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Ein mysteriöser Fremder steigt als einziger Reisender in einem verschlafenen französischen Dorf aus dem Zug. Sein Name ist Milan (Johnny Hallyday) und er hat vor, die örtliche Bank zu überfallen. Kurz nach seiner Ankunft begegnet er zufällig Manesquier (Jean Rochefort), einem pensionierten Lehrer, der kurz vor einer Herzoperation steht. Zwischen den beiden unterschiedlichen Männern entsteht eine Art Freundschaft. Während sie sich immer besser kennen lernen, wird klar, dass jeder sich wünscht, er hätte das Leben des anderen führen können. Der Lehrer, der davon träumt, ein Abenteurer zu sein,…mehr

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Produktbeschreibung
Ein mysteriöser Fremder steigt als einziger Reisender in einem verschlafenen französischen Dorf aus dem Zug. Sein Name ist Milan (Johnny Hallyday) und er hat vor, die örtliche Bank zu überfallen. Kurz nach seiner Ankunft begegnet er zufällig Manesquier (Jean Rochefort), einem pensionierten Lehrer, der kurz vor einer Herzoperation steht. Zwischen den beiden unterschiedlichen Männern entsteht eine Art Freundschaft. Während sie sich immer besser kennen lernen, wird klar, dass jeder sich wünscht, er hätte das Leben des anderen führen können. Der Lehrer, der davon träumt, ein Abenteurer zu sein, und der Abenteurer, der sich nach einem friedlichen Leben sehnt. Die Frage, was gewesen wäre, wenn jeder der beiden den Weg des anderen eingeschlagen hätte, wird für die beiden Männer immer existentieller. Sie haben drei Tage Zeit, dies herauszufinden - drei Tage, um sich vorzustellen, dass ein anderes Leben möglich gewesen wäre ...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Audiokommentar von Patrice Leconte
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2002

Jemand im Niemandsland
Allerlei Spielverderber bei den Filmfestspielen in Venedig

VENEDIG, 8. September

Von einem politischen Niemandsland hat Festivalchef Moritz de Hadeln im Vorwort zum Katalog geträumt - das hätte wohl so mancher gerne, der in Berlusconis Italien einen Posten bekleidet. Aber nicht einmal bei der Ehrung für Michelangelo Antonioni ließ sich die Politik aus der Sala Grande aussperren. Als nach den stehenden Ovationen für den greisen, aber immer noch wachen Meister eine Sprecherin die diversen Honoratioren vorstellte, wurden Berlusconis Fernsehmanager gnadenlos ausgebuht. Und als sei das noch nicht genug, tauchte am späteren Abend beim großen Galaempfang in einem Hangar des Flughafens am Lido auch noch ausgerechnet Jörg Haider auf. Er war zwar nicht von offizieller Seite eingeladen worden, sondern im Gefolge eines venezianischen Kunsthändlers auf das Fest geraten, aber dennoch waren einige Leute peinlich berührt. Felice Laudadio von der Cinecittà Holding, die Antonionis Werk restauriert, hielt ihn erst für einen Doppelgänger und meinte dann, als Gastgeber habe er schlecht das eigene Fest verlassen können. Das tat statt dessen der australische Regisseur Rolf de Heer, der in seinem Wettbewerbsbeitrag "The Tracker" von der Verfolgung der Aborigines erzählt.

Stephen Frears blieb und meinte auf die Frage, wie er Haiders Anwesenheit empfunden habe: "Wenn ich ihm begegnet wäre, hätte ich ihm empfohlen, meinen Film anzusehen." Frears' Wettbewerbsbeitrag "Dirty Pretty Things" handelt zwar von illegalen Einwanderern, aber ist an ihren Schicksalen nur so weit interessiert, wie sie kinotauglich sind. So wird die Geschichte des nigerianischen Nachtportiers (Chjwetel Ejiofor) und der türkischen Asylantin (unsinnigerweise von Audrey Tautou gespielt) in einem Plot um Organhandel eingebettet, bei dem der spanische Manager (Sergi Lopez) die Nieren von Asylsuchenden gegen gefälschte Pässe tauscht. So eindrücklich die Schilderung der Nachtseite des Londoner Hotels ist, dessen unvermietete Zimmer vom Personal für allerlei Umtriebe genutzt werden, so gründlich läßt sich Frears von den vermeintlichen Erfordernissen der Kinounterhaltung den Schneid abkaufen. Das alles ist gut gemeint, aber ohne rechte Überzeugung gemacht.

Das fortgesetzte Schielen nach dem Publikum wird auch Patrice Leconte in "L'homme du train" zum Verhängnis. Johnny Hallyday spielt darin einen schweigsamen Gangster, der für einen Bankraub in eine Kleinstadt kommt, Jean Rochefort einen pensionierten Lehrer, der ihn nichtsahnend bei sich aufnimmt, um seiner Einsamkeit zu entfliehen. Die Plaudertasche und der große Schweiger wären ein interessantes Paar, wenn nicht Leconte ihre Beziehung dauernd an nur teilweise witzige Gags verraten würde. Daß der Gangster am geruhsamen Provinzleben Gefallen findet, während der Lehrer vom Abenteuer träumt, liegt nahe, aber daß Hallyday deswegen gleich seine Stiefel gegen Pantoffeln eintauscht, ist einer jener Einfälle, die auf dem Boulevard besser aufgehoben sind, wo man stets für die Galerie spielt. Was das angeht, ist Leconte genauso eitel wie sein Landsmann Luc Besson.

Ganz anders Michel Deville, der in "Un monde presque paisible" beinahe ein Kammerspiel inszeniert, das weitgehend in einer jüdischen Schneiderei im Paris des Jahres 1946 spielt. Was anfangs fast ein wenig akademisch wirkt, entfaltet sich zu einem Kosmos von Geschichten, die von Heimatlosigkeit und Ungewißheit handeln und die Melancholie genauso wie den Galgenhumor kennen. Das Geplauder zwischen Nähmaschinen und Schneiderpuppen mündet bald in eine ergreifende Liebesgeschichte, bei der die Frau des Schneiders (Zabou Breitman) dem schweigsamen Näher (Denis Podalydès) ihre Liebe gesteht, aber nicht erhört wird, weil der Mann immer noch nicht glauben mag, daß seine Frau und sein Kind nicht mehr aus den Lagern zurückkommen werden. Dieser Gefangene im emotionalen Niemandsland ist vielleicht die traurigste Figur des Festivals.

Bei Larry Clark sind hingegen alle Gefangene eines amerikanischen Albtraums, in dem die feuchten Träume der Pubertät Monster gebären. In "Ken Park", der in der Alternativsektion Controcorrente lief, entwirft er mit einer Penetranz ein Panorama familiären Elends, das man fast schon für eine Parodie von "American Beauty" halten könnte, wenn nicht die dauernde Präsenz von Blut und Sperma andere Lesarten vorgeben würde. In diesem teenage wasteland aus Alkoholismus, Mißbrauch und emotionaler Fahrlässigkeit entwirft Clark am Ende ein pubertäres Paradies von freier Liebe, das jedem herkömmlichen Familiengedanken den Garaus machen soll. Aber schon die Anwesenheit der Kamera, die den Geschlechtsteilen beim Orgasmus zusieht, nimmt dem Idyll jede vorgebliche Unschuld.

Da wirkt es dann fast schon gewagter, wenn sich Clint Eastwood in "Blood Work", der völlig zu Recht außer Konkurrenz lief, mit seinem Helden-Image aufs Altenteil zurückzieht. Erst ereilt ihn bei einer Verfolgungsjagd ein Herzinfarkt, und dann muß er mit einem Spenderherz den Mörder seiner Lebensretterin suchen - eine reichlich eigentümliche Art, das Genre des Polizeifilms zu revitalisieren. Aber der Mann macht einfach das, was er am besten kann - und das konnte man auf diesem Festival nur von wenigen Filmen behaupten.

Auch wenn die Preise erst Sonntagabend bekanntgegeben wurden, stand ein Sieger auf dem Lido sehr bald fest. Vor dem Casino stand eine Art Klagemauer, ein paar Stellwände, auf denen Scherzbolde demjenigen sein Eintrittgeld zurückerstatten wollten, der die bösartigste Kritik des jeweiligen Tages verfaßt. Bei den unzähligen Zetteln, auf denen die Zuschauer in ein paar Zeilen ihrem Unmut Luft machten, schälte sich schnell der Favorit für den meistgehaßten Film des Festivals heraus. Es war Sergei Bodrovs "Der Kuß des Bären", in dem Joachim Król einen traurigen Clown spielt. Zur Trauer hat er nun wenigstens allen Grund.

MICHAEL ALTHEN

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