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Technische Angaben: Bildformat: 2.35:1 Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0) Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch Ländercode: 2

Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 2.35:1
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch
Ländercode: 2
Autorenporträt
Shirley MacLaine, die für sechs Oscars nominiert wurde, gewann 1984 den Oscar als Beste Schauspielerin für 'Zeit der Zärtlichkeit'. Sie hat in über 50 Filmen mitgespielt, hat drei Emmy Awards sowie zehn Golden Globe Awards bekommen. Sie hat bereits elf Bücher veröffentlicht, von denen viele internationale Bestseller wurden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2023

Be a Mensch!

Grotesk, komisch, und unendlich traurig: Billy Wilders Meisterwerk

Von Sandra Kegel

In seinem Büro in Hollywood hing ein Schild mit der Aufschrift: "Wie hätte Lubitsch es gemacht?" Dabei hatte sich Billy Wilder selbst drei Regeln auferlegt: "Du sollst nicht langweilen, du sollst nicht langweilen, du sollst nicht langweilen." Vielleicht weil er dies so eisern befolgte, wird sein Meisterwerk "Das Appartement" bis heute fälschlicherweise als romantische Komödie bezeichnet. Jedenfalls ist das nur die halbe Wahrheit.

Die Geschichte von Baxter und Fran ist nicht nur eine der lustigsten, sondern auch der politischsten im Werk Billy Wilders und kann es allemal aufnehmen mit den Dramen Bertolt Brechts. Nur dürfen wir Wilder nicht auf den Leim gehen, wenn er mit Screwball-Elementen Nebelkerzen wirft. Denn dass hier von einem Mann und einer Frau aus dem New York der Sechzigerjahre erzählt wird und der Frage, ob sie sich am Ende kriegen, ist nur der Zuckerguss, der die bittere Pille versüßt: Sie birgt die Reflexion über eine haarsträubende Arbeitswelt, in der gewinnt, wer am meisten betrügt, am heftigsten schleimt, nach oben buckelt und nach unten tritt. Und alle machen mit.

C. C. Baxter, genial von Jack Lemmon als amerikanischer Jedermann verkörpert, wird dabei jede Individualität abgesprochen, wenn er als Lohnsklave an Schreibtisch Nummer 861 im neunzehnten Stockwerk eines Versicherungskonzerns seinen Dienst verrichtet. Doch nicht genug damit, hat der junge Mann auch keine dauerhafte Bleibe. Denn das Arrangement, auf das er sich angesichts der Verheißung auf einen besseren Job und ein eigenes Büro eingelassen hat, sieht vor, dass er je nach Bedarf die eigene Wohnung seinen Chefs und deren wechselnden Geliebten überlässt. Baxter, genannt Bud, als wäre er Jedermanns Kumpel, muss so lange draußen vor der Türe warten oder durch den nächtlichen Central Park streunen, wo er sich verlässlich den nächsten Schnupfen holt.

Als Baxter ein Auge auf das Fahrstuhlmädchen Fran geworfen hat, nehmen die tragikomischen Verwicklungen ihren Lauf. Denn die von der jungen Shirley MacLaine in der fragilen Balance heiterer Verletztheit gespielte Fran ist die heimliche Geliebte des Oberbosses des Konzerns. Nach einer Beziehungspause lässt sie sich aufs Neue mit diesem Mr. Sheldrake ein - und Baxter abblitzen.

Billy Wilder und sein Drehbuchautor I. A. L. Diamond ziehen ihre drastische Komik beziehungsweise bittere Tragik aus dem fatalen Umstand, dass weder Bud noch Fran hier nur Opfer sind. Sie sind mindestens so sehr Handelnde und sich des eigenen Opportunismus allzu bewusst. Trotzdem sind sie die längste Zeit nicht in der Lage, ihr Verhalten zu ändern. Sogar zwei Selbstmordversuche - in der tragischen Variante bei ihr, in der anekdotisch erinnerten bei ihm - reichen noch immer nicht aus, um beider Aufstiegswillen um jeden Preis zu bremsen. Fran will selbst dann noch die nächste Mrs. Sheldrake werden, als sie längst weiß, wie es ihren Vorgängerinnen erging. Und der schüchterne Bud mit dem geringen Selbstwertgefühl tut alles dafür, um Sheldrakes Assistent zu werden. Als er es endlich ist, stolziert er mit seinem neuen Hut herum wie ein Gockel. Es gebe Menschen, die nähmen, und andere, die genommen würden, belehrt er Fran. Um sich selbst freilich in der besseren Gruppe zu wähnen.

Interessant beim Wiedersehen des Films ist jedes Mal aufs Neue die Frage, wann genau Bud anfängt, sein Weltbild umzudrehen und die Moral dem Fressen vorzuziehen. Als er erkennt, wie übel Fran mitgespielt wird? Als er kündigt? Oder nach der Standpauke seines jüdischen Nachbarn? Die kleine Nebenrolle wird zur Schlüsselfigur, als dieser Dreyfuss Baxter auffordert, endlich ein Mensch zu sein. Auch in der englischen Originalfassung sagt er: "Why don't you grow up, Baxter? Be a Mensch!" Baxter versteht nicht ganz. "A Mensch", wiederholt der Nachbar, "a human being!"

Im Jiddischen, von wo aus das Wort ins Amerikanische migrierte, bedeutet das ja nicht mehr einfach nur Mensch, sondern eine ehrenwerte, moralisch ganz und gar einwandfreie Person. Zuletzt entscheidet sich Bud dafür, genau das sein zu wollen: ein Mensch. Dass Fran sich dann auch noch zu ihm aufs Sofa gesellt - mit den legendären Worten "Shut up and deal!" -, war nicht zwingend, aber Billy Wilders Zugeständnis ans finale Glücksmoment einer jeden romantischen Komödie. Geht es darum, wie einer zum Menschen wird? Unbedingt. Doch indem Wilder das so geschickt in eine rasante Komödie verpackt - voller Sprachwitz, verrückter Situationen und skurriler Figuren -, vergessen wir beinahe, wie brutal die Geschichte ist, die er eigentlich erzählt.

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