(Vorsicht, Spoiler!)
Es stimmt sicher, auf den ersten Blick läßt sich "The Beguiled", ein weiteres großartiges Produkt der Zusammenarbeit von Don Siegel und Clint Eastwood aus dem Jahre 1971, antifeministisch lesen, und viele Kritiker haben dies auch getan. Doch schauen wir einfach nochmals
hin!
Die Idee zu diesem Film, der eigentlich viel mehr in das Genre des Psychohorrors als in das des…mehr(Vorsicht, Spoiler!)
Es stimmt sicher, auf den ersten Blick läßt sich "The Beguiled", ein weiteres großartiges Produkt der Zusammenarbeit von Don Siegel und Clint Eastwood aus dem Jahre 1971, antifeministisch lesen, und viele Kritiker haben dies auch getan. Doch schauen wir einfach nochmals hin!
Die Idee zu diesem Film, der eigentlich viel mehr in das Genre des Psychohorrors als in das des Westerns gehört, kam von Eastwood selbst, der einen Narren am Roman "A Painted Devil" von Thomas Cullinan gefressen hatte, in dem es darum geht, wie ein verwundeter Nordstaatensoldat Zuflucht in einer Mädchenschule sucht, und er überredete Don Siegel dazu, bei diesem Film Regie zu führen. Eastwood spielt den Soldaten John McBurney, der als Versprengter nach einer Schlacht verwundet im Wald liegt, bis ihn ein zwölfjähriges Mädchen, Amy (Pamelyn Ferdin), findet. Sie bringt ihn in das Pensionat von Martha Farnsworth (Geraldine Page), wo neben der Leiterin nur noch eine Lehrerin, Edwina (Elizabeth Hartman), sechs Schülerinnen und eine afroamerikanische Sklavin leben, während draußen die Nordstaatenarmee immer näher rückt, was bei den Frauen für Angst und Unruhe sorgt. Man beschließt, den Verwundeten zunächst gesund zu pflegen, um ihn dann den Konföderierten zu übergeben, denn in seinem gegenwärtigen Zustand würde McBurney kein Kriegsgefangenenlager überleben. McBurney ist froh über diese Galgenfrist und beschließt, sie zu verlängern, indem er der Pensionatsleiterin und Edwina sexuelle Avancen macht. Als er jedoch von Edwina mit der siebzehnjährigen Schülerin Carol (Jo Ann Harris) im Bett erwischt wird, wendet sich das Blatt für ihn.
"The Beguiled" - an dem Siegel trotzig als seinem filmischen Lieblingskind festhielt - wurde seinerzeit von Publikum wie Kritikern eher verhalten aufgenommen, obwohl er sicherlich zu den besten Filmen gehört, die Eastwood je gedreht hat. Die schlechte Resonanz mag zum einen an der Promotion durch Universal liegen, die beim Publikum einen falschen Eindruck vom Inhalt des Filmes erweckten - nun ja, ein Mann und mehrere Frauen in einem Haus eben -, sowie daran, daß Eastwood hier eine Rolle spielt, die völlig gegen sein damaliges Image als knallharter Macho ging und einen Großteil seiner Fans mit der symbolhaften Kastration, die in der Amputation eines Beines durchscheint, und seinem unrühmlichen Tod durch den Verzehr giftiger Pilze vor den Kopf stoßen mußte. Darüber hinaus war es sicher gerade der Name Eastwoods an der Spitze der Besetzungsliste, die den Teil des Publikums, der den Film zu schätzen gewußt hätte, davon abhielt, ins Kino zu gehen, um ihn sich anzusehen. Im nachhinein, so Eastwood, wäre es sicher besser gewesen, wenn er den John McBurney nicht selbst gespielt hätte. Die Zeit war eben noch nicht reif für einen mehrdimensionalen Clint.
Auch die Kritiker überboten einander in Verrissen des Filmes. Karyn Kay beispielsweise warf Don Siegel vor, seinem Frauenhaß durch die Zeichnung eher unsympathischer weiblicher Charaktere freien Lauf zu lassen, und schrieb: "In der männlich orientierten Welt, dem typischen Siegel-Territorium, überlebt der 'kalte' Protagonist, indem er sein 'heißes' weibliches Alter ego umbringt (wie Dirty Harry den weibischen, quengligen, langhaarigen Skorpion). Aber in 'The Beguiled' wird das starke männliche Ego von John McBurney von seinem wehleidigen 'anderen' getötet, das in einer verkehrten, weiblich dominierten Welt stark geworden ist. Was wird in dieser Frauenschule gelehrt? Wie uns der Menschenhasser Siegel schließen läßt: Inzest, Männerhaß, Lesbianismus und Mord.