise (Pascale Ogier) in "Vollmondnächte" (1984) erfüllt sich die angeblich auf dem Lande umlaufende Redensart: "Wer zwei Frauen hat, verliert seine Seele. Wer zwei Häuser hat, verliert seinen Verstand." Louise renoviert ihre Pariser Wohnung. Sie will, wenn sie sich amüsiert hat, nicht zu ihrem Freund (Tchéky Karyo) hinausfahren müssen, einem Stadtplaner, der in der Trabantenstadt lebt, für deren Bauamt er arbeitet. Als sie ihre Illusionen verloren hat, kehrt sie reuig zu ihm heim, nur um zu erfahren, dass er eine neue Freundin hat.

"Der Freund meiner Freundin" (1987) spielt in einer anderen Idealstadt, einer für den französischen Rationalismus bezeichnenden, auf den Staat der Renaissance zurückverweisenden Kulisse. Als Léa (Sophie Renoir) in der Rathauskantine den Kontakt zu Blanche (Emmanuelle Chaulet) anknüpft, kündigt sie an, dass sie bald ihr Studium abschließen wird - um Abschied zu nehmen vom "Leben der Boheme", vom "Nomadismus" einer zwischen der Bude des Freundes und dem Haus der Eltern aufgeteilten Woche. Gleichzeitig gibt sie zu erkennen, dass ihre Wanderjahre des Gefühls nicht so bald beendet sein werden: Sie ist "im Transit". Beim ersten Besuch in der Wohnung von Blanche bekennt Léa sich zur Leidenschaft des Möbelumräumens. Nach der Rückkehr aus den Ferien bemerkt sie lobend, dass Blanche ihr Sofa versetzt hat. Den Code, den sie eingeführt hat, versteht sie nicht zu lesen: Fabien (Eric Viellard), ihr Freund, hat mit Blanche eine Nacht verbracht.

Frauen sollten sich nicht als Mobiliar betrachten, dekretiert in "Pauline am Strand" (1983) der Ethnologe Henri (Féodore Atkine), ein Theoretiker und Praktiker des Nomadismus, der mit Feldforschungen in Neuseeland prunkt und in der Stylistin Marion ozeanische Gefühle weckt. Seine Philosophie wirkt exotisch und ist es nicht. Der Don Juan im - anachronistisch gesagt - Wikipedia-Format verabschiedet sich auf Französisch.

Über die Leidensgeschichte von Louise hätte Rohmer statt des wenig bekannten Sprichworts von den Häusern einen berühmten Satz von Blaise Pascal schreiben können: "Das ganze Unglück der Menschen hat eine einzige Ursache: dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können." Dies ist auch die Wahrheit über die Abenteuer von Delphine. Allerdings zeigt der Fall von Anne, wie Delphine verkörpert von Marie Rivière, dass es auch ein Unglücksrezept ist, wenn jemand einen ganzen Film lang das Zimmer, ja das Ruhebett kaum verlässt.

Unter den skeptischen Blicken ihres Teddybären gibt Anne dort François den Rat, er solle seiner kleinen Freundin einen langen Brief schreiben. Will sie sich aus der Affäre mit François ziehen und in die Mutterrolle wechseln? Oder Komplikationen erzeugen und das Vertrauen zwischen ihrem Verehrer und ihrer Rivalin zerstören? Im Brief soll das Herz sprechen. Aber je länger er ist, desto weniger wird sein Inhalt als unverstellter Gefühlsausdruck rezipiert werden können. François arbeitet bei der Post, stellt Lucie aber die Postkarte, die er ihr statt des langen Briefes schreibt, lieber selber zu.

Der Rechtsanwalt Edmond (André Dussollier), der von Sabine ausersehene Gatte, lehnt ihren Antrag in aller Form ab, das heißt standesgemäß in Schriftform. Da aber der Postweg und der Pendlerzug sich überschnitten haben, muss er ihr den Inhalt des Briefes mündlich referieren. Sie tröstet sich damit, die Ehrlichkeit, mit der er die Kränkung entschuldigt, als Heuchelei zu klassifizieren. In Rohmers Welt gilt mit Niklas Luhmann, dass "die Differenz von aufrichtiger und unaufrichtiger Liebe kollabiert" ist.

Edmond gibt zu, dass seine Cousine Claire (Arielle Dombasle), die verhinderte Kupplerin, recht hatte und Sabine sein Typ ist. Als die Seidenmalerin Claire enthüllt hatte, dass ihr Cousin den grazilen Frauentypus bevorzuge, hielt sie eine Statuette in der Hand. Er bewundere Marion wie eine Statue: So erklärt Henri der jungen Pauline (Amanda Langlet), warum er ihre Cousine nicht lieben könne. Und gleich einer Statue hat der Zuschauer Arielle Dombasle vorher im Tanzschuppen stehen sehen, als Marion von der Tanzfläche ins Hinterzimmer getreten war, um ihren alten Verehrer Pierre (Pascal Greggory) abzuschütteln und sich Henri um den Hals zu werfen.

Der da sei der ideale Reisegefährte für sie, muss sich Delphine im Park von ihrer Bücherfreundin Manuella (María Luisa García) sagen lassen: ein marmorner Muskelmann. Ihren Vegetarismus begründet sie an einem Gartentisch leutseliger Fleischfresser mit ihrem privaten ordo amoris: Der Salat steht ihr nicht so nahe wie Fleisch und Blut, ist wie ein Freund. Als Lucie ein asiatisch-amerikanisches Pärchen dafür gewinnt, ein Polaroid von ihr zu schießen, auf dem hinter ihr der Flieger und dessen vermeintliche Frau ins Bild kommen sollen, erzählt sie den Touristen, die der jungen Französin alles zutrauen, der Baum hinter dem Staffagepaar sei ihr Fetisch. "Indem die Mystik den Menschen zum Gefäß des Göttlichen macht, leitet sie einen Vermenschlichungsprozess des Außerweltlichen und Natürlichen ein, der sich konsequenterweise zu jenem idealistischen Pantheismus entwickelt, der Baum und Tiere, kurz, alles Geschaffene als seine Brüder anspricht", lesen wir in den "Formproblemen der Gotik" von Wilhelm Worringer.

PATRICK BAHNERS

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