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Produktdetails
  • Anzahl: 1 DVD
  • Hersteller: Opus Arte
  • Erscheinungstermin: 7. November 2011
  • FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG
  • EAN: 0809478010616
  • Artikelnr.: 34373177
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2022

Barbie, geklont
Das Tanzdrama "Coppélia" als Film

Es ist kaum zu glauben, dass eine bereits im frühen neunzehnten Jahrhundert globalisierte Kunstwelt wie die des Tanzes schwarzen Protagonisten derart verschlossen war. Und doch ist es so. Erst 2014 verkörperte Misty Copeland, Star des American Ballet Theatre in New York, als erste schwarze Ballerina die Titelrolle der Swanilda in der Ballettkomödie "Coppélia", fast 150 Jahre nach der Uraufführung an der Pariser Oper. Insofern ist die neue Verfilmung des Balletts in einer Hinsicht lange, lange überfällig. Nicht nur wird Swanilda von Michaela DePrince getanzt, einer schwarzen Ballerina, die als Kriegswaise aus Sierra Leone in die Vereinigten Staaten kam und nun von einem Höhepunkt ihrer Tanzkarriere zum nächsten eilt. Es kommt noch besser. In dieser Verfilmung spielt eine weiße Tänzerin die Puppe Coppelia, und dass DePrince als furchtlose "Swan" den alten Coppelius damit narrt, dass sie in die Rolle dieser von ihm geschaffenen Puppe schlüpft, das ist das Beste an diesem Film. So zeigt er nämlich nicht nur allen schwarzen Kindern, die ihn sehen, dass es möglich ist, eine große Karriere im klassischen Tanz zu machen, sondern auch, dass ihre Hautfarbe für die Besetzung keine Bedeutung hat. Die Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit von DePrince passt gut zur Rolle. Swanilda (hier heißt sie schlicht Swan) ist davon genervt, dass ihr Boyfriend ein anderes Mädchen anstarrt, die in Pink gekleidete, mit einer riesigen pompadourhaften Perücke und einer stylishen Microbag ausgestattete Coppelia.

Im neunzehnten Jahrhundert verkörperte eine Ballerina die Puppe, ein Mensch gab vor, aus Holz, Metall, Farbe, Stoff und Fremdhaar zu bestehen. Die besten Versionen spielen mit dem Umkippen des Komödiantischen ins Unheimliche. Ist der Wissenschaftler/Künstler ein Schöpfer, der Künstliches in Lebendiges zu verwandeln vermag? Die neue hybride Verfilmung nutzt avancierte Technologien und präsentiert eine virtuelle Coppelia in einem cartoonhaft gezeichneten Filmset. Dr. Coppelius führt eine Schönheitsklinik, nach deren Eröffnung den Bewohnern der kleinen Stadt die Lebensfreude immer mehr abhandenkommt. Auch hier führt ein Showdown gegen Coppelius und seine Avatare zum Happy End. Franz erkennt, dass kein künstliches Wesen seiner Swan gleicht.

Die Regie des Films teilen sich Jeff Tudor, Steven De Beul und Ben Tesseur. Vielleicht liegt es an der etwas langweiligen Choreographie von Ted Brandsen, dessen Company, das Niederländische Nationalballett, hier auch tanzt, vielleicht an den pastelligen Tönen des Sets und der Kostüme, an der bräsigen Orchestermusik von Maurizio Malagnini und der braven Schauspielerei selbst der Stars Darcey Bussell und Irek Mukhamedov, dass das Ergebnis leicht bieder und süßlich wirkt? Wahrscheinlich an allem zusammen. Daniel Camargo ist der wackere Anführer einer Gang von lieben Jugendlichen, von West Side Story so weit entfernt wie eine Ballettklasse von einer Messerstecherei. Was gar nicht geht, sind die Billy Girls von Dr. Coppelius, weibliche Avatare, die in einer Art Stechschritt auf Spitze durch den Film stöckeln, in einer Uniform, die gerade mal den Hintern bedeckt, mit Körperformen wie Barbiepuppen. In Fassungen des neunzehnten Jahrhunderts lösten Choreographen die Aufgabe, Charakterisierungen von Menschen und Automaten tänzerisch interessant und glaubhaft erscheinen zu lassen. Das Problem des Films ist, dass die mangelnde Aufmerksamkeit, die die Produktion der Choreographie schenkt, nicht durch technologische, visuelle oder schauspielerische Qualitäten ausgeglichen wird. WIEBKE HÜSTER

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