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Was heißt es, eine Frau oder ein Mann, schwarz oder weiß zu sein? Hierauf geben feministische und antirassistische Theorien scheinbar widerstreitende Antworten: Während die einen diese Kategorien als sozial konstruiert begreifen, sofern unter sie zu fallen bedeutet, in bestimmten sozialen Beziehungen der Unterordnung zu stehen, denken andere sie als objektiv, sofern unter sie zu fallen für Menschen reale Konsequenzen zeitigt, denen sie sich schwer entziehen können. In dieser Sammlung bahnbrechender Aufsätze entwickelt die Philosophin Sally Haslanger eine sozialkonstruktionistische Theorie…mehr

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Produktbeschreibung
Was heißt es, eine Frau oder ein Mann, schwarz oder weiß zu sein? Hierauf geben feministische und antirassistische Theorien scheinbar widerstreitende Antworten: Während die einen diese Kategorien als sozial konstruiert begreifen, sofern unter sie zu fallen bedeutet, in bestimmten sozialen Beziehungen der Unterordnung zu stehen, denken andere sie als objektiv, sofern unter sie zu fallen für Menschen reale Konsequenzen zeitigt, denen sie sich schwer entziehen können. In dieser Sammlung bahnbrechender Aufsätze entwickelt die Philosophin Sally Haslanger eine sozialkonstruktionistische Theorie sozialer Arten, die diesen beiden Erfordernissen gleichermaßen Rechnung trägt.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Sally Haslanger ist Ford Professor of Philosophy am Massachusetts Institute of Technology.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Martin Hartmann liest die Aufsätze der Philosophin Sally Haslanger über Gendern und Rassismus und Ideologien mit großem Interessen. Anregend scheint ihm, wie Haslanger ihre Fragestellungen entwickelt, so etwa über ein Gespräch mit der eigenen Tochter über bauchfreie Tops. Der feministische Ansatz Haslangers steht laut Hartmann im Dienst der praktischen Überwindung sozialer Ungerechtigkeit, wobei sich die Autorin nicht mit der Ersetzung alter Begrifflichkeiten zufrieden gibt, sondern auf eine Veränderung unseres Verstehens abzielt, wie Hartmann erkennt. Die chronologische geordneten Aufsätze im Band lassen den Rezensenten am Erkenntnisprozess der Autorin teilhaben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2022

Sind bauchfreie Tops süß?
Die Philosophin Sally Haslanger entwirft eine feministische Erkenntnis- und Begriffstheorie

Will man wissen, worum es der am Massachusetts Institute of Technology in Boston lehrenden Philosophin Sally Haslanger in vielen Aufsätzen dieses Bandes geht, vergegenwärtige man sich folgende Situation: Eine Tochter fordert von ihrer Mutter vehement Geld für ein bauchfreies Top, das sie gern in der Schule tragen möchte. Die Mutter erlaubt zwar den Kauf eines Tops, aber nicht den eines bauchfreien, denn das sei zu freizügig. Die Tochter ist wütend: "Aber Mama, du liegst einfach falsch. Jeder weiß, dass bauchfreie Tops süß sind; und ich will kein Honk sein." Darauf die Mutter: "Es tut mir leid, Schatz, bauchfreie Tops sind nicht süß."

Wer hat recht? Und warum ist eine Antwort auf diese Frage wichtig? Unstrittig ist für Haslanger, dass bauchfreie Tops nicht an und für sich süß sind, also unabhängig von menschlicher Wertung. Andererseits dreht sich der Streit zwischen Mutter und Tochter aber auch nicht einfach um reine Geschmacksfragen. Haslanger zweifelt nicht daran, dass die Mutter in gewisser Weise recht hat und dass die Unterscheidung der Tochter zwischen den Süßen und den Honks auf einer Illusion beruht. Aber worin genau besteht diese Illusion, und warum sollte die Mutter besser in der Lage sein, sie zu durschauen, als die Tochter, die sicher besser vertraut ist mit der Welt der Jugendmode und ihren Trends und Codes? Haslanger, das ist wichtig, erkennt das auch an: In der Schulwelt der Tochter ist die Aussage, dass bauchfreie Tops süß sind, schlicht wahr. In dieser Welt sind sie süß und prägen das Verhalten der Schülerinnen.

Fast alle Fragen, die die hierzulande nur Insidern bekannte Philosophin Sally Haslanger umtreiben, lassen sich an diesem Beispiel veranschaulichen. Da ist zum einen die Frage nach einem Wissen, das zwar wahr ist, gleichzeitig aber doch auch falsch. Wie kann ein Wissen zugleich wahr und falsch sein? Mit dieser Frage verbunden ist schon eine zweite: Wer ist aus welchen Gründen berechtigt, Kritik an einem von anderen für wahr gehaltenen Wissen zu äußern? Wer kann etwa behaupten, ein bestimmtes Wissen repräsentiere den Einfluss einer schädlichen Ideologie? Das Beispiel mit den bauchfreien Tops steht in Haslangers Perspektive für ein strukturell verankertes Überzeugungssystem, das schon jungen Mädchen vorschreibt, "sexy" zu sein und damit einer eher männlichen Perspektive folgt. Die Mutter, so muss man Haslanger hier wohl lesen, versteht schlicht besser, dass manche Überzeugungen ihre Quelle in problematischen ideologischen Praktiken haben, und hat deswegen recht mit ihrer Kritik.

Der feministische Impuls dieser Überlegungen ist dabei natürlich nicht zufällig. Haslanger versteht sich explizit als feministische (und antirassistische) Autorin und stellt ihre anspruchsvolle und nicht immer leicht zu lesende Theoriearbeit in den Dienst einer praktischen Überwindung sozialer Ungerechtigkeit. Besonders deutlich wird das, wenn es um die sehr großen Fragen nach gender und race geht. "Gender und Race: (Was) Sind sie? (Was) Sollen sie sein?", so lautet ein Aufsatztitel in dem Band. Gerade die zweite Frage mag ungewöhnlich klingen. Fragen der Art "Was ist x?" sind typisch philosophische Fragen, und Haslanger diskutiert ausführlich verschiedene methodische Zugänge zu diesen Fragen. So gibt es nicht wenige Autoren, die in einem ontologischen Sinn daran zweifeln, dass es Dinge gibt, auf die alle Eigenschaften zutreffen, die wir gemeinhin mit Begriffen wie "Mann" oder "Frau" oder gar mit der Unterscheidung verschiedener "races" bezeichnen. Unsere Begriffe, so die Annahme, irren sich, sie suggerieren eine natürliche Basis unserer Unterscheidungen, wo keine natürliche Basis ist.

Soll man deswegen die alten Unterscheidungen fallen lassen und nach alternativen begrifflichen Unterscheidungen suchen? Die kontroversen Dispute zu dieser Frage sind bekannt. Haslangers Antwort mag da überraschen: Die alten Begriffe sollen nicht einfach durch neue abgelöst werden - so wie etwa Anthony Appiah den Begriff "race", der in seinen Augen keinen natürlichen Typ bezeichnet, durch den Begriff "race-Identität" ersetzt -, aber wir sollten sie anders verstehen, wir sollten unsere Begriffe im Lichte emanzipatorischer Interessen verbessern, weswegen sie ihren begrifflichen Ansatz gelegentlich "ameliorativ" nennt. Wenn wir etwa sex und gender unterscheiden, so um zu verdeutlichen, "dass sich männliche und weibliche Menschen . . . nicht nur physisch, sondern auch systematisch in Hinblick auf ihre soziale Stellung unterscheiden". Der Begriff gender bezeichnet also nicht nur das "soziale Geschlecht", das wir aufgrund von Erziehung und Sozialisation angenommen haben, er bezeichnet auch die Tatsache, dass in vielen gesellschaftlichen Kontexten Frauen gegenüber Männern benachteiligt werden. Und der Verweis auf das biologische Geschlecht, sex, dient oft als biologisierende Rechtfertigung für die Ungleichbehandlung.

So gewendet, kann man an der Unterscheidung von sex und gender festhalten, sie hilft, sich kritisch auf soziale Zusammenhänge zu beziehen. Mit "Mann" meinen wir dann ein gegenüber Frauen oftmals privilegiertes Wesen, mit "Frau" ein gegenüber Männern oftmals benachteiligtes Wesen. Haslanger ist sich natürlich darüber im Klaren, dass diese Aussagen angreifbar sind, denn es gibt, je nach Kontext, privilegierte Frauen und benachteiligte Männer. Ihr Vorschlag zielt auf typische "Muster" und eingefleischte "Strukturen". Klar ist aber auch, dass die von ihr vorgeschlagene Begriffsverwendung darauf zielt, dass es "eines Tages" keine Frauen und Männer mehr gibt, die Radikalität dieses Gedankens sollte nicht verkürzt werden. Gleichzeitig gilt, dass das ameliorative Projekt biologische Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern zulässt, wenn sich beispielsweise zeigt, dass medizinische Behandlungen, die auf männliche Organismen zugeschnitten sind, schädliche Effekte auf weibliche Organismen haben. Begriffliche Unterscheidungen sollen uns helfen, sie sollen uns nicht einschnürend ein für alle Mal festlegen.

Kommen wir auf die bauchfreien Tops zurück: Kann es im Lichte dieser Überlegungen eine Ebene geben, auf der sich Mutter und Tochter treffen und von der aus die Tochter erkennen kann, dass die Mutter recht hat? Haslanger probiert über die Jahre verschiedene Antworten auf diese Frage, aber die chronologisch gereihten Aufsätze verraten eine Entwicklung. Im letzten Aufsatz des Bandes, "Rassismus, Ideologie und soziale Bewegungen", geht sie davon aus, dass Ideologien nicht nur aus Überzeugungen bestehen, sondern sie schaffen eine Praxis, prägen Verhalten, gestalten Räume und steuern Wahrnehmungen. Sie zu brechen ist folglich mühevolle Arbeit, die nicht nur im Seminarraum oder in Wohn- und Klassenzimmern zu leisten ist. Für die Mutter dürfte es also schwer werden, selbst wenn die Tochter einsieht, dass ihre Argumente als Argumente gut sind. Eine Ideologie, so heißt es bündig, ist eine "Kulturtechnik", wer sie ändern will, muss eine Kultur ändern. Das ist ernüchternd, aber Haslanger wäre inkonsequent, wenn sie ihren philosophischen Ansatz nicht von problematischen Illusionen frei halten wollte. MARTIN HARTMANN

Sally Haslanger: "Der Wirklichkeit widerstehen". Soziale Konstruktion und Sozialkritik.

Hrsg. und mit einem Nachwort von Daniel James. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 283 S., br., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Wer sich ... durch die gegenwärtige Debatte um Wahrheit, Relativismus und Identitätspolitik nicht blind prügeln will wie durch einen stumpfen Kulturkampf, der kommt an ihrem Werk nicht vorbei.« Lars Weisbrod DIE ZEIT 20220120