Dmitry Glukhovsky
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Geschichten aus der Heimat (eBook, ePUB)
Der Autor des Bestsellers METRO 2033
Übersetzer: Drevs, M. David; Zwerg, Franziska; Pöhlmann, Christiane
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Ein tadschikischer Gastarbeiter, der in die Fänge des Moskauer Organhandels gerät. Ein Antikorruptions-Ermittler, der von seinem Verfahren abgezogen wird. Ein Regierungsbeamter, der sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Sinnfrage stellt. Ein Provinzpolitiker, der urplötzlich mit der bitteren Wahrheit unverfälschter Wahlergebnisse konfrontiert wird - Dmitry Glukhovskys »Geschichten aus der Heimat« sind kleine Fenster in die Untiefen der russischen Gesellschaft. Mit scharfem Blick für die Realitäten in seinem Heimatland zeigt der Bestsellerautor, wie Russlands Gesellschaft funktion...
Ein tadschikischer Gastarbeiter, der in die Fänge des Moskauer Organhandels gerät. Ein Antikorruptions-Ermittler, der von seinem Verfahren abgezogen wird. Ein Regierungsbeamter, der sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Sinnfrage stellt. Ein Provinzpolitiker, der urplötzlich mit der bitteren Wahrheit unverfälschter Wahlergebnisse konfrontiert wird - Dmitry Glukhovskys »Geschichten aus der Heimat« sind kleine Fenster in die Untiefen der russischen Gesellschaft. Mit scharfem Blick für die Realitäten in seinem Heimatland zeigt der Bestsellerautor, wie Russlands Gesellschaft funktioniert - und was falschläuft.
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Dmitry Glukhovsky ist ein russischer Schriftsteller und Dramatiker. 1979 in Moskau geboren, machte er seinen Abschluss an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er schreibt für die internationale Presse, darunter THE GUARDIAN, LA LIBERATION, DIE ZEIT und NOVAYA GAZETA. Glukhovsky ist Autor zahlreicher Bestseller, darunter der Welterfolg »METRO 2033«. Seine Bücher wurden in 40 Sprachen übersetzt. Als entschiedener Kritiker des Putin-Regimes wurde er zum »ausländischen Agenten« erklärt und 2023 von einem Moskauer Gericht in Abwesenheit zu 8 Jahren Haft verurteilt. Er lebt im Exil.
Instagram: @glukhovsky, Twitter: @glukhovsky, Facebook: @glukhovskybooks
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© privat
Produktdetails
- Verlag: Penguin Random House
- Seitenzahl: 448
- Erscheinungstermin: 19. Oktober 2022
- Deutsch
- ISBN-13: 9783641302825
- Artikelnr.: 64314190
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die Kurzgeschichten Tolstois, Tschechows, Turgenjews - ihr Genre gilt als einer der "Höhepunkte der russischen Kultur", auf die sich die russische Propaganda heute noch immer wieder positiv bezieht, weiß Rezensent Nicolas Freund. Auch bei Glukhovsky ist ein solcher Bezug deutlich zu erkennen, allerdings vergisst er im Gegensatz zu den kremltreuen Propagandisten nicht den ursprünglich subversiven Charakter dieser Geschichten. Wie Turgenjew etwa geht es auch ihm darum, das wahre Russland und seine Verhältnisse der Gegenwart zu beschreiben, indem er die alte Erzähltradition mit jener charakteristisch sturen Haltung russischer Propaganda kombiniert, erklärt Freund. Ein Ufo in Moskau, Nanoroboter im Schnaps und Organhandel am Bau - Glukhovskys Ideen sind skurril, bitter, manchmal ein wenig an den Haaren herbei gezogen. Doch er erzählt davon mit einer Selbstsicherheit und Beharrlichkeit, die funktioniert, indem sie irritiert. An der Oberfläche scheint alles irgendwie normal, harmlos, folgerichtig, kontrolliert - doch darunter kocht der totale Wahnsinn - ganz so, wie in der gegenwärtigen Realität Russlands, so der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine schonungslose Nahaufnahme aus Putins Reich. Glukhovsky schildert Korruption und Willkür der Elite und ein Volk, das in Gleichgültigkeit verharrt.« ZDF Heute Journal, Christhard Läpple
Eine Niere: 100 000 Dollar
In Russland wird Dmitry Glukhovsky per Haftbefehl gesucht. Seine Erzählungen kombinieren Tschechow und Tolstoi mit dem Wahnsinn der Kreml-Propaganda
Wären die Kurzgeschichten Dmitry Glukhovskys Nachrichten aus Russland, sie würden gar nicht weiter auffallen zwischen all dem Wahnsinn, der von dort derzeit über Telegram oder sogar direkt aus dem Kreml verbreitet wird. Zum Beispiel gleich die erste Story „Alles hat seinen Preis“ über Bauarbeiter aus Tadschikistan: In Moskau errichten sie scheinbar ins Endlose wachsende, nie fertig werdende Bürotürme, auf denen ständig irgendwelche Arbeitsunfälle passieren. Denn einer der russischen Geschäftsmänner, die in 7er-BMWs mit Geheimdienst- oder
In Russland wird Dmitry Glukhovsky per Haftbefehl gesucht. Seine Erzählungen kombinieren Tschechow und Tolstoi mit dem Wahnsinn der Kreml-Propaganda
Wären die Kurzgeschichten Dmitry Glukhovskys Nachrichten aus Russland, sie würden gar nicht weiter auffallen zwischen all dem Wahnsinn, der von dort derzeit über Telegram oder sogar direkt aus dem Kreml verbreitet wird. Zum Beispiel gleich die erste Story „Alles hat seinen Preis“ über Bauarbeiter aus Tadschikistan: In Moskau errichten sie scheinbar ins Endlose wachsende, nie fertig werdende Bürotürme, auf denen ständig irgendwelche Arbeitsunfälle passieren. Denn einer der russischen Geschäftsmänner, die in 7er-BMWs mit Geheimdienst- oder
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Staatsdienstkennzeichen durch „Moskau City“ brettern, hat erkannt: Am lukrativsten sind diese Arbeiter, wenn man sie nicht arbeiten lässt, sondern sie verkauft.
Also ihre Organe: „Nieren: im Schnitt einhunderttausend Dollar pro Stück, zwei von demselben Spender sind seltsamerweise teurer, gleich zweihundertfünfzigtausend. Eine Leber: zwischen einhundertfünfzig- und dreihunderttausend. Für ein Herz kursieren Preise bis zu dreihundertfünfzigtausend Dollar. Und dann noch die Milz und all der andere Kleinkram.“ Das ist alles eiskalt bis ins letzte Detail durchdacht, denn Tadschiken sind für den Organhandel so gut geeignet, weil sie als Muslime keinen Alkohol trinken, die Arbeit auf dem Bau der reinste Work-out ist und Tadschikistan auch noch eine sehr hohe Geburtenrate hat. „Das Gas wird ihnen irgendwann ausgehen, ihre Ölquellen werden versiegen, aber die Tadschiken selbst werden ewig leben. Sie sind sozusagen selbst ihre einzige natürliche Ressource.“
In anderen Geschichten sollen Nanoroboter über den Wodka in der Bevölkerung verbreitet werden und ein Ufo landet mitten in Moskau, schafft es aber nicht in die Abendnachrichten, weil dort immer nur abwechselnd der Premierminister und der Präsident auftreten; ein Professor findet heraus, dass Gazprom seine Rohstoffe direkt aus der Hölle bezieht und irgendwo ein paar Hundert Kilometer östlich von Moskau ist der „Nationale Führer“ angeblich für eine Reihe unbefleckter Empfängnisse verantwortlich.
Diese Kurzgeschichten, die teilweise über Figuren und Themen locker zusammenhängen, sind schräg und zynisch, manchmal etwas konstruiert und durchaus auch bemüht. Aber sie funktionieren, weil Glukhovsky jede dieser verrückten Ideen mit einer Unbeirrbarkeit durchzieht, als wären es die neuesten Propaganda-Lügen aus dem Kreml.
Das hat einen irritierenden Effekt, auch weil die russische Kurzgeschichte des
19. Jahrhunderts von Autoren wie Anton Tschechow, Lew Tolstoi oder Iwan Turgenjew als einer der Höhepunkte der russischen Kultur gilt. In diese Tradition stellt sich Glukhovsky mit dem betont biederen Titel seiner Sammlung „Geschichten aus der Heimat“ und gleichzeitig aktualisiert er diese Erzählform, denn im Russland der Gegenwart, wo sich die Propaganda auch immer wieder explizit auf die große russische Kultur beruft, scheint vergessen worden zu sein, dass diese Geschichten auch damals schon etwas Subversives hatten.
So sollten die heute etwas langatmig wirkenden Beschreibungen in Geschichten Turgenjews den damaligen Lesern in Moskau und Sankt Petersburg das andere Russland zeigen, das Land der armen Leute, von dem man in den Großstädten sonst nichts mitbekam. Glukhovsky kombiniert diese Literaturtradition nun mit der Haltung der russischen Propaganda, um das Russland der Gegenwart zu beschreiben – gar nicht so unähnlich wie damals Turgenjew.
Die letzte Geschichte der Sammlung spielt in der vorbildlich ausgestatteten Bibliothek eines zweifelnden Apparatschiks, der Besuch von einem alten, kremltreuen Freund bekommt. In den Regalen stehen „fünf Bände Worte und Taten von Wladimir Putin. Kleine Tragödien des Präsidentenberaters Wladislaw Surkow. Gesammelte Werke von Tolstoi. Von Puschkin. Von Dostojewski. Von Leskow. Der redigierte Gogol.“ Dahinter aber lagern die Schriften der Dissidenten, das, was eigentlich, wenn es nach dem Kreml geht, in den Müll, wenn nicht verbrannt gehört. So wie diese Kurzgeschichtensammlung auch.
Dmitry Glukhovsky ist selbst in diesem Jahr in Europa untergetaucht, nachdem in Russland Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war. Hier wendet er nun die die Methoden seiner Verfolger an. Wie bei den Lügen der russischen Propaganda wird ein sofort durchschaubarer Schein von Traditionalität und Harmlosigkeit suggeriert. In Wahrheit brodelt aber nur knapp unter der Oberfläche der pure Irrsinn. Glukhovskys „Geschichten aus der Heimat“ sind eigentlich Reportagen aus einem der tieferen Höllenkreise des Wahnsinns, in den sich Russland gerade mit zunehmender Geschwindigkeit hinabzudrehen scheint.
Seine Bilder, wie die vom Organhandel, sind dabei mehr Fakten als Metapher, wenn russischen Rekruten angeblich gesagt wird, sie seien nicht mehr als „Fleisch“ und Jewgenij Prigoschin, Chef der berüchtigten Söldnertruppe „Gruppe Wagner“, über die Feinde Russlands schreibt: „Während unserer punktgenauen Operationen werden wir beide Nieren und die Leber auf einmal entfernen.“ Die Gegenwart Russlands – um von ihr literarisch zu erzählen, muss sie derzeit kaum überhöht werden.
NICOLAS FREUND
Dmitry Glukhovsky: Geschichten aus der Heimat. Aus dem Russischen von
M. David Drevs, Christiane Pöhlmann, Franziska Zwerg. Heyne, München 2022. 448 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Also ihre Organe: „Nieren: im Schnitt einhunderttausend Dollar pro Stück, zwei von demselben Spender sind seltsamerweise teurer, gleich zweihundertfünfzigtausend. Eine Leber: zwischen einhundertfünfzig- und dreihunderttausend. Für ein Herz kursieren Preise bis zu dreihundertfünfzigtausend Dollar. Und dann noch die Milz und all der andere Kleinkram.“ Das ist alles eiskalt bis ins letzte Detail durchdacht, denn Tadschiken sind für den Organhandel so gut geeignet, weil sie als Muslime keinen Alkohol trinken, die Arbeit auf dem Bau der reinste Work-out ist und Tadschikistan auch noch eine sehr hohe Geburtenrate hat. „Das Gas wird ihnen irgendwann ausgehen, ihre Ölquellen werden versiegen, aber die Tadschiken selbst werden ewig leben. Sie sind sozusagen selbst ihre einzige natürliche Ressource.“
In anderen Geschichten sollen Nanoroboter über den Wodka in der Bevölkerung verbreitet werden und ein Ufo landet mitten in Moskau, schafft es aber nicht in die Abendnachrichten, weil dort immer nur abwechselnd der Premierminister und der Präsident auftreten; ein Professor findet heraus, dass Gazprom seine Rohstoffe direkt aus der Hölle bezieht und irgendwo ein paar Hundert Kilometer östlich von Moskau ist der „Nationale Führer“ angeblich für eine Reihe unbefleckter Empfängnisse verantwortlich.
Diese Kurzgeschichten, die teilweise über Figuren und Themen locker zusammenhängen, sind schräg und zynisch, manchmal etwas konstruiert und durchaus auch bemüht. Aber sie funktionieren, weil Glukhovsky jede dieser verrückten Ideen mit einer Unbeirrbarkeit durchzieht, als wären es die neuesten Propaganda-Lügen aus dem Kreml.
Das hat einen irritierenden Effekt, auch weil die russische Kurzgeschichte des
19. Jahrhunderts von Autoren wie Anton Tschechow, Lew Tolstoi oder Iwan Turgenjew als einer der Höhepunkte der russischen Kultur gilt. In diese Tradition stellt sich Glukhovsky mit dem betont biederen Titel seiner Sammlung „Geschichten aus der Heimat“ und gleichzeitig aktualisiert er diese Erzählform, denn im Russland der Gegenwart, wo sich die Propaganda auch immer wieder explizit auf die große russische Kultur beruft, scheint vergessen worden zu sein, dass diese Geschichten auch damals schon etwas Subversives hatten.
So sollten die heute etwas langatmig wirkenden Beschreibungen in Geschichten Turgenjews den damaligen Lesern in Moskau und Sankt Petersburg das andere Russland zeigen, das Land der armen Leute, von dem man in den Großstädten sonst nichts mitbekam. Glukhovsky kombiniert diese Literaturtradition nun mit der Haltung der russischen Propaganda, um das Russland der Gegenwart zu beschreiben – gar nicht so unähnlich wie damals Turgenjew.
Die letzte Geschichte der Sammlung spielt in der vorbildlich ausgestatteten Bibliothek eines zweifelnden Apparatschiks, der Besuch von einem alten, kremltreuen Freund bekommt. In den Regalen stehen „fünf Bände Worte und Taten von Wladimir Putin. Kleine Tragödien des Präsidentenberaters Wladislaw Surkow. Gesammelte Werke von Tolstoi. Von Puschkin. Von Dostojewski. Von Leskow. Der redigierte Gogol.“ Dahinter aber lagern die Schriften der Dissidenten, das, was eigentlich, wenn es nach dem Kreml geht, in den Müll, wenn nicht verbrannt gehört. So wie diese Kurzgeschichtensammlung auch.
Dmitry Glukhovsky ist selbst in diesem Jahr in Europa untergetaucht, nachdem in Russland Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war. Hier wendet er nun die die Methoden seiner Verfolger an. Wie bei den Lügen der russischen Propaganda wird ein sofort durchschaubarer Schein von Traditionalität und Harmlosigkeit suggeriert. In Wahrheit brodelt aber nur knapp unter der Oberfläche der pure Irrsinn. Glukhovskys „Geschichten aus der Heimat“ sind eigentlich Reportagen aus einem der tieferen Höllenkreise des Wahnsinns, in den sich Russland gerade mit zunehmender Geschwindigkeit hinabzudrehen scheint.
Seine Bilder, wie die vom Organhandel, sind dabei mehr Fakten als Metapher, wenn russischen Rekruten angeblich gesagt wird, sie seien nicht mehr als „Fleisch“ und Jewgenij Prigoschin, Chef der berüchtigten Söldnertruppe „Gruppe Wagner“, über die Feinde Russlands schreibt: „Während unserer punktgenauen Operationen werden wir beide Nieren und die Leber auf einmal entfernen.“ Die Gegenwart Russlands – um von ihr literarisch zu erzählen, muss sie derzeit kaum überhöht werden.
NICOLAS FREUND
Dmitry Glukhovsky: Geschichten aus der Heimat. Aus dem Russischen von
M. David Drevs, Christiane Pöhlmann, Franziska Zwerg. Heyne, München 2022. 448 Seiten, 24 Euro.
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Gebundenes Buch
Satirischer Abgesang auf Russland
Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ist der Autor in Europa im Exil, da er als …
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Satirischer Abgesang auf Russland
Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ist der Autor in Europa im Exil, da er als Kremlkritiker gilt und ein russischer Haftbefehl ausstehend ist. In dem nun auf Deutsch erschienen Buch ‚Geschichten aus der Heimat‘ versammeln sich 20 Geschichten, die in den letzten 12 Jahren bereits auf Russisch erschienen sind.
Es sind allesamt sehr unterschiedliche Geschichten, aber alle eint ein bissiger satirischer Grundton, der auf komödiantische Weise die groteske Realität auf einer Metaebene portraitiert. Vieles ist absurd, aber trägt im Kern die Denkweise der Russen mit sich. Wenn da der Praktikant des Fernsehens auf russischsprachige Aliens trifft, eine Schalte möglich macht und er leider nicht in die Nachrichten kommt, weil der Despot eine unwichtige Nachricht nach der anderen vom Stapel lässt, tja, Aliens weg und die Nachricht aus dem All auch.
Dieser ironisch bitterböse Stil porträtiert nicht nur die Mächtigen und Oligarchen im schlechten Licht, nein auch der Durchschnittsbürger bekommt sein Fett weg durch die allgegenwärtige Hörigkeit und deren Mythenglaube an den starken Mann. Wenn da beispielsweise ein Forscher den Zugang zur Hölle findet und dann herausfinden muss, dass dort schon Geschäfte mit Moskau gemacht werden…nichts literarisch brillantes, aber ein Einblick in das überzeichnete Russland.
Mir hat es Spaß gemacht diese absurden Geschichten zu lesen vor allem vor dem tragischen Hintergrund, dass Russland in ein totalitäres System entgleitet wie zu Stalins Zeiten. Ohne Hintergrundwissen macht es allerdings wenig Sinn sich dieser fiktiven abgedrehten Geschichten zu widmen.
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Gebundenes Buch
Ich bin ganz und gar nicht der Meinung von SZ und FFA, die hier komische Parallelen zwischen Glukhovsky und Tolstoi oder anderen russischen Klassikern ziehen. In der deutschen Übersetzung finden sich massenweise Grammatikfehler und regelrechte Bremsklötze für flüssiges Lesen. …
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Ich bin ganz und gar nicht der Meinung von SZ und FFA, die hier komische Parallelen zwischen Glukhovsky und Tolstoi oder anderen russischen Klassikern ziehen. In der deutschen Übersetzung finden sich massenweise Grammatikfehler und regelrechte Bremsklötze für flüssiges Lesen. Völlig idiotisch finde ich die Entdeckung der Hölle, die sich Gazprom zunutze machen will, und in späterer Story die Landung eines Außerirdischen, der promt interviewt wird. Richtig ist, wir erhalten eine total nihilistische Perspektive aufs gesegnete Russland, das kein Mensch mehr nach dieser Lektüre zu besuchen in der Lage sein wird. Schade, ich habe St. Petersburg geliebt.
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