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Für den, der in der "City of God", einem der Elendsviertel Rio de Janeiros, aufwächst, ist die Kindheit kurz. Bewaffnete Bandenkriege und Drogenhandel gehören dort zum Alltag und die tägliche Herausforderung heißt "Überleben". Genau hier wachsen der skrupellose Dadinho und der schüchterne Buscapé auf. Während Dadinho seine Zukunft im Kokain-Handel und in der Gewalt sucht, träumt Buscapé davon Fotograf zu werden.
Nach 20 Jahren führt das Schicksal die beiden jungen Männer wieder zusammen. Buscapé versucht sein Glück als Fotograf und Dadinho ist der gefürchtetste Drogen-Dealer Rios geworden.
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Produktbeschreibung
Für den, der in der "City of God", einem der Elendsviertel Rio de Janeiros, aufwächst, ist die Kindheit kurz. Bewaffnete Bandenkriege und Drogenhandel gehören dort zum Alltag und die tägliche Herausforderung heißt "Überleben". Genau hier wachsen der skrupellose Dadinho und der schüchterne Buscapé auf. Während Dadinho seine Zukunft im Kokain-Handel und in der Gewalt sucht, träumt Buscapé davon Fotograf zu werden.

Nach 20 Jahren führt das Schicksal die beiden jungen Männer wieder zusammen. Buscapé versucht sein Glück als Fotograf und Dadinho ist der gefürchtetste Drogen-Dealer Rios geworden. Als er ein junges Mädchen vergewaltigt, schwört ihr Freund, Dadinho zu töten.

So bricht über Nacht in der "City of God" Krieg aus, in dem eine Armee von bewaffneten Jugendlichen alle das eine wollen: den Tod des Drogen-Königs.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2003

Denn sie wissen ganz genau, was sie tun
Der brasilianische Film "City of God" erzählt von den Gangs in Rio de Janeiro

Vielleicht der beste Film der letzten zehn Jahre, wird Bernd Eichinger auf dem Plakat zitiert. Er muß es wissen, schließlich bringt seine Constantin "Cidade de Deus" hierzulande in die Kinos, wo der Film nun auf gut deutsch "City of God" heißt. Der englische Titel mag signalisieren, daß das Werk von Fernando Meirelles internationalen Standards entspricht; tatsächlich wirft es alle Vorstellungen, wie lateinamerikanisches Kino aussehen könnte, locker über den Haufen. Die Geschichte aus den Favelas von Rio bezieht ihren Realismus nicht aus einem besonders geduldigen Blick, sondern aus der Atemlosigkeit, mit welcher der beschleunigte Herzschlag des Lebens und vor allem Sterbens geschildert wird.

Schon zu Beginn saust immer wieder ein Messer durchs Bild, mit dem Hühner für den Grill zugerichtet werden, und diesen Rhythmus nimmt der Schnitt begierig auf, verwandelt das Treiben auf der Straße in einen wilden Tanz, der das ungerührte Schlachten und die ungetrübte Lebenslust verquickt. Als ein Huhn dem Messer entkommt und von einer fröhlichen Menge bewaffneter Jugendlicher durchs Viertel gejagt wird, folgt ihm die Kamera in Bodennähe treppauf, treppab, durch belebte Gassen und befahrene Straßen.

Man könnte einwenden, daß der Film ein bißchen viel Wind um ein einzelnes blödes Huhn macht, daß die Virtuosität in keinem rechten Verhältnis zum Ereignis steht, aber andererseits wird sich herausstellen, daß in dieser Welt ein Menschenleben kaum mehr wert ist als das eines Huhns und unsere Parteinahme für das fliehende Tier ähnlich naiv ist wie jedwede Illusion, mit der man den Überlebensweg der Helden begleitet. Jedenfalls ist von Anfang an klar, daß wir uns in einem Reich der entfesselten Kamera bewegen, die nichts unversucht läßt, die Geschichte nach allen Regeln der Kunst zu akzentuieren.

"Cidade de Deus" war in Brasilien der ganz große Hit und hat dort Diskussionen über die Mißstände in den Favelas in Gang gebracht. Der Regisseur Meirelles selbst, der aus São Paulo kommt, hatte keine rechte Vorstellung von den wahren Zuständen in den Slums, als er sich an die Lektüre des Bestsellers "Cidade de Deus" von Paulo Lins machte. Das Buch hat, wie er sagt, ihm die Augen geöffnet und sein Leben verändert. Der Werbefilmer ging nach Rio, castete dreihundert Amateure und probte mit seiner Besetzung ein Jahr lang. Und weil er in einem ähnlichen Slum wie der Cidade de Deus drehte, engagierte er als Coregisseurin Katia Lund, die bereits Erfahrung mit der Arbeit in Favelas mitbrachte. Unter all diesen Umständen ist es um so erstaunlicher, daß im fertigen Film nichts improvisiert scheint, sondern alles auf fast schon unheimliche Weise kalkuliert wirkt.

Meirelles verfolgt den Weg einer Bande von Jungen aus dem Siedlungsprojekt Cidade de Deus von den Sechzigern bis in die achtziger Jahre hinein - und das Schockierendste an seinem Film ist womöglich, daß sich die Lage in den vergangenen Jahren noch weiter verschlechtert hat, obwohl man sich kaum noch etwas Schlimmeres vorstellen kann als die Kinderbanden, die Cowboy und Indianer mit echten Waffen und echtem Blut spielen. Wenn es losgeht, ist noch alles von einem nostalgischen Sonnengelb durchflutet. In den Siebzigern wird es dann bunt, und danach scheinen die Farben zu erkalten, aber bis dahin ist einem ohnehin das Blut längst in den Adern gefroren.

"City of God" ist ein Drogenthriller, ein "Scarface" im Sambagewand, eine Gewaltorgie, die weitgehend ohne Blut auskommt, aber sonst nichts unversucht läßt, unter die Haut zu gehen. Wenn die Jungen anfangs einen Lastwagen überfallen, dann wirken sie noch wie eine Kinderbande, die zwar mit echten Waffen herumfuchtelt, aber nicht im Traum auf die Idee käme, sie auch zu benutzen. Auch der Überfall auf ein Bordell, bei dem sie die Gesellschaft mit heruntergelassenen Hosen überraschen, wirkt noch wie ein fröhlicher Diebesstreich. Aber schon kurz darauf lehrt uns der Film auf ungeahnte Weise das Fürchten.

Vor dem Überfall haben sie einem kleinen vorlauten Jungen, der sie unbedingt begleiten wollte, eingeschärft, vor dem Bordell auf sie zu warten. Als alle Angestellten und Gäste gefesselt und beraubt sind, finden sie den Jungen nicht mehr im Auto und fahren ohne ihn zurück. Als später die Polizei in die Cidade de Deus kommt, ist plötzlich die Rede von mehreren Toten, obwohl der Überfall gänzlich unblutig über die Bühne gegangen ist. Da beginnt man plötzlich zu ahnen, was geschehen sein muß und was Meirelles erst in einer Rückblende nachreicht. Der kleine Junge hat sich aus dem Handschuhfach eine Waffe geholt und ist auf eigene Faust in das Haus eingedrungen, wo er fröhlich grinsend ein wehrloses Opfer nach dem anderen erschossen hat, ein Kind, das nicht weiß, was es tut, aber dabei so richtig auf den Geschmack kommt. Gerade diese Eigenheit ist es, die aus dem Jungen später den rücksichtslosesten und gefährlichsten Bandenchef der Favelas macht, einen Mann, der genau weiß, was er tut, wenn er tötet.

In dieser Welt ohne Mitleid zieht Fernando Meirelles alle Register. Naheliegende Vergleiche mit Scorsese und Tarantino zeigen, daß er seine Lektion gelernt hat. Der Mann hat etwas zu erzählen, und er weiß auch, wie. Aber am Ende, wenn alle Freundschaften entzwei und alle Hoffnungen zerstört sind, wenn immer noch jüngere Kids dem Tod ins Auge blicken, dann fragt man sich, ob dem Regisseur an seinen Helden wirklich mehr gelegen war als an dem Hähnchen auf der Flucht. Vielleicht ist also "City of God" letztlich auch nur eine Art Chicken Run.

MICHAEL ALTHEN

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