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Das Schicksal der kleinen Ayla scheint besiegelt als ein Erdbeben die Familie des Cro-Magnon-Mädchens auslöscht. Als einzige Überlebende irrt sie hilfslos durch die graue Vorzeit, bis sie schließlich von einer Gruppe Neandertalern, dem "Clan des Bären", gefunden wird. Doch das Misstrauen gegenüber dem fremdartigen Mädchens innerhalb des Clans ist groß, und ihre Ziehmutter Iza hat viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um zu verhindern, dass Ayla von der Gruppe verstoßen wird. Ayla muss schnell lernen, ihre Rolle im "Clan des Bären" zu finden, um überleben zu können.
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Produktbeschreibung
Das Schicksal der kleinen Ayla scheint besiegelt als ein Erdbeben die Familie des Cro-Magnon-Mädchens auslöscht. Als einzige Überlebende irrt sie hilfslos durch die graue Vorzeit, bis sie schließlich von einer Gruppe Neandertalern, dem "Clan des Bären", gefunden wird. Doch das Misstrauen gegenüber dem fremdartigen Mädchens innerhalb des Clans ist groß, und ihre Ziehmutter Iza hat viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um zu verhindern, dass Ayla von der Gruppe verstoßen wird. Ayla muss schnell lernen, ihre Rolle im "Clan des Bären" zu finden, um überleben zu können.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2010

Die Beflissenheit der Dinge
Su Turhans Film "Ayla" bastelt an den Klischees, die er vermutlich überwinden möchte

Fangen wir mit dem Guten an: "Ayla" ist gut gemacht. Der Film ist spannend und dicht inszeniert, Regisseur Su Turhan beherrscht sein Handwerk. Nur der Stadt München gewinnt er dann doch visuell erstaunlich wenig ab, als wüsste der Regisseur nicht, was er mit jener Topographie noch anfangen könnte.

Manchmal gibt es hier auch Momente, da geht es wirklich um Menschen. Da schaut der Film einfach hin, ohne schon vorher zu wissen, was er sehen will. Da sieht man schöne, junge, gar nicht durch Eigenschaften und Stereotypen klar gekennzeichnete, sondern widersprüchliche Menschen miteinander reden oder einfach leben. Dann geht nicht um Themen, Konzepte, Vorstellungen, um die Scheidung der Menschen in "wir" und "die". Das trifft vor allem auf die Szenen der Titelfigur zu, die Pegah Ferydoni sehr überzeugend mit Feingefühl und Nuanciertheit verkörpert und dabei all die Spielräume ausnutzt, die das Drehbuch zulässt. Das sind leider nicht übermäßig viel, denn diese Ayla soll eine moderne junge Deutschtürkin sein, ist aber im Ergebnis vor allem eine Folie, auf der andere ihre Konflikte und Probleme austragen. Ihre Modernität soll der Zuschauer vor allem daran erkennen, dass sie zum Beispiel abends in einem Club jobbt und dabei eher leicht bekleidet und dick geschminkt ist und sich außerdem noch eine Perücke aufsetzt - ausgerechnet eine blonde - sich also sozusagen auch äußerlich eindeutscht. Als Allererstes taucht dann natürlich nicht etwa ein musikinteressierter Clubbesucher oder ein paar bedröhnte Jugendliche auf, sondern ihr Vater, der dann die Augenbrauen böse runzelt, wie der Wolf im Märchen.

Einmal probeweise als ganz normaler deutscher Film betrachtet - und nicht als "deutsch-türkischer", was längst Label und Marketingmasche, ein Genre mit eigenen Gesetzen ist -, wäre "Ayla" zwar kein Märchen, aber ein Heimatfilm, also irgendwie ungemein antiquiert. Er folgt Einfällen und Erzählgesetzen, die aus den fünfziger Jahren stammen, was nur deshalb niemandem sofort auffällt, weil man denkt, "die Türken" seien "eben so". Er erzählt von einer Welt, in der die Väter noch Patriarchen sind, deren Wort Gesetz ist, in der diese Gesetze einer alten Tradition folgen, und die Söhne den Vätern gehorchen, selbst wenn die von ihnen Verbrechen verlangen.

Natürlich gibt es in Deutschland und anderswo Migrantenfamilien, die wirklich so leben. Übrigens leider auch welche ohne türkische Wurzeln. Das, was an einem Film wie "Ayla" ärgert, ist, dass er diese Ausnahmen als Normalfall hinstellt, dass er feinsäuberlich zwischen "wir" und "die" unterscheidet, zwischen modernem deutschen und traditionalistischem deutsch-türkischen Leben, dass er in jedem zweiten Bild jene Klischees bestätigt, gegen die der Film auf der Erzählebene eintritt. Man wundert sich auch, warum in so vielen Filmen über deutsch-türkische Familien immer ältere Schwestern vorkommen, die strenge Kopftuchträgerinnen sind, fundamentalistische Gatten haben und ihren jüngeren Schwestern Moral predigen. Man wundert sich, warum hier alle Väter stockkonservativ und stur sind. Da erreicht der Film das Analyseniveau von Thilo Sarrazin - nur von links betrachtet, also viel beflissener an politischer Pädagogik interessiert. Aber auch bei der wird nicht viel herauskommen, wenn sich das Nachdenken über Gender und Geschlechterrollen im Islam an der Alternative Netzstrümpfe oder Kopftuch entlanghangelt.

In dem Kindergarten, in dem sie tagsüber arbeitet, gibt es eine blonde deutsche Kollegin, die all die Vorurteile, die man so haben könnte über Türken, in Form freundlich-flotter Sprüche zum Besten gibt. Und immer wieder kommt es zu kleinen Dialogszenen, in denen Ayla diese Vorurteile widerlegen kann. In dem Kindergarten lernt Ayla dann auch eine Migrantin kennen, die gerade in Scheidung lebt und deshalb von ihrer Familie bedroht wird. Irgendwann nimmt sie diese und ihr Kind sogar bei sich zu Hause auf. Und wie der Zufall in solchen Filmen so spielt, entpuppt sich der sanfte Fotograf, mit dem Ayla nachts eine Affäre hat, bald als der böse Bruder dieser Frau - weshalb Ayla nicht nur einfach zwischen Tradition und Moderne steht, sondern auch zwischen Gewalt und Moral. Das ist alles furchtbar ausgedacht und noch nicht einmal dem Anschein nach subtil.

So mündet der Film in einen Showdown, der sich immerhin eine gewisse Spannung erhält, weil man allenfalls ahnen kann, ob es am Ende dann zum Ehrenmord kommt. Was an "Ayla" wie an ähnlichen Filmen der letzten Zeit aber enttäuscht, ist, dass das deutsche Kino sich, sobald es politisch oder "gesellschaftsrelevant" wird, so aller Utopien begibt, sich nichts mehr traut und stattdessen beflissen die paar auch noch falschen Schlagworte wiederkäut, die man schon längst aus der Sonntagstalkshow kennt.

RÜDIGER SUCHSLAND

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