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  • Format: ePub

Der Strafgefangene Willi Kufalt geht in seiner Zelle auf und ab. Fünf Schritte hin, fünf Schritte her. Wieder fünf Schritte hin. Einen Augenblick bleibt er unter dem Fenster stehen. Es ist schräg aufgestellt, soweit die eisernen Blenden das zulassen, und herein dringt das Scharren vieler Füße, auch einmal der Ruf eines Wachtmeisters: "Abstand halten! Fünf Schritte Abstand!" Station C 4 hat Freistunde, eine halbe Stunde gehen sie dort im Kreis, an der frischen Luft. "Nichts haben Sie zu reden! Verstanden?!" ruft der Wachtmeister draußen, und die Füße scharren weiter. Der Gefangene geht gegen…mehr

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Produktbeschreibung
Der Strafgefangene Willi Kufalt geht in seiner Zelle auf und ab. Fünf Schritte hin, fünf Schritte her. Wieder fünf Schritte hin. Einen Augenblick bleibt er unter dem Fenster stehen. Es ist schräg aufgestellt, soweit die eisernen Blenden das zulassen, und herein dringt das Scharren vieler Füße, auch einmal der Ruf eines Wachtmeisters: "Abstand halten! Fünf Schritte Abstand!" Station C 4 hat Freistunde, eine halbe Stunde gehen sie dort im Kreis, an der frischen Luft. "Nichts haben Sie zu reden! Verstanden?!" ruft der Wachtmeister draußen, und die Füße scharren weiter. Der Gefangene geht gegen die Tür, nun bleibt er dort stehen und lauscht in den Bau, der still ist. "Wenn Werner heute nicht schreibt", denkt er, "muß ich zum Pfaffen gehen und betteln, daß sie mich in das Heim aufnehmen. Wohin soll ich sonst? Über dreihundert Mark macht mein Arbeitsverdienst sicher nicht. Die sind bald alle." Er lauscht immer noch. "In zwanzig Minuten ist die Freistunde vorbei. Dann kommen wir runter. Sehen, daß ich vorher noch was Tabak krampfe. Ich kann doch nicht die letzten zwei Tage ohne Tabak sein." Er öffnet das Schränkchen. Sieht hinein. Aber natürlich ist kein Tabak da. "Die Eßschüssel muß ich auch noch wienern, sonst kotzt Rusch mich an. Putzpomade ...? Besorgt mir Ernst." Auf den Tisch legt er Jacke, Mütze, Halstuch. Wenn draußen auch ein strahlender, warmer Maitag ist, Halstuch und Mütze sind Vorschrift. "In zwei Tagen ist es ja überstanden. Dann kann ich mich anziehen, wie ich mag." Er versucht sich vorzustellen, wie sein Leben dann sein wird, aber er kann es nicht. "Da gehe ich also die Straße lang und da ist eine Kneipe und ich mache einfach die Tür auf und sage: Ober, ein Glas Bier ..." Draußen, in der Zentrale, der Hauptwachtmeister Rusch schlägt mit dem Schlüssel gegen das Eisengitter. Es hallt durch den ganzen Bau, in sechshundertvierzig Zellen ist es zu hören. "Schwein das, mit seiner ewigen Krachmacherei", murrt Kufalt. "Stimmt wieder was nicht, Ruscheken? Wenn ich nur wüßte, was ich anfange, wenn ich rauskomme! Die werden mich doch fragen, wohin ich entlassen werden will ... Und wenn ich keine Arbeit weiß, wird mein Verdienst von hier an die Wohlfahrt überwiesen und ich darf mir alle Wochen ein bißchen holen. Euch hust' ich was! Lieber dreh' ich noch mit Batzke ein großes Ding ...!" Er schaut gedankenverloren auf seine Jacke, deren blauer Ärmel mit drei weißen Streifen Wäscheband geziert ist. Was bedeutet, daß er "dritte Stufe" ist, ein Gefangener also ...

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Autorenporträt
Hans Fallada (Rudolf Ditzen) lebte von 1893 bis 1947 und war ein deutscher Schriftsteller.