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Nationale Sammlung - das Schlagwort stand zu Beginn der Bundesrepublik für das politische Ziel, einen dritten Block rechts von CDU/CSU und SPD zu schaffen. Vordenker und Protagonist dieser Politik war Friedrich Middelhauve. Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen FDP wollte seinen Landesverband zum Ausgangspunkt einer rechtsnationalen Sammlungsbewegung machen und gewann für sein Vorhaben zahlreiche ehemalige Nationalsozialisten. Die Gefahr einer "Nazi-FDP" (Theodor Heuss) konnte erst 1953 in Folge der sog. Naumann-Affäre gebannt werden, in der rechtsextreme Aktivisten mit Kontakten zum…mehr

Produktbeschreibung
Nationale Sammlung - das Schlagwort stand zu Beginn der Bundesrepublik für das politische Ziel, einen dritten Block rechts von CDU/CSU und SPD zu schaffen. Vordenker und Protagonist dieser Politik war Friedrich Middelhauve. Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen FDP wollte seinen Landesverband zum Ausgangspunkt einer rechtsnationalen Sammlungsbewegung machen und gewann für sein Vorhaben zahlreiche ehemalige Nationalsozialisten. Die Gefahr einer "Nazi-FDP" (Theodor Heuss) konnte erst 1953 in Folge der sog. Naumann-Affäre gebannt werden, in der rechtsextreme Aktivisten mit Kontakten zum Umfeld Middelhauves durch die britische Besatzungsmacht verhaftet wurden. Kristian Buchna untersucht akribisch die Geschichte eines höchst umstrittenen politischen Projekts und stellt den Versuch der Nationalen Sammlung in die ideengeschichtlichen Traditionen des deutschen Liberalismus.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Kristian Buchna, geboren 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2011

Lumpensammler von Opladen
Friedrich Middelhauve lockte alte Nazis in die NRW-FDP

Ein "überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus" sei Friedrich Middelhauve nicht gewesen, auch kein NSDAP-Mitglied. Und doch war dem 1886 geborenen Literaturwissenschaftler, der 1921 in Wiesdorf eine Buchhandlung, 1924 in Opladen eine Druckerei und später zwei Verlage gegründet hatte, nach dem Untergang des Nationalsozialismus "die politische Vergangenheit einer Person vor 1945 völlig gleichgültig für deren Bewertung in der Gegenwart". Dies betont Kristian Buchna in seiner höchst informativen Studie über die nordrhein-westfälische FDP von 1945 bis 1953.

Auf breiter Quellenbasis untersucht der Autor das Ziel des Verlegers, eine "Nationale Sammlung" als dritten Block rechts von Sozial- und Christdemokraten zu schaffen. Von Opladen (heute Stadtteil Leverkusens) aus sollte zunächst der Landesverband und dann die Bundespartei auf Kurs gebracht werden. Diesem Spuk machte die britische Besatzungsmacht ein Ende, indem sie von einer theoretischen Bedrohung für die eigene Sicherheit ausging und am 14./15. Januar 1953 sechs ehemalige ranghohe Nationalsozialisten - darunter den früheren Staatssekretär im Reichspropagandaministerium Werner Naumann - verhaftete. Bundeskanzler Adenauer (CDU) war damals erleichtert, er hätte sich sogar eine Verurteilung der Unbelehrbaren gewünscht, zu der es jedoch nicht kam.

Der externe Anstoß hatte Signalwirkung für die FDP, deren Meinungsspektrum von Reinhold Maiers Koalition mit der SPD in Stuttgart bis zu Middelhauves "Deutschem Programm" in Düsseldorf reichte, mit der Forderung nach Generalamnestie für NS-Täter als "vornehmstem Anliegen". Dieser Ansatz lief der Bundespolitik - dort war die FDP Koalitionspartner Adenauers - zuwider. Dennoch hielt Middelhauve bis 1953 daran fest, was an seinen Beratern lag. Im Umkreis des Landesverbandsvorsitzenden lassen sich nach Buchna zwei braune Knotenpunkte lokalisieren: Zum einen das Reichspropagandaministerium, hier besonders der 1906 geborene Wolfgang Diewerge, der bis zum Ministerialrat aufgestiegen war und sich als Autor antisemitischer Hetzschriften hervorgetan hatte. Im Opladener Büro fungierte er bis zur "Naumann-Affäre" als Middelhauves Privatsekretär. Den anderen Knotenpunkt bildete die deutsche Botschaft im besetzten Paris, hier vor allem der 1909 geborene Jurist Ernst Achenbach, der als Leiter der Politischen Abteilung der Botschaft "in die Verhaftungen und Deportationen der in Frankreich lebenden Juden involviert" sowie "über die Umsetzung der Judengesetze und deren Auswirkungen auf die ,Endlösung der Judenfrage' informiert" gewesen sei. 1944 wurde er noch Soldat. Nach dem Krieg war Achenbach Verteidiger im Nürnberger IG-Farben- sowie im Wilhelmstraßen-Prozess. Achenbach saß für die FDP seit 1950 im Düsseldorfer Landtag. Im Januar 1953 erklärte er sich spontan bereit, die Verteidigung Naumanns zu übernehmen. Spätestens diese Entscheidung (von der er im Mai zurücktrat) habe "aus der Naumann-Affäre eine FDP-Affäre" gemacht, weil sie "die dringenden Bemühungen der Parteiführung, von den Aktivitäten des Naumann-Kreises abzurücken", sabotierte. Privatsekretär Diewerge pflegte ohnehin enge Verbindungen zu Naumann.

Achenbach konnte trotz allem in der Politik weiter reüssieren, weil er über seinem Freund und Mandanten Hugo Stinnes der unentbehrliche Mittelsmann zwischen Schwerindustrie und FDP war. Durch einen aussichtsreichen Listenplatz schaffte er 1957 den Sprung in den Bundestag, dem er bis 1976 angehörte. Als einflussreicher Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses war es ihm Anfang der siebziger Jahre möglich, die Ratifizierung eines Zusatzabkommens zwischen der Bundesrepublik und Frankreich "systematisch zu verschleppen", um so NS-Kriegsverbrecher zu schützen.

Laut Buchna war Middelhauve "alles andere als ein dumpfer Rechtsradikaler", jedoch auch kein "naives Opfer" einer von Altnazis betriebenen Unterwanderung des NRW-Landesverbands, als den ihn die FDP im Zuge der "Naumann-Affäre" nachsichtig hinstellte. Weiterhin muss Middelhauves Ideal von einer Parteistruktur - "Führungsdemokratie" mit völliger Handlungsfreiheit des gewählten Vorsitzenden - befremden. Dadurch wird allerdings das bekannte scharfe Diktum von Bundespräsident Theodor Heuss aus dem Jahr 1956 über seine Düsseldorfer Parteifreunde abschreckend bestätigt: "Nazi-FDP".

RAINER BLASIUS

Kristian Buchna: Nationale Sammlung an Rhein und Ruhr. Friedrich Middelhauve und die nordrheinwestfälische FDP 1945-1953. R. Oldenbourg Verlag, München 2010. 248 S., 24,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Kristian Buchna hat eine beachtliche historische Studie geschrieben, deren Bedeutung über den primär landes- und regionalgeschichtlichen Fokus hinausgeht: Informiert, reflektiert, quellenkritisch und fast durchgängig überzeugend urteilend, zudem ausgesprochen gut geschrieben, ist ihm mit der systematischen Ausleuchtung von Middelhauves Konzept und Praxis einer rechten Sammlungspartei ein objektiver Erkenntnisgewinn für die Frühgeschichte der Bundesrepublik gelungen." Harald Schmid, in: Deutschland Archiv Online, 4/2011. "Buchna hat ein quellengesättigtes, pointiert geschriebenes Buch über Wege und Irrwege des deutschen Liberalismus im 20. Jahrhundert vorgelegt, das als akademisches Erstlingswerk mit Recht in eine angesehene zeitgeschichtliche Schriftenreihe aufgenommen worden ist." Holger Löttel, in: H-Soz-Kult, 07.04.2011. "Buchnas Studie überzeugt durch eine saubere Analyse, differenzierte Beweisführung und einen geschliffenen Stil." Horst Sassin, in: sehepunkte, 1/2011. "höchst informative Studie", Rainer Blasius, in: FAZ, 23.02.2011. "Kristian Buchna présente ici une étude très approfondie et bien documentée sur les évolutions et les détours du libéralisme allemand pendant la période de la création du nouveau FDP jusqu'à l'affaire Naumann. Ce travail riche et passionnant permet une plongée dans cette période troublée des débuts de la démocratie en Allemagne de l'Ouest." Françoise Berger, in: Francia-Recensio, 2/2012. "Cette thèse est donc une nouvelle et excellente contribution à l'histoire de la culture politique de la jeune République fédérale et un jalon supplémentaire pour expliquer pourquoi Bonn n'est pas [devenu] Weimar, selon le titre du livre publié par Fritz René Alleman en 1956, mais aurait pu le devenir." Bernard Ludwig, in: Vingtième Siècle. Revue d'histoire 112 (2011/4).…mehr