Macht und Fortschritt (eBook, PDF)
Unser 1000-jähriges Ringen um Technologie und Wohlstand / Autoren ausgezeichnet mit dem Wirtschaftsnobelpreis 2024
Übersetzer: Gebauer, Stephan; Schmidt, Thorsten
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Fortschritt - Eine 1000-jährige Illusion Die verbesserte Landwirtschaft im Mittelalter, später die industrielle Revolution und heute die künstliche Intelligenz - im Laufe der Geschichte wurde der technologische Wandel stets als Haupttriebkraft für das Gemeinwohl angesehen. Doch die Fortschrittsgewinne fallen nur wenigen zu, und die Technologie ist von den Zielen und Obsessionen der Mächtigen geprägt. Sie verhilft ihnen zu noch mehr Reichtum, sozialem Ansehen und Einfluss. Die zwei MIT-Professoren und Bestsellerautoren Daron Acemoglu (»Warum Nationen scheitern«) und Simon Johnson stelle...
Fortschritt - Eine 1000-jährige Illusion Die verbesserte Landwirtschaft im Mittelalter, später die industrielle Revolution und heute die künstliche Intelligenz - im Laufe der Geschichte wurde der technologische Wandel stets als Haupttriebkraft für das Gemeinwohl angesehen. Doch die Fortschrittsgewinne fallen nur wenigen zu, und die Technologie ist von den Zielen und Obsessionen der Mächtigen geprägt. Sie verhilft ihnen zu noch mehr Reichtum, sozialem Ansehen und Einfluss. Die zwei MIT-Professoren und Bestsellerautoren Daron Acemoglu (»Warum Nationen scheitern«) und Simon Johnson stellen das konventionelle Verständnis von technologischem Fortschritt auf den Kopf, Volkswirtschaften funktionieren anders als wir gemeinhin denken. Sie enthüllen, wer die Fortschrittsgewinner und wer die -verlierer sind, in einem Werk, das unseren Blick auf die Welt und unser Verständnis von ihr grundlegend verändert. Wie kann echter Fortschritt, wie kann gerechtere Innovation gelingen? Acemoglu und Johnson haben die Antworten. »Macht und Fortschritt« ist ausgezeichnet mit dem A.SK Social Science Award 2023.Daron Acemoglu und Simon Johnson sind Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2024.»Eine Synthese aus Geschichte und Analyse, verbunden mit konkreten Ideen, wie die Zukunft verbessert werden kann.« Jaron Lanier »Dieses wichtige Buch ist ein notwendiges Gegenmittel gegen die giftige Rhetorik der technologischen Unvermeidbarkeit.« Shoshana Zuboff »Pflichtlektüre für alle, denen das Schicksal der Demokratie im digitalen Zeitalter am Herzen liegt.« Michael J. Sandel »Lesen Sie, genießen Sie, und entscheiden Sie dann über Ihren Lebensstil!« Jared Diamond
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Daron Acemoglu ist Institutsprofessor für Wirtschaftswissenschaften am MIT. Seit fünfundzwanzig Jahren erforscht er die historischen Ursprünge von Wohlstand und Armut sowie die Auswirkungen neuer Technologien auf Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Ungleichheit. Er ist Autor (mit James Robinson) des internationalen Bestsellers »Warum Nationen scheitern« (dt. 2014). 2024 wurde Daron Acemoglu, zusammen mit Simon Johnson und James A. Robinson, mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Simon Johnson ist Ronald-A.-Kurtz-Professor für Unternehmertum an der Sloan School des MIT, wo er auch Leiter der Gruppe für globale Wirtschaft und Management ist. Als ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds beschäftigt er sich seit dreißig Jahren mit globalen Wirtschaftskrisen. 2024 wurde Simon Johnson, zusammen mit Daron Acemoglu und James A. Robinson, mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Campus Verlag GmbH
- Seitenzahl: 560
- Erscheinungstermin: 13. September 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783593455440
- Artikelnr.: 67777784
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Kapitalismus wird überschätzt, muss Markus Schär bei der Lektüre dieses viel gelobten Bestsellers feststellen. Deren Autoren, betont er zunächst, lehren an den vornehmsten Instituten der Ivy League, einer der beiden war sogar Chefökonom für den Internationalen Währungsfonds. Sie machen sich auf den tausend Seiten ihres Bandes die Mühe nachzuweisen, dass der Fortschritt längst nicht so gut war wie behauptet, im Gegenteil: Er habe viele Menschen ins Elend gestürzt. Jene Maschinen etwa, die den Baumwollanbau in den amerikanischen Südstaaten erlaubten, machten etwa auch die millionenfache Sklaverei möglich, referiert Schär. Aktueller Fortschritt wie die Künstliche Intelligenz droht nun weitere Massen, diesmal aus dem Mittelstand, in die Armut zu stürzen, warnen die Autoren laut Rezensent. Am Ende muss er feststellen, dass selbst so hochdekorierte Ökonomen wie die Autoren des Bandes ratlos bleiben können: Ein wirkliches Rezept gegen die Tücken des Fortschritts liefern sie ihm nicht. Erwartungsgemäß raten sie zwar, die Macht der Konzerne zu brechen, lassen aber eine Gebrauchsanweisung vermissen. Und die Zivilgesellschaft könne helfen. Bis dahin aber hatte Schär, so scheint es, eine lohnende Lektüre.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Krisen, Kämpfe und Konzerne
Am Mittwoch beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit welchen Themen befassen sich die Wirtschaftsbücher in diesem Jahr? Eine kleine Auswahl.
Whistleblowerin bei Facebook
Frances Haugen ist eine der berühmtesten Whistleblowerinnen der vergangenen Jahre. Sie brachte Tausende interner Dokumente an die Öffentlichkeit, die das Bild vermittelten, der Internetkonzern Meta - früher Facebook - wisse viel über toxische Inhalte auf seinen Plattformen, tue aber aus Profitgier wenig dagegen. Mit ihren Enthüllungen stürzte sie den Konzern in einen abermaligen Skandal. In "Die Wahrheit über Facebook" erzählt sie, wie sie zur Whistleblowerin wurde. Dabei holt sie weit aus und beschreibt, wie
Am Mittwoch beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit welchen Themen befassen sich die Wirtschaftsbücher in diesem Jahr? Eine kleine Auswahl.
Whistleblowerin bei Facebook
Frances Haugen ist eine der berühmtesten Whistleblowerinnen der vergangenen Jahre. Sie brachte Tausende interner Dokumente an die Öffentlichkeit, die das Bild vermittelten, der Internetkonzern Meta - früher Facebook - wisse viel über toxische Inhalte auf seinen Plattformen, tue aber aus Profitgier wenig dagegen. Mit ihren Enthüllungen stürzte sie den Konzern in einen abermaligen Skandal. In "Die Wahrheit über Facebook" erzählt sie, wie sie zur Whistleblowerin wurde. Dabei holt sie weit aus und beschreibt, wie
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Episoden in ihrem Leben - zum Beispiel eine Autoimmunkrankheit oder der Besuch einer Universität mit ungewöhnlichem Lehrplan - die Voraussetzungen schufen, dass sie eines Tages über ihren Arbeitgeber auspacken würde. Das gerät etwas langatmig, und erst nach mehr als 300 Seiten beginnt im Kapitel "Es geht los" die eigentliche Whistleblowing-Geschichte. Dann liest sich das Buch zeitweise wie ein Krimi. lid.
Frances Haugen: Die Wahrheit über
Facebook. Warum ich zur Whistleblowerin
wurde und was die größte Social-Media-
Plattform der Welt so gefährlich macht.
Econ Verlag, Berlin 2023, 512 Seiten, 26 Euro.
Gefahren der Macht
Die amerikanischen Ökonomen Daron Acemoglu und Simon Johnson stellen keineswegs den Nutzen technischen Fortschritts grundsätzlich infrage. Zu offensichtlich ist, dass sehr viele Menschen seit der industriellen Revolution länger, besser und gesünder leben. Sie weisen aber auf negative Nebeneffekte von Fortschrittswellen hin, die viele Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung reißen und den Profiteuren des Fortschritts, bei denen es sich ja oft um mutige und erfindungsreiche Menschen handelt, häufig nicht nur extremen Reichtum, sondern auch Macht bescheren. Besonders kritisch setzen sich die Autoren mit der Macht der Giganten aus dem Silicon Valley auseinander, die nach ihrer Ansicht bis zur Demokratiegefährdung reicht. Die Idee, wirtschaftlicher Macht mit Wettbewerbspolitik zu antworten, halten sie nicht für ausreichend. Man muss nicht die teils sehr einschneidenden politischen Vorstellungen der Autoren teilen, um ihre Analyse für wichtig zu halten. gb.
Daron Acemoglu & Simon Johnson: Macht und Fortschritt. Unser tausendjähriges Ringen um Technologie und Wohlstand. Campus-Verlag, Frankfurt, New York 2023, 576 Seiten, 34 Euro.
Deutscher Kolonialismus
Im Wettlauf um die koloniale Aufteilung Afrikas war Deutschland vergleichsweise spät in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beteiligt. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte zunächst gezögert, den anderen Kolonialmächten nachzueifern. Doch besonders das Drängen hanseatischer Kaufleute auf staatlichen Schutz für ihre privaten kommerziellen Übersee-Niederlassungen habe ihn dann doch zur Gründung deutscher Kolonien in Afrika, Ozeanien und China veranlasst, schreibt Dietmar Pieper in seinem spannenden wirtschaftshistorischen Buch. Erst durch das Zusammenspiel von Kaufleuten, Bankiers und Reedern im außereuropäischen Handel sei die deutsche Kolonialherrschaft entstanden. Vor allem aus Hamburg und Bremen sei dabei mitgemischt worden. Sein Spaziergang am Ende des Buches durch das heutige Hamburg schärft den Blick für manche architektonische Spuren, die noch immer von der dunklen Geschichte zeugen. F.A.Z.
Dietmar Pieper: Zucker, Schnaps und Nilpferdpeitsche. Wie hanseatische Kaufleute Deutschland zur Kolonialherrschaft trieben. Piper Verlag, München 2023, 352 Seiten, 24 Euro.
Vaterporträt und VW-Geschichte
Vierzig Jahre war China vom Westen abhängig; dann kehrte sich das Verhältnis um. In keiner Branche ist das so deutlich wie im Autobau. Hatte VW im Reich der Mitte einst an dessen Wiege gestanden, muss es sich nun zeigen lassen, wie Mobilität heute geht. Felix Lee beschreibt in einem eindringlichen, unterhaltsamen und spannenden Buch anhand der Geschichte seines Vaters den Aufstieg des Wolfsburger Konzerns in Fernost. War Wenpo Lee doch einer der Macher des Erfolgs. Als Kind war er im Bürgerkrieg aus China nach Taiwan geflohen, schlug sich auf den Straßen Taipehs durch, traf auf gute Lehrer, studierte, ging nach Deutschland, kam zu VW, machte Karriere und wurde beim Aufbau des Chinageschäfts ein viel gefragter Mann im Konzern. Mitte der Achtzigerjahre siedelte er für VW mit seiner Familie nach Peking über. fib.
Felix Lee: China, mein Vater und ich. Über den Aufstieg einer Supermacht und was Familie Lee aus Wolfsburg damit zu tun hat. Ch. Links Verlag, Berlin 2023, 256 Seiten, 22 Euro.
Wichtiges über Finanzkrisen
Die beiden Ökonomen Markus Brunnermeier und Ricardo Reis haben kurz und bündig zusammengefasst, was die Ökonomen in den vergangenen 15 Jahren über Ursachen, Verlauf, Folgen und die Bekämpfung von Finanzkrisen gelernt haben. Dem Buch ist nicht nur anzumerken, dass die beiden Autoren zu den angesehensten Experten auf diesem Gebiet zählen. Leicht erkennbar ist auch, dass sie den Stoff seit Jahren an Universitäten gelehrt haben. Es wäre leicht, über das Thema ein sehr dickes Buch zu verfassen; der Reiz des Textes besteht aber gerade darin, dass die Autoren so kurz und präzise wie möglich sein wollen. Somit verspricht der Text nicht unbedingt ein Lesevergnügen. Dafür werden Leser, die den Stoff ernsthaft durcharbeiten, mit vielen wichtigen Kenntnissen belohnt. gb.
Markus K. Brunnermeier & Ricardo Reis: A Crash Course on Crises.
Macroeconomic Concepts for Run-ups, Collapses, and Recoveries. Princeton University Press, Princeton 2023,
136 Seiten, 36 Euro.
Die hartnäckige Lohnlücke
Frauen verdienen noch immer weniger Geld als Männer. Als die frühere ZDF-Journalistin Birte Meier vor Jahren erfuhr, dass sie als "feste-freie" Mitarbeiterin über Jahre hinweg einen hohen dreistelligen Betrag im Monat weniger verdient hat als ihre männlichen Kollegen in vergleichbarer Position, zog sie gegen ihren Arbeitgeber vor Gericht. Über ihren Kampf für gleichen Lohn für gleiche Arbeit hat die Journalistin, die früher für das Magazin "Frontal 21" gearbeitet hat, ein lesenswertes Buch geschrieben mit vielen Informationen zum Thema Entgeltungleichheit. Nicht nur ihr eigener Fall wird geschildert, Frauen aus verschiedenen Berufen berichten. In Deutschland - so Birte Meiers These - habe die Politik nur zaghaft den Frauen geholfen, die wichtigsten Grundsatzurteile hätten sich Frauen vor Gericht hart erstreiten müssen. Sie selbst hat dazu beigetragen. Das ZDF hat ihr in diesem Sommer eine Entschädigung gezahlt. F.A.Z.
Birte Meier: Equal Pay Now! Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer. Goldmann Verlag, München 2023, 240 Seiten, 16 Euro.
Die erste Eucken-Biographie
Es hat lange gedauert: 73 Jahre nach dem Tod des Ökonomen Walter Eucken ist nun endlich eine Biographie erschienen über den wichtigsten Mann der "Freiburger Schule" des Ordoliberalismus. Eucken machte sich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Professoren in Freiburg schon während der Zeit des Nationalsozialismus Gedanken darüber, wie eine freiheitliche Wirtschaftsordnung nach dem Krieg in Grundzügen aussehen sollte: Es sollte ein Gegenentwurf zur zentral verwalteten Kommandowirtschaft der Nationalsozialisten sein, der sich aber auch vom Laissez-faire-Liberalismus früherer Zeiten abgrenzen sollte. Wendula Gräfin von Klinckowstroem schildert Euckens Leben detailreich in seiner ganzen Vielschichtigkeit, nicht nur für Wirtschaftshistoriker, sondern für eine breite Öffentlichkeit. Dazu gibt es viele, teils erstmals veröffentlichte Fotos. Wem das noch nicht ausreicht, kann sich auf die Werkausgabe freuen, die ebenfalls bei Mohr Siebeck erscheint. F.A.Z.
Wendula Gräfin von Klinckowstroem: Walter Eucken. Ein Leben für Menschenwürde und Wettbewerb. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, 367 Seiten, 39 Euro.
Zeitenwende auf den Höfen
Früher war alles besser? Nein, es war anders. Wie es war, beschreibt der Historiker Ewald Frie in seinem Buch über das bäuerliche Leben der Nachkriegszeit. Auch wenn die Situation mit elf Geschwistern auf einem Hof speziell ist und das Buch eine Familienchronik wiedergibt, so vermittelt es ein großes Stück Zeitgeschichte der vergangenen 80 Jahre. Die deutsche Landwirtschaft hat sich so rasant verändert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Was das für Familien auf dem Land bedeutete und wie harte Arbeit, die Gemeinschaft und der Glaube ihr Leben prägten, vermittelt der Autor eindrucksvoll, ohne Sentimentalitäten. Für sein Buch ist der Historiker mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet worden. ak.
Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister.
Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland. C.H. Beck, München 2023, 191 Seiten, 23 Euro.
Der erste China-Lobbyist
Mit seiner akribischen Recherche über den Geschäftsmann Gerhard Flatow hat der ehemalige "Handelsblatt"-Chefredakteur Bernd Ziesemer den wohl ersten Lobbyisten der Volksrepublik China in Deutschland enttarnt. Der 1980 verstorbene Flatow wirkte in den frühen Jahren der Bundesrepublik, indem er China-Deals einfädelte und die kommunistische Partei in Deutschland mitgründete. Als junger Mann musste Flatow vor den Nationalsozialisten fliehen und machte im brodelnden Schanghai das schnelle Geld. Anders als viele Kolonialismusgewinnler aus dem Westen lernte er fließendes Chinesisch, knüpfte Kontakte zu Einheimischen und heiratete eine Chinesin. Als Maos Kommunisten nach ihrem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg mit dem Imperialismus abrechnen, landet Flatow erst im Gefängnis, wird dann aber mit dem Auftrag entlassen, nach Deutschland zurückzukehren und dort Wirtschaftskontakte zu knüpfen. Die Geschichte zeigt, mit welchem Ehrgeiz sich manche Westler für die Volksrepublik einspannen lassen. mfe.
Bernd Ziesemer: Maos deutscher
Top-Agent. Wie China die Bundesrepublik
eroberte. Campus-Verlag, Frankfurt,
New York 2023, 256 Seiten, 28 Euro.
Eloquentes Bitcoin-Pamphlet
Nach Jahren ist das Thema Krypto immer noch ideologisch aufgeladen. Auch der frühere Literaturchef der "Zeit" hat sich entschieden: Er ist ein Fan von Bitcoin und rührt in einem eloquenten Pamphlet mächtig die Werbetrommel dafür. Dabei hält er sich nicht mit Details auf, vielmehr scheint er den Leser schnell überzeugen zu wollen - davon, dass das Krypto-Konstrukt das bessere Geld ist und die Welt vom Fluch eines vom "staatlich-monetären Komplex" manipulierten, konventionellen Geldes erlösen kann. Und wundert sich dabei bisweilen über seine eigene Begeisterung.
Ein Buch, von dem jeder etwas hat. Wer Bitcoin hasst, wird entsetzt sein, wer Bitcoin liebt, sich bestätigt finden. Und alle dazwischen können sich herrlich an den Thesen reiben, die Mangold präsentiert, bieten diese doch jede Menge Ansatzpunkte für kritische Gegenargumente. mho.
Ijoma Mangold: Die orange Pille.
Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. dtv, München 2023, 240 Seiten,
24 Euro.
Der Ausnahme-Unternehmer
Bewundert, beneidet, gehasst - Elon Musk ist der Ausnahme-Unternehmer der Gegenwart. Er führt den Elektroautohersteller Tesla, das Weltraumunternehmen SpaceX, die Kurznachrichtenplattform X (vormals Twitter) und viele andere Projekte. Wer ist dieser Mann? Was treibt ihn an? Wie entscheidet er? Was hat ihn zum reichsten Menschen des Planeten gemacht? Der renommierte Biograph Walter Isaacson durfte Musk über eine lange Zeit begleiten, hat Einblicke in das berufliche und private Leben des in Südafrika geborenen und aufgewachsenen und dann nach Nordamerika ausgewanderten Unternehmers gewonnen. Er zeichnet das Bild eines Menschen, der eine teilweise furchtbare Kindheit erlitt, seine Liebe zur Technik entdeckt, sprunghaft wirkt, Schwierigkeiten hat, sein Sozialleben zu ordnen und sich in andere hineinzuversetzen. Vor allem aber stellt er Elon Musk als einen unermüdlichen Macher vor, der wohl vor allem eine Situation fürchtet: wenn einfach nichts passiert. ala.
Walter Isaacson: Elon Musk. Die Biografie. C. Bertelsmann Verlag, München 2023,
832 Seiten, 38 Euro.
Duell um die Mikrochips
Der amerikanische Wirtschaftshistoriker Chris Miller hat ein spannendes Buch über den Kampf um die Technologieführerschaft vorgelegt. Moderne Mikrochips stecken in Smartphones, Autos und in Präzisionswaffen. Die Geschichte beginnt damit, wie Forscher Ende der 1950er Jahre die ersten Mikrochips im Silicon Valley entwickelten und damit Industriegeschichte schrieben. Die Chips waren schon im Kalten Krieg Thema, mittlerweile sind sie zum Kristallisationspunkt des Konflikts zwischen Amerika und China geworden. Nur wenige Firmen - wie Intel in Amerika, Samsung in Südkorea und TSMC in Taiwan - können sie bauen, es braucht dafür komplexe und feingliederige Lieferketten. China wird vom Zugriff auf Chips der neuesten Generation ferngehalten, versucht umso ambitionierter aufzuholen und macht Druck auf Taiwan; Miller analysiert anschaulich die Hintergründe. Jetzt ist sein preisgekröntes Buch auf Deutsch erschienen. F.A.Z.
Chris Miller: Der Chip-Krieg. Wie die USA und China um die technologische Vorherrschaft auf der Welt kämpfen. Rowohlt, Hamburg 2023, 500 Seiten, 30 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Frances Haugen: Die Wahrheit über
Facebook. Warum ich zur Whistleblowerin
wurde und was die größte Social-Media-
Plattform der Welt so gefährlich macht.
Econ Verlag, Berlin 2023, 512 Seiten, 26 Euro.
Gefahren der Macht
Die amerikanischen Ökonomen Daron Acemoglu und Simon Johnson stellen keineswegs den Nutzen technischen Fortschritts grundsätzlich infrage. Zu offensichtlich ist, dass sehr viele Menschen seit der industriellen Revolution länger, besser und gesünder leben. Sie weisen aber auf negative Nebeneffekte von Fortschrittswellen hin, die viele Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung reißen und den Profiteuren des Fortschritts, bei denen es sich ja oft um mutige und erfindungsreiche Menschen handelt, häufig nicht nur extremen Reichtum, sondern auch Macht bescheren. Besonders kritisch setzen sich die Autoren mit der Macht der Giganten aus dem Silicon Valley auseinander, die nach ihrer Ansicht bis zur Demokratiegefährdung reicht. Die Idee, wirtschaftlicher Macht mit Wettbewerbspolitik zu antworten, halten sie nicht für ausreichend. Man muss nicht die teils sehr einschneidenden politischen Vorstellungen der Autoren teilen, um ihre Analyse für wichtig zu halten. gb.
Daron Acemoglu & Simon Johnson: Macht und Fortschritt. Unser tausendjähriges Ringen um Technologie und Wohlstand. Campus-Verlag, Frankfurt, New York 2023, 576 Seiten, 34 Euro.
Deutscher Kolonialismus
Im Wettlauf um die koloniale Aufteilung Afrikas war Deutschland vergleichsweise spät in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beteiligt. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte zunächst gezögert, den anderen Kolonialmächten nachzueifern. Doch besonders das Drängen hanseatischer Kaufleute auf staatlichen Schutz für ihre privaten kommerziellen Übersee-Niederlassungen habe ihn dann doch zur Gründung deutscher Kolonien in Afrika, Ozeanien und China veranlasst, schreibt Dietmar Pieper in seinem spannenden wirtschaftshistorischen Buch. Erst durch das Zusammenspiel von Kaufleuten, Bankiers und Reedern im außereuropäischen Handel sei die deutsche Kolonialherrschaft entstanden. Vor allem aus Hamburg und Bremen sei dabei mitgemischt worden. Sein Spaziergang am Ende des Buches durch das heutige Hamburg schärft den Blick für manche architektonische Spuren, die noch immer von der dunklen Geschichte zeugen. F.A.Z.
Dietmar Pieper: Zucker, Schnaps und Nilpferdpeitsche. Wie hanseatische Kaufleute Deutschland zur Kolonialherrschaft trieben. Piper Verlag, München 2023, 352 Seiten, 24 Euro.
Vaterporträt und VW-Geschichte
Vierzig Jahre war China vom Westen abhängig; dann kehrte sich das Verhältnis um. In keiner Branche ist das so deutlich wie im Autobau. Hatte VW im Reich der Mitte einst an dessen Wiege gestanden, muss es sich nun zeigen lassen, wie Mobilität heute geht. Felix Lee beschreibt in einem eindringlichen, unterhaltsamen und spannenden Buch anhand der Geschichte seines Vaters den Aufstieg des Wolfsburger Konzerns in Fernost. War Wenpo Lee doch einer der Macher des Erfolgs. Als Kind war er im Bürgerkrieg aus China nach Taiwan geflohen, schlug sich auf den Straßen Taipehs durch, traf auf gute Lehrer, studierte, ging nach Deutschland, kam zu VW, machte Karriere und wurde beim Aufbau des Chinageschäfts ein viel gefragter Mann im Konzern. Mitte der Achtzigerjahre siedelte er für VW mit seiner Familie nach Peking über. fib.
Felix Lee: China, mein Vater und ich. Über den Aufstieg einer Supermacht und was Familie Lee aus Wolfsburg damit zu tun hat. Ch. Links Verlag, Berlin 2023, 256 Seiten, 22 Euro.
Wichtiges über Finanzkrisen
Die beiden Ökonomen Markus Brunnermeier und Ricardo Reis haben kurz und bündig zusammengefasst, was die Ökonomen in den vergangenen 15 Jahren über Ursachen, Verlauf, Folgen und die Bekämpfung von Finanzkrisen gelernt haben. Dem Buch ist nicht nur anzumerken, dass die beiden Autoren zu den angesehensten Experten auf diesem Gebiet zählen. Leicht erkennbar ist auch, dass sie den Stoff seit Jahren an Universitäten gelehrt haben. Es wäre leicht, über das Thema ein sehr dickes Buch zu verfassen; der Reiz des Textes besteht aber gerade darin, dass die Autoren so kurz und präzise wie möglich sein wollen. Somit verspricht der Text nicht unbedingt ein Lesevergnügen. Dafür werden Leser, die den Stoff ernsthaft durcharbeiten, mit vielen wichtigen Kenntnissen belohnt. gb.
Markus K. Brunnermeier & Ricardo Reis: A Crash Course on Crises.
Macroeconomic Concepts for Run-ups, Collapses, and Recoveries. Princeton University Press, Princeton 2023,
136 Seiten, 36 Euro.
Die hartnäckige Lohnlücke
Frauen verdienen noch immer weniger Geld als Männer. Als die frühere ZDF-Journalistin Birte Meier vor Jahren erfuhr, dass sie als "feste-freie" Mitarbeiterin über Jahre hinweg einen hohen dreistelligen Betrag im Monat weniger verdient hat als ihre männlichen Kollegen in vergleichbarer Position, zog sie gegen ihren Arbeitgeber vor Gericht. Über ihren Kampf für gleichen Lohn für gleiche Arbeit hat die Journalistin, die früher für das Magazin "Frontal 21" gearbeitet hat, ein lesenswertes Buch geschrieben mit vielen Informationen zum Thema Entgeltungleichheit. Nicht nur ihr eigener Fall wird geschildert, Frauen aus verschiedenen Berufen berichten. In Deutschland - so Birte Meiers These - habe die Politik nur zaghaft den Frauen geholfen, die wichtigsten Grundsatzurteile hätten sich Frauen vor Gericht hart erstreiten müssen. Sie selbst hat dazu beigetragen. Das ZDF hat ihr in diesem Sommer eine Entschädigung gezahlt. F.A.Z.
Birte Meier: Equal Pay Now! Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer. Goldmann Verlag, München 2023, 240 Seiten, 16 Euro.
Die erste Eucken-Biographie
Es hat lange gedauert: 73 Jahre nach dem Tod des Ökonomen Walter Eucken ist nun endlich eine Biographie erschienen über den wichtigsten Mann der "Freiburger Schule" des Ordoliberalismus. Eucken machte sich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Professoren in Freiburg schon während der Zeit des Nationalsozialismus Gedanken darüber, wie eine freiheitliche Wirtschaftsordnung nach dem Krieg in Grundzügen aussehen sollte: Es sollte ein Gegenentwurf zur zentral verwalteten Kommandowirtschaft der Nationalsozialisten sein, der sich aber auch vom Laissez-faire-Liberalismus früherer Zeiten abgrenzen sollte. Wendula Gräfin von Klinckowstroem schildert Euckens Leben detailreich in seiner ganzen Vielschichtigkeit, nicht nur für Wirtschaftshistoriker, sondern für eine breite Öffentlichkeit. Dazu gibt es viele, teils erstmals veröffentlichte Fotos. Wem das noch nicht ausreicht, kann sich auf die Werkausgabe freuen, die ebenfalls bei Mohr Siebeck erscheint. F.A.Z.
Wendula Gräfin von Klinckowstroem: Walter Eucken. Ein Leben für Menschenwürde und Wettbewerb. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, 367 Seiten, 39 Euro.
Zeitenwende auf den Höfen
Früher war alles besser? Nein, es war anders. Wie es war, beschreibt der Historiker Ewald Frie in seinem Buch über das bäuerliche Leben der Nachkriegszeit. Auch wenn die Situation mit elf Geschwistern auf einem Hof speziell ist und das Buch eine Familienchronik wiedergibt, so vermittelt es ein großes Stück Zeitgeschichte der vergangenen 80 Jahre. Die deutsche Landwirtschaft hat sich so rasant verändert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Was das für Familien auf dem Land bedeutete und wie harte Arbeit, die Gemeinschaft und der Glaube ihr Leben prägten, vermittelt der Autor eindrucksvoll, ohne Sentimentalitäten. Für sein Buch ist der Historiker mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet worden. ak.
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Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland. C.H. Beck, München 2023, 191 Seiten, 23 Euro.
Der erste China-Lobbyist
Mit seiner akribischen Recherche über den Geschäftsmann Gerhard Flatow hat der ehemalige "Handelsblatt"-Chefredakteur Bernd Ziesemer den wohl ersten Lobbyisten der Volksrepublik China in Deutschland enttarnt. Der 1980 verstorbene Flatow wirkte in den frühen Jahren der Bundesrepublik, indem er China-Deals einfädelte und die kommunistische Partei in Deutschland mitgründete. Als junger Mann musste Flatow vor den Nationalsozialisten fliehen und machte im brodelnden Schanghai das schnelle Geld. Anders als viele Kolonialismusgewinnler aus dem Westen lernte er fließendes Chinesisch, knüpfte Kontakte zu Einheimischen und heiratete eine Chinesin. Als Maos Kommunisten nach ihrem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg mit dem Imperialismus abrechnen, landet Flatow erst im Gefängnis, wird dann aber mit dem Auftrag entlassen, nach Deutschland zurückzukehren und dort Wirtschaftskontakte zu knüpfen. Die Geschichte zeigt, mit welchem Ehrgeiz sich manche Westler für die Volksrepublik einspannen lassen. mfe.
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eroberte. Campus-Verlag, Frankfurt,
New York 2023, 256 Seiten, 28 Euro.
Eloquentes Bitcoin-Pamphlet
Nach Jahren ist das Thema Krypto immer noch ideologisch aufgeladen. Auch der frühere Literaturchef der "Zeit" hat sich entschieden: Er ist ein Fan von Bitcoin und rührt in einem eloquenten Pamphlet mächtig die Werbetrommel dafür. Dabei hält er sich nicht mit Details auf, vielmehr scheint er den Leser schnell überzeugen zu wollen - davon, dass das Krypto-Konstrukt das bessere Geld ist und die Welt vom Fluch eines vom "staatlich-monetären Komplex" manipulierten, konventionellen Geldes erlösen kann. Und wundert sich dabei bisweilen über seine eigene Begeisterung.
Ein Buch, von dem jeder etwas hat. Wer Bitcoin hasst, wird entsetzt sein, wer Bitcoin liebt, sich bestätigt finden. Und alle dazwischen können sich herrlich an den Thesen reiben, die Mangold präsentiert, bieten diese doch jede Menge Ansatzpunkte für kritische Gegenargumente. mho.
Ijoma Mangold: Die orange Pille.
Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. dtv, München 2023, 240 Seiten,
24 Euro.
Der Ausnahme-Unternehmer
Bewundert, beneidet, gehasst - Elon Musk ist der Ausnahme-Unternehmer der Gegenwart. Er führt den Elektroautohersteller Tesla, das Weltraumunternehmen SpaceX, die Kurznachrichtenplattform X (vormals Twitter) und viele andere Projekte. Wer ist dieser Mann? Was treibt ihn an? Wie entscheidet er? Was hat ihn zum reichsten Menschen des Planeten gemacht? Der renommierte Biograph Walter Isaacson durfte Musk über eine lange Zeit begleiten, hat Einblicke in das berufliche und private Leben des in Südafrika geborenen und aufgewachsenen und dann nach Nordamerika ausgewanderten Unternehmers gewonnen. Er zeichnet das Bild eines Menschen, der eine teilweise furchtbare Kindheit erlitt, seine Liebe zur Technik entdeckt, sprunghaft wirkt, Schwierigkeiten hat, sein Sozialleben zu ordnen und sich in andere hineinzuversetzen. Vor allem aber stellt er Elon Musk als einen unermüdlichen Macher vor, der wohl vor allem eine Situation fürchtet: wenn einfach nichts passiert. ala.
Walter Isaacson: Elon Musk. Die Biografie. C. Bertelsmann Verlag, München 2023,
832 Seiten, 38 Euro.
Duell um die Mikrochips
Der amerikanische Wirtschaftshistoriker Chris Miller hat ein spannendes Buch über den Kampf um die Technologieführerschaft vorgelegt. Moderne Mikrochips stecken in Smartphones, Autos und in Präzisionswaffen. Die Geschichte beginnt damit, wie Forscher Ende der 1950er Jahre die ersten Mikrochips im Silicon Valley entwickelten und damit Industriegeschichte schrieben. Die Chips waren schon im Kalten Krieg Thema, mittlerweile sind sie zum Kristallisationspunkt des Konflikts zwischen Amerika und China geworden. Nur wenige Firmen - wie Intel in Amerika, Samsung in Südkorea und TSMC in Taiwan - können sie bauen, es braucht dafür komplexe und feingliederige Lieferketten. China wird vom Zugriff auf Chips der neuesten Generation ferngehalten, versucht umso ambitionierter aufzuholen und macht Druck auf Taiwan; Miller analysiert anschaulich die Hintergründe. Jetzt ist sein preisgekröntes Buch auf Deutsch erschienen. F.A.Z.
Chris Miller: Der Chip-Krieg. Wie die USA und China um die technologische Vorherrschaft auf der Welt kämpfen. Rowohlt, Hamburg 2023, 500 Seiten, 30 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Daron Acemoglu und Simon Johnson zeigen: Die technische Entwicklung kommt nur allen Menschen zugute, wenn sie dafür kämpfen.« Markus Schär, NZZ, 30.08.2023 »Acemoglu und Johnson holen weit aus, verbinden kenntnisreich historische Exkurse in verschiedene Länder mit ökonomischen und politischen Debatten und öffnen so neue Denkhorizonte, die Auswege aufzeigen. Unbedingt lesen!« Beate Willms, taz FUTURZWEI, 12.09.2023 »Stringent argumentiert, fordern die beiden Forscher eine Entmachtung der heutigen Technologie-Oligarchen und legen konkrete Maßnahmen vor, wie dies zu erreichen wäre.« Martin Kugler, Buchkultur, 13.10.2023
Gebundenes Buch
Ein lesenswertes Buch, das seinen Lesern tiefe Einblicke samt interessanten Erkenntnissen liefert, wenn man sich eingehend mit dessen Inhalten zu beschäftigen vermag, ja wenn man dem Stoff genug Zeit und Raum für Entfaltung gibt, denn die Art der Stoffdarbietung mutet etwas orientalisch …
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Ein lesenswertes Buch, das seinen Lesern tiefe Einblicke samt interessanten Erkenntnissen liefert, wenn man sich eingehend mit dessen Inhalten zu beschäftigen vermag, ja wenn man dem Stoff genug Zeit und Raum für Entfaltung gibt, denn die Art der Stoffdarbietung mutet etwas orientalisch an: Ausführliche Ausflüge in die Geschichte gehen fast bis zum Ende durch, dienen aber letztendlich der Untermauerung der Hauptthese.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut. Man bekommt das, was einem versprochen wurde, und noch einiges darüber hinaus.
Einführung und Kapitel 1 sind sehr aktuell ausgerichtet und bringen die Dinge klar auf den Punkt. Gleich am Anfang wird zur Sprache gebracht, dass egal, ob in USA oder in China und dergleichen: Mit der breiten Masse der Steuerzahler wird auf gleiche Art und Weise umgegangen, nämlich, die Eliten nutzen den technologischen Fortschritt, um primär ihre eigenen Interessen zu bedienen, meist zum Nachteil und auf Kosten der breiten Masse. Ein Beispiel der vergleichsweise harmloseren Sorte: Die Technologien, die zur gründlicheren Überwachung der Mitarbeiter dienen, werden immer weiter entwickelt und verfeinert. Auch im Kap. 9: KI wird genutzt, um die Arbeiter, wie beim beim bekannten online Allesverkäufer, zu überwachen und denjenigen das Arbeitsverhältnis zu kündigen, die nicht die engen Zeitvorgaben getroffen haben. Egal, wohin man schaut: Der Fortschritt wird zum Nachteil der Menschen genutzt, nur eine kleine elitäre Gruppe weiß davon zu profitieren. Die breite Masse wird gnadenlos ausgebeutet.
Kapitel 2-8: Stellen einige richtige Fragen, liefern zutreffende Schlussfolgerungen. Gute Thesen lassen sich hier finden, man muss bloß genau hinschauen und die Aufmerksamkeit nicht irgendwo im historischen Beiwerk verlieren: Zwischen all den geschichtlichen Ausführungen kommt plötzlich Klartext erster Güte.
Kapitel 5-6 fallen recht politisch korrekt aus, die Hauptbotschaft bleibt aber,
dass der technische Fortschritt im 18-20 Jh. größtenteils zum Vorteil der Eliten verwendet wurde. Die breite Masse der Arbeitenden hat zwar auch davon profitiert, aber nur minimal, dahingehend von Eliten gesteuert, damit die Arbeiter ihre Arbeitskraft im vollen Umfang zu Bereicherung der Eliten zur Verfügung stellen könnte. Sehr interessant fand ich die Erklärung, warum die Eliten die Arbeiter am Rande der Armut halten. So klar habe ich es sonst nirgends gelesen.
Die Kapitel 9 und 10 verdienen besondere Aufmerksamkeit: KI und der technologische Fortschritt der jüngsten Zeit wird im Osten wie im Westen für antidemokratische Entwicklungen genutzt. KI wird bloß als etwas Tolles an die Öffentlichkeit verkauft. Viele nutzen KI, ohne zu wissen, warum. Die Art der Manipulationen (Kauf-, Wahlverhalten der Bevölkerung) und die (mentale wie physische) Unterwerfung der Massen insgesamt ähnelt sich hüben wie drüben schon sehr. Anschaulich zusammengefasst am Ende des 10. Kapitels. Übrigens, zum technischen Fortschritt in China, eine Art vergleichende Analyse mit USA uvm, findet man im neusten Buch von Wolfgang Hirn „Der Tech-Krieg“.
Als Ausblick gibt es hier eine Art Vorschlägeliste im letzten Kapitel: Wie man den Fortschritt zugunsten der breiten Masse der Menschen neu ausrichten könnte. Durchaus beachtenswert. Klingt sinnvoll, bei der Voraussetzung, dass es die ernst zu nehmende Kraft gegeben hätte, etwa Institutionen /Organisationen, die die Macht der Eliten in Schranken weisen und somit die Ausrichtung und Nutzung des Fortschritts primär zugunsten der breiten Masse festsetzen könnte. Die Einschränkung der elitären Macht würde sich z.B. u.a. in der Zerschlagung der Internet-Großkonzerne und dergleichen zum Ausdruck bringen. Mehr dazu sehr erhellend beschrieben in „Big Tech muss weg“ von Martin Andree.
Fazit: Kennenlernenswert. Wohl analysiert und begründet. Hat gewissermaßen auch Seltenheitswert.
Insgesamt war es mir etwas zu breit erzählt. Als ob das Ganze an ein imaginäres Studentenauditorium gerichtet wäre und man sich entsprechend bemüßigt fühlte, mehr Inhalte hineinzubekommen. Der Eindruck entstand vor allem in den ersten zwei drittel des Buches.
Aber im Endeffekt ist es stimmig geworden, das historische dient im Großen und Ganzen als Untermalung der Hauptthese.
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Macht und Fortschritt
Ein Mix aus Geschichte und Wirtschaftswissenschaft. Sicher, man erfährt einige weniger bekannte Details aus der Historie über Personen und gesellschaftliche Entwicklungen. Aber dem Anspruch, den Fortschritt auch der breiten Mehrheit zukommen zu lassen und Wege …
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Macht und Fortschritt
Ein Mix aus Geschichte und Wirtschaftswissenschaft. Sicher, man erfährt einige weniger bekannte Details aus der Historie über Personen und gesellschaftliche Entwicklungen. Aber dem Anspruch, den Fortschritt auch der breiten Mehrheit zukommen zu lassen und Wege dahin aufzuzeigen wird die Schrift nicht gerecht. Auch der Stil mit häufig auftauchenden Verweisen auf später zu Behandelndes sowie unnötige Wiederholungen kurzer Sequenzen aus vorhergehenden Kapiteln überzeugen nicht. Die Analyse von Macht in wenigen Händen und Großunternehmen sowie die Hinweise auf den manipulierten Verbraucher lassen ohne überzeugende Argumente und deren Realisierungswege den Leser ratlos zurück. Und wenn dann, gemessen am Gesamtumfang des Werks auf dürftig wenigen Seiten am Schluß Lösungsansätze aufgezeigt werden, sind das alles längst hinreichend bekannte Allgemeinplätze und Binsenweisheiten.
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