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Das umfangreiche Zusatzmaterial der US-Version fehlt auf der deutschen Veröffentlichungen leider komplett.
Der Frühling 1877 bringt einige Veränderungen in das gesetzlose Goldgräberkaff Deadwood, als sich die Zivilisation unerbittlich ihren Weg durch die Wildnis bahnt. Ehrgeizige Neuankömmlinge drängen in den Ort, und eine Serie von Machtkämpfen mit den Gründern des Camps beginnt. Und Machtkämpfe in Deadwood haben die Angewohnheit, in Gewalt und Blutvergießen zu eskalieren ...
Alle 12 Episoden der 2. Staffel auf 4 DVDs.
Disc 1: Episode 01: Lebenslüge - Teil 1 (A Lie Agreed Upon, Part
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  • Anzahl: 4 DVDs
Produktbeschreibung
Das umfangreiche Zusatzmaterial der US-Version fehlt auf der deutschen Veröffentlichungen leider komplett.
Der Frühling 1877 bringt einige Veränderungen in das gesetzlose Goldgräberkaff Deadwood, als sich die Zivilisation unerbittlich ihren Weg durch die Wildnis bahnt. Ehrgeizige Neuankömmlinge drängen in den Ort, und eine Serie von Machtkämpfen mit den Gründern des Camps beginnt. Und Machtkämpfe in Deadwood haben die Angewohnheit, in Gewalt und Blutvergießen zu eskalieren ...

Alle 12 Episoden der 2. Staffel auf 4 DVDs.

Disc 1:
Episode 01: Lebenslüge - Teil 1 (A Lie Agreed Upon, Part 1)
Episode 02: Lebenslüge - Teil 2 (A Lie Agreed Upon, Part 2)
Episode 03: Gerüchte (New Money)

Disc 2:
Episode 04: Requiem für einen Blasenstein (Requiem For A Gleet)
Episode 05: Komplikationen (Complications)
Episode 06: Ein hoher Preis (Something Very Expensive)

Disc 3:
Episode 07: Das Fahrrad (Childish Things)
Episode 08: Schweigen ist Gold (E.B. Was Left Out)
Episode 09: Hengst auf der Flucht (Amalgamation and Capital)

Disc 4:
Episode 10: William (Advances, None Miraculous)
Episode 11: Beerdigung (The Whores Can Come)
Episode 12: Klare Verhältnisse (Boy the Earth Talks To)

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2006

Wo die Toten an die Schweine verfüttert werden
"Deadwood", eine bemerkenswert düstere Western-Saga

"Deadwood - Die komplette zweite Season".

Paramount Home. 4 DVDs. 12 Folgen à 50 Minuten. Englisch. Deutsch. Untertitel. Keine Extras außer Bildergalerie.

Die Eroberung des Westens, schrieb Helmut Färber, sei von Anfang an an die Phantasie des Geldes gebunden gewesen. Was das heißen könnte, wird nirgends so schön und schonungslos illustriert wie in der Western-Serie "Deadwood", deren erste beiden Staffeln es bei uns nur ins Bezahlfernsehen und auf DVD geschafft haben und deren dritte und letzte gerade in Amerika bei HBO gelaufen ist. Sechzig Millionen Dollar soll jede Staffel gekostet haben, und tatsächlich sind Ausstattung und Kostüme von bemerkenswerter Plausibilität, vor allem deswegen, weil sie nie so ins Bild gesetzt werden, als solle vorgeführt werden, daß die Produktion weder Kosten noch Mühen gescheut hat. Vermutlich ist es gerade diese Beiläufigkeit, die man sich erst mal leisten können muß. Am nächsten kommt man der Serie vermutlich, wenn man sich einfach Clint Eastwoods "Unforgiven" in Serienlänge vorstellt: Gewalt und Flüche, Korruption und Prostitution, und letztlich hat jeder irgendwie Dreck am Stecken. Was den Westen als Gründungsmythos der Vereinigten Staaten angeht, entwirft die Serie also ein bemerkenswert finsteres, geradezu vernichtendes Bild von Amerika.

Deadwood ist der Name eines Goldgräber-Camps in den Black Hills des Dakota Territory, das damals noch Indianergebiet und also rechtsfreies Territorium war, und die Serie verfolgt den Aufstieg des Städtchens zum Gemeinwesen - und manchmal hat man fast den Eindruck, es handle sich dabei eher um einen Abstieg. Denn wo sich anfangs das Dorf selbst zusammenraufen mußte und nur das Gesetz des Stärkeren zählte, da gelten mit der Ankunft von Regierungsbeamten plötzlich ganz andere Regeln. Sie laufen darauf hinaus, daß Politik bedeutet, zu wissen, an wen die Schmiergelder zu zahlen sind. Es beginnt die Ära derer, die sich die Hände nicht mehr schmutzig machen. Schon deswegen ist man den seltsamen Helden mehr und mehr zugeneigt, wie verkommen sie auch sein mögen. Vor allem dem Saloon- und Bordellbesitzer Al Swearengen (Ian McShane), einem englischen Koloß von einem Mann, der seine Männer und Mädchen mit harter Hand führt, trinkend und fluchend stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, aber wenigstens keinen Hehl aus seinen Absichten macht. Man kann seinen Charakter eigentlich noch nicht einmal ambivalent nennen, aber in seiner irgendwie erfrischenden Bösartigkeit erscheint er geradezu aufrecht im Vergleich zu den Heuchlern, die auf diskretere Weise über Leichen gehen.

Die Serie beginnt im Juli 1876, einen Monat nach General Custers letztem Gefecht am Little Big Horn, aber Deadwood scheint noch im Abseits von solchen Geschichtsverläufen zu liegen, denn dort leben nur Leute, die ihren Kopf für niemanden hinhalten, sondern lieber ihr eigenes Glück suchen, indem sie nach Gold schürfen. Wenn es losgeht, besteht das Kaff gerade mal aus einer Hauptstraße, in der es einen Saloon namens "The Gem" gibt, der die Goldgräber mit dem versorgt, was sie am nötigsten brauchen: Alkohol und Frauen. Es gibt einen Arzt, den Brad Dourif mit finsterer Miene spielt und der vor allem deswegen ein Auskommen hat, weil er die Prostituierten wöchentlich auf Geschlechtskrankheiten untersucht. Am Ende der Straße gibt es einen dicken Chinesen namens Mr. Wu, dessen einzige englische Vokabel "Arschloch" ist und an dessen Schweine jene Toten verfüttert werden, die keine Spur hinterlassen sollen. Von all den trüben Wahrheiten dieser Serie ist das womöglich die finsterste: daß all jene, die im Westen an ihrem Traum scheiterten, weil sie irgendwem im Weg waren, in der Anonymität von Schweinetrögen verschwunden sind. Und natürlich werden die Chinesen von allen verachtet, und wenn Mr. Wu wegen der Opiumlieferungen etwas zu besprechen hat, muß er durch die Hintertür in Als Büro über dem Saloon. Das Schockierende an der Serie ist, daß der Rassismus erst mal gar nicht sonderlich dramatisiert, sondern einfach als alltägliche Tatsache geschildert wird. Erst später wird versucht, die Meute durch Provokateure gegen die Chinesen aufzuhetzen, weil es politisch und natürlich finanziell opportun ist.

"Deadwood" erzählt also nicht vom Kampf der Guten gegen die Bösen, sondern von dem der Bösen gegen die noch Böseren. Unter den weniger Bösen gibt es Seth Bullock (Timothy Oliphant), der am ehesten so etwas wie ein Held wäre, wenn man nicht schon in der ersten Folge miterlebt hätte, wie er einen Pferdedieb aufhängt und ihm das Genick bricht, indem er eigenhändig am Leib zieht, bis er sich nicht mehr rührt. Er zieht nach Deadwood, wo er auf Frau und Kind seines toten Bruders wartet und einen Eisenwarenladen mit seinem Freund Sol aufmacht, einem Wiener Juden, der ohne ihn den rauhen Sitten des Westens kaum gewachsen wäre.

Was die Sitten angeht, so hat der Vater der Serie, David Milch, der auch hinter "NYPD Blues" stand, wirklich nichts ausgelassen. Die Serie ist auch deswegen zu einigem Ruhm gekommen, weil hier mit einer Ausgiebigkeit und Hingabe geflucht wird, die auch unter zeitgenössischen Serien ihresgleichen sucht. Es gibt nahezu keinen Satz, der ohne ein "fuck" auskommt, kaum jemanden, der nicht als "cocksucker" tituliert wird, und die Ausdrücke für die Frauen sind kaum schmeichelhafter. In der deutschen Synchronfassung verspielt sich diese Drastik nur unwesentlich, die um so deutlicher zutage tritt, als Milch sich durchaus bemüht, der Tatsache Rechnung zu tragen, daß die Menschen sich damals weitschweifiger ausgedrückt und vor allem in einem anderen Tempo gesprochen haben. Auch hier kann man sagen: Je geschwollener die Leute daherreden, desto undeutlicher sind ihre Absichten. Auch deswegen kann man dem Schandmaul Al kaum Sympathie versagen.

"Deadwood" ist schon deswegen kaum mit anderen Western-Serien zu vergleichen, weil es kaum von landschaftlichen Totalen lebt und überhaupt kaum geritten wird. Alles dreht sich um die verschlammte Hauptstraße und das geschäftige Treiben dort, das Al gerne von seinem Balkon aus mit einer Whiskyflasche in der Hand beobachtet. Wo der Western sonst eine Freiheit beschwört, in der sich der Blick weiten kann, da scheint er hier nichts Eiligeres zu tun zu haben, als zu jenen städtischen Strukturen zu gerinnen, in deren Enge das Kino später seine zweite Heimat fand.

Es gibt also nicht die übliche Action, weder Duelle noch Indianerhorden, noch Pferdeoper, sondern nur bemerkenswert düstere Charaktere, die alle von den Dingen, die noch kommen werden, niedergedrückt scheinen. Keith Carradine gibt einen müden Wild Bill Hickock, der einen gänzlich unspektakulären Tod stirbt, und Robin Weigert gibt Calamity Jane als dauerfluchendes und -saufendes Flintenweib, das Wild Bill auf hinreißend unbeholfene Weise zugetan ist. Sie alle sind Teil in diesem Grand Guignol einer vermeintlich großen Nation, die hier ausschließlich auf Gewalt, Sex und Alkohol gegründet ist. Wie unbarmherzig der Blick auf Amerika in "Deadwood" ist, sieht man schon daran, daß nicht einmal die Huren ein goldenes Herz haben.

MICHAEL ALTHEN

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