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Auf dem Rückweg vom Manöver zur Kaserne bleibt der Rekrut Paul unbemerkt an einer Raststätte zurück. Die Kompanie fährt ab und Paul nach Hause. Während die Bundeswehr ihn sucht, geht der 19-jährige seinem Bruder Max auf die Nerven und verliebt sich auch noch in dessen dänische Freundin Lene.
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Produktbeschreibung
Auf dem Rückweg vom Manöver zur Kaserne bleibt der Rekrut Paul unbemerkt an einer Raststätte zurück. Die Kompanie fährt ab und Paul nach Hause. Während die Bundeswehr ihn sucht, geht der 19-jährige seinem Bruder Max auf die Nerven und verliebt sich auch noch in dessen dänische Freundin Lene.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2003

Die innere Sicherheit
Leben als Entropie: Ulrich Köhlers Debütfilm "Bungalow"

Die Autobahnraststätte ist der ideale Ort für eine unerlaubte Entfernung von der Truppe. Paul steigt, wie die Kameraden auch, vom Lastwagen herunter, trottet in die Gaststätte und versteckt sich dann einfach hinter einer Zeitung, während die Rekruten das Kommando zum Einsteigen befolgen. Als die Bundeswehrkolonne verschwunden ist, ist Paul ein Deserteur - und Deutschland sein Rückzugsgebiet.

Es ist ein seltsames Land, das der junge Regisseur Ulrich Köhler in "Bungalow" zeigt. Die sanften Hügellandschaften sind hoffnungslos zersiedelt, zwischen den Eigenheimen aber sind kaum Menschen zu sehen. Manchmal hört man in der Ferne ein Auto auf Vollgas beschleunigen, und einmal gibt es im Dorf eine Explosion. Da staut sich dann der Verkehr, und plötzlich sind die Rasenflächen gefüllt mit Schaulustigen. In diese Welt flüchtet Paul vor den Feldjägern der Bundeswehr. Es ist die Welt seiner Jugend. Die Eltern sind auf Urlaub in der Toskana, doch der Bruder taucht unerwartet mit seiner dänischen Freundin auf. Auf Paul wartet niemand. Kerstin von der Motorroller-Gang kommt nur vorbei, um ihm zu sagen: "Es ist aus."

Es wäre verfehlt, in diesem ersten abendfüllenden Spielfilm von Ulrich Köhler, der in Frankreich und Hamburg studiert hat, ein Generationenporträt zu sehen. "Bungalow" enthält einfach eine sehr spezifische Erfahrung. Sie hat damit zu tun, daß junge Männer nach dem Ende ihrer Jugend durch den Wehrdienst in einen Zustand der Unwirklichkeit geraten, mit einem disziplinarischen Ernst, dem die gesellschaftlichen Grundlagen längst weggebrochen sind. Köhler deutet dies in einer Szene an, in der Paul an einer Tankstelle auf seinen ehemaligen Lehrer trifft, der ihn fragt, warum er nicht verweigert habe. "Gewissensgründe" ist die schlagende Antwort. In Wahrheit ist es das völlige Fehlen guter Gründe, das Pauls Leben auszeichnet. Lennie Burmeister spielt ihn als einen leicht apathischen Jungen mit schlechter Haltung, der sich nur dann aufrichtet, wenn er auf dem Skateboard steht und die Straße ins Dorf hinunterschießt.

Köhler filmt diese Szene als reine, schwerelose Bewegung, während Paul sonst zumeist herumlungert, sich mit seinem steifen Bruder (Devid Striesow) kleine Duelle liefert und auf eine ungelenke Weise dessen Freundin Lene (Trine Dyrholm) den Hof macht. Die Begegnungen mit früheren Freunden sind an Banalität nicht zu überbieten; bei diesen Nebenfiguren wird der Blick von Ulrich Köhler auf die Absurditäten des Kleinstadtlebens auch ein wenig ungnädig. Der Bungalow ist das Sinnbild einer Welt, die alles enthält, nur keine Alternativen. Paul möchte das Niemandsland verlassen in Richtung Berlin, aber seine Hoffnung auf das Wiedersehen mit einer Urlaubsbekanntschaft wird schon am Telefon enttäuscht. Lene möchte nach München, um in einem Science-fiction-Film zu spielen, aber ihr Engagement kommt nicht zustande.

Das Leben wird entropisch, nur vages sexuelles Begehren weist noch ins Freie - und die blinde kinetische Energie einer Autofahrt durch eine Mondlandschaft, die als Bild völlig aus dem Film herausfällt und eine der geschickt eingesetzten Irritationen darstellt, mit denen Köhler sich aus den Fallen eines einsinnigen Realismus befreit. Das Territorium, das die Bundeswehr schützen soll, ist keine Heimat mehr, eher eine Zone, die Rätsel aufgibt, deren Lösung nicht mehr lohnt. "Bungalow" steht - nicht nur durch Zitate, sondern in seiner ganzen Haltung - in der Tradition des New Hollywood, einer Ära verlorener Gewißheiten, und erweist sich gerade durch diese Verfremdung als einer der besten Filme aus Deutschland seit langer Zeit.

BERT REBHANDL

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