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Chinese Box
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Seit Jahren lebt der englische Journalist John in Hongkong. Während die Stadt kurz vor der Übergabe an China steht, leidet er unter seiner unerfüllten Liebe zu der chinesischen Ex-Prostituierten Vivian, die auf eine Ehe mit dem reichen Geschäftsmann Chang hofft. John hat Leukämie und nur noch wenige Monate zu leben. Die Begegnung mit der geheimnisvollen, verletzlichen Jean entfacht seine Neugier und lässt ihn ein neues, ihm völlig unbekanntes Hongkong entdecken...
"Smoke"-Regisseur Wayne Wang verbindet in berührenden, symbolträchtigen Bildern eine traurig-schöne Liebesgeschichte mit dem
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Produktbeschreibung
Seit Jahren lebt der englische Journalist John in Hongkong. Während die Stadt kurz vor der Übergabe an China steht, leidet er unter seiner unerfüllten Liebe zu der chinesischen Ex-Prostituierten Vivian, die auf eine Ehe mit dem reichen Geschäftsmann Chang hofft. John hat Leukämie und nur noch wenige Monate zu leben. Die Begegnung mit der geheimnisvollen, verletzlichen Jean entfacht seine Neugier und lässt ihn ein neues, ihm völlig unbekanntes Hongkong entdecken...

"Smoke"-Regisseur Wayne Wang verbindet in berührenden, symbolträchtigen Bildern eine traurig-schöne Liebesgeschichte mit dem zeitgeschichtlichen Porträt der pulsierenden Metropole Hongkongs kurz vor der Übergabe an China am 1. Juli 1997!

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.1998

Tod in Hongkong
Keine Union, nirgends: Wayne Wangs Film "Chinese Box"

Nach Hongkong, wo er 1949 geboren wurde, ist Wayne Wang mehrmals zurückgekehrt: nach dem Magisterabschluß an einem Artcollege in Kalifornien und 1990, als er in der Kronkolonie den allegorischen Thriller "Life is Cheap . . . But Toilet Paper is Expensive" drehte. Beziehungen zwischen Chinesen und Amerikanern europäischer Abstammung sind Wangs bevorzugtes Thema, auch wenn seine höchst erfolgreiche Brooklyn-Komödie "Smoke" das Identitätsproblem des in den Vereinigten Staaten lebenden Regisseurs fast vergessen ließ.

Gemeinsam mit dem renommierten französischen Drehbuchautor Jean-Claude Carrière hat Wayne Wang nun ein spiegelverkehrtes Bild des Nichtankommenkönnens in einer zur Heimat erwählten Fremde erschaffen. Hier läßt er keinen Asiaten in Amerika nach der eigenen Befindlichkeit fragen, sondern den britischen Wirtschaftsjournalisten John (Jeremy Irons) in Hongkong, wo dieser seit 25 Jahren Fuß gefaßt hat, eine heftige und am Ende tödliche existentielle Unruhe durchleben. Denn die Silvesternacht markiert für John nicht nur das nahe Ende vom Sonderstatus der Stadt und ihrer Vorzüge, sondern zeigt ihm eine unheilbare Krankheit an.

Gewißheit des nahen Todes wirkt in Film und Literatur, gewiß auch im Leben, oft als Motiv, hemmende Rücksichten zu überwinden und zu tun, was man schon längst hätte tun sollen. So auch hier. Endlich gesteht John der Barbesitzerin Vivian (Gong Li) seine Zuneigung, aber die wartet auf das Ja-Wort des reichen Chang (Michael Hui), der seiner Position als Geschäftsmann die Heirat mit der früheren Hosteß nicht glaubt zumuten zu können. In der existentiell wie politisch verunsicherten Situation kommt es zu einigen kurzen Stunden erfüllten Glücks zwischen John und Vivian. Als vierte wird das Straßenmädchen Jean (Maggie Cheung) ins Spiel gebracht. Ihr durch ein Verbrechen entstelltes Gesicht zieht John magisch an, und gern würde er Jean aus der fatalen Abhängigkeit von einer zwielichtigen Bande befreien. Doch alles mißlingt, und während der britische Gouverneur den Union Jack einholt, steht der Tod vor Johns Tür.

"Chinese Box" reflektiert den Zerfall einer alten Welt und den Beginn eines neuen Zeitalters, wofür das melancholisch davongleitende englische Schlachtschiff und die mit gefrorenem Lächeln einrückenden, zaghaft begrüßten Soldaten der chinesischen Volksbefreiungsarmee nur äußerlich stehen. Mit John sehen Wang und Carrière einen Typ des westlichen Intellektuellen sterben, der in der asiatisch-europäischen Szenerie der Inselstadt einen Lebensraum gefunden hatte. Vom alten Kontinent mit seinen Regeln losgelöst, fand John in Hongkong die Gelegenheit zu einem für ihn einzigartigen Abenteuer des Geistes. Er konnte beobachten und vermitteln, ohne dazuzugehören, und eine Brücke bauen, für die ihm beide Seiten dankbar sein mußten. Chang schätzt ihn derart, daß er ihm arglos Vivian anvertraut. Doch nun werden die Karten neu verteilt. Chang, der gewiefte Händler, kann sich mit den Männern aus dem aufstrebenden China schnell arrangieren. Könnte es auch John? Seine Unabhängigkeit und Distanz wäre er vielleicht bereit zu opfern, aber nicht eines Vorteils wegen, sondern um der Einsamkeit und der Angst zu entfliehen.

Die Handkamera von Vilko Filac, der die Filme Emir Kusturicas geprägt hat, dient der Regie als Medium neuer Orts- und Selbsterfahrung. Stets dicht an den Figuren und Schauplätzen, vermittelt sie, zur Musik des Australiers Graeme Revell, die Irritation, die Menschen befällt, wenn etwas in ihrem Leben nicht mehr zu stimmen scheint. Während für John alles zu Ende geht, auch wenn er es vor sich und mehr noch den anderen zu verbergen sucht, bleibt in der Stadt seiner Wahl doch manches beim alten. In den engen Quartieren wird das Leben so laut und so emsig wie bisher weitergehen, zumindest muß es dem Scheidenden so scheinen.

Den Kern des Dramas bildet die überschattete Liebe zwischen John und Vivian. Jeremy Irons und Gong Li sind beide internationale Stars, aber in höchst unterschiedlichen Welten zu Hause. Irons verkörpert, in seiner Rolle wie als Schauspieler, den die Kontinente schnell wechselnden Westler, während Gong Li wie eine - trotz Widerstreit und Unglück - im Reich der Mitte fest verwurzelte Symbolgestalt des Ostens wirkt. Irons' unsicheres Lächeln steht für Zukunftslosigkeit, Gong Lis heftiges Auftreten dagegen beweist, wieviel das Leben mit Menschen wie Vivian noch vorhat. Wayne Wang war nüchtern genug, der Versuchung zu einer melodramatischen Versöhnung zu widerstehen. In John hat er wohl ein Stück von sich selbst gespiegelt, nur daß er nicht in Hongkong leben und sterben will, obwohl der Ort doch seine Heimat ist. HANS-JÖRG ROTHER

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