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Ein Portrait von 5 Bands und Musikern der Punkrock-Szene in China

Produktbeschreibung
Ein Portrait von 5 Bands und Musikern der Punkrock-Szene in China
Autorenporträt
Susanne Messmer, geboren 1971, lebt in Berlin und Peking. Im Alter von achtzehn Jahren gründete sie ihr erstes Kulturmagazin, mit achtundzwanzig ihre erste Plattenfirma. Sie studierte neue deutsche Literatur und Philosophie. Heute arbeitet sie als Kulturjournalistin für Presse und Funk (Taz, Merian, Die Zeit, Frankfurter Rundschau, Deutschland Radio Kultur, SWR2 usw.).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2014

Nicht mal Waffen helfen weiter
Ein Filmbericht von der Front der Hoffnungslosen: "Youth" im Kino

Die Brüder Yaki und Shaul sehen sich dermaßen gespenstisch ähnlich, dass ihr Verhalten gar nicht mehr so absonderlich wirkt, wie es ist. Wenn sie wütend sind, nicht aufeinander, sondern auf das Leben, das sie nicht in die Freiheit entlässt, fallen sie übereinander her und verkeilen ihre Glieder. Oder stehen morgens friedlich nebeneinander an der Kloschüssel. Und sie planen gemeinsam, ohne zu sprechen, als seien sie ein und dieselbe Person, ein großes Ding. Denn Yaki ist gerade zum Militärdienst eingezogen worden und hat deshalb eine Waffe, von der er sich kaum jemals trennt.

Yaki und Shaul leben in der Tel Aviver Vorstadt Petach Tikva, von dort kommt auch der Regisseur des Films "Youth", Tom Shoval. Es ist ein ärmliches Gebiet, wo die Jugendlichen auf Spielplätzen herumstehen und kiffen, weil es sonst nichts zu tun gibt. Der Vater der Brüder hat keine Arbeit mehr, die Mutter steckt Werbezettel in Umschläge und arbeitet zu Hause im Akkord. Die Waffe der Armee verleiht den Brüdern, so denken sie, die Macht, die sie brauchen, ihre Familie davor zu bewahren, die Wohnung zu verlieren, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen kann.

Die beiden halten es nun für eine brillante Idee, zur Zukunftssicherung der Familie ein Mädchen mit reichen Eltern aus Shauls Schule zu entführen und im Bombenschutzraum ihres Wohnhauses zu verstecken, bis die Eltern das Lösegeld gezahlt haben. Shoval führt uns mit seinem Film in ein gesellschaftliches, geographisches und emotionales Gebiet, das wir selten im Kino sehen: in ein Israel, das nicht vom Konflikt mit den Palästinensern bestimmt ist, sondern von der Ärmlichkeit der Verhältnisse am unteren Ende der sozialen Schichtung. Es herrscht eine Hoffnungslosigkeit und Düsternis in diesem Film, und nur die immer wieder ausbrechende Gewalt versetzt die Personen und die Bilder in Bewegung. Allein wie die Entführer mit ihrem Opfer umgehen, ungelenk, erschrocken vor der mädchenhaften Zerbrechlichkeit, und wie alles schiefgeht, weil Schabbattag ist und die Eltern deshalb das Telefon nicht abnehmen, all das zeugt von einer tiefen Entwurzelung auch aus den Traditionen jüdischen Lebens. So treiben die Brüder durch ihren eigenen Plot, und die Waffe hilft ihnen nicht weiter. Ein starker, schrecklicher Film.

VERENA LUEKEN

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