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Technische Angaben: Bildformat: 16:9 (2.35:1) Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch, (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü

Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 (2.35:1)
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch, (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2002

Standpauke für den Gangster
Seltsame Komplizen: "The Deep End", ein Thriller von Scott McGehee und David Siegel

Vom Lake Tahoe nach Reno sind es nur einige kurvenreiche Meilen mit dem Auto. Die Distanz zwischen dem Naturschutzgebiet und dem Spielerparadies könnte allerdings größer nicht sein. Hier üben die Jungen brav ihr Musikinstrument, dort sitzen die Lebemänner an einarmigen Banditen. Den Zusammenhang stellt die Abenteuerlust her: In der heilen Welt regiert die Mutter; nachts aber steigt der Junge aus dem Fenster und stiehlt sich fort. Der stille See, über dem am Morgen immer ein leichter Nebel liegt, ist "The Deep End" für Ereignisse, die in einem Schwulenclub in Reno ihren Ausgang nehmen. Das erste Bild in dem gleichnamigen Thriller von Scott McGehee und David Siegel zeigt die Mutter, die am hellichten Tag vor der Tür dieses Lokals steht und den Besitzer sprechen möchte. Sie möchte die Grenze zwischen den Welten wieder aufrichten. Notfalls will sie Schutzgeld zahlen für ihren Sohn, der im Begriff ist, sich in ein gefährliches Milieu zu verlieren.

Die britische Schauspielerin Tilda Swinton ist durch und durch glaubwürdig, wenn sie diesen Raum der Autonomie einfordert. Sie verkörpert ihn selbst idealtypisch. Nie sieht sie aus wie eine Frau, die bloß ihrem Mutterinstinkt folgt. Sie verteidigt ihre eigene kühle Schönheit, die der des Sees so perfekt entspricht. Mit jedem neuen Eindringling, den eine fatale Kettenreaktion von Ereignissen von nun an vor ihre Tür führt, verhärtet sie sich noch ein wenig mehr, wird bestimmter, sammelt ihre Kräfte. Sie räumt den Kindern die Hindernisse aus dem Weg, auch wenn es die Leiche des Geliebten ihres Sohnes ist, die eines Morgens am Seeufer im Wasser liegt.

"The Deep End" ist die Neuverfilmung von "The Reckless Moment", einem berühmten Noir-Thriller von Max Ophüls aus dem Jahr 1949. Scott McGehee und David Siegel haben die fragile Balance zwischen der Mutter und dem Sohn durch das Motiv der Homosexualität noch verstärkt. Der Ehemann ist abwesend, er tut auf einem Flugzeugträger im Nordatlantik Dienst. Ihr Vater wiederum gibt sich vital, aber zeigt alle Züge des frühen Alters, und schließlich kollabiert er in einem entscheidenden Moment. Die Mutter ist mit den drei Kindern allein. Beau Hall (Jonathan Tucker), der kurz vor der Aufnahme in ein College steht, ist das Sorgenkind. Von ihm existieren Aufnahmen auf einem Videoband, die ihn in einen eindeutigen Zusammenhang mit dem Mordopfer bringen, das Margaret Hall im Lake Tahoe versenkt hat.

In diesem Film kommt alles ans Licht, aber jede Enthüllung bricht sich in dem Bild von Tilda Swinton. Es liegt wie eine Maske über den Erpressungsversuchen und Intrigen, die sie vor ihrem Sohn zu verheimlichen sucht. Der kleine Gangster Alek Spera (Goran Visnjic), dem sie unvermutet eine Standpauke hält, wird immer mehr zu ihrem Komplizen, während der Ehemann auf der U.S.S. Constellation unerreichbar bleibt und nicht einmal die Unterschrift unter einen Kreditvertrag faxen kann.

Scott McGehee und David Siegel sind die Konzeptkünstler unter den Genrefilmemachern im gegenwärtigen Hollywood. Ihr erster Thriller "Suture" (1993) war - durch die irritierende Besetzung zweier Brüder mit einem schwarzen und einem weißen Schauspieler - ein verrätselter, ahnungsvoller Kommentar zu den Identitätsdebatten, die in den neunziger Jahren die populäre amerikanische Kultur bestimmt haben. "The Deep End" ist nun ein überraschend orthodoxer Film, dessen strukturelles Interesse ganz an der Oberfläche liegt: Die Welt von Margaret Hall enthält, anders als im klassischen Film Noir, keine Zeichen für das Bedrohliche. Es ist der nackte Alltag, der hier verteidigt wird, ein Leben zwischen Ballettstunden und Baseballtraining, Einkaufsfahrten und Waschtagen. Die Sexualität dringt in diesen Film dann auch wie eine exterritoriale Kraft: Sie kommt nicht aus dem Zentrum, sondern erweist sich als nicht integrierbar. Am Ende sind Mutter und Sohn durch eine Erfahrung verbunden, von der Beau im Gesicht der Mutter immer die Spuren gesucht hat. Ihre Liebe gründet also auf einem Rätsel - und auf Erschöpfung.

BERT REBHANDL

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