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Drawing on a huge range of sources - letters, memoirs, conversations - Orlando Figes tells the story of how Russians tried to endure life under Stalin. Those who shaped the political system became, very frequently, its victims. Those who were its victims were frequently quite blameless. The Whisperers recreates the sort of maze in which Russians found themselves, where an unwitting wrong turn could either destroy a family or, perversely, later save it: a society in which everyone spoke in whispers - whether to protect themselves, their families, neighbours or friends - or to inform on them.

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Produktbeschreibung
Drawing on a huge range of sources - letters, memoirs, conversations - Orlando Figes tells the story of how Russians tried to endure life under Stalin. Those who shaped the political system became, very frequently, its victims. Those who were its victims were frequently quite blameless. The Whisperers recreates the sort of maze in which Russians found themselves, where an unwitting wrong turn could either destroy a family or, perversely, later save it: a society in which everyone spoke in whispers - whether to protect themselves, their families, neighbours or friends - or to inform on them.

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Autorenporträt
Orlando Figes is Professor of History at Birkbeck College, University of London. He is the author of Peasant Russia, Civil War, A People's Tragedy, Natasha's Dance, The Whisperers and Just Send Me Word. His books have been translated into over thirty languages.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2008

Wie die Menschen zu Flüsterern werden

Seelenkrüppel legten es darauf an, den anderen das Leben zur Hölle zu machen: Orlando Figes hat mit Zeugen des Stalinismus gesprochen und trägt ihre erschütternden Berichte zusammen.

Einem jungen Engländer, zu Gast in Russland und im Begriff, sich auf russische Geschichte zu spezialisieren, eröffnete die dramatische Endphase des Sowjetregimes in den Jahren 1985 bis 1991 die Möglichkeit faszinierender Rückblicke. Denn jetzt meldeten sich bei Orlando Figes immer mehr Menschen, die ihm von Vergangenem erzählen wollten.

In der Ära Putins und Medwedjews werden die Schatten dieser Vergangenheit zwar immer unverfrorener ausgeblendet: Russland soll, so der politische Wille, wieder stolz auf seine Geschichte sein. Figes dagegen hält es mit der Minderheit von gewissenhaften Russen, die es für ihre Ehrenpflicht halten, das Andenken der Opfer schlimmer Zeit zu pflegen. Sie wollen Schicksale von Mitbürgern ans Licht ziehen, die man lange verunglimpft und vergessen hat. In enger Zusammenarbeit mit der bewundernswerten Institution "Memorial", einer gesellschaftlichen Initiative am Staat vorbei, führte Figes unzählige Gespräche mit Betroffenen. In die Leiden, aber auch in die Verirrungen des russischen Volks hat er sich dabei so hineingedacht, als wäre er selbst ein Russe.

Aber waren dazu wirklich tausend Seiten nötig? Der Autor schwemmt sein Thema auf, wenn er neben den durchschnittlichen, unscheinbaren Verhaltensmustern, um die es ihm eigentlich geht, allzu viele Prominente einbezieht: etwa den vor aller Welt gedemütigten und dann hingerichteten Komintern-Funktionär Pjatnitzki, aber auch Konstantin Simonow, einen Nutznießer des Systems: Dieser vielgelesene Autor verstand es, mit echter Begeisterung und abstoßender Gefügigkeit eine führende Rolle im Kulturbetrieb zu erobern und zu behaupten. Was haben diese beiden Fälle aber mit Durchschnittsschicksalen gemeinsam? Das Interesse des Autors für Simonow hat wohl zu Ursache, dass er näher mit den beiden Familien bekannt wurde, die der Schriftsteller gegründet hatte. Das öffnete offenbar den Zugang zu Gesprächskontakten mit weiteren Familien.

Eingangs verspricht Figes, die oft behandelte politische Geschichte mit ihrer heikelsten Frage, was Stalin mit seinem Terror bezweckte, außer Acht zu lassen. Später kommt er aber als Historiker doch darauf zu sprechen, ohne freilich entscheidend neue Einsichten präsentieren zu können.

Von dem, was sich als unnötiges Beiwerk entpuppt, ist der Kern des Buches zu trennen, der den Familien als eine Art von kollektiver Hauptperson gewidmet ist. Die Fragen lauten: Was hat sich in ihnen abgespielt? Wie reagierten die Betroffenen auf das, was ihnen widerfuhr? Die Palette, die sich dabei ergibt, reicht von einer nie erlöschenden Begeisterung für die große Zukunftsvision der Bolschewiki über eine klaglos-patriotische Loyalität bis zu Kindern, die ihre Eltern verrieten, weil sie das dem Kommunismus schuldig zu sein glaubten. Und neben feigem Opportunimus begegnen Beispiele mutiger Hilfsbereitschaft aus dem Verwandten- und Freundeskreis.

Figes reiht eine lange Reihe von menschlichen Schicksalen mit exemplarischen Bedeutung auf und läuft dabei Gefahr, dass der Leser insgesamt wenig behält. Leichter haben es doch Erzähler und Filmemacher, die Einzelfälle von exemplarischer Bedeutung herausgreifen und anschaulich machen. Wie der Terror als Blitz aus heiterem Himmel in ein regimetreues Milieu einschlagen und Familien sprengen konnte, hat Lidija Tschukowskaja aus eigener Erfahrung 1940 in die packende Erzählung "Haus ohne Hüter" gegossen, die lange verborgen werden musste. Und im Film "Von der Sonne getäuscht" wandelt sich ein lustig mit den Kindern spielender Familienfreund in den bereitwilligen Handlanger der Ermordung eines bolschewistischen Bürgerkriegshelden. Derartig schauerliche Geschichten bleiben haften, was Figes mit seinen tatsächlichen Fällen nur selten gelingt.

Für eine russische Leserschaft dürfte die Form einer langen Aufreihung durchaus Sinn haben. Denn sie kann, wenn Orte, Situationen und Personen genannt werden, diese in Wohlbekanntes aus dem eigenen Gesichtskreis einordnen. So ergibt sich hier eine durchaus angemessene Form von Vergangenheitsbewältigung. Den angelsächsischen und deutschsprachigen Lesern hätten dagegen mehr Hilfen gegeben werden müssen. Vorab sollten sie wissen, welche Segmente der Bevölkerung mehr als andere vom Terror betroffen wurden.

Paradoxerweise waren es gerade die Schichten, die von den Ausbildungs- und Karrierechancen der Sowjetzeit am meisten profitiert hatten. Unter den von Figes herausgegriffenen Fällen sind mir keine aufgefallen, die durch eine abweichende weltanschauliche Prägung, etwa durch einen festen christlichen Glauben, für Opferrollen prädestiniert waren. Wir hören in der Regel von Menschen, die sich in der neuen Ordnung aufgehoben fühlten und nach schweren Jahren auf sich ständig bessernde Lebensverhältnisse hoffen durften. Ebendas hat es ihnen erschwert, ihre unerwarteten Leiden innerlich zu verarbeiten.

Die sowjetische Bevölkerung wurde offenbar weit durchgängiger und von viel mehr festangestellten Zuträgern bespitzelt als bisher angenommen. Figes etikettiert die sowjetische Gesellschaft als "Flüsterer". Auch in Deutschland wurde geflüstert, aber nicht überall war das nötig. In ihren Notizen hielt die Journalistin Ursula von Kardorff ein geselliges Beisammensein fest, bei dem in Berlin ungefähr fünfzig Eingeladene beieinanderstanden. Kurz nach dem Fall von Stalingrad und Tunis wurde in Gesprächsgrüppchen vom Leder gezogen. Hätte nicht das Regime die Ohren spitzen sollen für das, was in einem Kreis von Offizieren, Intellektuellen und Leuten der Wirtschaft und Verwaltung in einem kritischen Moment geäußert wurde? In der Sowjetunion hätte man sich solche Unachtsamkeit nicht erlaubt.

Die Reihe der damit angedeuteten Unterscheide ließe sich verlängern. Aber das Ergebnis liegt fest. Bei allen Gemeinsamkeiten waren Hitlers Grausamkeiten zum guten Teil von anderer Art als Stalins Terror. Unmenschlich waren beide, aber sie drückten sich in unterschiedlichen Formen aus.

Ein Hauptverdienst von Figes' Buch besteht darin, dass er viele vom Stalinismus Betroffene zum Reden brachte und das Gehörte festhielt, ehe es keine Zeugen mehr gibt.

GOTTFRIED SCHRAMM

Orlando Figes: "Die Flüsterer". Leben in Stalins Russland. Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. Berlin Verlag, Berlin 2008. 1036 S., Abb., geb., 34,- [Euro].

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