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Politisch steht unsere Welt am Scheideweg: Die eine Hälfte der Menschheit lebt aktuell in Demokratien, die andere in Autokratien oder failed states. Der Systemkonflikt wird nicht mehr zwischen links und rechts ausgetragen, sondern zwischen offenen und autokratischen Gesellschaften. Dieser »Kampf der Systeme« wird auch unseren Umgang mit den ökologischen Krisen bestimmen. Zwischen Klimanotständen, gescheiterten Klimakanzlern, demokratisch gewählten Klimaleugnern und Chinas ambitionierten Umweltschutzversprechen fragen sich nicht wenige: Wer kann Nachhaltigkeit eigentlich besser? Brauchen wir am…mehr

Produktbeschreibung
Politisch steht unsere Welt am Scheideweg: Die eine Hälfte der Menschheit lebt aktuell in Demokratien, die andere in Autokratien oder failed states. Der Systemkonflikt wird nicht mehr zwischen links und rechts ausgetragen, sondern zwischen offenen und autokratischen Gesellschaften. Dieser »Kampf der Systeme« wird auch unseren Umgang mit den ökologischen Krisen bestimmen. Zwischen Klimanotständen, gescheiterten Klimakanzlern, demokratisch gewählten Klimaleugnern und Chinas ambitionierten Umweltschutzversprechen fragen sich nicht wenige: Wer kann Nachhaltigkeit eigentlich besser? Brauchen wir am Ende eine Art »Ökodiktatur«, um handlungsfähig zu sein? Stefan Brunnhuber kennt sich im Zwist zwischen den Forderungen nach Freiheit, demokratischen Prozessen und den Notwendigkeiten einer ökologischen Kehrtwende aus. Er stellt unsere Demokratie Autokratien gegenüber und zieht ein weitsichtiges Fazit, wie wir auf dieser Welt zusammenleben und überleben können.

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Autorenporträt
Stefan Brunnhuber, ursprünglich gelernter Kfz-Mechaniker, ist Mediziner und Wirtschaftssoziologe, Psychiater und Ökonom; er ist als Ärztlicher Direktor und Chefarzt in Sachsen, internationales Vollmitglied im Club of Rome und Trustee der Weltakademie der Wissenschaften tätig. Derzeit ist er Mitglied im Beirat der Bundesregierung 'Sustainable Finance' und hat einen Lehrstuhl an der Hochschule Mittweida in Sachsen inne. Die Interessen des Dahrendorf-Schülers und FDP-Mitglieds umfassen die Themen Integrative Medizin, Finanzökonomie und Nachhaltigkeit sowie gesellschaftliche Transformation. Zuletzt erschienen von ihm 'Financing our Future' (2021) sowie 'Financing our Anthropocene' (2023).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2023

Öko-Update
für die FDP
Stefan Brunnhuber
denkt über Klimarettung
und politische Systeme nach
Die Frage wäre ja spannend: Welches politische System ist am ehesten in der Lage, die Folgen der Klimakrise, so gut es geht, einzudämmen? Hat die gute alte Demokratie noch die besten Werkzeuge? Oder könnten sich in den kommenden Jahrzehnten autoritäre Systeme als effizienter erweisen, wenn es um die Bekämpfung von Erderwärmung, Artenschwund und Pandemien geht? Chinas Machthaber Xi Jinping muss jedenfalls nicht um seine Wiederwahl fürchten, wenn er das Land mit Windrädern und Solaranlagen zupflastert. Die Regierenden in Deutschland wiederum schrecken schon vor der Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen zurück, obwohl das nachweislich gut fürs Klima wäre.
„Wer kann Nachhaltigkeit besser – Offene Gesellschaften oder Autokratien?“, will deshalb der Transformationsforscher Stefan Brunnhuber in seinem neuen Buch wissen. Nur leider hat er die Frage für sich schon beantwortet, bevor es losgeht. Auf dichten 160 Seiten legt er dar, warum die Demokratie das überlegene System, Freiheit das höchste Gut und Knechtschaft schlecht ist. Dabei hat das niemand infrage gestellt.
Zweifel an seiner Grundüberzeugung lässt Brunnhuber nur aufblitzen, er spricht von einem „Krieg der politischen Systeme um die Deutungshoheit im 21. Jahrhundert“ und dass es sein könnte, „dass der politische Gegenspieler schlicht und objektiv die besseren Antworten hat“. Doch der Dualismus „Freiheit oder Zwang“ macht von Anfang an klar, dass es in diesem Aufsatz keine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer eigentlich, siehe oben, klärungsbedürftigen Frage geben wird.
Stattdessen entwirft Brunnhuber, der Arzt ist und Wirtschaftssoziologe und darüber hinaus FDP-Mitglied, so etwas wie eine kleine politische Theorie eines Liberalismus, der die Klimafrage ins Zentrum rückt und vom „einseitigen ökonomischen Liberalismus der vergangenen 30 Jahre“ abkehrt: „Wir brauchen (…) eine Aktualisierung der Liberalität, die die Errungenschaften der Vergangenheit ehrt, ihre Fehler korrigiert und sie zugunsten einer liberalen Agenda für das 21. Jahrhundert hinter sich lässt.“ Nicht, welches System die Folgen der Klimakrise abfedern kann, ist also Untersuchungsgegenstand, sondern, warum die offene Gesellschaft es besser kann.
Brunnhubers konkrete Vorschläge sind progressiv im Vergleich zum Liberalismus der FDP in der Bundesregierung. Von seiner obsessiven Abgrenzung zum Autoritarismus („Wählen wir den Weg zur Knechtschaft oder in die Freiheit?“) mal abgesehen. Der Autor legt seiner Partei ein Öko-Update nahe, ohne sie je direkt zu adressieren. Um nachhaltiger zu werden, empfiehlt er unter anderem, auf lokale Unternehmen und Lieferketten zu setzen, also den „Wertschöpfungsprozess von der Globalisierung abzukoppeln“, den Energiesektor hin zu „regionalisierten erneuerbaren Energien“ umzubauen, Bürgerräte sowie ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen sowie außerdem die Natur zu einer juristischen Person mit einklagbaren Rechten zu erklären. Er betont den hohen Wert gemeinschaftlicher Güter wie Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur und folgert schließlich: „Dies könnte sogar bedeuten, dass wir uns von einer produktionsbasierten zu einer ‚carebasierten‘ Wirtschaft verändern, in der menschenzentrierte Dienstleistungen (Krankenpflege, Sozialarbeit, Kulturbetrieb) gewürdigt und angemessen vergütet werden.“
Ökologie ist die Grundlage der Freiheit, nimmt Brunnhuber an: „Wenn wir also mehr Freiheit wollen, so sollten wir uns um die Umwelt kümmern.“ Dafür habe die offene Gesellschaft naturgemäß die besten Voraussetzungen, weil sie widerstands- und lernfähig sei, aus Schocks lernen und sich zum Besseren verändern könne. „Vielleicht gibt es sogar Aspekte, die man von Geschlossenen Gesellschaften lernen und dann in einer angepassten Form für die Weiterentwicklung der Offenen Gesellschaft nutzen kann“, schreibt Brunnhuber zwar. Welche Aspekte das sein könnten, lässt er aber offen.
Bezüge zum Zeitgeschehen streut der Autor mehrfach ein und versucht, sie mit seinen Vorstellungen von Freiheit übereinzubringen. Cancel Culture ist erwartungsgemäß böse, ziviler Ungehorsam jedoch könne sogar geboten sein, wenn demokratische Mehrheitsbeschlüsse zur Rettung der Umwelt nicht ausreichen: „Das legalistische Argument, das heißt der Verweis auf die strafrechtliche Relevanz von Straßenblockaden, Hausbesetzungen oder Sachbeschädigungen, kann schnell autoritär werden und verliert dann sein kritisches Potenzial.“ Ein solidarischer Gruß an die „Letzte Generation“, jene Klimaaktivisten, die FDP-Chef Christian Lindner kürzlich als Gefahr für das Land dargestellt hat. Man ahnt schon, warum Brunnhubers Vorschläge für einen zeitgemäßen Liberalismus es schwer haben könnten.
DOMINIK FÜRST
Stefan Brunnhuber:
Freiheit oder Zwang.
Wer kann Nachhaltigkeit besser – Offene
Gesellschaften oder
Autokratien?
Oekom-Verlag, München 2023. 208 Seiten, 22 Euro.
E-Book: 17,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»[Das Buch] macht dem Leser einmal mehr bewusst, dass die Gesellschaftsform, in der wir leben, ein hohes Gut ist, und fordert gleichzeitig auf, weiterhin in aller Konsequenz daran zu arbeiten, diese Offenheit und Freiheit zu bewahren.« Mark Jungbluth, alliteratus »[H]öchst lesenswert - ein wichtiger Beitrag zu einer Debatte über Nachhaltigkeit ebenso wie über gesellschaftliche Ordnung [...]« Dr. phil Rupert Graf Strachwitz, Vorstand der Maecenata Stiftung, Maecenata »[A]bsolut lesenswert« umwelt mitwelt zukunft, Wolfgang Schürger