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Deutschland erlebt dramatische politische Veränderungen. Nach einem Wahljahr mit zahlreichen Richtungswechseln wird die Parteienlandschaft durch die Bundestagswahl kräftig umgepflügt. Es gibt überraschende Aufstiege und schmerzhafte Abstürze. Aber es geht um weit mehr als um einzelne Karrieren. Die künftige Regierung steht vor immensen Herausforderungen – wegen des Klimawandels, der Pandemie, des gewaltigen Reformstaus, auch wegen des Auseinanderdriftens der Gesellschaft. Stephan Lamby untersucht das politische Leben in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert. Seine Langzeitbeobachtungen…mehr

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Produktbeschreibung
Deutschland erlebt dramatische politische Veränderungen. Nach einem Wahljahr mit zahlreichen Richtungswechseln wird die Parteienlandschaft durch die Bundestagswahl kräftig umgepflügt. Es gibt überraschende Aufstiege und schmerzhafte Abstürze. Aber es geht um weit mehr als um einzelne Karrieren. Die künftige Regierung steht vor immensen Herausforderungen – wegen des Klimawandels, der Pandemie, des gewaltigen Reformstaus, auch wegen des Auseinanderdriftens der Gesellschaft. Stephan Lamby untersucht das politische Leben in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert. Seine Langzeitbeobachtungen dauern monate-, manchmal jahrelang. Seit Dezember 2020 hat er sich auf die Spuren der drei Kanzlerkandidat:innen begeben. Er konnte hinter die Kulissen der Kampagnen von SPD, Union und Grünen blicken, mit Olaf Scholz, Armin Laschet, Annalena Baerbock, Robert Habeck und ihren Wahlkampfmanagern viele exklusive Gespräche führen und sie aus der Nähe beobachten. Auch mit Christian Lindner, Markus Söder und vielen anderen sprach er ausführlich. Lamby erlebte hautnah mit, wie das Momentum beim Kampf ums Kanzleramt schlagartig hin und her wechselte – und lernte das Personal verstehen, das Deutschland in den nächsten Jahren führen wird. Sein Buch erklärt, wie es zu diesem ungewöhnlichen Bundestagswahlergebnis kommen konnte. Lamby blickt dabei auch auf frühere Kampagnen und Wahlkämpfer zurück, die er ebenfalls aus der Nähe beobachtete: von Kohl über Merkel bis Steinbrück und Schulz. Seine investigative Reportage ist nicht nur die fällige Chronik einer epischen Entscheidungsschlacht, sondern auch eine zeitlose Anatomie von Machtmenschen unter äußerster Anspannung.
Autorenporträt
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Nils Minkmar schätzt die politischen Dokumentarfilme von Stephan Lamby. Auch über den jüngsten Wahlkampf hat der Journalist einen Film gedreht, aber der Stoff reichte auch für ein Buch, weiß der Kritiker, der das Werk in den höchsten Tönen lobt: Lambys aus den Filmen bekannte wohltuende Distanz, die Raum für eigene Überlegungen lässt und den angenehmen Verzicht auf zu viel Theorie erkennt Minkmar auch hier. Und so liest er nicht nur interessiert nach, welche Fehler Armin Laschet während seiner Kanzlerschaftskandidatur machte, wie tief die Risse der CDU reichen oder wie unglücklich Robert Habeck die Plagiatsaffäre um Anna-Lena Baerbock kommentierte, sondern er blickt auch nochmal zurück auf die Bedeutung Angela Merkels für die Union. Kommentare, etwa von Igor Levit zur Stimmung während der Pandemie, oder Interviews mit Corona-Leugnern runden den aktuellen Band ab, lobt der Rezensent. Eine große "Erzählung unserer Gegenwart", ein "Hauptstadt-Roman" gar, schließt er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2021

Chronist des Chaos
Stephan Lamby hat die Kanzlerkandidaten hinter den Kulissen begleitet. Und die lang
erwartete große Erzählung unserer politischen Gegenwart geschrieben
VON NILS MINKMAR
Als gestern der Koalitionsvertrag der Ampel im Berliner Futurium unterzeichnet wurde, konnte man Stephan Lamby schon im Saal erkennen, wie er wartete. Etwas abseits, aufmerksam beobachtend, präsent und nicht aufdringlich. Er war dort, weil er immer ist, wo sich in der deutschen Politik etwas ereignet. In vielen, preisgekrönten Filmen hat er eine Chronik der deutschen Politik angefertigt. Es sind wichtige Filme, in denen die Protagonisten und Protagonistinnen ausführlich zu Wort kommen und oft etwas mehr sagen, als sie sich vorgenommen haben.
In einem seiner Filme über die CDU, die späte Kohl-Zeit und die Spendenaffäre hat Wolfgang Schäuble die Legende von den anonymen Spendern beendet und Helmut Kohl widersprochen. Der hatte bekanntlich angegeben, das viele Geld in den schwarzen Kassen der CDU käme von vierzig Privatpersonen, denen er ein Ehrenwort gegeben habe, ihre Namen nicht zu nennen. Und einem ehemaligen Bundeskanzler eine Lüge vorhalten – das trauten sich die wenigsten, auch wenn seine Geschichte schon immer wenig glaubhaft klang. Schäuble vertraute sich Stephan Lamby an, sagte, dass das Geld ein Rest der Zuwendungen von Flick war. Ein historischer Moment.
Auch den vergangenen Bundestagswahlkampf hat Lamby begleitet und in einem Film gewürdigt. Aber es gab noch mehr Stoff und den hat er in einem Buch verarbeitet. Es erscheint nach der Wahl, aber wird mit jeder vergehenden Woche eigentlich umso wertvoller. Die Klagen über den inhaltsleeren, den unterkomplexen und von Pannen geplagten Bundestagswahlkampf rissen ja das ganze Jahr über nicht ab. Und sie waren nicht unbegründet, denn statt einer Konkurrenz der Ideen schien es sich um ein Festival von „Pleiten, Pech und Pannen“ zu handeln, man wartete schon auf den Moderator Fritz Egner. Da war der Zoff zwischen Söder und Laschet, das Hin und Her zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten im Management der Coronabekämpfung, das Lachen von Laschet, das Plagiat im Buch von Annalena Baerbock und vor allem die Maskenaffäre der CSU – doch wie deutet man diese Serie einzelner Unerfreulichkeiten? Was sagt uns die Betrachtung des Wahlkampfs über die Gesellschaft, über unsere Zeit?
Lamby arbeitet auch in diesem Buch wie ein zurückhaltender Dokumentarfilmer, der Sequenzen zusammenfügt und das Publikum selbst denken lässt. Über die knappen Beschreibungen und die Zitate hinaus ist er mit Deutungen sparsam, er textet niemanden zu mit theoretischen Abhandlungen über das Wesen der Politik. Aber er erweitert hier auch den Fokus, befragt nicht nur die Politprofis, sondern auch Akteure der Zivilgesellschaft wie den Pianisten Igor Levit. Er kommentiert die unwirkliche Stimmung in der Pandemie, gibt eine Deutung der Zeit aus der Sicht eines engagierten Künstlers. Auch eine der frühen Corona-Leugnerinnen kommt zu Wort – an ihr lässt sich ermessen, wie stark völlig neue gesellschaftliche Bewegungen das politische Geschehen zu beeinflussen vermögen. Und darüber hinaus, wie sehr sie sich aus dem Gefühl eines Misstrauens gegenüber etablierten Parteien speisen, in diesem Fall der CDU. Allerdings finden diese Gespräche zu einem Zeitpunkt statt, zu dem sich die Querdenker-Bewegung noch nicht in demselben Ausmaß radikalisiert hatte wie heute.
Die erste Erkenntnis des Buches ist, wie sehr das politische Geschehen sich aus den Parteizentralen und Parlamenten entfernt hat. Dazu tragen wesentlich die sozialen Medien bei, die einen Stil und ein Tempo vorgeben, auf die die Apparate nicht eingestellt sind. Das zeichnete sich länger ab, aber erst in diesem Bundestagswahlkampf etablierten sich die Plattformen des digitalen Austauschs als maßgebliche politische Bühne: Dass die CDU keine adäquate Antwort fand auf den Erfolg des Rezo-Videos, ist in dieser Lesart nicht nur eine Panne der Stabsstelle, sondern vielmehr schon ein wichtiger Moment in der politischen Entwicklung des Landes.
Ganz offenkundig hat die Regierungspartei manches verpasst. Der leise, erst nur in Haarrissen zu bemerkende, aber nun mit der Oppositionsrolle vollendete Kollaps der CDU bildet den dramatischen Kern des Buches. Zunächst – das Buch funktioniert hier wie ein privates Tagebuch, dem man fassungslos entnimmt, wie komisch man früher gedacht hat – ist an solch eine Entwicklung nicht zu denken, denn die Wetten, der Zeitgeist, die Expertenmeinung – alles rechnet mit einer schwarz-grünen Koalition. Wenn über den zukünftigen CDU-Chef spekuliert wird, der nach dem Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer ermittelt werden muss, ist immer davon die Rede, dass nun auch der potenzielle zukünftige Kanzler nominiert wird.
Vielleicht hängt es mit dieser Ewigkeitsannahme christdemokratischer Kanzlerschaft zusammen, aber heute ist es bestürzend zu lesen, mit welcher Naivität ein Politprofi wie Armin Laschet ins Wahljahr geht. Er hat keine Strategie für den Umgang mit Markus Söder und nicht die richtige für das Management der Pandemie, kein Projekt und keine überzeugende Botschaft. Die Ruhe, die er gerne ausstrahlen wollte, wurde als Leichtfertigkeit gedeutet und das unselige Kichern, das ihn während eines Besuchs mit dem Bundespräsidenten im Katastrophengebiet überkam, verstärkte diesen Eindruck auf nicht wieder zu korrigierende Art und Weise.
Laschet war nicht gut genug vorbereitet, aber der Niedergang der Union erscheint in diesem Buch in einer geradezu epischen Dimension, denn Stephan Lamby kann noch viel ältere Rückblenden einarbeiten. Er bringt Auszüge aus Gesprächen mit Helmut Kohl, in denen es um seinen Konflikt mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß ging. So kommt eine nachgerade tragische Dimension in die Erzählung, weil deutlich wird, dass der tiefe Konflikt im sogenannten bürgerlichen Lager nur schlummerte, während Angela Merkel einigermaßen fest im Sattel saß. Doch schon 2015 belastete Horst Seehofer das Verhältnis wegen der Flüchtlingspolitik, ohne eine strategische Alternative parat zu haben.
Weit davon entfernt, Angela Merkel als liberale Modernisierungsagentin einer konservativen Partei darzustellen, macht Lamby deutlich, dass sie allein den Laden zusammenhielt, all die Jahre. Ihr schrittweiser Rückzug, erst vom Parteivorsitz, dann vom Kanzleramt, stellt die Union vor unlösbare Probleme, denn längst sind sich die Milieus fremd geworden und das Personal durch die Jahre der Regierung in Krisenzeiten ausgepowert. Aber auch die Grünen überschätzen sich, während sie die interne Dynamik eines Bundestagswahlkampfs unterschätzen. Eine besonders komische Stelle ist jene, als Robert Habeck die Debatte um die Baerbock’sche Plagiatsaffäre kommentieren soll, es aber nicht möchte und sich mit dem Hinweis entschuldigt, er sei in jenen Tagen in Ferien und nicht erreichbar gewesen. Nur Lamby kann in solchen Augenblicken die Fassung bewahren, das Lachen unterdrücken und so hoffen, auch beim nächsten Wahlkampf wieder dabei sein zu dürfen.
Die Ampel entstand aus dem Chaos. Aber gerade durch diese Geschichte bildet sich auch ein inhaltlicher und stilistischer Kern des Projekts heraus. Nach all dem Theater mit der Union, den Skandalen wie der unsäglichen Maskenaffäre, mit der Politiker und Politikerinnen aus der Pandemie privaten Gewinn schöpfen wollten, dem innerparteilichen Dauerstreit und den unangenehmen Indiskretionen und Allianzen mit der Bild-Zeitung ergibt sich ein roter Faden: Es einigermaßen anständig machen. In einem zurückgenommenen, kühlen Stil gelingt Stephan Lamby ein Buch, das genau das hält, was andere nur versprechen, nämlich eine umfassende Erzählung unserer Gegenwart. Es ist eine politische Zustandsbeschreibung mit sparsamen Mitteln und der Hauptstadt-Roman, auf den alle gewartet haben.
Pannen statt Ideen – was verrät
der Wahlkampf über unsere
Gesellschaft und Gegenwart?
Wie ein altes Tagebuch führt die
Reportage vor Augen, wie
komisch man einmal gedacht hat
Stephan Lamby:
Entscheidungstage.
Hinter den Kulissen
des Machtwechsels.
C.H. Beck, München 2021. 382 Seiten, 22 Euro.
Der leise Kollaps: Armin Laschet (r.) und Angela Merkel beim Wahlkampfabschluss von CDU und CSU am 24. September in München.
Foto: Sven Hoppe/dpa
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"In einem zurückgenommenen, kühlen Stil gelingt Stephan Lamby ein Buch, das genau das hält, was andere nur versprechen, nämlich eine umfassende Erzählung unserer Gegenwart. Es ist eine politische Zustandsbeschreibung mit sparsamen Mitteln und der Hauptstadt-Roman, auf den alle warten."
SZ, Nils Minkmar

"Dieses Buch ist ein Gewinn für jeden, der sich für Politik interessiert."
Tagesspiegel, Hans Monath

"Die Ampelkoalition ist ein Novum in der deutschen Politik. Wie konnte es dazu kommen? Der Journalist Stephan Lamby hat den Wahlkampf 2021 hinter den Kulissen begleitet. Er traf sich wiederholt mit Laschet, Baerbock, Söder und Lindner, erlebte ihre Pannen und Wendepunkte hautnah mit. Die Chronik eines historischen Politikjahres."
DIE ZEIT ZDF DLF Bestenliste Januar 2022 (Platz 9)

"Ja, Politik kann spannend sein und es ist das Verdienst von Lamby, dies anschaulich zu vermitteln."
Das Parlament, Alexander Weinlein

"Blickt nicht nur auf äußerst spannende und lesenswerte Weise auf den zurückliegenden Wahlkampf zurück, sondern verweist auch auf die vor den politischen Akteuren liegenden Herausforderungen der kommenden Monate und Jahre."
Portal Politikwissenschaft, Michael Kolkmann

"Einer der besten Politikbeobachter Deutschlands"
RBB Radio Eins, Marco Seiffert

In seinem Buch 'Entscheidungstage' (...) taucht er tief ein in den Bundestagswahlkampf dieses Jahres. Man versteht danach vieles in der deutschen Politik besser."
Hannoversche Allgemeine Zeitung
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