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1974 verbringt der 70-jährige Surrealist Salvador Dalí wie jedes Jahr zusammen mit seiner Frau und Muse Gala ein paar Monate im St. Regis Hotel in New York. Der junge Galerieassistent James Linton wird von Dalí überraschend gebeten, ihn bei den Vorbereitungen für eine neue Ausstellung zu unterstützen. Und damit führt der Weg direkt in das schillernde DALíLAND, eine von Models, Musik- und Filmstars sowie einer bunten Mischung aus High und Low Society bevölkerten Welt. Im Zentrum der alternde exzentrische Künstler Dalí, der alle mit seiner Genialität beeindruckt, und gleichzeitig eine berührende…mehr

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Produktbeschreibung
1974 verbringt der 70-jährige Surrealist Salvador Dalí wie jedes Jahr zusammen mit seiner Frau und Muse Gala ein paar Monate im St. Regis Hotel in New York. Der junge Galerieassistent James Linton wird von Dalí überraschend gebeten, ihn bei den Vorbereitungen für eine neue Ausstellung zu unterstützen. Und damit führt der Weg direkt in das schillernde DALíLAND, eine von Models, Musik- und Filmstars sowie einer bunten Mischung aus High und Low Society bevölkerten Welt. Im Zentrum der alternde exzentrische Künstler Dalí, der alle mit seiner Genialität beeindruckt, und gleichzeitig eine berührende Verletzlichkeit offenbart, besonders in Hinblick auf seine Frau. Als Gala sich in einen aufstrebenden jungen Musical-Star verguckt und ihn großzügig finanziert, riskiert sie damit nicht nur den gemeinsamen Ruin, sondern bringt auch die fast fünfzigjährige Ehe ins Wanken.

Bonusmaterial

Behind the scenes
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2023

Vom Showbiz der Kunst zum Rätsel der Liebe
Das Werk vom Schöpfer trennen? Nicht bei diesen Influencern: Mary Harrons Spielfilm "Dalíland" mit Ben Kingsley und Barbara Sukowa

Dalí - wer war das doch gleich? Ach ja, der mit dem Schnurrbart und den schrillen Zitaten. Lange bevor Künstler ihr Erscheinungsbild in Logos und Signets ummünzten, um sie gewinnbringend in den Vertriebskanälen der Kulturindustrie zirkulieren zu lassen - Michael Jackson als Schattenriss, mit Hand am Hut und hochgestemmten Tanzschuhen; Lagerfeld als Scherenschnitt im preußischen Landratstil -, wusste Spaniens Großmaler Salvador Dalí, dass Bilder ohne ein Image nur halb so viel wert sind. Deshalb: narzisstische Selbstüberhöhung, dass sich die Bonmotbalken biegen. "Dalí ist nur annähernd Gott. Wäre Gott Dalí, wäre das tragisch. Denn dann gäbe es ja keinen Dalí." So klingt es, wenn der 1904 in Figueres geborene Künstler seine Haut zu Markte trägt. Denn das war es, was den Star auszeichnete: eine Selbstbewirtschaftung, die die Grenzen zwischen Artistenpersona und Entertainer konsequent verwischte.

So zeigt es auch Mary Harron, die Regisseurin von "Dalíland". Dass sie die krachend bunte, per Großkonzern verabreichte Massenkultur namens Disney World bereits im Titel aufruft, ist schlüssig. Und auch ein bisschen fies. War Dalí wirklich nur eine Comicfigur im selbstgeschaffenen Künstlerkosmos, ein One-Trick-Pony - so viele Uhren im Schmelzkäse-Stil -, das sich von ehrgeizigen Impresarios durch die Manegen der Öffentlichkeit hetzen ließ?

Die millionenfach als Poster, Kunstdruck oder Postkarte verramschte Dalí-Ästhetik wird auch dieser Film nicht aus dem Klammergriff der technischen Reproduktion befreien. Das will er auch gar nicht. Kunst tritt in "Dalíland" eher als Nebenprodukt auf oder als Verkaufsargument einer Persönlichkeit. In Harrons Blick dreht sich die Verwertungsschraube des Marktes also noch ein gutes Stück weiter, bis sie ganz hohldreht. Vom Künstler, der sein Werk mit Exzentrik rentabler macht, führt ein direkter Weg zum Künstler, dessen Kunst ein Accessoire ist für das eigentliche Projekt: die exaltiert-kreative Persönlichkeitsschau.

Dieses Modell war auch zu Dalís Zeiten bereits historisch geworden. Viktorianische Dandys hatten vorgemacht, wie das Werk als Rampe ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu nutzen sei. Bei Oscar Wilde können heute nur noch Connaisseure die theatralischen Leistungen benennen, aber ein süffiges Zitat, wenn man schnell mal einen kleinen Distinktionsgewinn als Kulturchecker einfahren will, hat jeder parat. So weiß man auch von Salvador Dalí, dass "Stil entsteht, wenn der Teppichboden zu den Augenbrauen passt". Das lässt sich gut anbringen, wenn die Auslegeware im neu bezogenen Büroloft zu flauschig geraten ist.

Schon bei den Literatur- und Kunstdandys des neunzehnten Jahrhunderts war die Tendenz, die Kunst im Look, den Stil im Style aufgehen zu lassen. Harron lässt Dalí entsprechend als exzentrischen Kommentieronkel des eigenen OEuvres auftreten. Eine Dalí-Ausstellung ist eben nur so gut, wie der Auftritt des Malers die Galerie in Aufruhr versetzt. "The Dalí is here!", kündigt sich der Maler selber an, als sei er ein Bild, das gerade angeliefert wurde. War er ja auch, wenn man Bild mit Image gleichsetzt. Das Werk vom Schöpfer trennen? Diese Form kulturkritischer Ausnüchterung war mit Dalí und seiner Entourage nicht zu haben. Erstaunlich, dass 1974, zur erzählten Zeit des Films, in Frankreich parallel eifrig an der Abwicklung des real existierenden Künstlers als Sinn- und Bedeutungssouverän gewerkelt wurde. Als Strukturalist musste man damals verzweifeln angesichts der Aufdringlichkeit, mit der dieser Spanier die Zeichenwelten seiner Werke mit Showbiz übermalte, wenn nicht unkenntlich machte oder gleich ganz auslöschte. Wer Dalí in den Siebzigern betrachtete, kam an Dalí nicht vorbei.

Ist das Ganze also ein weiterer Medienbetrieb-Abwatsch-Zirkus, in ein Filmszenario gepackt und mit zwei Weltstars - Ben Kingsley und Barbara Sukowa - garniert? Harrons Dramaturgie ist raffinierter. Dalí als Influencer avant la lettre, ein lebendes Insta-Feed, das Schauwerte verzeichnet, die nur auf Schauwerte verweisen: Das ist die eine Perspektive. Sie wird aufgestört und verfeinert durch einen zweiten Blick, der sich auf die Konstellation Künstler und Gefährtin richtet, wenn man's ein bisschen konservativer (essenzialistischer?) mag: auf die Verbindung von Mann und Frau.

Dalí und Gala (Klarname: Elena Ivanovna Diakonova), das ist, so wie es Mary Harron darstellt und Sukowa und Kingsley es darstellen, eine vertrackte Gemengelage aus Komplizen- und Feindschaft, artistischer Ergänzung und kreativem Boykott. Letztlich ein Kunsterzeugungsbetrieb, der dialektisch funktioniert: widerstreitende Interessen - bei ihr: finanzielle Sicherheit, Aufmerksamkeit; bei ihm: Aufmerksamkeit und noch mehr Aufmerksamkeit - addieren sich auf zu furioser Produktivität. Dass sie irgendwann in Kriminalität umschlagen musste - die Dalís geben Drucke als Originallithographien aus und verscherbeln sie im großen Stil als solche -, ist der Sache, das heißt einem über die Kontinente verteilten Luxusleben geschuldet. Partys, bei denen Popstars wie Amanda Lear (hier gespielt von einer reizend introvertierten Andreja Pejic) und Alice Cooper (dargestellt vom knuffig verhuschten Marc McKenna) in New Yorker Luxushotels auftreten, haben nun mal ihren Preis.

Sukowa spielt eine Ehefrau, die sich zornig mit Affären und Shoppingexzessen gegen die vampirische Gier ihres Mannes wehrt und gleichzeitig seinen Nimbus mit viel Geschäftssinn zu vergrößern weiß. Kingsley balanciert virtuos an der Grenze von Aggression und Regression, Borniert- und Bedürftigkeit: Mit diesen Darstellern kann Harron das Psychogramm einer Künstlerehe auffächern, ohne im schlechten, also ratgeberhaft-herablassenden Sinn psychologisch zu werden.

Und wie soll man Psychologisches, also die Mechanik des Innenlebens, auch darstellen, wenn sich dieses Innere berufsmäßig immer wieder nach außen stülpen und in die öffentliche Sphäre hineinprojizieren muss? Zwar werden die Konventionen des Ehedramas dramaturgisch-süffig bedient - Streit, Zusammenbruch, Konsolidierung -, aber die Regisseurin belässt ihren Künstlerhelden jenen Rest unausdeutbarer Privatheit, den mittelmäßige Filmerzählungen dem Schau- und Erkläreffekt opfern. Was verband diese beiden Talente, fragt man sich am Ende, wenn Dalís Werk bereits alle Magie verloren hat? Womöglich war es Liebe. Auch so ein Rätsel, das noch kein Regisseur, keine Regisseurin gelöst hat. Wie schön. DANIEL HAAS

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