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Die Reihe Studia Linguistica Germanica (SLG), 1968 von Ludwig Erich Schmitt und Stefan Sonderegger begründet, ist ein renommiertes Publikationsorgan der germanistischen Linguistik. Die Reihe verfolgt das Ziel, mit dem Schwerpunkt auf sprach- und wissenschaftshistorischen Fragestellungen die gesamte Bandbreite des Faches zu repräsentieren. Dazu zählen u. a. Arbeiten zur historischen Grammatik und Semantik des Deutschen, zum Verhältnis von Sprache und Kultur, zur Geschichte der Sprachtheorie, zur Dialektologie, Lexikologie/Lexikographie, Textlinguistik und zur Einbettung des Deutschen in den europäischen Sprachkontext.
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Produktbeschreibung


Die Reihe Studia Linguistica Germanica (SLG), 1968 von Ludwig Erich Schmitt und Stefan Sonderegger begründet, ist ein renommiertes Publikationsorgan der germanistischen Linguistik. Die Reihe verfolgt das Ziel, mit dem Schwerpunkt auf sprach- und wissenschaftshistorischen Fragestellungen die gesamte Bandbreite des Faches zu repräsentieren. Dazu zählen u. a. Arbeiten zur historischen Grammatik und Semantik des Deutschen, zum Verhältnis von Sprache und Kultur, zur Geschichte der Sprachtheorie, zur Dialektologie, Lexikologie/Lexikographie, Textlinguistik und zur Einbettung des Deutschen in den europäischen Sprachkontext.


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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2013

Arm in Arm mit dem Volksgeist
Als die Grammatik poetisch wurde: Acht Germanisten gelingt ein lesenswertes Porträt der Brüder Grimm

Sie sind die Popstars der deutschen Geistesgeschichte und als Helden von Theaterstücken, Kinofilmen und Romanen mittlerweile fast schon so ikonisch wie ihre Märchenfiguren. Was macht die Faszination der Brüder Grimm aus? Wer als Laie Antwort auf diese Frage sucht, sich aber nicht durch dickleibige Biographien oder die kaum noch überschaubare Spezialliteratur zum Wirken der Brüder arbeiten möchte, ist mit diesem Bändchen, verfasst von acht Grimm-Kennern, gut bedient.

Die Faszination der Grimms liegt in ihrer zutiefst romantischen Überzeugung, noch in den unscheinbarsten Wörtern, Wendungen und Geschichten ein ganzheitlich wirkendes Prinzip entdecken zu können - den "Volksgeist", den man heute mit "Authentizität" und "Identität" übersetzen würde und dessen Idee vom unentfremdeten Leben damals wie heute einem tiefen Unbehagen gegenüber der Moderne entspringt. Es war der Treibstoff, der die Grimms befähigte, die logische Strenge grammatischer Analysen mit der Begeisterung für die Poesie von Epen und Märchen zu verbinden.

Nur so konnte ein Werk entstehen, das vom Lautsystem des Gotischen bis zu Frauennamen aus Blumen, von der Poesie des Rechts bis zu altdänischen Heldenliedern und serbischen Volksliedern einen thematischen Bogen spannte, der heute in eine Vielzahl von Disziplinen und Subdisziplinen zersplittert ist. Der Preis für die kreative Kraft und die poetische Intuition, die das Werk der Grimms durchziehen, besteht darin, dass die wissenschaftliche Genauigkeit immer wieder von spekulativen Höhenflügen überlagert wird, zu denen sich vor allem Jacob - oft wider besseres Wissen - hinreißen ließ. So zum Beispiel, wenn er arm und Arm in eine idealisierende Pseudoetymologie zusammenträumt, denn "wie gefühlvoll erschiene die Sprache, welcher der arme ein solcher ist, den man mitleidig, liebreich aufnimmt und in die arme schlieszt". Der positive Eindruck, den das Buch hinterlässt, wird einzig getrübt durch den letzten Teil, dessen Autoren einem Drang zur oberflächlichen Aktualisierung nachgeben. Die Grimms - insbesondere Jacob - werden hier zu Vordenkern einer multikulturell-modernen Gesellschaft und Sprachkultur stilisiert, die eher dem politisch-pädagogischen Schnittmusterkatalog der Gegenwart als der historischen Realität entstammen.

Da wird Jacob Grimm zum Pionier einer "vereinfachten Rechtschreibung" gemacht und wie ein Vorläufer Konrad Dudens präsentiert, weil er sich für die Kleinschreibung der Substantive einsetzte. Doch Grimms historisierende, am Mittelhochdeutschen orientierte Schreibung war das genaue Gegenteil von Vereinfachung. Seine Anhänger, die diese orthographischen Rückzüchtungen als Lehrer in die Gymnasien trugen, lösten eine jahrzehntelange Rechtschreibkontroverse aus, die Reformer wie Rudolf von Raumer und Konrad Duden erst auf den Plan rief.

Mit Ausnahme der Substantivkleinschreibung bekämpfte Duden die Vorstellungen der "Grimmschen" heftig. Auch als Kronzeuge einer antinormativen Sprachwissenschaft taugen die Grimms nur sehr bedingt. Zwar zog Jacob wider "das pedantische in der deutschen sprache" zu Felde und plädierte für die freie Entfaltung des "sprachgeistes", aber zugleich beklagte er den Sprachverfall seiner Zeit. Anachronistisch ist es auch, die Brüder als geistige Vorreiter der "europäischen Integration", ja des "globalisierten" Denkens zu porträtieren und sie zu Verfechtern eines "freiheitlichen Wertefundaments" samt "emanzipatorischem Menschenbild" zu erklären. Solche Versatzstücke bundesrepublikanischer Sonntagsreden werden den Grimms in ihrer historischen Situation ebenso wenig gerecht wie die linke Ideologiekritik der sechziger und siebziger Jahre, die die Brüder gern zu teutomanen Protofaschisten stempelte.

Zwar erhoben sich die Grimms in Göttingen gegen Fürstenwillkür, engagierte sich Jacob als Abgeordneter im Frankfurter Paulskirchenparlament. Aber ihre Vorstellungen von "Volk" und "Freiheit" hatten mit der politischen Realität ihrer und erst recht unserer Zeit wenig, dafür mit ihrem romantisierenden Geschichtsbild viel zu tun. Als Abgeordneter erstrebte Jacob ein vereintes Deutschland unter preußischer Führung in der Form einer verfassungsgebundenen Monarchie. "Republikanische Gelüste" jedoch lehnte er ebenso ab wie den Grundrechtekatalog der Französischen Revolution.

Auch Grimms vermeintlich übernationale Haltung erscheint fraglich. Indem er die begrifflichen Grenzen zwischen ,deutsch' und ,germanisch' verwischte, legte er machtpolitische Folgerungen nahe, die schon etliche seiner Zeitgenossen irritierten. Und dass die Grimms in europäischen Bezügen dachten - anders hätten sie ihre wissenschaftlichen Projekte gar nicht anpacken können -, macht sie gewiss nicht zu Vordenkern der europäischen Integration. Es wäre an der Zeit, eineinhalb Jahrhunderte nach Jacob Grimms Tod damit aufzuhören, das Werk der Brüder als Steinbruch zu benutzen, aus dem sich jeder das herausklaubt, was ihm für seine Botschaften gerade passend erscheint. Die Leistung der Grimms steht für sich. Das macht der größere Teil des Buches auf lesenswerte Weise deutlich.

WOLFGANG KRISCHKE.

"Die Brüder Grimm". Pioniere der deutschen Sprachkultur des 21. Jahrhunderts.

Hrsg. v. Jochen Bär, u. a. Verlag F. A. Brockhaus/wissenmedia, Gütersloh 2013. 160 S., br., 14,95 [Euro].

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