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Die beiden Lehrer Liv und Malte sind ein glückliches Paar, das seinen romantischen Sommerurlaub auf einer Mittelmeerinsel genießt. Als ein plötzlicher Überfall durch drei Jugendliche in einen sexuellen Übergriff mündet, wird ihr bisheriges Leben aus der Bahn geworfen. Zwei Jahre später. Das Paar hat an seiner Beziehung festgehalten und erstaunliche Stärke im Umgang mit dem traumatischen Erlebnis bewiesen. Doch dann begegnet Malte zufällig ihrem Peiniger. Getrieben von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nimmt er die Verfolgung des Täters auf und setzt damit die gerade zurückgewonnene Stärke, vor allem aber das Vertrauen und die Liebe von Liv aufs Spiel.…mehr

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Produktbeschreibung
Die beiden Lehrer Liv und Malte sind ein glückliches Paar, das seinen romantischen Sommerurlaub auf einer Mittelmeerinsel genießt. Als ein plötzlicher Überfall durch drei Jugendliche in einen sexuellen Übergriff mündet, wird ihr bisheriges Leben aus der Bahn geworfen. Zwei Jahre später. Das Paar hat an seiner Beziehung festgehalten und erstaunliche Stärke im Umgang mit dem traumatischen Erlebnis bewiesen. Doch dann begegnet Malte zufällig ihrem Peiniger. Getrieben von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nimmt er die Verfolgung des Täters auf und setzt damit die gerade zurückgewonnene Stärke, vor allem aber das Vertrauen und die Liebe von Liv aufs Spiel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.2019

Wege der Willkür

Catherine Deneuve verändert sich ständig, um sie selbst zu bleiben, ein deutsches Lehrerehepaar erlebt Schreckliches im Urlaub, und ein iranischer Fischzüchter versucht, in einem System der Korruption unbestechlich zu bleiben

Catherine Deneuve war lange Zeit vor allem Catherine Deneuve. Das ist nicht bloß eine Tautologie. Catherine Deneuve sein, das heißt schließlich: elegant, schön, französisch sein, jeweils mit einer Tendenz ins Unendliche. Makellosigkeit und Unnahbarkeit folgen daraus. Männliche Preisungen und Verwünschungen ebenfalls. Sie sei so schön, "daß jeder Film, dessen Heldin sie ist, im Grunde auf eine Story verzichten kann", weil "der Zuschauer schon glücklich wäre, sie einfach nur betrachten zu können", schrieb François Truffaut 1969. "Zu schön" sei sie, "sogar fürs Kino eine Spur zu schön", fand dann 1998 Michael Althen: "Perfektion ist immer ein Frevel gegen die Gesetze des Kinos." Fünf Jahre später, zu ihrem sechzigsten Geburtstag aber schrieb er, sie sei "fast nahbar" geworden.

Jetzt, mit fünfundsiebzig Jahren, macht la Deneuve etwas besonders Geschicktes: Sie gibt ihnen beiden gleichzeitig recht. Sie ist weiterhin das Zentrum mehrerer Kinofilme im Jahr, besserer und schlechterer, solcher mit und solcher ohne (gute) Story, beherrscht dort weiterhin jedes Bild, dem es vergönnt ist, sie zu rahmen, als bestimmte höchstpersönlich sie über jeden Lidschlag der Kamera. Sie wiederholt sich dabei aber nicht einfach, sie bleibt nicht die, die zu schön ist, sie wird tatsächlich nahbarer. Es geschieht etwas mit ihr. Verändert sich damit die Bedeutung ihres Namens, oder gleicht sie vielleicht weniger sich selbst?

In ihrem neuesten Film, Julie Bertuccellis "Der Flohmarkt von Madame Claire", ist Catherine Deneuve nur noch stellenweise Catherine Deneuve. Aber keine Angst: schön, elegant und französisch bleibt sie natürlich, das wird sie in diesem Leben nicht mehr los. Aber sie trägt dabei jetzt weißes Haar, das einen immer wieder verwirrten, möglicherweise frühdementen Gesichtsausdruck rahmt, sie verwechselt ihren Möbelpacker mit ihrem Sohn und zeigt gegenüber ihrer Tochter eine emotionale Unberührtheit, die kalt sein kann bis an die Grenze der Grausamkeit.

Mutter und Tochter, Claire und Marie Darling, sind die Hauptfiguren des Films. Catherine Deneuve ist Claire, Marie wird gespielt von ihrer Tochter Chiara Mastroianni. Mastroianni, die das Gesicht ihres Vaters trägt, ist spröder, burschikoser, offener verletzlich als die Mutter. Zwanzig Jahren haben sich die beiden im Film nicht gesehen. Marie kehrt zurück, als sie von der letzten Verrücktheit ihrer Mutter hört, "la dernière folie de Claire Darling", wie der Film im Original heißt: All die antiken Möbel, Uhren, Puppen und Andenken ihres Hauses will sie auf einmal loswerden, lässt sie mit Hilfe einiger Jugendlicher in den Garten räumen und gibt sie zu Niedrigstpreisen weg. "Es ist der letzte Tag meines Lebens", sagt sie zur Erklärung, denn das hat sie geträumt.

Viel klarer wird ihre Motivation nicht, denn der Film zieht das Verschwommene, Ungreifbare, Surreale vor. Das ist keine Schwäche. Die Gegenstände des Hauses mischen sich mit Claire Darlings Altersverwirrung zu einer Jahrmarktphantasie, die durch die Bitterkeit der Tochter und die Härte der Mutter aber nie betulich, nie nostalgisch werden kann. "Der Flohmarkt der Claire Darling" ist die pessimistische Version des üblicherweise auf Deutsch mit einem "Madame" im Titel versehenen französischen Films, er ist die bessere Version.

Regisseurin Julie Bertuccelli, die auch Dokumentarfilmemacherin ist, kombiniert Rauhes mit Phantastik und mit ein paar Klischees. Die Imperfektionen des Films passen aber gut zum veränderten Spiel Catherine Deneuves und zur Tochter, die ohnehin nicht Unnahbarkeit fordert, sondern Berührbarkeit. Eine französische Filmkritik las Claire Darlings Antiquitätenverkauf als Sinnbild für Catherine Deneuves großen Anteil an der Filmgeschichte, den sie mit dem gesamten Publikum freigiebig teilt. Und als Hinweis auf die Angst, sollte sie einmal nicht mehr da sein. Es sind, neben der Hauptdarstellerin, diese Spiegelungen zwischen ihr und der Geschichte des Films, die ihn über den Durchschnitt französischer Kinoimporte heben.

Catherine Deneuve hat schon den nächsten Film gedreht, den neuen von Hirokazu Koreeda ("Shoplifters"). Sie spielt dort eine Schauspielerin, die eine Frau spielt, die niemals altert. Catherine Deneuve ist Catherine Deneuve.

* * *

Luise Heyer ist nicht Catherine Deneuve. Muss sie auch nicht sein. Will sie vermutlich gar nicht sein. Sie hat in den letzten Jahren im deutschen Kino schließlich immer wieder Frauen gespielt, die durch ihren Eigensinn aufgefallen sind. Es waren gar nicht so viele Filme, aber man merkt sie sich immer: als zu junge Mutter in "Jack" zum Beispiel, als Freundin eines allzu Eifersüchtigen in "Fado".

In "Das schönste Paar" von Sven Taddicken ("Emmas Glück") spielt sie Liv, eine junge Lehrerin aus Köln. Zusammen mit ihrem Freund Malte (Maximilian Brückner), auch er Lehrer, ist sie auf Mallorca im Urlaub. So beginnt der Film: mit größtmöglicher Normalität, mit kleinem Glück darin sogar. Die erste Szene spielt an einer kleinen, verlassenen Bucht. Es wird langsam dunkel, die beiden sind verliebt, sie albern herum, sie haben am Strand Sex. "Ob uns jemand gesehen hat?"

Klar hat sie jemand gesehen. Was aber daraus folgt, falls es überhaupt daraus folgt und nicht einfach ein böser Zufall ist, ist nicht vorhersehbar: Am Abend werden sie von den Zuschauern in ihrer Finca überfallen, von drei deutschen jungen Männern Anfang zwanzig. Es beginnt als Machtspiel und Raubüberfall, es endet mit Livs Vergewaltigung. Man kann und muss das hier bereits erzählen, denn der allergrößte Teil des Films erzählt vom Danach. Davon, wie die beiden es nach knapp zwei Jahren geschafft haben, zusammen und lebensfroh zu bleiben, wie sie das Geschehene mit größtmöglicher Reflexion und Tapferkeit integriert und fast schon hinter sich gelassen haben. Dann aber geschieht noch etwas, und die realistische, zurückgenommene Beobachtung wird zu einem Rachedrama, dem man etwas zögerlicher folgt als dem sehr starken ersten Drittel.

Die ersten zehn Minuten des Films erinnern in der furchtbaren Intensität an Michael Hanekes "Funny Games", die nächste halbe Stunde daran, dass es im deutschen Film Dialoge und Schauspieler und Lebenswelten gibt, die echt sind und die es unbedingt zu sehen lohnt. Neben Luise Heyer und Maximilian Brückner, denen man den Schmerz ebenso glaubt wie die Albernheit, sticht vor allem Leonard Kunz als Vergewaltiger heraus. Für die Rolle, die so undankbar ist, wie man sich nur vorstellen kann, hat er beim Festival "Achtung Berlin" gerade den Darstellerpreis gewonnen. Die Schauspieler sind das eine, und das ist bei Regisseur Sven Taddicken durchgehend stark.

Die Erzählweise ist das andere. Dass der Filmtitel erst nach 13 Minuten eingeblendet wird, zeigt, dass auch für das Formbewusstsein von "Das schönste Paar" der Hinweis auf Haneke nicht völlig falsch ist. Doch wo dieser die Intensität im Laufe eines Filmes immer weiter steigert, zerfasert hier alles in einem unentschiedenen und möglicherweise nur halbwegs glaubhaften Ende. Natürlich hat ein Film keine Pflicht zu moralisch wünschenswerten Handlungsempfehlungen. Bei einer Geschichte wie dieser geht es allerdings um die größten existentiellen Themen, die das Leben so zu bieten hat: Liebe, Schuld, Scham, Rache, Vergebung. Die Freude an der Selbstjustiz hinterlässt deshalb ein zwiespältiges Gefühl.

Wirklich schlimm ist das nicht. Ein Film, dessen Heldin Luise Heyer ist, kann auf eine Story im Grunde verzichten. Das liegt, noch vor ihrer Schönheit, an der großen Unabhängigkeit ihres Spiels.

JULIA DETTKE

* * *

Nicht der direkte, brutale Zugriff, sondern die Unberechenbarkeit ist das alltägliche Gesicht der Macht in Iran. Der Regisseur Mohammad Rasoulof hat, sofern man das überhaupt kann, gelernt, mit den unerforschlichen Gesetzen der Willkür zu leben und zu arbeiten. 2009 wurde er, wie Jafar Panahi, zu sechs Jahren Haft verurteilt wegen regimefeindlichen Verhaltens. Später wurde die Strafe auf ein Jahr reduziert. Rasoulof durfte, im Gegensatz zu Panahi, reisen, er hatte auch einen Wohnsitz in Hamburg, doch als er 2017 nach Iran reiste, nahm man ihm den Pass weg - und ließ ihn seither nicht wieder ausreisen, weil er sich weigert, den Änderungswünschen der Zensurbehörde an seinen Film "A Man of Integrity" nachzukommen.

"Das eine Jahr Haft schwebt wie ein Damoklesschwert über mir. Man hat mir gesagt, die Strafe werde vollstreckt werden", hatte Rasoulof 2017 vor seiner Reise nach Teheran in einem Interview gesagt. "Aber ich glaube, bislang waren die internationalen Proteste sehr wirksam, den Vollzug zu verhindern. Ich bin auf Kaution draußen, aber ich nenne das nicht Freiheit. Es ist das Phantom der Freiheit." Und als habe er geahnt, was nach der Premiere des Films in Cannes auf ihn zukommen würde, fügte er hinzu: "Jedes Mal, wenn ich Iran verlassen will, fürchte ich, dass man mich daran hindern wird, und jedes Mal, wenn ich wieder einreise, habe ich große Angst."

Es ist nicht schwer zu erkennen, warum die Kulturkontrolleure mit "A Man of Integrity" nicht einverstanden waren. Dass man es selbst als westlicher Zuschauer erkennt, der weder Farsi spricht noch jenseits der üblichen Medieninformationen mit den Verhältnissen vertraut ist, heißt ja auch, dass man sich Filme, die in autoritären Regimen entstehen, tendenziell mit den gleichen Augen anschaut wie die Zensoren: Man sucht in ihnen nach einem verborgenen Widerspruch, nach einer verschlüsselten Kritik am System. Es ist ganz sinnvoll, sich das ab und zu mal klar zu machen, weil die implizite Erwartung auch den Blick vereinseitigen oder verzerren könnte.

Der 47-jährige Rasoulof bezeichnet seine Arbeiten nun allerdings als "Underground-Filme", vor allem auch auf Grund der Produktionsbedingungen, was nicht heißt, dass sie handwerklich unfertig wirkten oder ästhetische Fragen nebensächlich wären. "A Man of Integrity", das ist der Mittdreißiger Reza (Reza Akhlaghirad), er lebt mit Frau (Soodabeh Beyzaee) und Sohn im Norden des Landes, er züchtet Goldfische, seine Frau leitet die Mädchenschule. Man erfährt später, dass er von der Universität in Teheran relegiert wurde, und man wundert sich nicht, weil dieser Mann so unbeugsam und stur ist wie der Blick, mit dem er auf die Welt sieht. Er ist einer, der nicht mitspielen will, wenn die Spielregeln seinen Vorstellungen von Anstand und Moral widersprechen.

Deswegen ist er auch nicht bereit, hier und da Schmiergeld zu bezahlen, wie alle es tun, um es leichter zu haben. Er widersetzt sich diesem lokalen System, das im Film bewusst diffus als "Firma" bezeichnet wird und das ökonomische, soziale und religiöse Macht und Kontrollfunktionen vereint. Reza prügelt sich mit einer lokalen Größe, was man im Film nicht sieht, und er muss kurz ins Gefängnis; seine Fische werden vergiftet, sein Sohn wird in der Schule gemobbt; er will sein Land nicht verkaufen, und als er es doch will, sagt ihm der Banker mit ausgesuchter Perfidie, er könne es nicht erwerben, weil es dann hieße, die Bank habe eine Notlage ausgenutzt. Rezas Verhältnis zu seiner Frau wird immer angespannter, weil sie ihm die Kompromisse und Konzessionen nahelegt, die sie selber eingeht, um ihren Job zu behalten.

Rasoulof erzählt das als unreine Mischung aus säkularer Hiob-Geschichte mit Kohlhaas-Elementen: Einer, dem alles genommen wird, setzt sich auf seine Weise zur Wehr. Er tut das allerdings auf eine andere Weise als Kleists Antiheld und mit anderen Resultaten. Rasoulof muss dabei in der Schilderung der gesellschaftlichen Verhältnisse gar nicht deutlicher werden. Der Kamerablick ist nüchtern und realistisch, man sieht die Landschaft, den Arbeitsalltag, das unbewegte Gesicht Rezas mit dem bohrenden, wütenden Blick - und zugleich hat die Geschichte etwas von einer Parabel, die sich nicht allein auf Iran bezieht, wenn Rasoulof seinen Regiekommentar mit den Worten des amerikanischen Soziologen C. Wright Mills einleitet: "Die Furcht der Menschen vor der Macht bewirkt die Identifikation mit eben dieser Macht."

PETER KÖRTE

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