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All die schönen Pferde
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John Grady Cole, aufgewachsen zwischen wilden Pferen on der rauen Schönheit von Texas, träumt von einem besseren Leben in Mexiko. Als er die Grenze irgendwann tatsächlich hinter sich bringt, warten dort allerdings harte Arbeit und gefährliche Abenteuer auf ihn. Aber auch die Liebe seines Lebens...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Filmografien: Schauspieler und Regisseur - 4 seitiges Booklet

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Produktbeschreibung
John Grady Cole, aufgewachsen zwischen wilden Pferen on der rauen Schönheit von Texas, träumt von einem besseren Leben in Mexiko. Als er die Grenze irgendwann tatsächlich hinter sich bringt, warten dort allerdings harte Arbeit und gefährliche Abenteuer auf ihn. Aber auch die Liebe seines Lebens...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Filmografien: Schauspieler und Regisseur - 4 seitiges Booklet
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2001

Das war der milde Westen
Billy Bob Thornton verfilmt Cormac McCarthys Roman "All die schönen Pferde"

Das Land werde nie mehr so sein, wie es einmal war, sagt John Grady Coles Vater zu seinem Sohn, als sie sich zum letzten Mal sehen. Aber John Grady will das Land so kennenlernen, wie es gewesen ist. Deshalb reitet er im Morgengrauen zusammen mit seinem Freund Lacey Rawlins fort aus San Angelo, Texas. Sie durchqueren den Rio Grande und die Steppen Nordmexikos, bis sie auf einer Hacienda Arbeit finden. Dort verliebt sich John Grady in die Tochter des Hacienderos. Die Affäre wird entdeckt, Cole und Rawlins kommen ins Gefängnis, dann ins Zuchthaus. Beide überleben nur knapp. Gealtert an Leib und Seele, mit Stich- und Schußnarben am Körper, kehrt John Grady nach San Angelo zurück, wo sein Vater gerade gestorben ist.

Cormac McCarthy hat diese Geschichte vor neun Jahren in einem Buch erzählt. "All die schönen Pferde", McCarthys sechster Roman, machte seinen Autor im Handumdrehen zu einem Klassiker der amerikanischen Literatur. Jetzt erzählt der amerikanische Schauspieler und Regisseur Billy Bob Thornton die Abenteuer von John Grady Cole in einem Film, der, wie es aussieht, niemanden reich oder glücklich machen wird, am wenigsten seine Zuschauer. Warum? Es ist die gleiche Geschichte. Und doch ist sie es nicht. Natürlich fehlt ihr der Tonfall des Romans; aber das geht allen Literaturverfilmungen so. Natürlich wird der epische Überschwang des Buches auf der Leinwand zu harten visuellen Tatsachen eingekocht; aber das haben schon Welles und Visconti so gehalten. Was also läßt Thorntons "Schöne Pferde" so furchtbar lahmen?

San Angelo, Texas, 1949. John Grady Cole (Matt Damon) liegt mit seinem Kumpel Lacey (Henry Thomas) im Gras. "Hast du schon mal übers Sterben nachgedacht?" - "Und du?" - "Manchmal." Dann sieht man einen Präriefriedhof. John Grady Coles Großvater ist gestorben; seine Tochter, John Gradys Mutter, will die Ranch verkaufen, auf der der Junge aufgewachsen ist. John Grady besucht seinen Vater in der Stadt. Dessen Hände zittern, als er sich eine Zigarette anzündet; die Kamera geht dabei so nahe heran, daß Coles Feuerzeug fast die gesamte linke Bildhälfte ausfüllt. "3rd Infantry" steht auf dem Blech, ein Fingerzeig der Regie, daß der alte Cole im Krieg gewesen ist. Wir aber sehen etwas anderes: ein Stück Zigarettenwerbung.

Eine viertel Filmstunde später erreichen Cole und Rawlins den Rio Grande. Unterwegs haben sie Jimmy Blevins (Lucas Black) aufgegabelt, einen dürren Jungen mit sonnenverbranntem Gesicht, der wie sie einem kaputten Familienleben entflohen ist. Warum sie ihn mitnehmen sollten über die Grenze, fragt Rawlins den Jungen, und Blevins antwortet: "Weil ich Amerikaner bin." Dann reiten sie hinab zum Wasser. "Unter dem weißen Viertelmond zogen sie über den Fluß, nackt, bleich und schmächtig auf ihren Pferden." So steht es bei Cormac McCarthy. Bei Billy Bob Thornton sieht man drei Reiter im hellen Mittagslicht, die mit Juchhe ihre Rösser in die Wellen jagen, zu einer Musik, die an die flachsten Klischeebilder des Wilden Westens gemahnt, an "Bonanza", an "Rauchende Colts" und abermals an die Werbespots jener Zigarettenmarke, die den Geschmack von Freiheit und Abenteuer für ihre Glimmstengel reklamiert.

Ted Tally, der Drehbuchautor des Films, hat schon "Das Schweigen der Lämmer" für die Leinwand eingerichtet. Für sein Skript zu "All die schönen Pferde" gewann er den Preis des amerikanischen Kritikerverbandes. Selbst Cormac McCarthy, heißt es, habe Tallys Drehbuch gemocht. Das klingt plausibel, denn Tally hat sich geradezu sklavisch an die Dialoge und die szenische Abfolge des Romans gehalten, er hat den Text Seite für Seite in Kameraeinstellungen übersetzt, und Billy Bob Thornton hat daraus hübsche, runde Filmbilder geformt. Vier Stunden soll die erste Schnittfassung gedauert haben. Aber auch diese Fassung, welche die Produzenten von "All die schönen Pferde" dem Publikum erspart haben, kann nicht viel besser als der Endschnitt gewesen sein. Denn bei dem Stoff, den Thornton und Tally in Händen hatten, kommt es weniger auf wörtliche als auf geistige Werktreue an. Es geht um eine Haltung des Erzählens, die der Erzählhaltung des Autors der Vorlage kinematographisch entspricht. Billy Bob Thorntons Film hat diese Haltung nicht.

Der amerikanische Westen und seine Spiegelungen in der populären Kunst, das Westernkino und die Westernliteratur, haben ihre Unschuld, wenn es sie je gab, lange verloren. Die Bilder und die Worte, mit denen die beiden Genres sich ausdrückten, sind zu Formeln erstarrt. Cormac McCarthy zieht daraus die einzig mögliche Konsequenz: Er wird barock. Bei ihm ist alles Übertreibung, die Landschaften, die Menschen, die Stories, doch gerade dadurch wird er dem irrealen Zauber der Wunderwelten aus Stein, die sich nördlich und südlich des Rio Grande erstrecken, eher gerecht als ein realistischer Erzähler.

"Im unechten Blau der Dämmerung war es, als stiegen die Plejaden empor ins Dunkel der Welt und zögen die Sterne mit sich": Ein Film, der dieser Prosa gerecht werden wollte, müßte den Westen neu erfinden. Er müßte jenseits der Grenze, die John Grady Cole und seine Begleiter überqueren, ein ganz neues Westernreich entdecken, hyperreal und unwirklich zugleich. Billy Bob Thorntons Film dagegen erblickt in McCarthys Mexiko nur ein ärmeres Amerika. Von der Fremde, in welcher der Romanautor seinen Helden untergehen und wieder auferstehen ließ, wird dieser Regisseur nicht berührt.

Seinen Tiefpunkt erreicht "All die schönen Pferde" in jener Szene, der das Buch seinen Titel verdankt. Das Zureiten der wilden Mustangs auf der Hacienda durch Cole, bei McCarthy ein Hoheslied auf männliche Naturbeherrschung und Naturverfallenheit, wird bei Thornton zu einem süßlichen Videoclip, den man je nach Laune mit einem Song von Madonna oder ein paar Gitarrenriffs von Ry Cooder unterlegen könnte. Danach glaubt man dem Film nichts mehr, weder die Romanze seines Helden mit der schönen Alejandra (Penelope Cruz) noch Coles Zorn über die Ermordung Jimmy Blevins', der ihm die Kraft gibt, nach Texas heimzukehren. Unter den vielen falschen Bildern werden auch die wenigen richtigen begraben, die Barry Markowitz' Kamera aufgenommen hat: der Blick ins Gesicht des Indianers, den Cole aus dem Gefängnis befreit, oder der Blutrausch der Messerstecherei im Zuchthaus. Es sind die wenigen Momente, in denen Thorntons Film keine Werbung für sein Sujet macht und es gerade dadurch endlich erreicht.

"Ich habe schon vieles gehört, was meinen Glauben an die Menschen ziemlich erschüttert hat", sagt am Ende der alte Richter (Bruce Dern), dem John Grady Cole seine Erlebnisse erzählt. "Wie auch immer, deine Geschichte gehört nicht dazu." Wir haben schon vieles gesehen, was unseren Glauben an das Kino nicht erschüttert hat. Auch dieser Film gehört dazu.

ANDREAS KILB

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